Inhaltsverzeichnis:
1. Analyse 1: Eingangsmonolog des „Faust 2“
1.1 Analyse 2: „das ende der eulen“, vergleichend zu Analyse 1
1.2 Literaturverzeichnis
2. Anhang : Gedichtübersicht
Perspektive als Focus- der Aufbau der beiden Gedichtformen
Eigenarbeitserklärung
1. Analyse 1: Eingangsmonolog des „ Faust 2 “ :
Der Eingangsmonolog des „Faust 2“ entspringt der Feder eines der grandiosesten Dich- ter, welche die Geschichte der deutschen Lyrik jemals geschaut hat - Johann Wolfgang von Goethe (1749- 1832). Durch zahlreiche „literarische Geniestreiche“ prägte er die Geschichte seiner Zeit und bereichert mit seiner Dichtung, hier vornehmlich mit seinem „Lebenswerk“, „Faust- der Tragödie Teil 1 und 2“ auch heute noch entscheidend die deutsche Lyrik. Goethe arbeitete sechzig Jahre lang an dem Drama (1772- 1832) und ließ bis zu seinem Tode die „Feder nicht ruhen“. Er griff die Arbeit an dem Meister- werk, welches wichtige Merkmale und literarische Züge unterschiedlichster Epochen beinhaltet, wie die der „Aufklärung“, des „Sturm und Drang“, der „Klassik“ und der „Romantik“, immer wieder auf. Go ethe verfasste den zweiten Teil der Fausttragödie in insgesamt fünf Akten. Der zu analysierende Monolog Fausts ist lediglich eine Sequenz, welche dem ersten Akt des zweiten Dramenteiles entspringt. Jedoch schlägt der Mono- log eine Brücke zu der Handlung des ersten Teils und stellt in Kombination mit einer vorgeschalteten „Geisterszene“ eine wichtige Gelenkstelle zwischen den Dramenab- schnitten da. Zu Beginn des ersten Aktes erfährt der erschöpfte und von Gewissensbis- sen gequälte Faust einen von dem Luftgeist Ariel und einem Engelschor herbeigeführ- ten Heilschlaf. Daraus gehen Genesung, Stärkung und Vergessen der schrecklichen Ereignisse des ersten Teils (Gretchentragödie) hervor. Der nach Erkenntnis dür stende Faust, ließ seine Geliebte Gretchen, die er zuvor geschwängert hatte, im Todeskerker zurück. Auf Grund der unreinen Sündentat ist Gretchen von der Gesellschaft der dama- ligen Zeit verstoßen worden. Faust hat Gretchen verraten und sich auf die Seite des Te u- fels geschlagen, als er mit dessen Hilfe in der Morgendämmerung geflohen ist.
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei der Form des lyrischen Werkes um ein Mono- loggedicht, das in reinen Versen geschrieben ist. Hierdurch sind ein geregelter Rhyth- mus und Klang gewährleistet. In systematischer Weise spiegelt sich ein harmonisches, einheitliches Gefühl wieder, was gleichzeitig für die Empfindungen des Sprechers gilt. Faust ist der alleinige Schilderer der Dinge, seine Position ist als „Lyrisches Ich“ zu bezeichnen, denn Faust ist ein sichtbarer Sprecher, der klar erkennbar seine Gedanken und Empfindungen ausdrückt. Er agiert nicht verdeckt, der Leser kennt seine Person und weiß, wen er vor sich hat. Das Gedicht zählt sowohl zur bildhaften als auch zur gedanklichen Lyrik. Die Inhalte des Monologs werden gegenständlich dargestellt, das heißt, wir sehen durch Fausts Augen hindurch auf das Geschehen, beobachten mit ihm, erfahren auc h was er empfindet. Andererseits klärt der Eingangsmonolog wichtige Fra- gen und weltanschauliche Probleme, mit denen sich der Gelehrte seit je her befasst hat. Dies wird sich im Verlauf der weiteren Analyse deutlich zeigen.
Das Gedicht besteht aus vier ungleich langen Strophen mit jeweils 16, 9, 11 und 13 Ver- sen. Faust erwacht nun aus seinem Heilschlaf. Er ist aufs neue gestärkt und sowohl frei von körperlichen als auch physischen Lasten. Sein Gewissen ist durch den Schlaf und den damit verbundenen Prozess des Vergessens dessen, was er Gretchen angetan hat, befreit - „Des Lebens Pulse schlagen frisch lebendig“ in ihm (V. 4679). Die neue Lebenskraft, die der Gelehrte geschöpft hat, äußert sich auf eine markante und für Faust typ ische Art und Weise. Der Drang nach Fausts Lebensziel zeigt sich erneut. Trotz seiner Genesung hat er seine Sehnsucht, seinen Lebensschwerpunkt nicht aufgegeben. Faust ist erneut bereit „Zum höchsten Dasein immerfort zu streben“ (V. 4685), die Suche nach Erkenntnis neu aufzunehmen. Dies bedeutet jedoch auch, dass Faust abermals in die Gefahr geraten könnte durch sein enthusiastisches Erkenntnisstreben ähnlich negative Erfahrungen zu machen, wie sie in dem ersten Teil des Dramas vorzufinden sind (Gretchentragödie). Fausts neu „erblühter“ Tatendrang wird durch die Natur beflügelt, welche ihm neue Kraft gibt. Sein Erkenntnisstreben stellt sich überraschender Weise in neuer Form dar. Der Wille nach Erleuchtung ist nicht mehr fanatisch, sondern Faust ist in der Lage zu erkennen, das ein Mensch die absolute Wahrheit niemals sein eigen ne nnen kann. Diese Erkenntnis lässt Faust ein völlig neues Verhältnis zur Natur aufbauen, das nicht mehr von Besitzergreifung geprägt ist, dass Faust nicht mehr als den maßlosen, nimmersatten Menschen erscheinen lässt, der ein „Ebenbild der Gottheit“ sein möchte (V. 517, 614). Faust gewinnt zum ersten Mal in seinem Leben „Boden unter den Füßen“, was einen entscheidenden Einschnitt in der gesamten Dramenhandlung darstellt.
Fausts neues Naturverständnis zieht sich wie ein roter Leitfaden durch die einzelnen Strophen. Die Erde, welche „auch diese Nacht beständig [war]“ (V. 4681), wird mit all ihren Naturelementen von dem Gelehrten gepriesen. Das Tal, welches schon in morgendli- chem „(...) Nebelstreif ergossen [liegt]“ (V. 4688), „(...) Zweig’ und Äste (...) “ (V. 4690) und die gesamte Pflanzenwelt, stellen für Faust ein Ganzes da, ein herrliches „(...) Paradies (...) “ (V. 4694). Der Tagesanbruch, den Faust hier als neu erquickten „Spiegel seiner Seele “- seines Inneren, seiner „Auferstehungsgefühle“ als frisch und belebend erfährt, ist ein Symbol für einen Neubeginn, für eine Hoffnung auf erneutes Schaffen und Streben. Wie ein „Zoom“ fährt der Blick Faustens von Strophe zu Strophe in die Landschaft hinein und ist mit seinen Gefühlen gespickt. Die räumliche Perspektive des Monologs ermög- licht dem Leser einen konkreten Einblick in die Welt, in der sich Faust nun befindet.
Während in der ersten Strophe die Erde mit ihren weniger pompösen Naturgebilden beobachtet und gepriesen wird, wendet sich Faust in der zweiten Strophe den gewaltige- ren Naturerscheinungen zu. Er richtet seinen Blick nach oben zu den „(...) Gipfelriesen (...) “ (V. 4695), den Bergen, aus deren Schoß nun bald das „Licht der Welt“ neu geboren werden soll. Er schaut zu der Sonne, welche von so enormer Wärme und Kraft ist, das den Lebewesen und auch Faust der „Lebensatem“ wieder eingehaucht wird. Die Spen- derin allen Lebens vertreibt auch die letzten Schatten der Nacht. Das Aufschauen des Faust trägt eine wichtige Bedeutung in sich. Es unterstützt den Eindruck, das Faust wie- der neue Kraft und neuen Lebensmut gewonnen hat und mutig einen Aufbruch zu ne u- en Zielen beginnen möchte. Dies als Mensch, der endlich einen realistischen Blick der Dinge gewinnen konnte. Der alte maßlose Fanatismus, die Geheimnisse der Natur bis aufs letzte entschlüsseln zu wollen, ist aufgegeben. Mit anderen Worten der Wille den „perfekten Homosapiens“, den „Prototyp“ der Menschheit gottgleich selbst kreieren zu wollen, ist abgelegt. Das Symbol der Sonne ist in diesem Zusammenhang ein wicht iger Bestandteil dessen, was den Eingangsmonolog und seinen Sinn erfüllt. Die Sonne wird in der 2. Strophe als „[ewiges] Licht“ (V. 4697) bezeichnet, also etwas, was immer sein wird, was Grundbestandteil der Schöpfung ist und ohne welche die Schöpfung nicht existieren kann. Die Sonne ist somit ein Zeichen für das Absolute, das Unendliche, für die absolute Erkenntnis, die Faust in seinem vergangenen Lebensabschnitt ständig ver- suchte zu erstreben, was ihm jedoch nur „stufenweis herab [gelungen ist]“ (V. 4701). Weil der „(...) Augenschmerz (...)“ (V. 4703), den man durch die Blendungskraft der Sonne, bei inten- sivem Schauen erleidet, stark ist, vermag Faust die Sonne niemals lange zu betrachten. Die reine Erkenntnis steht somit als unerreichbares Ziel, das man nicht zu fassen ver- mag, hoch über dem „menschlichen Horizont“ und dem anderer Lebewesen der Erde. Doch Faust hat dafür etwas weitaus Wertvolleres erlangt: Die Tatsache, das Menschen niemals den Status einer „Sonne“ einnehmen können, um wie eine höhere Instanz über allem Leben zu schweben.
In der dritten Strophe wird das Ausmaß der Kraft, die von der Sonne ausgeht, genau erfasst. „Des Lebens Fackel“ (V. 4709), die entzündet werden sollte, gerät letzt lich außer Kontrolle und bringt ein verheerendes, zerstörerisches „(...) Fla mmenübermaß (...) “ (V. 4708) hervor. Irgendwann erlebt ein jeder Mensch, der ein fanatisches Streben gleich dem des Faust in sich trägt, den Punkt, an dem er die Kontrolle über das Ziel verliert. Er läuft Gefahr, ebenso wie Faust selbst, auf „schiefe Bahn“ zu geraten (Pakt mit Teufel). Erst auf dem unrechten Weg angelangt, wird dem Menschen jedes Mittel recht sein, Dinge zu erreichen, welche ohnehin unerreichbar sind (absolute Erkenntnis). Und „Dem höchsten Wunsch sich traulich zugerungen“ (V. 4705), steht man letztlich nur betroffen da. Das Resultat ist: man muss „(...) wieder nach der Erde blicken“ (V. 4713), den erst so hoch gelenkten Blick zur Sonne, den gefährlichen Tatendrang nach Erreichung der reinen Wahrheit, abbre- chen und seine Art zu Streben überprüfen. So wurde Faust durch den Heilschlaf auf neue Wege geführt. Der Blick zurück zur Erde, um sich zu „(...) bergen (...) in jugendlichstem Schleier „(V. 4714), der als morgendliche Nebelbank über der „erwachenden“ Natur liegt, setzt dem focusartigen Aufbau des Gedichtes, durch den man immer größere Einblicke in das neue Naturverständnis Fausts erhält, ein abruptes Ende. Durch die Schleiersym- bolik erhält die bereits durch die Erklärung der Sonnensymbolik zum Teil enthüllte Aussage des Monologs, einen weiteren Aspekt, wodurch der Sinn des Reden Fausts noch deutlicher heraussticht. Der Schleier ist ein wichtiges Mittel der Verhüllung, das jedoch zur gleichen Zeit bis zu einem gewissen Maße einen Durchblick zulässt. Einer- seits wird die Natur von einem jugendlichen Schleier verhüllt und stellt sich klar dar als eine Symbolik für den Schutz des Göttlichen, Erhabenen, Absoluten, was Faust ver- suchte zu ergründen, um ihr den Schleier vo m „Gesicht“ reißen zu können und die abso- lute Erkenntnis zu schauen. Durch das Schleierbild wird das Rätselhafte, das Geheim- nisvolle der Natur deutlich. Andererseits wird mittels des Bildes der gewissen Durch- sichtigkeit des Schleiers klar, das Faust seinem Ziel nicht völlig fern geblieben ist. Er hat mit der Zeit Kenntnisse gewonnen, die ihn bereits auf den Weg des Erkenntnispro- zesses geführte haben.
In der letzten Strophe wird nun deutlich, das Faust im reinen Einklang mit der Natur ist und einsieht das es weitaus besser für ihn ist, „(...) die Sonne (...) im Rücken“ (V. 4715) zu haben und sich somit von ihr, dem unmöglich zu erreichenden Ziel abzuwenden. „(...) mit wachsendem Entzücken (...)“ (V. 4717) erkennt Faust nun in der Symbolik eines Wasserfalls, worauf sein Blick nun fällt, das dieser ihn durch seine „(...) Schäume (...)“ (V. 7720) ein ne u- es Ziel erreichen lässt - durch „(...) des bunten Bogen Wechseldauer“ (V. 4722) den Abglanz des Sonnenlichtes schauen zu können, wenn schon nicht das Sonnenlicht selbst. Was- serfall und Regenbogen lassen gemeinsam mit den Symboliken der Sonne und des Schleiers die Monologaussage in allen Einzelheiten klar werden. Der Wasserfall ist ein Zeichen für das Herabstürzende, das was vergeht und in eine weitere große Wassermas- se hinabstürzt. Durch diese Symbolik wird die Vergänglichkeit des menschlichen Le- bens klar, das irgendwann hinabstürzt und auf Erden zu Ende ist, jedoch wie der „Was- sersturz“ in neue Gewässer mündet, mündet das Leben des Menschen in andere Sphären - dort beginnt das „ewige Leben“ . Der Regenbogen ist der Spiegel des Sonnenlichtes. In ihm erkennt Faust den Abglanz der reinen Erkenntnis, den er für sich als Ziel erreicht hat, indem er erkannt hat, dass ein Mensch die reine Wahrheit nicht herauszufinden vermag. Der Regenbogen spiegelt sich in den „(...) Schäume[n] (...)“ (V. 4720) des Wasser- falls, was eine tiefere Bedeutung beinhaltet. Die Wassertropfen sind die Grundelemente, durch die es erst möglich wird, das der Regenbogen entstehen kann, so musste auch Faust in seinem Leben erst einige Grunderkenntnisse sammeln, das heißt er durfte sein aktives Streben nicht aufgeben, um letztlich den Grad einer Weisheit zu erreichen, die für ihn möglich ist. Eine Weisheit, eine Erkenntnis, die ein Lebewesen mit Hilfe seines Verstandes und seiner Fähigkeiten im Stande ist zu erringen. Faust kann nun akzeptie- ren, das jeder Erkenntnisprozess eine Grenze erfährt, wie der Regenbogen ebenfalls in seiner Farbenpracht begrenzt ist. Der alte Faust, der sich dieser Schranken nicht be- wusst war, ist endgültig entflohen. Die herrliche Farbpalette des Regenbogens beinha l- tet die Elemente der weltlichen Ganzheit und zeigt Faust auch neue Ziele, die in seinem Leben noch zu erreichen sind. In den vielfältigen Farben des Bogens spiegeln sich all die Aufgaben, Lebensabschnitte und zeitlichen Einheiten wieder, die Faust in Zukunft auf seiner Reise durch die abendländische Welt vor sich haben wird. Der Monolog er- scheint also als wichtiges Bindungsglied zu den weiteren Akten des „Faust 2“. Die Sprachebilder, rhetorischen Mittel und die Form des Gedichtes unterstützen charakteris- tisch die Aussagen des Werkes.
Die Sprechweise des lyrischen Ichs, also Faust, ist „blumig“ und expressiv :
„ Und Zweig’ und Äste, frisch erquickt, entsprossen“ (V. 4690);
„(...) duft’gen Abgrund(...)“ (V. 4691)
„Erfüllungspforten findet flügeloffen“ (V. 4706)
wie die Natur, die um ihn herum zu neuem Leben erblüht. Faust drückt durch sein „Ich bezogenes Sprechen“ seinen Zustand aus und verdeutlicht, dass er die Natur nicht mehr nur aus rein zweckbezogener Sicht, den Weg zur Erkenntnis, sieht, sondern sie preisen und loben kann (V. 4679- 4694). Faust spricht in seinem Monolog die Natur als Adressaten an, wodurch ein Du- Bezug geschaffen wird
„Du regst und rührst ein kräftiges beschließen“ (V. 4684).
Das innige Verhältnis zur Natur, wird durch diese Sprechweise besonders unterstützt, es wirkt partnerschaftlich und innig. In den Versen 4708 bis 4714 und in Vers 4727 wan- delt sich Faustens Rolle als „Lyrisches Ich“ in die eines „Lyrischen Wir“. Faust spricht für eine bestimmte Gruppe, nämlich die der erkenntnisstrebenden Menschen. Er macht durch den Wir- Bezug sprachlich deutlich, das kein Mensch je in der Lage sein wird das Absolute zu erkennen
„Ein Flammenübermaß, wir stehen betroffen; des Lebens Fackel wollten wir entzünden (V. 4708- 4709).
Der Zeilenstil, in dem das Gedicht bis auf wenige Ausnahmen gehalten ist, in denen das Schriftbild durch Enjambements gekennzeichnet wird, unterstreicht die harmonischen Gefühlsäußerungen Fausts und das Verhältnis des Einklanges, in dem er sich mit der Natur und ihren Erscheinungen befindet. Die Enjambements in den Versen 4679, 4690, 4695 und 4699 machen den Leser stutzig, da der Lesefluss unterbrochen wird. Eine Sinneinheit erfährt hier einen Einschnitt, so dass eine besondere Betonung auf dem Blick Fausts liegt, der sich immer weiter öffnet, immer mehr Naturelemente beobachtet und so das neue Lebensgefühl des Gelehrten wiedersiegelt, die Befreiung vom zwang- haften Erkenntnisdrang, die Natur als alles erhaltende Lebensmacht.
Die bildhafte Sprache erhält durch den Einfluss rhetorischer Mittel und sprachlicher Bilder einen besonderen Akzent. Das Element der Personifikation spielt in diesem Zusammenhang eine besonders große Rolle. Natur wird nicht als Gegenstand angesehen, sondern als gleichwertig, als „lebend“. Dies unterstreicht Fausts neues Verhältnis zur Natur, zeigt, dass er sein herrisches Verha lten gegenüber ihr, dessen tiefste Geheimnisse er stets zu erfassen versuchte, abgelegt hat
„(...) und atmest neu erquickt zu meinen Füßen“ (V. 4682);
„Hinaufgeschaut- Der Berge Gipfelriesen verkünden schon die feierlichste Stunde“ (V. 4695- 4696).
Baut ein Mensch eine emotionale Bindung zu einem anderen Menschen auf, so pflegt er sie und bringt damit zum Ausdruck, das der Mensch in seinem Leben einen besonderen Stelenwert einnimmt. Genauso bringt Faust durch die Personifikation zum Ausdruck, das er zu der Natur eine emotionale Bindung aufgebaut hat, die ihm gut tut und paradiesisch auf ihn wirkt. Der Gebrauch von Alliterationen verstärkt den Eindruck des engen Naturverhältnisses Fausts zusätzlich:
„Erfüllungspforten findet flügeloffen“ (V. 4706)
„Auch Farb an Farbe klärt sich los vom Grunde,
wo Blum und Blatt von Zitterperle triefen“ (V. 4692- 4693).
„Hoch in die Lüfte Schaum an Schäume sausend“ (V. 4720)
Das Bild der Inversion, das in vielen Versen auftritt, hebt wichtige Inhalte des Gedichtes, die Aufschluss über die Hauptaussage des Werkes geben, hervor:
„ Kehr ich mich weg vom Augenschmerz durchdrungen“ (V. 4703);
„Am farbigen Abglanz haben wir das Leben“ (V. 4727)
Faust ist fähig sich von der Sonne wegzukehren, sein Streben nach vollkommener Er- kenntnis aufzugeben und zu erkennen, das der Mensch nur den farbigen Abglanz der des ewigen Lichtes zu schauen vermag und dies das wichtigste zu erreichende Lebens- ziel eines Menschen ist. Goethe macht in dem Eingangsmonolog ebenfalls von Neogolismen Gebrauch und schafft somit eine unterstreichende Wirkung zum harmonischen Charakter des Eingangsmonologs und der Ästhetik der Natur für Faust:
„ (...) Zitterperle (...)“ (V. 4693);
„(...) Gipfelriesen (...) „ (V. 4695);
„(...) Erfüllungspforten (...)“ (V. 4706)
Die Bauform verleiht dem Eingangsmonolog ihren besonderen Akzent. Das Metrum ist alternierend, das bedeutetes ist jambisch aufgebaut. Es enthält jedoch vereinzelt daktyli- sche Doppelsenkungen, um keinen Eindruck von Monotonie aufkommen zu lassen. Goethe gebraucht in dem Eingangsmonolog Terzinen von unglaublicher Ausduckstärke, die in Gedichten kein allzu häufiges Vorkommen haben. Es sind jambische Dreizeiler mit fünf Hebungen. Durch dieses besondere Versmaß werden die langen Strophen zu- sammengefügt und bilden eine Sinneinheit, verdeutlichen Faust strömende und leichte Gefühle bezüglich der Natur. Die Kettenreime, die in diesem Zusammenhang benutzt werden (aba bcb cdc...), verleihen dem Gedicht einen harmonischen Fluss, der durch den Gebrauch weiblicher Kadenzen noch verstärkt wird. So wird zwischen des Aussa- gen des Monologs systematisch ein fest ineinander verzahnter Zusammenhang geschaf- fen, der auf der erfüllenden Erkenntnis aufbaut, das Faust sich mit seiner Rolle als „un- perfektes“ Wesen zufrieden geben muss und auch freiwillig gibt, da er erkannt hat, was die Welt wirklich im innersten zusammenhält: Dies ist das mit seinen menschlichen Fähigkeiten und Schwächen zu erreichende Ziel, den Abglanz der absoluten Erkenntnis durch ein neues Verhältnis zur Natur zu erfahren, die ein Abglanz Gottes ist und diesen „Allerhöchsten“ wiederspiegelt.
1.1 Analyse 2: „ das ende der eulen “ , vergleichend zu Analyse 1:
Das Gedicht „das ende der eulen“ stammt von Hans Magnus Enzensberger ( 1929). Er ist ein renommierter Schriftsteller der Moderne. Besonders durch seinen kritisch enga- gierten Schr eibstil, gewann der gebürtige Kaufbeurener einen besonderen Ruf als enga- gierter Lyriker, der den zeitgeschichtlichen und politischen Instanzen seiner Zeit den „Spiegel vorhält“ und diesbezüglich kein „Blatt vor den Mund nimmt“. Mit dem zur Zeit der Kuba- Krise (1962) entstandenen Gedicht läutete der Schriftsteller die „Alarm- glocke“. Er spricht in dem Gedicht Natur als Opfer der Zerstörung durch den Menschen an. Anders als in Goethes Eingangsmonolog des „Faust 2“, beleuchtet Enzensberger den Menschen nicht als Wesen, das zur Natur eine innige emotionale Bindung aufbaut, son- dern lässt ihn als Unheilbringer und Gegenspieler auftreten, der die „Schöpfung“ durch Atombombentests und Kriege zerstört. Schon allein das Schriftbild spricht für sich. Durch die Benutzung reiner Kleinbuchstaben, wird die Einheit des Gedichtes, die die zerstörerische Kraft des Menschen wiederspiegelt optisch aufgebaut. Kein Wort ist hier hervorzuheben, sondern alle Wesen, die in dem Gedicht zu finden sind, sind gleich stark von der menschlichen Zerstörungsgewalt betroffen, auch die Menschheit selbst. Das Gedicht steht sowohl inhaltlich als auch formal im Gegensatz zu dem Eingangsmono- log. Während der Eingangsmonolog eine strenge metrische Form und Klangfolge auf- weist, wodurch die Harmonik und der Einklang des Faust mit der Natur unterstrichen wird, besteht das Gedicht „das ende der eulen“ aus drei Strophen, von denen die erste und letzte jeweils 12 „freie“ Verse und die zweite 10 „freie“ Verse aufweist. Durch die- se Art von Lyrik wird ein weit erer entscheidender Unterschied zu dem Monolog des Faustus deutlich. Durch „freie“ Verse erhält das Gedicht eine Unbändigkeit und Unr u- he, da es keinen Regeln der Metrik oder Reimsschemen unterliegt. Auf diese Weise wird die Thematik in ihrer Ernsthaftigkeit deutlich untermauert. In der ersten Strophe des Gedichtes ruft das „Lyrische Ich“ eine „Untergangsstimmung“ hervor. Der Erzähler gibt Einblicke in seine Gedankenwelt, in der von Strophe zu Strophe das Ende der Menschheit und allen Lebens auf der Erde immer deutlicher an Form gewinnt. Enzens- berger fährt ebenfalls, wie Goethe einen „Zoom“ aus, um die perspektivische Gestal- tung seines Werkes immer offener werden zu lassen, was jedoch letztlich die totale Zer- störung bis auf den Nullpunkt in sich birgt, und der Leser keinen räumlichen Anhalts- punkt mehr vor seinen imaginären Augen hat. Im Eingangsmonolog erlebt Faust eben- falls ein Absinken seiner Perspektive, als er durch das Sonnenlicht gezwungen wird auf die Erde hinabzuschauen. Doch bleibt sein Blick nicht ge senkt, Faust kann, anders als die Menschheit in Enzensbergers Gedicht, erneut aufschauen und seine Sichtperspektive einem der schönsten Naturelemente zuwenden, dem Regenbogen, der ihm Helligkeit und Hoffnung spendet. Der Untergang der Tierwelt und der belebten Pflanze nnatur steht in Enzensbergers Gedicht deutlich im Vordergrund, nicht aber die Menschheit. Jedoch gewinnt schon in dem zweiten Vers der ersten Strophe die Metapher „das ende der eulen“ eine besondere Bedeutung und begleitet den Hörer oder Leser des Gedichtes durch alle drei Strophen. Eulen stehen als Tiere für die Weisheit. So wird das Ende der Weisheit, ihr Sterben eingeläutet. Im Gegenteil zu dem inneren Wachsen und Reifen von Faust, der an Weisheit gewinnt, indem er begreift, dass die absolute Erkenntnis nicht zu erreichen ist, zeichnet Enzensberger die Tragödie des Entschwindens der Weisheit von der Erde auf. In systematischer Weise wird die biblische Schöpfungsge- schichte in der ersten Strophe umgekehrt. Es wird aufgezeigt, das der Mensch, der den Sinn für das Weise, das klug Durchdachte aufgegeben hat. Das Leben was Gott hat einst aus dem Wasser entspringen lassen, die Tiere der sieben Weltmeere erfahren zunächst ihre Vernichtung, die Vernichtung der Tiere in der Luft und der Lebewesen der Erde erfolgt im weiteren (V. 3-5); (V. 8- 12). Der Leser erfährt bereits in der ersten Strophe das Ende der Schöpfung, das Sterben aller Lebewesen, während Faust das erneute Auf- blühen der Natur erlebt, die Morgendämmerung, eine „Neuschöpfung“, aus welcher er Kraft schöpft und damit selbst zu „neuem Leben erwacht“.
In der zweiten Strophe erhält man nun Aufschluss über die Art der Zerstörung, die alles Leben zur Ausrottung treibt. Die Kuba-Krise, welche im Oktober 1962 stattgefunden hat, wird im Folgenden kritisch beleuchtet und formt sich klar als Themenschwerpunkt des Gedichtes heraus. Hier entsteht ein weiterer Gegensatz zu dem, von Goethe verfass- ten, Eingangsmonolog des „Faust 2“. Die Menschheit ist der Zerstörung nahe, steckt in einer „Lebenskrise“. Faust hingegen ist befreit von den Problemen, die ihn seit je her plagten und hat somit seine „Lebenskrise“ längst überwunden. Die damaligen Groß- mächte, die USA und die ehemalige Sowjetunion lagen derzeit in heftigen Auseinander- setzungen über die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf der Insel Kuba, die im karibischen Meer. Unmittelbar vor der Küste der Vereinigten Staaten wurde der „Atomkampf“ ausgetragen und stand der Eskalation nahe. Man glaubte ein 3. Welt- krieg, könne aus der Situation entstehen. Der totale Atomkrieg bis hin zum bitteren En- de allen Lebens, findet anfängliche Thematisierungen in der zweiten Strophe und erfährt in der dritten ihre exzessivste Ausdehnung. Nicht umsonst beschreibt das „Lyr ische Ich“ schauderhaft die „(...) sümpfe floridas(...)“ (V. 16), welche von der Zerstörung durch eine Atomkatastrophe „(...) tödlich befingert (...)“ (V. 16) sind. Es wird klar, das Floridas Sümpfe, die in der zweiten Strophe als „Versuchsopfer“ betitelt werden, für den Test atomarer Waffen hinhalten mussten. So wird eindeutig der Bezug der USA zu der Krise hergestellt. Auch in das sibirischen Eis wird durch die verheerenden Ausmaße der a- tomarer Waffentests geschändet, „(...) tier und schilf und schiefer erwürgt (..)“ (V. 17- 18). Der Mensch führt „Todestests“ in den Lebensräumen wehrloser Tiere durch, in Raum, der nicht seiner ist. Jetzt wird eine eindeutige Brücke zu der ersten Strophe geschlagen, in der die Gletscher genannt werden, die Riesen der Erde, die schon lange vor dem Men- schen und seinem besitzergreifenden Machtherrschen über die Natur da waren. Sie „(...) kalben zu früh(...)“(V. 7) , was bedeutet, dass die atomaren Hitzewellen, die durch die A- tomtests oder aber auch im Falle eines Atomkrieges sogar solche Zerstörungskraft in sich ballen, das dadurch sogar die mächtigen „Steinriesen“ zerstört werden können. Somit macht Enzensberger durch dieses Bild deutlich, welche Gefahren im Zusammen- hang mit dem Umgang atomarer Waffen für Tier, Mensch und Natur entstehen. Der Lebensraum der Tiere, durch „(...) warnketten (..)“ (V. 19) abgeschirmt, durchzogen und beeinflusst, kann jeder Zeit dem (...) letzten Manöver (...)“ (V. 20) gegenüber stehen, das die endgültige Zerstörung bringt, Atompilze- „(...) schwebende feuerglocken (...)“ (V. 21) die in Sekunden Schnelle alles Leben in ihrem zerstörerischen Dunst einschließen und ver- nichten. Enzensberger warnt vor dem „(...) ernstfall (...) “ (V. 22) und beleuchtet die Eskala- tion der damaligen Situation, die Angst der Menschen, das einer der Mächte die ticken- de Zeitbombe plötzlich in entfachter Wut, in unüberlegtem Zutun auslösen und so die gesamte Lebenswelt der Erde hätte verstrahlen, verseuchen, zerstören können.
Die dritte Strophe thematisiert den Menschen nur noch als „(...) schon vergessen (...)“ (V. 23)- zerstört durch seine eigenen Atomwaffen. Die „(...) mündelsichern gefühle (...)“ (V. 26), die ewige scheinheilige Gewissheit, das trotz der Wissens über die enorme Zerstörungs- kraft atomarer Waffen, niemals etwas ernsthaftes passieren könnte, ließ die Menschheit die Schändungen an Natur und sich selbst erdulden, nicht aufschreien gegen diese „Fre- veltaten“. Da nützt den „(...) planern der spurlosen tat (...)“ (V. 29) ihr streben nach „(...) ruhm(...)“ (V. 27) auch nichts mehr. Denn die Tat ist in der Tat spurlos, kein Fünkchen Leben bleibt mehr auf der Erde nach einem atomaren Krieg zurück. Eine wichtige Ge- meinsamkeit zu Goethes Faust ist hier zu ziehen. Der Teufel, welcher Faust versuchte zu verführen, ihn von dem rechten Weg abzubringen, stellt sich in Enzensbergers Ge- dicht ebenfalls da, jedoch gewandelter Gestalt- der Teufel in Gestalt der Atomwaffe“, er bracht dem Menschen die Zerstörung seiner selbst und machte ihn zum Mörder der Tie- re und Pflanzen. Der Mensch konnte die wichtige Erkenntnis nicht erlangen, dass das Streben nach allen Zielen die er sich setzt, nicht mit allen Mitteln zu erreichen ist. Ent- weder der Mensch erkennt, dass der einzige Weg aus der Selbstzerstörung die Umkehr ist, so wie Faust sie erkannt hat und sich mit Zielen zufrieden gab, die er durch den Ein- klang mit sich und der Natur erreichen konnte, oder der Mensch ist de Untergang ge- weiht und zieht dazu unschuldige „Mitbewohner“ /Tiere“ der Erde mit in den Tod. In Enzensbergers Gedicht, dass als weiterführende Vision der Kuba- Krise bis hin zum Atomkrieg, der real nicht stattgefunden hat, zieht der Mensch die „Notbremse“ nicht. Gegen Ende des Gedichtes greift Enzensberger nun systematisch noch einmal das Bild der stummen Lebewesen der Erde auf, die er zu Anfang der zerstörerischen Kraft des Menschen unterworfen sah und lange vor ihm begannen die Erde zu bevölkern- Der Kreis schließt sich zum Ganzen, die Kette der Mechanismen, die zur Erdzerstörung füh- ren können, werden in Enzensbergers Gedicht wie Glieder ineinander gefügt und erge- ben eine „Kette der Zerstörung“. Mit dem Tod der „(...) alten eulen der erde(...)“ (V.34), stirbt die Weisheit letztlich aus. Somit hat auch der Mensch keine Chance mehr zu überleben. Im Gegensatz zu Goethe zeigt Enzensberger den Menschen unserer Zeit auf, der nicht, wie Faust, im Einklang mit der Natur lebt, sondern sich selbst durch seinen ewigen Drang nach Macht, über andere herrschen zu wollen, alles besitzen zu müssen, ze rstört. Der unweise Mensch als selbst zerstörerische Kraft, wird in dem Gedicht deutlich the- matisiert, der Aspekt der Kubas- Krise dient hier als Symbolik all der menschliche Schandtaten, die uns eines Tages wirklich in die Selbstzerstörung treiben werden. Nicht nur im Bereich der Atompolitik zeigt sich der Mensch als Zerstörer, sondern auch in der Politik (Skandalöse Machenschaften um die Entschädigung der NS- Zwangsarbeiter), der Wirtschaft (BSE- Krise), der Forschung (Gentechnik als Gleichschaltung der Menschheit) und des Verhältnisses zur Gewalt (steigende Rate an Übergriffen auf fremdländische Mitbürger der BRD). Die Aktualität des Gedichtes von Hans Magnus Enzensberger zeigt sich demnach eindeutig. Doch hier darf der Bezug des Faust zu un- serer heutigen Zeit nicht fehlen.
Die Untersuchung der sprachlichen Bilder und der rethorischen Mittel unterstützt das zum Eingangsmonolog gegensätzliche Bild eines Naturgedichtes das die aktuelle Zer- störung unseres Lebensraumes thematisiert. Die Sprechweise des „Lyrischen Ichs“ in dem Gedicht „das ende der eulen“ stellt, zwar genau wie es in dem Eingangsmonolog geschieht einen Ich - Bezug beim sprechen auf, jedoch wohnt dem ein entscheidender Unterschied bei. Enzensberger tritt ve rsteckt als belehrende Person auftritt. Er teilt nicht wie Faust mit dem Leser seine Gefühle, sondern stellt in harte, von Metaphern des Todes gezeichnete Untergangsbilder der Menschheit und der Erde da, die Erfüllung finden, falls der Mensch seinen Bezug zur Natur nicht ändert (wie Faust es getan hat). Die Sprache erfährt somit keinerlei Harmonie und Einklang, sondern zeigt die Zerrüttetheit des Naturzustandes auf. Um eben diesen Eindruck noch mehr hervorzuheben, verwendet Enzensberger häufig Metaphern
„schiefer erwürgt“ (V. 18);
„(...) von antennen tödlich befingert“ (V. 15- 16)
Goethe benutzt anstatt Metaphern vornehmlich Symbole (Sonne, Schleier, Wassersturz, Regenbogen) zu bezeichnen sind, die jedoch ein positives, einheitliches Gesamtbild eines Faust geben, der um Erkenntnisse reicher geworden ist und nun zufrieden ist ohne das Absolute erkannt zu haben. Wie im Eingangsmonolog ebenfalls vorkommend, wan- delt sich die Sprechweise auch bei Enzensberger, trät jedoch immer einen negativen Unterton in sich. So spricht das Lyrische ich in Vers 1 von „(...) euerm(...)“, wenn Enzens- berger in die belehrende Rolle schlüpft und in Vers 23 von „(..) wir (...)“, wenn er sich mit zu der Menschheit zählt, die einmal auf Grund ihrer Neigung bei allem Unrechten wegzusehen, aussterben wird. Charakteristisch ist der wechselnde Gebrauch von Zeilen- stil und Enjambement in Enzensbergers Gedic ht. Die zweite Strophe ist bis auf zwei Versen in Zeilensprüngen angeordnet. Hier wird eine Sinneinheit zerteilt und der Leser ist nicht im Stande über die Mitte hinwegzulesen. Somit wird die Problematik der Ku- ba- Krise deutlich hervorgehoben. Den Zeilenstil verwendet Enzensberger vornehmlich i der ersten Strophe, wodurch die enge Verbundenheit der Tiere untereinander als biolo- gisches Netzgefüge dargestellt wird, das Zerstört wird, wenn eine Tierart durch das Ver- schulden des Menschen ausstirbt und somit aus der Kette ausscheidet. Anders als im Eingangsmonolog werden hier rethorische Mittel wie Anaphern verwendet
„Ich spreche(...)“ (V. 1,2,3);
„von (...)“ (V32,33,34).
Sie treten charakteristisch in drei Anfangs und Schlusszeilen auf und betonen in zusamme ngefügter Form („Ich spreche von“) deutlich die Misre in der sich die Tiere befinden, von denen Enzensberger in dem Gedicht spricht. Anaphern werden in Goethes Faust hingegen zur Untermalung des engen Naturverständnisses des Gelehrten genützt um Harmonie hervorzubringen. Durch den Gebrauch der Inversion nutzt Enzensberger, anders als Goethe, die Gelegenheit, die Betonung deutlich auf die Menschheit zu legen, die sich der Natur bemächtigt und sie zerstört
„sie werden kalben zu früh“ (V. 7);
„von allem was lebt in Lüften“(V. 9)
Letztlich ist noch die Ellipse als wichtiges Stilmittel in Enzensbergers Gedicht zu beobachten, wodurch Enzensberger wichtige Aspekte bezüglich der Untergangsthematik der Menschheit verdichtet darzustellen vermag
„ich spreche von euerm nicht“ (V.1);
„und schilf und schiefer erwürgt“ (V. 18)
Abschließend kann aus dem Gedichtvergleich abgeleitet werden, das sich das Verständ- nis der Naturlyrik von der Klassik bis zur moderne entscheidend gewandelt hat. Der in der Klassik noch erkennende Faust, der zu Mutter Natur eine emotionale Bindung auf- bauen will und kann, wird in der Gegenwart zu dem Menschen, der die Natur für seine schäbigen Missetaten missbrauchen will, über sie Macht ergreifen möchte, die in zerstö- rerischem selbst endet. Der Erkenntnisprozess bleibt heute saus, der die Menschheit aus den Umweltsünden, die er zu seinem eigenen Schaden begangen hat, herausreißen könnte. Im Gegenteil, wir kommen der Selbstzerstörung heute immer näher.
Literaturverzeichnis
Stephan, Günter: Naturlyrik, Gattungs- und epochenspezifische Aspekte, Klett Lektürenhilfe, 3. Auflage, 1994, Ernst Klett Verlage für Wissen und Bildung GmbH, Stuttgart, 1991
Neis, Edgar: Johann Wolfgang Goethe, Faust Teil 2, Königs Erläuterungen und Materialien Band 43/44, 5. Auflage, 1987,Bange Verlag Hollfeld
Steiner, Rudolf: Goethes Weltanschauung, Rudolf Steiner Taschenbücher aus dem Gesamtwerk, 5. Auflage Dornach 1963, Rudolf Steiner- Nachlassverwaltung
Hans Magnus Enzensberger: „ das ende der eulen “
ich spreche von euerm nicht, ich spreche vom ende der eulen, ich spreche von butt und wal, in ihrem dunkeln haus. Dem siebenfältigen meer, von den gletschern, sie werden kalben zu früh, rab und taube, gefiederten zeugen von allem was lebt in den lüften und wäldern, und den flechten im kies vom weglosen selbst, ind vom grauen morr und leeren gebirgen.
auf radarschirmen leuchtend zum letzten mal, ausgewertet auf meldetischen, von antennen tödlich befingert floridas sümpfe und das sibirische eis, tier und schilf und schiefer erwürgt von warnketten, umzingelt vom letzten manöver, arglos unter schwebenden feuerglocken, im ticken des ernstfalls.
wir sind schon vergessen, sorgt euch nicht um die waisen, aus dem sinn schlagt euch die mündelsichern gefühle. den ruhm, die rostfreien psalmen. ich spreche nicht mehr von euch, planern der spurlosen tat, und von mir nicht, und keinem. ich spreche von dem was nicht spricht, von den sprachlosen zeugen, von ottern und robben, von den alten eulen der erde.
Eingangsmonolog des „ Faust 2 “ von Johann Wolfgang von Goethe
Des Lebens pulse schlagen frisch lebendig Ätherische Dämmerung milde zu begrüßen; Du, Erde, warst auch diese Nacht beständig Und atmest neu erquickt zu meinen Füßen, Beginnest schon mit Lust mich zu umgeben, Du regst und rührst ein kräftiges Beschließen, Zum höchsten Dasein immerfort zu streben. - In Dämmerschein liegt schon die Welt erschlossen, Der Wald ertönt von tausendstimmigem Leben, Tal aus Tal ein ist Nebelstreif ergossen, Doch senkt sich Himmelsklarheit in die Tiefen, Und Zweig’ und Äste, frisch erquickt, entsprossen Dem duft’gen Abgrund, wo versenkt sie schliefen; Auch Farb an Farbe klärt sich los vom Grunde, Wo Blum und Blatt von Zitterperle triefen - Ein Paradies wird um mich her die Runde.
Hinaufgeschaut !- Der Berge Gipfelriesen Verkünden schon die feierlichste Stunde; Sie dürfen früh des ewigen Lichts genießen, Das später sich zu uns hernieder wendet. Jetzt zu der Alpe grün gesenkten Wiesen Wird neuer Glanz und Deutlichkeit gespendet, Und stufenweis ist es gelungen;- Sie tritt hervor !- Und leider schon geblendet, Kehr ich mich weg, vom Augenschmerz durchdrungen.
So ist es also, wenn ein sehnend Hoffen Dem höchsten Wunsch sich traulich zugerungen, Erfüllungspforten findet flügeloffen; Nun aber bricht aus jenen ewigen Gründen Ein Flammenübermaß, wir stehen betroffen; Des Lebens Fackel wollten wir entzünden, Ein Feuermeer umschlingt uns, welch ein Feuer! Ist’s Lieb? Ist’s Hass, die glühend uns umwinden, Mit Schmerz und Freuden wechselnd ungeheuer, So dass wir wieder nach der Erde blicken, Zu bergen uns i jugendlichstem Schleier.
So bleibe denn die Sonne mir im Rücken! Der Wassersturz, das Felsenriff durchbrausend, Ihn schau ich an mit wachsendem Entzücken. Von Sturz zu Sturzen wälzt er jetzt in tausend, Dann abertausend Strömen sich ergie0end, Hoch in die Lüfte Schaum an Schäume sausend. Allein wie herrlich, diesem Sturm ersprießend, Wölbt sich des bunten Bogens Wechseldauer, Bald rein, bald in Luft zerfließend, Umher verbreitend kühle Schauer. Der spiegelt ab das menschliche Bestreben. Im sinne nach und du begreifst genauer: Am farbigen Abglanz haben wir das Leben.
Erklärung:
Hiermit erkläre ich, dass ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe ange fertigt und nur die im Litersturverzeichnis angeführten Quellen und Hilfsmittel benutzt habe
- Arbeit zitieren
- Simon Wiengarten (Autor:in), 2001, Enzensberger, H. M. - Das Ende der Eulen - verglichen mit Faust II - Eingangsmonolog, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101996
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