Diese Arbeit behandelt das Thema Feuchteschutz im Wohnungsbau. Die häufigsten Schäden an Gebäuden werden durch Feuchtigkeitseinwirkung hervorgerufen. Feuchtigkeit kann auf unterschiedliche Weise entstehen und in die Konstruktion eindringen. So sind die über der Erdoberfläche liegenden Bauteile permanent der Witterung ausgesetzt. Ob Sonne und Wärme, Schnee und Kälte, Regen oder Wind, die äußeren Bauteile müssen eine hohe Beständigkeit gegen die unterschiedlichsten Wettereinflüsse aufweisen.
Unterirdische Bauteile hingegen müssen sich dem Eindringen der Bodenfeuchte widersetzen können. Doch auch im Inneren des Gebäudes entsteht Feuchtigkeit, insbesondere durch die Nutzung der Bewohner. Feuchtigkeit kann nicht nur geringe optische Mängel wie beispielsweise Verfärbungen verursachen, sondern auch zu erheblichen Bauschäden führen. Dabei kann sogar die Stabilität des gesamten Bauwerks gefährdet werden.
Um etwaige Schäden an Wohngebäuden zu verhindern, benötigen Bauwerke einen bewährten Feuchteschutz. Die Anforderungen und Hinweise für die Planung und Ausführung geeigneter Maßnahmen sind in verschiedenen Normen und Richtlinien aufgeführt. Da Immobilien eine gewisse Heterogenität aufweisen, ist es nicht möglich pauschale Empfehlungen für feuchteschutztechnische Maßnahmen zu treffen. Die individuellen Gegebenheiten müssen bei der Auswahl der klimatischen beziehungsweise konstruktiven Maßnahmen entsprechend berücksichtigt werden, um einen hinreichenden Schutz vor Feuchtigkeit sicherzustellen.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition der physikalischen und feuchteschutztechnischen Grundbegriffe
2.1 Luft und Wasserdampf
2.1.1 Wasserdampfdiffusion
2.1.2 Wasserdampfdiffusionswiderstand
2.2 Relative Luftfeuchte
2.3 Taupunkt
2.4 Konstruktiver Feuchteschutz
2.5 Klimatischer Feuchteschutz
3. Gründe für die Notwendigkeit von Feuchteschutz
3.1 Umwelteinflüsse
3.2 Nutzerverhalten
3.3 Gebäudeschäden
4. Normen und Stabdards
4.1 DIN 4108-3
4.2 DIN 18195 und Normengruppe DIN 18531-18535
4.3 DIN 4095
5. Baukonstruktive Maßnahmen an unterschiedlichen Gebäudeteilen
5.1 Schutz von Dächern und Fassaden
5.2 Schutz von erdberührten Bauteilen
5.3 Schutz von Bauteiloberflächen und dem Bauteilinnern
6. Praxisbeispiel: Abdichtung erdberührter Bauteile eines Wohngebäudes
7. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Mögliche Einwirkungen von Feuchtigkeit auf Gebäude
Abbildung 2: (links) Schimmelbefall
Abbildung 3: (mitte) Von einem holzzerstörenden Pilz angegriffener Deckenaufbau
Abbildung 4: (rechts) Ausblühungen und Schimmelbefall
Abbildung 5: Strukturübersicht Normenreihe 18531-18535
Abbildung 6: Abdichtung erdberührter Bauteile eines Wohngebäudes in Bochum
1. Einleitung
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit den Anforderungen und der baukonstruktiven Umsetzung des Feuchteschutzes im Wohnungsbau Die häufigsten Schäden an Gebäuden werden durch Feuchtigkeitseinwirkung hervorgerufen. Feuchtigkeit kann auf unterschiedliche Weise entstehen und in die Konstruktion eindringen. So sind die über der Erdoberfläche liegenden Bauteile permanent der Witterung ausgesetzt. Ob Sonne und Wärme, Schnee und Kälte, Regen oder Wind, die äußeren Bauteile müssen eine hohe Beständigkeit gegen die unterschiedlichsten Wettereinflüsse aufweisen. Unterirdische Bauteile hingegen müssen sich dem Eindringen der Bodenfeuchte widersetzen können. Doch auch im Inneren des Gebäudes entsteht Feuchtigkeit, insbesondere durch die Nutzung der Bewohner. Feuchtigkeit kann nicht nur geringe optische Mängel wie z. B. Verfärbungen verursachen, sondern auch zu erheblichen Bauschäden führen. Dabei kann sogar die Stabilität des gesamten Bauwerks gefährdet werden. Um etwaige Schäden an Wohngebäuden zu verhindern, benötigen Bauwerke einen bewährten Feuchteschutz. Die Anforderungen und Hinweise für die Planung und Ausführung geeigneter Maßnahmen sind in verschiedenen Normen und Richtlinien aufgeführt. Da Immobilien eine gewisse Heterogenität aufweisen, ist es nicht möglich pauschale Empfehlungen für feuchteschutztechnische Maßnahmen zu treffen. Die individuellen Gegebenheiten müssen bei der Auswahl der klimatischen bzw. konstruktiven Maßnahmen entsprechend berücksichtigt werden, um einen hinreichenden Schutz vor Feuchtigkeit sicherzustellen Das Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit ist es, dem Leser einen Einblick in die Anforderungen an den Feuchteschutz im Wohnungsbau zu verschaffen sowie einige baukonstruktive Maßnahmen aufzuzeigen, die das Gebäude vor Feuchtigkeit schützen. Zudem soll die Notwendigkeit des Feuchteschutzes im Wohnungsbau herausgestellt werden.
Um ein Verständnis für die Entstehung von Feuchtigkeit zu erlangen, werden zunächst die grundlegenden physikalischen und feuchteschutztechnischen Grundbegriffe definiert. Im Anschluss werden die Einflüsse auf Baukonstruktionen sowie die daraus möglichen resultierenden Schäden aufgezeigt, um die Unerlässlichkeit eines ausreichenden Feuchteschutzes zu unterstreichen. Die zentralen Normen und Richtlinien des Feuchteschutzes werden in Kapitel vier ausführlich erläutert. Zunächst werden die Anforderungen an den klimabedingten Feuchteschutz dargestellt, durch welchen die Bildung von Tauwasser vermieden werden soll. Ferner wird auf eine Normenreihe näher Bezug genommen, welche die Anforderungen an die Abdichtung von Bauteilen gegen Feuchtigkeit regelt. Diese umfasst fünf unterschiedliche Normen, die zwischen der Abdichtung verschiedener Gebäudeteile differenzieren. Der letzte Teil des Kapitels enthält eine abgekürzte Darstellung einer weiteren Norm, die die Anforderungen an Dränagesysteme darlegt. Hiernach folgen exemplarische bautechnische Maßnahmen an ausgewählten Gebäudeteilen. Anschließend erfolgt eine kurze Darstellung eines Wohngebäudes, bei welchem die Abdichtung erdberührter Bauteile vorgenommen und bildlich dokumentiert worden ist. Letztlich wird die Hausarbeit durch eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse in Form eines Fazits abgeschlossen.
2. Definition der physikalischen und feuchteschutztechnischen Grundbegriffe
Nachfolgend werden die elementaren physikalischen und feuchteschutztechnischen Grundbegriffe definiert. Die Erläuterung der Begriffe dient dem Verständnis für die im weiteren Verlauf der Arbeit beschriebenen Vorgänge und technischen Maßnahmen.
2.1 Luft und Wasserdampf
Die Erdatmosphäre besteht aus verschiedenen Gasen. Die Hauptbestandteile der trockenen Luft sind Stickstoff, Sauerstoff, Edelgase sowie Kohlenstoffdioxid. Feuchte Luft besteht aus trockener Luft und Wasserdampf. Wasserdampf ist die Bezeichnung für gasförmiges Wasser, welches in diesem Aggregatzustand unsichtbar ist. Verhältnismäßig ist der Wasserdampfanteil in der Luft, gemessen an den Stickstoff- und Sauerstoffanteilen, eher gering. Während Stickstoff und Sauerstoff zusammen einen Anteil von 99,01 % verzeichnen, bewegt sich der Anteil von Wasserstoff zwischen 0,00 und 4,00 %.1
2.1.1 Wasserdampfdiffusion
Der variierende Wasserdampfgehalt der Luft kann gemessen werden. Der Wasserdampfanteil wirkt sich auf die Höhe des Wasserdampfdrucks aus. Dieser wird größer, je höher der absolute Wasserdampfgehalt ist.2 Der Wasserdampfdruck ist bei einer relativen Luftfeuchte von 100,00 % am höchsten. Dieser Dampfdruck wird dann als Wasserdampfsättigungsdruck bezeichnet.3 Da der Wasserdampf immerzu in Richtung des Dampfdruckgefälles und damit in Richtung geringerer Konzentration steuert, entsteht ein Bewegungsvorgang. Die Wanderung des Wasserdampfes und die Vermischung der Dampfmoleküle nennt sich Wasserdampfdiffusion.4
2.1.2 Wasserdampfdiffusionswiderstand
Der vorbezeichnete Prozess geschieht auch durch Baustoffe hindurch. Möglich wird dies durch die äußerst kleine Größe der Wassermoleküle. Mit einer Größe von 0,3 mm versuchen sie durch die Stoffe durchzudringen. Diese leisten je nach Dichte mehr oder weniger Widerstand gegen den Diffusionsvorgang.5
2.2 Relative Luftfeuchte
Die Luft enthält, wie erwähnt, Wasserdampf. Sie kann jedoch nicht unendlich viel Wasserdampf aufnehmen. Mit steigender Lufttemperatur erhöht sich die Aufnahmefähigkeit aber. Der maximale Wasserdampfgehalt der Luft nennt sich Sättigungsgehalt. Die relative Luftfeuchte drückt den Wassergehalt der Luft aus, wobei das Wort „relativ“ in diesem Zusammenhang die Verhältnismäßigkeit der tatsächlich in der Luft befindlichen Wassermenge im Vergleich zur maximal möglichen Wasseraufnahme beschreibt.6
2.3 Taupunkt
Steigt die Temperatur feuchter Luft bei gleichbleibendem Wasserdampfgehalt, nimmt die relative Luftfeuchte ab. Bei sinkender Temperatur ist ein gegenteiliger Hergang zu beobachten. Kühlt die Luft weiter ab wird schließlich die maximale Luftfeuchte erreicht.7 Bei fortwährender Abkühlung ist es der feuchten Luft ab einer gewissen Temperatur nicht mehr möglich, den Wasserdampf weiterhin in gasförmigem Zustand zu halten.8 Der Wasserdampf wird dann in Form von Nebel, auf kalten Gegenständen in Form von Tauwasser, ausgefällt. Die Temperatur, bei der dieser Vorgang geschieht, wird auch als Taupunkt be- zeichnet.9
2.4 Konstruktiver Feuchteschutz
Der konstruktive Feuchteschutz beschreibt die Fernhaltung der Feuchte von der Konstruktion mit Hilfe geeigneter Maßnahmen. Der Schutz vor Wasser wird durch eine an die Umgebung angepasste Planung und Bauweise ermöglicht. Entsprechend der Witterungsbeanspruchung ausgerichtete Gebäudeseiten, weite Dachüberstände oder Entwässerungsanlagen sind nur einige der vielen Möglichkeiten, um die Konstruktion vor einer Feuchteeinwirkung zu bewahren. Da mit Hilfe der möglichen Maßnahmen fast nie ein vollumfänglicher Schutz realisierbar ist, befasst sich der konstruktive Feuchteschutz darüber hinaus mit Detaillösungen und der Auswahl geeigneter Materialien. Hierzu zählen etwa Abdichtungsmaßnahmen oder wasserabweisende Putze und Beschichtungen.10
2.5 Klimatischer Feuchteschutz
Der klimatische Feuchteschutz umfasst Maßnahmen, die zum Ziel haben eine erhöhte Feuchtigkeitsbildung durch Beregnung und Tauwasser zu vermeiden. Dadurch sollen Schäden am Gebäude verhindert werden. Die Regelungen zum klimabedingten Feuchteschutz, welche die Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hinweise für die Planung und Ausführung beinhalten, sind in der DIN 4108 geregelt.11 Nähere Ausführungen zur DIN 4108 folgen in Kapitel 4.1.
3. Gründe für die Notwendigkeit von Feuchteschutz
Gebäude sind einer Vielzahl von Einflüssen ausgesetzt. Während Umwelteinflüsse von außen auf das Gebäude einwirken, verursachen die Bewohner der Gebäude innerhalb des Bauwerks ebenfalls die Entstehung von Feuchtigkeit. Die dadurch möglichen entstehenden Schäden reichen von geringem Schimmelbefall bis hin zur kompletten Zerstörung des Gebäudes, je nachdem wie viel Feuchtigkeit in die Konstruktion gelangt.
3.1 Umwelteinflüsse
Feuchtigkeit kann auf unterschiedliche Weise von außen in das Bauwerk gelangen. Die nachfolgende Grafik gibt einen Überblick über die verschiedenen Umwelteinflüsse, von denen im Anschluss einige präzisiert werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Mögliche Einwirkungen von Feuchtigkeit auf Gebäude12
Eine der Hauptursachen für die Eindringung von Feuchtigkeit in das Bauwerk ist Regenwasser. Dieses kann zum Beispiel durch beschädigte Dächer oder Balkone in das Gebäudeinnere eindringen.12 13 Besonders Schlagregen, welcher durch den Einfluss von Wind aus seiner lotrechten Fallrichtung gebracht wird und somit auch auf senkrechte Gebäudeflächen, wie Hauswände eintreffen kann, ist im Stande Feuchteschäden zu verursachen. Dies kann zum einen durch defekte Stellen oder Fugen geschehen, jedoch auch durch das Aufsaugen des Wassers durch die Fassade. Denn viele Baustoffe saugen das Wasser über die Kapillarporen auf. Dieser Vorgang wird durch die Einwirkung von Wind zusätzlich verstärkt.14
Bodenfeuchtigkeit, welche aufgrund von Oberflächenwasser oder Grundwasser im Erdreich vorhanden ist, kann ebenfalls von Gebäudeteilen angesaugt werden.15 Ist für keine ausreichende Schutzmaßnahme gesorgt worden, kann dies zu folgenreichen Durchfeuchtungen führen.16 Über sogenannte Kapillarleitungen kann Wasser aus dem Erdreich entgegen der Schwerkraft nach oben durch das Gebäude geleitet werden. Bei den Kapillarleitungen handelt sich um röhrenartige, feine Poren in Baustoffen. Steigt die Feuchtigkeit aus dem Erdreich im Mauerwerk hoch und fehlen zusätzlich notwendige Sperrmaßnahmen, ist es möglich, dass das Wasser lösliche Salze mit sich führt und dies zur Entstehung von Ausblühungen führt. Ist das Gebäude zudem nicht ausreichend gegen Schlagregen ge- schützt, kann durch die Kapillarleitung Feuchtigkeit in das Innere von Außenwandkonstruktionen gelangen.17
Tauwasser kann sich sowohl auf Bauteiloberflächen als auch im Inneren von Bauteilen bilden. Zur Entstehung von Tauwasser auf Bauteiloberflächen kommt es, wenn die Oberflächentemperatur der Bauteile geringer ist als der Taupunkt der Raumluft. Dies kann bedingt sein durch eine unzureichende Wärmedämmung z. B. an Wärmebrücken, durch eine hohe relative Luftfeuchtigkeit z. B. aufgrund ungenügender Lüftung, durch suboptimale Wärmeübergangsverhältnisse infolge geringer Luftbewegung z. B. hinter Möbelstücken oder durch schnelle Beheizung ausgekühlter Räume und dadurch langsame Erwärmung von Wand- und Deckenoberflächen.18 Gelangt der Wasserdampf mittels Diffusion durch ein Bauteil hindurch, nimmt die relative Luftfeuchte und somit der Wasserdampfteildruck mit sinkender Temperatur in der Wand zu. Sobald der Wasserdampfsättigungsdruck erreicht ist, kondensiert der Wasserdampf zu Wasser. Dies verursacht eine Innendurchfeuchtung des Bauteils.19
3.2 Nutzerverhalten
Abgesehen von den äußeren Umwelteinflüssen kann Feuchtigkeit auch nutzungsbedingt in das Bauwerk dringen. Durch die Nutzung der Räume entsteht in Gebäuden die sogenannte Wohnfeuchte. Menschen, Tiere und Pflanzen geben Wasser an die Luft im Raum ab. Größere Feuchtemengen entstehen durch Aktivitäten die einen Umgang mit Wasser erfordern, wie z. B. Kochen, Backen, Duschen oder Baden. Kühlt die Luft im Raum ab, kondensiert der Wasserdampf an den kalten Bauteilinnenflächen.20 Ein Vierpersonenhaushalt erzeugt etwa 10 Liter Wasser pro Tag.21 Die Atmung eines ruhenden Menschen verursacht eine Wasserproduktion von ca. 0,1 Liter pro Stunde. Während der Schlafphase wird sogar ca. 1,0 Liter Wasser pro Person abgegeben. Die Wasserproduktion für ein Duschoder Wannenbad liegt zwischen ca. 1,0 und 1,5 Liter. Aktivitäten wie Kochen oder Wäsche trocknen verursachen eine Wasserproduktion von ca. 0,4 Liter bis 3,0 Liter. Selbst Zimmerpflanzen produzieren ca. 0,5-1,0 Liter Wasser pro Tag, was verdeutlicht, wie sehr die Höhe der Feuchtigkeitsentstehung variieren kann.22
3.3 Gebäudeschäden
Wie wichtig ausreichender Feuchteschutz ist, unterstreichen die möglich auftretenden Schäden und die daraus resultierenden Folgen. Anhaltende Feuchte kann Schimmel- und Pilzbefall verursachen. Schimmel- und Pilzbefall stellt nicht bloß ein optisches Problem dar. Die Pilzsporen können Krankheiten und Allergien bei den Bewohnern auslösen und gelten somit als gesundheitsschädigend. Zusätzlich können sie den Nutzwert der Wohnfläche mindern.23 Für die Entstehung von den meisten bei uns vorkommenden Schimmelpil- zen reicht oft schon eine relative Luftfeuchtigkeit von 80,0 % auf der Bauteiloberfläche aus.24 Wasserlösliche Salze können chemisch angreifend wirken und die Entstehung von Ausblühungen verschulden. Außerdem kann Feuchtigkeit Verrottung, Fäulnis und Korrosion bei Bauteilen auslösen und diese sogar gänzlich zerstören. Des Weiteren kann die Wärmedämmfähigkeit des Gebäudes sinken, wenn sich die Baustoffporen mit Wasser fül- len.25 Grund dafür ist, dass Wasser Wärme besser leitet. Deshalb ist in diesem Kontext zu erwähnen, dass Feuchteschutz und Wärmeschutz nicht getrennt voneinander zu sehen sind, da gegenseitige Wechselwirkungen existieren.26 Der Schutz des Gebäudes muss deshalb als eine Kopplung zwischen Feuchte- und Wärmeschutz angesehen werden.27 Friert das abgelagerte Wasser in den Gebäudeteilen zu Eis, kann dies zu Gefügesprengungen führen.28 29 30 31 Die nachfolgenden Bilder verdeutlichen welche gewaltigen Schäden Feuchtigkeit herbeiführen kann.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: (links) Schimmelbefall29
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: (mitte) Von einem holzzerstörenden Pilz angegriffener Deckenaufbau30
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: (rechts) Ausblühungen und Schimmelbefall31
4. Normen und Standards
Aus unterschiedlichen Normen und Regelwerken lassen sich Empfehlungen für die Planung und Ausführung von feuchteschutztechnischen Maßnahmen ableiten. Die zentralen Normen werden nachfolgend detailliert dargestellt.
4.1 DIN 4108-3
Die Grundlage für die Planung und Ausführung des klimabedingten Feuchteschutzes bildet die im Oktober 2018 novellierte DIN 4108-3. Sie trifft Festlegungen über Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hinweise. Durch Einhaltung dieser Vorgaben, soll die Tauwas- serbildung innerhalb eines Bauteils vermieden werden.32 Da die DIN 4108 bauaufsichtlich eingeführt wurde, müssen die aus ihr hervorgehenden Vorgaben zwingend eingehalten werden.33 Über die Befolgung ist zusammen mit dem Bauantrag ein Nachweis einzureichen. Es ist zu belegen, dass die geplante Baukonstruktion tauwasserfrei ist bzw., dass das mit Hilfe von Berechnungen erwartete Tauwasser in einem bestimmten Zeitraum wieder verdunsten kann, um zukünftige Bauschäden auszuschließen. Die DIN 4108-3 schreibt zu diesem Zweck ein dreistufiges Nachweissystem vor. Zunächst ist es möglich, eine nachweisfreie Konstruktion zu wählen. Die DIN 4108-3 enthält eine Übersicht dieser in Form zeichnerischer Beispiele. Nachweisfreie Konstruktionen sind z. B. belüftete und unbelüftete Dachaufbauten . Wenn das geplante Dach die vorgegebenen Eigenschaften eines angegebenen Beispiels aufweist, genügt ein Hinweis hierüber. Fällt die Konstruktion nicht unter ein nachweisfreies Gebilde, ist die Tauwasserfreiheit mit Hilfe des Glaser-Verfahrens, einem Bilanzperiodenverfahren, zu bestätigen. Sollte dieses nicht anwendbar sein, da es sich um einen Sonderfall handelt, muss die hygrothermische Simulation ersatzweise angewandt werden. Als Sonderfälle werden unter Punkt 5.2.1 der DIN 4108-3 z. B. erdberührte Bauteile, Bauteile zu nicht beheizten Räumen bzw. Kellern oder begrünte und bekieste Dachflächen bezeichnet. Sollte durch die Berechnungen ein rechnerischer Tauwasserausfall konstatiert werden, bedeutet dies aber nicht zwangsweise, dass die Konstruktion unzulässig ist. Die DIN-4108-3 unterscheidet respektive vier Fälle. Zunächst ist es möglich, dass keine Tauwasserbildung auftritt, dies ist sodann anzugeben. Es kann jedoch auch an mehreren Stellen Tauwasser auftreten. Diesfalls müssen die Wassermassen, die an den Schichtgrenzen auftreten einzeln und in Summe angezeigt werden. Es ist zusätzlich zu überprüfen, ob die Anforderungen nach Satz 5.2.2 erfüllt werden. Denkbar ist auch, dass der Tauwasserausfall nur in einem Bereich vorkommt. Folglich wird wie in der vorigen Variante agiert. Letztlich ist bei Tauwasserausfall an mehreren Stellen entsprechend nach Satz 5.2.2.b zu handeln. Wird also ein Tauwasserausfall festgestellt, Satz 5.2.2 jedoch eingehalten, ist die Konstruktion diffusionstechnisch als zulässig zu bewerten. DIN 4108-3 gibt ebenfalls unbedenkliche Bauteilkonstruktionen an, welche jedoch über einen ausreichenden Wärmeschutz verfügen müssen, sowie luftdicht eingebaut sein sollten und nicht an klimatisierte Räume grenzen dürfen. Zudem ist die Norm DIN 68800-2 (Holzschutz - Teil 2: Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau) zu berücksichtigen.34
4.2 DIN 18195 und Normengruppe DIN 18531-18535
Die DIN 18195 regelte bis Juli 2017 die Abdichtung von Bauteilen gegen Feuchtigkeit. Seit der Neufassung wurde diese fast vollständig durch die Normenreihe DIN 18531-18535 ersetzt und legt nun lediglich Begriffsdefinitionen für die Einzelnormen fest. Die Normenreihe gilt sowohl für Neu- als auch für Bestandsbauten.35
Die DIN 18531 befasst sich mit der Abdichtung von genutzten und ungenutzten Dächern sowie der Abdichtung von Balkonen, Loggien und Laubengängen z. B. gegen Niederschlagswasser. Die Norm bestimmt zunächst die Anforderungs-, Planungs- und Ausführungsgrundsätze von Dachabdichtungen. Erwähnenswert ist, dass dabei vier verschiedene Einwirkungskriterien festgelegt werden, die zwischen hohen und mäßigen mechanischen und thermischen Einwirkungen unterscheiden, da Dachabdichtungen verschiedenen Beanspruchungen ausgesetzt sind. Dabei gelten z. B. Dachflächen, die mit keinem oder lediglich einem leichten Oberflächenschutz ausgestattet sind, als hoch thermisch beansprucht. Ferner weist die Norm auf die einzusetzenden Stoffe bzw. Bahnen hin, welche nach Eigenschaftsklassen unterschieden werden, bei welchen ebenfalls der thermische und der mechanische Widerstand bei hoher bzw. mäßiger Einwirkung auf die Abdichtung relevant ist. Teil drei der Norm behandelt die Auswahl, Ausführung und Details der Abdichtungsstoffe. Dabei wird die Qualität der Dachbahnen passend zu den Anwendungsklassen festgelegt, wobei hier nach der Standardausführung und der höherwertigen Ausführung differenziert wird. Der vorletzte Teil der Norm legt die Maßnahmen der Instandhaltung und Sanierung von Dachabdichtungen bzw. Flachdächern und deren Erneuerung fest. Teil fünf der DIN 18531 beschäftigt sich mit der Abdichtung von Balkonen, Loggien und Laubengängen.36
Die DIN-Norm 18532 regelt die Anforderungen an die Abdichtung von befahrbaren Verkehrsflächen aus Beton wie z. B. Parkdecks oder Zufahrtsrampen und besteht aus sechs Teilen, auf die aber im Rahmen dieser Hausarbeit nicht näher eingegangen wird. Es kann jedoch festgehalten werden, dass die DIN 18532 für die Planung, Ausführung und Instandhaltung von Abdichtungen mit Polymerbitumen-, Kunststoff- und Elastomerbahnen, Gussasphalt oder flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen gilt.37
[...]
1 Vgl. Willems, W. M.; Schild, K.; Stricker, D. (2018): Feuchteschutz. Wiesbaden, S. 37.
2 Vgl. Lohmeyer, G.; Post, M. (2013): Praktische Bauphysik, 8., vollst. aktualisierte Aufl., Wiesbaden, S. 289.
3 Vgl. Bounin, K.; Graf, W.; Schulz, P. (2010): Schallschutz, Wärmeschutz, Feuchteschutz, Brandschutz, [9. Aufl.], vollst. überarb. Neuausg, München, S. 330.
4 Vgl. Lohmeyer; Post (2013): Praktische Bauphysik, S. 289.
5 Vgl. ebd. S. 290.
6 Vgl. ebd. S. 278-279.
7 Vgl. Bounin; Graf; Schulz (2010): Schallschutz, Wärmeschutz, Feuchteschutz, Brandschutz, S. 329.
8 Vgl. Lohmeyer; Post (2013): Praktische Bauphysik, S. 280.
9 Vgl. Bounin; Graf; Schulz (2010): Schallschutz, Wärmeschutz, Feuchteschutz, Brandschutz, S. 329.
10 Vgl. Dinse, H. u.a. (2017): Sanierung von Fassaden, Putzen, Fugen. Wiesbaden, S. 43-44.
11 Vgl. Tichelmann, K. U.; Pfau, K. J. (2000): Entwicklungswandel Wohnungsbau: Neue Gebäudekonzepte in Trocken- und Leichtbauweise. Wiesbaden, S. 58.
12 Bogusch, N.; Duzia, T. (2012): Basiswissen Bauphysik. Stuttgart, S. 135.
13 Vgl. Lohmeyer; Post (2013): Praktische Bauphysik, S. 275.
14 Vgl. Willems; Schild; Stricker (2018): Feuchteschutz, S. 83.
15 Vgl. Lohmeyer; Post (2013): Praktische Bauphysik, S. 275.
16 Vgl. ebd. S. 339.
17 Vgl. Willems; Schild; Stricker (2018): Feuchteschutz, S. 79-80.
18 Vgl. Bounin; Graf; Schulz (2010): Schallschutz, Wärmeschutz, Feuchteschutz, Brandschutz, S. 334.
19 Vgl. ebd. S. 338.
20 Vgl. Lohmeyer; Post (2013): Praktische Bauphysik, S. 275.
21 Vgl. Schulze Darup, B.: Energetische Gebäudesanierung mit Faktor 10, Osnabrück, Stand: 07.2010, S. 10.
22 Vgl. Bieberstein, H. / Schmiedtke, D. (Hrsg.) (1995): Schimmelpilz in Wohnräumen, 3., überarb. Aufl., Stuttgart, S. 26-27.
23 Vgl. Lohmeyer; Post (2013): Praktische Bauphysik, 276.
24 Vgl. Bogusch; Duzia (2012): Basiswissen Bauphysik, S. 128.
25 Vgl. Lohmeyer; Post (2013): Praktische Bauphysik, S. 276.
26 Vgl. o.V.: Gebäudedämmung, Dresden, Stand: 11.2017, http://www.saena.de/ download/Broschueren/ BB_Gebaeudedaemmung.pdf, S. 7.
27 Vgl. Hölzen, F.-J. (2016): Kein Wärmeschutz ohne Feuchteschutz, 2., durchgesehene Auflage, Stuttgart, S. 11-12.
28 Vgl. Lohmeyer; Post (2013): Praktische Bauphysik, S. 276.
29 Tewinkel, S. (2016): Feuchtigkeits- und Schimmelschäden, Freiburg, S. 49.
30 ebd. S. 28.
31 ebd. S. 35.
32 Vgl. Halffter, D. (2019): Die wichtigsten Änderungen der DIN 4108-3:2018-10: EnEV Baupraxis - Fachmagazin für energieeffiziente Neu- und Bestandsbauten, 7. Jg. (45).
33 Vgl. o.V.: Anforderungen und Ziele des Feuchteschutzes, o.O., Stand: 21.01.2020, https://www.baunetzwissen.de/bauphysik/fachwissen/feuchteschutz/anforderungen-und-ziele-des-feuchteschutzes-4380357, Letzter Zugriff 21.01.2020.
34 Vgl. Halffter (2019): Die wichtigsten Änderungen der DIN 4108-3:2018-10.
35 Vgl. Schmidt, P. (2019): Augenmerk auf Bauphysik und Abdichtung: EnEV Baupraxis - Fachmagazin für energieeffiziente Neu- und Bestandsbauten, 9. Jg. (47).
36 Vgl. o.V. (2018): WOLFIN Ratgeber, Wächtersbach, S. 25-31.
37 Vgl. ebd. S. 128.
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