Die Aufklärung in der deutschen Literatur
I. Definition
Immanuel Kant definierte die Aufklärung folgendermaßen: "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen." (Immanuel Kant, "Was ist Aufklärung?" 1784)
Heute definieren wir den Begriff durch die Grundidee: Alle Dinge und Lebensverhältnisse (Kunst, Wissenschaft, Religion, Staat, etc) werden durch den Verstandüberprüft. Die Grundlage dieser Weltvorstellung ist erstens das voraussetzungslose Denken in der Philosophie, d.h. dass sich die Fragen nach der Welt und nach Gott nicht mehr danach richten, was in der Bibel steht oder von den Kirchenvätern gelehrt wird, zweitens die Internationalität, also der geistige Austausch zwischen den Kulturnationen, so dass sich die Gelehrten und Künstler gegenseitig inspirierten, in einem regen Briefwechsel und Austausch von Druckwerken eine wahrhaft internationale Kommunikation herstellten. dass jeder Gebildete Latein und Französisch beherrschte, kam diesem zugute. Drittens erwächst aus den Denkbewegungen der Aufklärung die Absicht, die Öffentlichkeit zu unterrichten und zu belehren und damit weite Kreise zu erreichen. Somit kommt es zu einer Popularisierung.
Aufklärung heißt noch Emanzipation des Menschen von traditionellen Vorstellungen und der Versuch, zu neuen, rational erschlossenen Einsichten zu gelangen. Speziell meint der Begriff die Epoche der europäischen und deutschen Geistesgeschichte des 18 Jr.
II. Basis
Aufklärung war keine deutsche Erfindung, sondern fing bei den Franzosen und Engländern lange vor den Deutschen an, d.h. in der ersten Hälfte des 17 Jh. In Deutschland fing sie in der zweiten Hälfte des 18 Jh. an.
Die wichtigsten Kennzeichnen des historischen Zusammenhangs in welchem sich die Aufklärung entwickelt hat, waren:
Die Aufklärung war auf Renaissance basiert. Die Erfolge der Technik und Naturwissenschaften infolge von methodischem Denken und rationaler Methode führten zum Glauben, dass man zum Fortschritt des Menschen beitragen könnte. Das Bürgertum stieg aus, so dass die nichtadeligen Untertannen durch einen rationalen Lebensstil zu wirtschaftlichem Erfolg kommen konnten.
In England begann die industrielle Revolution. Auch ein Kennzeichen der Aufklärung war die Freiheit von religiösen Bildungen.
Die Konsequenz dieser Kennzeichen war, dass das Vernunft-Denken in fast allen Lebensbereichen Vorteile brachte.
III. Folgen
- Man entdeckt die modernen Naturwissenschaften und die Erfolge auf den Gebieten der Physik und Chemie waren groß.
- "Deismus wurde geprägt (Gott ist Schöpfer der Welt, greift aber nicht ein; er wurde als "Uhrmacher" bezeichnet). Der Atheismus war die radikalste Form der Religion. Das neue Lebensgefühl befreite sich von der Gewissensangst, welche das 17 Jh. bedroht hatte.
- Die Aufklärung brachte das Lehrgedicht zu Ehren. Der einfache Stil erstrebte Klarheit und Übersicht. Schmuck und Formel verloren Wert und Bedeutung.
- Adam Smith (1723-1790) meinte, dass es dem ganzen Volk am besten gehe, wenn der Einzelne sich frei von staatlichem zwang in der Wirtschaft betätigen konnte. Dies wurde "Wirtschaftsliberalismus" genannt.
- In 1789 begann die Französische Revolution, die gegen irrationalen, theologisch begründeten Absolutismus kämpfte. Man gab Menschen- und Bürgerrechte (Leben, Freiheit, Eigentum, Gleichheit, etc.), aber auch Gewaltenteilungen (Legislative, Executive, Judikative).
IV. Wichtigste Ideen der Aufklärung
Man glaubte an die Kraft des gesunden Menschenverstandes; ein Beispiel wäre "Robinson Crusoe" von Daniel Defoe (1719). Die Französische Revolution verlangte Menschlichkeit, Toleranz, Brüderlichkeit und Gleichheit. Kants kategorischer Imperativ: "Handle so, dass die Maxime deines Wollens jederzeit als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte", hatte einen großen Einfluss auf die Bevölkerung, die nach Glück, Optimismus durch tugendhaftes und moralisches Leben strebte. Die allgemeine Schulpflicht wurde auch eingeführt.
V. Wichtigste Autoren und Persönlichkeiten der Aufklärung
Die Vertreter der Aufklärung waren der Meinung, dass die Verbreitung der aufklärerischen Gedankengänge eine Notwendigkeit war und sollte zu einem höheren glücklicheren Dasein für alle führen.
Die ersten Wegbereiter der Aufklärung hatten gewisse skeptische Haltungen, auf Renaissance basiert. Descartes (1596-1651) war der Begründer der Aufklärung. Er schob beiseite, was die Religion und Traditionenüber Welt und Dasein aussagten, weil er zweifelte was behauptet und nicht durch die Vernunft bewiesen wurde.
In Deutschland was der eigentliche Wegbereiter der Aufklärung Christian Thomasius (1655- 1728).
Christian Wolff was der Dogmatiker der Aufklärung. Er erreichte in der deutschen Philosophie den Höhepunkt des Razionalismus. Er schied die Wissenschaften, die sich erstens aus dem abstrakten Denken und zweitens aus sinnlicher Wahrnehmung ergaben.
Immanuel Kant (1724-1804), Philosoph, vollendete die Aufklärungsideen von John Locke und François Voltaire. Er formulierte auch den Motto des Zeitalters: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstands zu bedienen!"
Johan Christoph Gottsched (1700-1766), Professor für Philosophie und Poesie, versuchte eine Reform der Dichtung in seinem Werk "Versuch einer Kritischen Dichtkunst vor die Deutschen" (1729). Das Dichten war, seiner Meinung nach, rein handwerkliche Tätigkeit, die von jedem erlernt werden konnte, und erforderte die strenge Einheit von Ort, Zeit und Handlung im Drama.
Der Geist der Aufklärung erschien auch in den Werken Christoph Martin Wielands. Durch seine Romane und Versepen hat er den deutschen Wortschatz mehr bereichert als jeder andere vorherige Dichter.
Ein anderer Unterstützer der Aufklärung war Friedrich von Hagedorn (1708-1754). Er verlangte von der einheitlichen deutschen Dichtersprache Freiheit von Sprachgut aus Mundart und Umgangssprache.
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781), Deutschlands erster wichtiger Literaturkritiker, legte die Basis für eine deutsche, nationale Literatur von großer Bedeutung. Er war der erste "freie Schriftsteller" im Berlin. Seine wichtigsten Werke sind: "Miß Sara Sampson", die erste bürgerliche Tragödie die bewies, dass Tragik auch bei nicht hochgestellten Personen möglich ist; "Emilia Galotti" (1772), wo die Redeüber eine jungfräuliche Tochter ist, die sich von ihrem Vater töten lässt, umso vor den Nachstellungen eines Adeligen sicher zu sein. Sie wendete sich gegen Fürstenwillkür und gegen die politische Hilflosigkeit des Bürgertums. Das Bürgertum ist moralisch dargestellt im Gegensatz zum verkommenen Adel. Sein letztes Werk, "Nathan der Weise" (1779), ist sein Testament für religiöse Toleranz.
Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769) kam dem Ideal eines Volksschriftstellers der Aufklärung nahe. Er war aber nicht ein Typus des Aufklärers. Seine Fabeln, die ihm Ruhm und Ehe brachten, sahen nicht wie zornige Satire aus, sondern trieben schalkhafte Gesprächs - und Fragespiele mit dem Leser, so dass dieser zum Nachdenkenüber sich selbst gebracht wurde. Sein Spott verletzte nicht.
Gellert entwertete systematisch den Rationalismus, da sich sein Blick für Eigentümlichkeiten des Seelebens geschärft hatte. Das Schema rationalistischer Dichtung war durchbrochen, und doch bemühte sich Gellert vergeblich, davon loszukommen. Dies bezeichnet das Ende der Aufklärung in der Dichtung und der Anfang eines neuen literarischen Stromes.
VI. Ende der Aufklärung als literarischer Strom
In Frankreich gipfelten die gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen in der Französischen Revolution von 1789.
Mit diesem Ereignis endete das Zeitalter der Aufklärung, da die Gewalt während der Schreckensherrschaft, Napoleons Absolutismus, zwischen 1792 und 1794 die hohen Ideale der Aufklärung in Frage stellte. Dennoch bewirkte die Aufklärung bleibende geschichtliche Veränderungen. Sie führte zum Säkularisation und prägte die Idee vom politischen und wirtschaftlichen Liberalismus. Ihr Ideal der Menschenrechte wurde in viele Verfassungen aufgenommen.
- Arbeit zitieren
- Simona Mihalache (Autor:in), 2000, Die Aufklärung in der Deutschen Literatur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102036
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