EXODUS
1 Inhalt
1.1 Inhaltlicher Aufbau des Buches Exodus
2 Entstehungsgeschichte
2.1 Ereignis
2.2 Jahwist
2.3 Elohist
2.4 Deuteronomist
2.5 Priesterschrift
2.6 Zusammenfassung
3 Theologischer Inhalt
3.1 Themen des Buches
4 Aktuelle Bezüge
4.1 Was bedeutet das Buch Exodus für uns heute
4.1.1 Die Heilsversprechung Gottes
4.1.2 Die 10 Gebote
Einführung
Exodus (griech.-lat. = Auszug) ist das 2. Buch des Pentateuch.
Mit Pentateuch bezeichnet man den ersten Teil des Alten Testamentes. Es umfasst die ersten fünf Bücher Genesis, Exodus, Leviticus, Numeri und Deuteronium. Da sie der Überlieferung zu Folge von Moses verfasst worden sein sollen, nennt man sie auch die ,,Fünf Bücher Mose." Das Pentateuch bildet ein Werk, in dem viele verschiedenartige Erzählungen und geschichtliche Überlieferungen mit dem Gesetz (Thora) Israels verbunden sind. Bei einer Grobgliederung ergeben sich drei Abschnitte: die Urgeschichte, die Patriarchenzeit, das Leben und Werk Mose.
Die ,,Mosesbücher handeln also im Prinzip von der Grundlegung des alten Bundes. Der Name Pentateuch [griech. = (das) in fünf Gefäßen (aufbewahrte Buch)] weist auf die antike Tradition hin, beschriebene Papyrusrollen in dafür vorgesehene Behälter aufzubewahren.
Das Buch heißt Exodus, da die Juden es nach altorientalischer Sitte nach dem Anfangswort des Buches (we'élleh) semót = Namen nannten. In der LXX heißt es `'______ = Auszug (aus Ägypten). Diesen Titelübernahm die Vulgata (lat. = die Allgemeine, die Volkstümliche) in lateinischer Form: Liber Exodi, und hat sich dann in allen Sprachen durchgesetzt.
1. INHALT
1.1. Inhaltlicher Aufbau des Buches Exodus
1 Herausführung / Befreiung ausÄgypten (1,1 - 15,21)
0.1 Lage der Israeliten in Ägypten (1,1 - 1,22)
0.2 Moses Jugend (2,1 - 2, 25)
0.3 Berufung Mose (3,1 - 7,7)
0.4 Dieägyptischen Plagen (7,8 - 11,10; 12,29 - 12,30)
0.5 Bestimmungenüber das Passafest (passa = vorübergehen · Engel soll an den Häusern der Israeliten vorübergehen) ; Auszug aus Ägypten (12,1 - 13,16)
0.6 Rettung / Durchzug durch das Schilfmeer (13,17 - 15,21)
2 Beginn des Wüstenzuges (15,22 - 18,27)
1.1 Versorgung Israels mit Wasser, Fleisch und Manna (15,22 - 17,7)
1.2 Kampf gegen die Amalekiter (17,8 - 17,16)
1.3 Begegnung zwischen Jithro und Mose (18,1 - 18,27)
2 Israel am Sinai; Bund und Gesetz (19.1 - 40,38)
2.1 Gottübergibt seine Gebote ( ·Dekalog; Bundesbuch); Bundesschluss zwischen Jahwe und seinem Volk (19,1 - 24,15)
2.2 Richtlinien zum Bau des heiligen Zeltes und seiner Einrichtung (24,16 - 31,17)
2.3 ,,Goldenes Kalb" und die Erneuerung des Bundesschlusses (31,18 - 34,35)
2.4 Ausführung der Anweisungen für das Heiligtum; Jahwes Herrlichkeit hält Einzug (35,1 - 40,38)
2. ENTSTEHUNGSGESCHICHTE
Verfasser / Quellen
Die Überlieferung, dass Mose die fünf Bücher des Pentateuch geschrieben hat, lässt sich historisch nicht halten. Die heutige Forschung geht davon aus, dass das Pentateuch aus 4 verschiedenen Quellenschriften besteht.
Trotzdem bezeugt die biblische Tradition mehrfach eine schriftstellerische Tätigkeit Moses, z.B. Ex. 24,4. Dies belegt aber keineswegs die Unglaubwürdigkeit der Bibel, sondern bezeugt den Respekt, der Bibel von jeher zuteil wurde. Kommende Generationen haben gewusst, dass von ihm die biblischen Schriften ihren Ausgang genommen haben. sie haben dies dadurch zum Ausdruck gebracht, dass sie auch später entstandene Texte Moses zuschrieben. Darin liegt nach allgemeiner antiker Anschauung keine Fälschung, vielmehr wird damit in aller Ehrfurcht betont, dass die späteren Schriften ,,organisch" von Moses abhängig sind, wie die Pflanze von der Wurzel (· organischer Verfasserbegriff !!!).
Für das Buch Exodus gilt dasselbe, wie für das Pentateuch. Es enthält folgende vier Quellschriften:
- Jahwist (J)
- Elohist (E)
- Deuteronomist (D)
- Priesterschrift (P)
Entstehungsschritte
2.1. Ereignis
Zwischen 1730 und 1580 kamen mit den semitischen Stämmen auch die Vorfahren Israels nach Ägypten. Sie haben vermutlich in der Gegend von Gossen, zwischen Nildelta, Sianihalbinsel , und Schilfmeer, gelebt.
Sie waren den Ägyptern zuerst sehr willkommen. Über die Dauer des Aufenthalts werden verschiedene Angaben gemacht, die von 4 Generationen (Gen 15,16)über 400 (Gen 15,13) bis 430 Jahre (Gen 12,40) reichen. Dies hängt vermutlich mit der damals wichtigen Zahlensymbolik zusammen oder resultiert aus der Tatsache, dass Hebräer zu verschiedenen Zeiten nach Ägypten kamen. Ramses II war aller Wahrscheinlichkeit nach der Pharao, der die Ägypter zum Frondienst heranzog (Ex 1,11). Unter seinem unmittelbarer Nachfolger Merenpath (1224 bis 1204 oder vielleicht von 1213 bis 1203 vor Christus) findet der Auszug aus Ägypten statt.
Auch noch heute ist ihre genaue Wegstrecke ein Anlass für diverse Diskussionen, bei denen jeder seine Meinung begründen und andere Meinungen ausschließen kann. Dies ist das Ergebnis der unklaren und teils widersprüchlichen Aussagen, die in dem Buch Exodus gemacht werden.
Bsp.: Ex 13,17 - 14,4
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ex 13,17-18: Elohist - Umweg nach Süden zum Roten-/Schilfmeer Ex 13,19-22: Jahwist - Von Sukkot nach Etam
Ex 14,1 - 4: Deuteronomist - Vor Pi-Hahirot zwischen Migdol und dem Meer, gegenüber von Baal Zefon
So vertreten die zwei amerikanischen Wissenschaftler N. Polder und D. Nof nach wie vor ihre Idee, dass ein Sturm die Israeliten rettete. Wenn die Israeliten das Rote Meer am Nordzipfel · am Golf von Suez durchquert haben, und ein starker Nordoststurm getobt hat (vgl. Ex 14,21), dann wäre der Wasserspiegel am Golf von Suez um mehrere Meter gesunken. Genug um ihn trockenen Fußes zu durchqueren.
Vitus B. Dröscher hingegen behauptet, dass dieser Fluchtweg auf der falschen Annahme basiere, dass dieägyptische Hauptstadt mit dem späteren Memphis vergleichbar sei. Außerdem spräche die Bibel im Original mit keinem Wort vom Roten Meer, sondern vom Schilfmeer. Historiker glaubten lange Zeit, der Golf von Suez habe früher ,,Schilfmeer" geheißen. Aber dort gab es nur Felsen-, Korallen- und Sandküste. Zudem stürzt das Meer dort bis 100 Meter tief steil ab.
Vitus B. Dröscher hingegen geht davon aus, dass der Weg von Tanis (Tanis wurde erst 100 Jahre später in Ramses umbenannt),über Sukkoth nach Baal -Zephon geführt hat. Dieses lag aber genau dort, wo eine lange Nehrung ins Mittelmeer hinausläuft und eine Brackwasserlagune umschließt. Deren Ufer steht voller Schilf.
Dies muss seiner Meinung nach das Schilfmeer gewesen sein.
Doch was hat das Zurückweichen und Wiederkommen des Wassers verursacht? Ein Tsunami!!! Tsunami ist der japanische Name für eine Von einem Seebeben hervorgerufene Flutwelle.
Während man dies auf hoher See kaum bemerkt, so macht sie sich an der Küste wie folgt bemerkbar:
40 Minuten vor Eintreffen der Wassermassen zieht sich das Meer durch die Saugwirkung des Seebebens langsam zurück. Es entsteht eine ,,Super-Tiefst-Ebbe." Hierdurch kann das Wasser an der Durchlassstelle zurückgetreten sein, so dass die Israeliten trockenen Fußes die Stelle durchqueren konnten. Dies würde auch das plötzliche Wiederkommen des Wassers erklären, dass die gesamte Armee des Pharao vernichtete (Ex 14,26-29). Auch im Mittelmeer wurde ein Tsunami schon häufig beobachtet, wie zum Beispiel nach dem Vulkanausbruch des Thera, wo die Flutwelle weite Gestade des Mittelmeers verwüstete. Aber so schlimm hätte es gar nicht sein müssen. Auch ein kleineres Seebeben hätte genügt dem Willen des Herren Geltung zu verschaffen.
Was man allerdings noch an diesem Beispiel (Ex 14) ist, dass sich hier einzelne Stellen
wiederholen oder sogar widersprechen. Dies folgt aus den verschieden Quellen aus denen das Buch Exodus besteht!
2.2. Jahwist (J)
In der Zeit des Salomonistischen Großreiches (10.Jh.v.Chr.) entstand in Jerusalem eine hohe Kultur. Man nennt diesen Zeitpunkt auch Höhepunkt der israelitischen Literatur. Viele Bücher, die in den Kanon des Alten Testamentes aufgenommen wurden, haben ihren Ursprung in dieser Zeit (Sprüche, Hoheslied...). Von besonderer Bedeutung wurde es, dass sich zur Zeit Salomons der Blick Israels in die Vergangenheit wandte. Erstmalig begann Israel die Einheit seiner von Gott gelenkten Geschichte zu begreifen. Derüberragende Schriftsteller dem erstmals das Verständnis von der göttlichen Führung Israels offenbar wurde, wird aufgrund seiner Gottesbezeichnung (JAHWE) Jahwist genannt. Er verfolgt die Geschichte Israels von der Schöpfung bis zur Landnahme. Da er sie im Licht Jahwes schaute, gewann er eine völlig neue Perspektive (Sintflut, Turmbau u.ä.; Gen 4-11). Ihn interessiert vor allem die Frage nach der Schuld und Sünde, der Abwendung von Jahwe und die Folgen (Schulderfahrung). Leitthemen sind für ihn auch der Segen für alle Völker. Er beschreibt den Universalismus trotz Bejahung nationaler Macht. Sein Stil ist sehr anschaulich, manchmal schon fast naiv und antropomorph (vermenschlichend) in der Gottesvorstellung.
Eigengut der Jahwistischen Überlieferung findet man zum Beispiel in Ex 4,24 - 26 bei der Beschneidung Moses erstgeborenen.
Aber auch große Teile der Plagengeschichte oder das Passaritual kann man ,,J" zuordnen.
2.3. Elohist (E)
Nach dem Zerfall des Davidreiches unter Rehabeam entstand im nördlichen Israel eine ähnliche Zusammenfassung der noch vorhandenen Dokumente und mündlichen Traditionen. Weil er den Gottesnamen Elohim benutz, nennt man ihn Elohist. Sein Werk hat ungefähr den gleichen Rahmen wie ,,J" (Gen 15 bis Dtn 34), allerdings kennt er keine Urgeschichte. ,,J" und ,,E" verlaufen meist parallel, mit dem unterschied, das ,,E" nur in Fragmenten existiert. Typisch für ihn ist die große Distanz zwischen Gott und Mensch (Gottesfurcht), die einen Mittler vonnöten macht. Er bevorzugt Geschichten mit wunderbaren Erscheinungen und Träumen, in denen Engel Boten oder Mittler Gottes sind. Seine Erzählungen sind oft National-religiös gefärbt, sowie flüssig und lebendig. Sein Stil reicht jedoch nicht an ,,J" heran.
Eigengut findet sich in dem Buch Exodus in folgenden Motiven: die Gebeine Josephs und das Murren gegen Moses(14,11-12.19a). Aber auch bei der Offenbarung Gottes mit anschließender Überreichung des ,,Wunderstabes" oder beim Wasserwunder von Mara findet man ihn wieder.
2.4. Deuteronomist (D)
Nach dem Untergang des Nordreiches Israels 722 v.Chr. gelang es einem Teil der Jahwe Anhänger nach Jerusalem zu entkommen. Unter ihrem Einfluss wurden zur Zeit des Königs Ezechias (721-693 v.Chr.) die alten Gesetze gesammelt und im Tempel niedergelegt. Weil sich diese Texte im 5. Buch Mose, dem Deuteronium erhalten haben, nennt man die Verfasser Deuteronomisten (Deuteronomium = griech. : Wiederholung des Gesetzes). Um den Stil des Deuteronomist zu verdeutlichen hier ein Zitat: ,,Höre Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig. Darum sollst du den Herren deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft." Dieser Predigtstil ist im gesamten Deuteronomium zu finden. Außer an dem Predigtstil kann man ,,D" auch dem Grundgedanken Gesetzesbefolgung bringt Segen, Ungehorsam den Fluch Gottesüber das Volk.
Wie schon erwähnt ist das Deuteronomium (5.Buch Mose) fast komplett ,,D". In den anderen vier Bücher des Pentateuchs sind allerdings nur Einsprengsel zu finden, wie z.B. am Berg Sinai (Ex 19,3b-19,5)
2.5. Priesterschrift (P)
In der Zeit des babylonischen Exils (638-538) gab es zwei Möglichkeiten für die Israeliten: Sich anzupassen oder sich von den Babyloniern zu isolieren. Da die zweite Methode gewählt wurde, musste man etwas haben, mit dem man sich identifizieren konnte. Die Geschichte sollte als das Resultat von Bundesschlüssen zwischen Israel und Gott mit einer Hoffnung auf Wiederkehr dargestellt werden. Aus diesem Grund besteht die Priesterschrift vor allem aus Gesetzen wie Sabbat, Beschneidung, Speisegebote u.ä. die eine Absonderung von den Heiden ermöglichten. Das Werk wurde zwar erst nach dem Exil vollendet, doch seinen Ursprung fand es schon Priestergenerationen vorher. Kennzeichnend ist für sie die Vorliebe von den schon erwähnten Gesetzen, Daten, Listen, Genealogien, und ihre Betonung der Bedeutsamkeit von Jahwes Ordnungen und Gesetzen für die Existenz Israels. Die Erzählung ist sachlich bis kühl in der Aufzählung, getragen von gelehrtem Weitblick und theologischer Leidenschaft. Das Werk beginnt mit der Schöpfung, bei der die Zahl 7 eine gesonderte Rolle spielt, und endet mit dem Tod Mose, der im gesamten Werk eineüberragende Rolle spielt.. Die Priesterschrift findet sich im Buch Exodus nicht nur in der kultischen Gesetzgebung vom Sinai (Ex 25-13 35-40) sondern auch im historischen Teil, wie zum Beispiel das gesamte sechste Kapitel des Exodus.
2.6. Zusammenfassung:
Die heutige Geschichtsforschung geht nicht mehr davon aus, dass, wie früher vermutet, Ramses II Pharao des Exodus war, sondern sein unmittelbarer Nachfolger Merenpath (1224 bis 1204 oder 1213 bis 1203 vor Christus). In diese Zeit fällt also der Exodus des Volkes Israel.
Auf ihn geht eine Grunderzählung des 12.-11. Jahrhunderts vor Christus zurück (also noch keine schriftliche Gesamterzählung). In dieser Zeit (Zeit der Landnahme), die von Kämpfen in Kanaan bestimmt war, sind viele Volks- und Heldenerzählungen, dazu eine Reihe von Siegesliedern entstanden, die auch von der Kanaanäischen Literatur beeinflusst sind. Sie wurden zunächst mündlich weitergegeben.
Ungefähr 950 v. Chr. entsteht im Südreich (Jerusalem) die Jahwistische Erzählung (J) (· schriftl. Fixierung)!!! 840 v.Chr. entsteht im Nordreich Israels die Elohistische Erzählung(E) , die 722 v.Chr. mit ,,J" kombiniert wird. Ungefähr 650 v.Chr. entsteht die Deuteronomistische Quelle in Jerusalem. Sie wird um 622 mit ,,J-E" kombiniert. Die jüngste Quelle ist die Priesterschrift (P), deren Anfänge im 6. bis 5. Jh.v.Chr., während des babylonischen Exils, also in Babylon, liegen. Ihr eigentlicher Ausbau (allerdings ohne die späteren Zusätze) dürfte in die nachexilistische Zeit zwischen 538 (Ende des Babylonischen Exils) und 450 v.Chr. fallen. Man geht allerdings davon aus, das der ungefähre Zeitpunkt bei 470 n.Chr. liegt. Die Kombination der Priesterschrift mit der schon bestehenden ,,J-E-D" Schicht fand Mitte bis Ende des 5.Jh. v.Chr. statt. Im Laufe der Zeit sammelten sich immer mehr sekundäre Bemerkungen und Formeln an. Die heute vorliegende Gestalt bekam das Buch Exodus erst um 400 v.Chr.
Verschiedentlich wurde versucht nachzuweisen, dass noch eine andere Quelle existiere (R.Smend und zuletzt G.Fohrer). Wenn allerdings einige Stellen auch schwer zuzuordnen sind, so ist trotzdem eher damit zu rechnen, dass die Quellenschriften bestimmte Zusätze erfahren haben, als dass noch eine Quelle existiert.
3. THEOLOGISCHER INHALT
3.1. Themen des Buches:
Das Buch Exodus besteht im wesentlichen aus drei Themengruppen:
- Das Leben und Werk des Moses (von der Geburt bis zum goldenen Kalb und der Bundeserneuerung)
- Das Gesetz (von der Liturgie des Passafestes bis zu den Anordnungenüber den Kult. Besonders wichtig sind hierbei die 10 Gebote und das Bundesbuch)
- Die Führung Israels durch Gott
Hierbei zeigt sich im Zusammenhang mit dem gesamten Werk des Pentateuchs eine auffällige Gliederung:
1.Herausführung aus Ägypten 5. Hineinführung nach Kanaan (Ex 1,1-15,21) (Num 20,14-34,12)
2. Wüstenwanderung 4.Wüstenwanderung (Ex 15,22-18,27) (Num 10,11-20,13)
3.Am Sinai (Ex. 19,11-Num 10,10)
Der Aufbau stellt Gottes Heilstaaten an seinem Volk heraus. Denäußeren Rahmen (1. und 5.) bildet hierbei Gottes Befreiung aus der Knechtschaft und die Einlösung seiner Landverheißung. Die Wüstenwanderung mit ihren vielen wunderbaren Gegebenheiten bildet den inneren Rahmen (2. und 4.). Im Mittelpunkt (3.) stehen als wichtigstes Thema der Bundesschluss und die Gesetzgebung am Sinai. Um sie ist alles Geschehen gruppiert, auf sie ist es bezogen.
Betrachtet man das Buch Exodus im Kontext mit dem gesamten Alten Testament, so entdeckt man einen Zentralgedanken: ,,Heil für die Welt!"
Dies beginnt schon mit der Entstehungsgeschichte: Gott hat mit der Erschaffung des freigegebenen Menschen dieäußerste Möglichkeit in die Geschichte gegeben; denn Gott schließt in dieser Freiheit des Menschen auch seine Verkehrung von Schöpfung und Leben ein: Urgeschichte bedeutet Heil für die Welt.
Dies setzt sich im Exodus fort: Israels Geschichtserfahrung mit Jahwe, der ihnen hilft.
Trotz aller zu Verzweiflung und Resignation Anlass gebenden Entwicklungen in der Geschichte der Menschheit, hat Gott ein Volk zur Zelle der neuen Menschheit erwählt und hat ihm einen Auftrag gegeben, dessen Erfüllung zeigen kann, welche humanen Möglichkeiten das Geschöpf Mensch verwirklichen kann: Daran erinnern die Propheten (z.B. Jesaja) jede Gegenwart: ,,Heil für die Welt.
Man kann guten Gewissens die Bedeutung des Auszugs aus Ägypten für die Israeliten mit der Auferstehung Jesus für die Christen vergleichen. Beide male handelt es sich um ein grundlegendes Heilsereignis, durch das sich die Glaubensgemeinschaft in der Folge ihrer Geschlechter betroffen weiß.
Wie hier schon deutlich wird, ist für Israel die Gotteserkenntnis nicht das Ergebnis philosophischer Betrachtungen, sondern einer direkten historischen Erfahrung. Gott ist also nicht der Schluss einer Beweisführung, die eine rationale Erklärung für die Existenz der Dinge geben will, sonder ein Gott, der sich in der Geschichte offenbarte und im Glauben in der Geschichte erfahren wird. Dies ist vor allem in heutiger Zeit wichtig, da die Menschen alles hinterfragen und wissenschaftlich bewiesen haben wollen.
Auch deswegen bleibt Gott immer ,,aktuell" und ,,gültig". In dem was einmal geschehen ist, kann man die Garantie für Gottes bleibende Nähe und zugleich den dauernden Ruf, Gottes Wegen treu zu bleiben sehen.
Gott verlangt aber - das ist die Bedeutung der Wüste - dass man alle Sicherheiten aufgibt und sich ihm völlig anvertraut. Natürlich ist dies nicht so leicht, wie es jetzt klingen mag. Dies sieht man sogar am Volk Israel, das im Buch Exodus als immer wiederkehrendes Motiv bei unerwarteten Problemen zu Murren anfängt. Doch Gott hat ein viel längeres Gedächtnis für ,,gute Taten" als für ,,schlechte Taten" (Ex 34,6-7). Man darf sich also auch einmal einen Fehltritt erlauben, da Gott bereit ist zu vergeben.
4. AKTUELLE BEZÜGE
4.1. Was bedeutet das Buch Exodus für uns heute?
Das Buch Exodus hat für uns - vor allem in 2 Punkten - auch noch heute große Bedeutung:
- in der Heilsversprechung Gottes
- in den 10 Geboten
4.1.1. Die Heilsversprechung Gottes
Wie schon in 3.1. erwähnt, können wir davon ausgehen, dass Gott auch noch heute für uns da ist. Er gibt uns außerdem Sicherheit, auf die wir vertrauen können, falls wir an ihn glauben. Das Buch Exodus ist vor allem für die Christen ein Hoffnungsschimmer, die für ihre Freiheit kämpfen müssen (z.B. in China).
Denn dass Freiheit die Bestimmung des Menschen ist, wird durch den gelungenen Exodus aus Ägypten belegt. Hinzu kommt, dass Ägypten die damalige Großmacht war. Für die Geretteten hat sich Gott als der einzig Mächtige gezeigt, und es galten nicht mehr Pharao noch die Gottheiten Ägyptens. Gott hat sich hier als der Liebende und Rettende gezeigt. Grund genug auf ihn zu vertrauen und die Zukunft ganz und gar in seine Hände zu legen. Denn diese Rettung bleibt kein einmaliges Ereignis, sondern Gott verpflichtet sich hiermit für alle Zeit (siehe auch Dtn3,9 oder Sach 2,12).
Gegenwärtig bleibt für alle Zeiten auch der Impuls zu Freiheit als Maßstab des eigenen Handelns. Der von Gott Befreite darf nicht seinerseits Menschen beherrschen, sie in unwürdiger Abhängigkeit halten, ihre Gewissen zwingen. Auf Grund dieser ganz konkreten geschichtlichen Tat hat sich Gott als der gezeigt, der den Menschen zur Freiheit berufen hat. Wo immer Menschen für Freiheit eintreten, für Gewissens- und Glaubensfreiheiten kämpfen (Amnesty International oder auch Miseror), können sie sicher sein, auf einem Fundament zu stehen, dass Gott selbst gebaut hat.
4.1.2. Die Zehn Gebote
Die Folgen der 10 Gebote Gottes kann manüberall im christlichen Raum sehen. Aus ihnen entstand die christliche Ethik. Sogar die Demokratie mit ihren Rechten der Einzelpersonen, wie zum Beispiel das Recht auf freie Meinungsäußerungen, basiert auf den 10 Geboten. Bei Tötung, Ehebruch, Diebstahl sowie Rufmord oder sogar bei dem Meineid ist eine allgemeine Verbindlichkeit einsichtig, wie sie im Strafgesetzbuch geregelt ist. Aber gerade die Gebote, die mehr persönlichen Bedürfnissen oder Meinungen entsprechen, haben ihren Einzug in unser Leben gehalten.
Ganz zuvorderst natürlich in dem wohl bekanntesten Auszug aus dem Grundgesetz: ,,Die Würde des Menschen ist unantastbar." Dies ist der Hauptsatz der christlichen Ethik, also auch der Europäischen Weltanschauung. Aber dieser Grundsatz gilt keineswegsüberall. In vielen Ländern werden Menschen wie Tiere oder sogar wie Sachgegenstände behandelt. Von der Würde des Menschen kann dort keine Rede sein.
Aber auch das sechste Gebot kann zum Nachdenken anregen: In der Lutherübersetzung heißt es ,,Du sollst nicht töten", während die Gute Nachricht ,,Du sollst nicht morden" wiedergibt. Soldaten und Kriegsdienstverweigerer können hierüber diskutieren und nachdenken. Auch weniger beachtete und bekannte Gebote können bei genauerem Hinsehen ungeahnte Weisheiten entfalten. Das fünfte Gebot zum Beispiel spricht von Respekt und Ehre, die die Kinder den Eltern entgegenbringen sollen. Respekt kann man verlangen. Aber Liebe kann man nicht gebieten. Wo sie sich ergibt, ist sie ein Grund zur Dankbarkeit. Die Gebote können selbstverständlich für ein Individuum verschiedene Dringlichkeit entfalten.
Ist jemand aber strikt gegen die Todesstrafe und Kriegsdienst und beruft sich auf das sechste Gebot, erscheint diesäußerst unglaubwürdig, wenn er gleichzeitig die anderen Gebote vernachlässigt. Denn die 10 Gebote sind eine Einheit. In ihnen offenbart sich der eine Gott, sich selbst, nicht bloß einen Katalog denkbarer göttlicher Eigenschaften und menschlicher Bedürfnisse.
Adolf Sommerauer sagte hierzu: ,,... denn in jedem menschlichen Leben lebt Gott mit. Für dieses Doppelleben zwischen ihm und uns haben wir die zehn Gebote. Was er uns sonst noch zu sagen hat, hat er uns in Christus gesagt." Dieses Zitat verdeutlicht, dass das Buch Exodus auch die Grundlage zwischen dem Zusammenleben zwischen Gott und uns bietet.
5. BENUTZTE QUELLEN
- ,,Bibel" (gute Nachricht; teilweise auch Lutherübersetzung)
- ,,Data Becker Lexikon" (1998)
- ,,Brockhaus" Enzyklopädie in 24 Bänden
- ,,Gesetz und Propheten, Geschichten und Offenbarung des Alten Bundes"(W. Trutwin / J. Wanninger)
- ,,Große Texte der Bibel" (E. Lippold / A. Vagedes (Hrsg.))
- ,,Peter Moosleitners Magazin" (PM) 2/91 und 7/92
- ,,Und der Wal schleuderte Jona an Land" (Vitus B. Dröscher)
- ,,Das Alte Testament; ein Einführungskurs in die Theologie des Alten Testamentes"
- ,,Bibellexikon" (H. Haag)
- ,,Die Religion in Geschichte und Gegenwart" (K. Galling)
- Quote paper
- Christian Cormes (Author), 2000, Das Buch Exodus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102034
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