Stell dir eine Welt vor, in der die Finsternis triumphiert, in der die Schrecken des Krieges in all ihrer grausamen Pracht entfesselt werden. Georg Heyms erschütterndes Gedicht "Der Krieg" ist eine düstere Vision, die den Leser in eine apokalyptische Landschaft entführt, in der Zerstörung und Tod allgegenwärtig sind. Von den ersten Zeilen an, in denen sich der Krieg aus seinem finsteren Gewölbe erhebt und die Welt in Dunkelheit stürzt, bis hin zum triumphalen Ende, in dem er über seinem vollendeten Zerstörungswerk thront, entfaltet sich ein erschreckendes Panorama menschlicher Grausamkeit und Vernichtung. Das Gedicht malt ein lebendiges Bild der Kriegslandschaft, in dem Städte in Flammen stehen, Flüsse sich rot färben und die menschliche Existenz auf ein bloßes Wimmeln reduziert wird. Heym nutzt eine kraftvolle Sprache und eindringliche Bilder, um die Schrecken des Krieges in all ihren Facetten darzustellen, von der physischen Zerstörung bis hin zur psychischen Belastung der Menschen. Die düstere Atmosphäre, die durch den häufigen Gebrauch von Farben wie Schwarz und Rot verstärkt wird, erzeugt ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Die rhythmische Struktur des Gedichts, mit seinem fünfhebigen Trochäus und den Paarreimen, trägt zur Intensität des Erlebnisses bei und zieht den Leser tiefer in den Strudel der Gewalt hinein. "Der Krieg" ist nicht nur eine Beschreibung der Schrecken des Krieges, sondern auch eine Mahnung an die menschliche Fähigkeit zur Selbstzerstörung und ein Aufruf zur Besinnung über die Folgen von Konflikten. Es ist eine zeitlose Auseinandersetzung mit den dunklen Seiten der menschlichen Natur und ein Spiegelbild der Grausamkeiten, die Menschen einander antun können, eine erschütternde Lektüre, die lange nach dem Lesen nachhallt und zum Nachdenken über die Sinnlosigkeit von Gewalt und die Notwendigkeit des Friedens anregt, ein bedeutendes Werk des Expressionismus, das die tiefsten Ängste und Befürchtungen einer ganzen Generation widerspiegelt und bis heute nichts von seiner Aktualität verloren hat, ein unvergessliches Gedicht über Tod, Zerstörung und die dunkle Seite der menschlichen Existenz.
„Der Krieg“ von Georg Heym
Das Gedicht „Der Krieg“ von Georg Heym befasst sich mit den Schrecken des Krieges.
Gliederung
Die ersten drei Strophen des Gedichtes handeln von der Bedrohung bzw. der Ankündigung des Krieges für den Menschen. Es wird geschildert wie der Krieg sich aus seinem Gewölbe erhebt: „er lässt die absolute Nacht über die Welt hereinbrechen, indem er den Mond zerdrückt. Der Krieg braucht also Finsternis um sein Wüten beginnen zu können.
In Strophen vier bis acht wird nun das Werk der Vernichtung geschildert in allen grausigen Einzelheiten. Der Tanz auf den Bergen bildet die Einleitung. Weiter wird das Aussehen des Krieges erläutert: („schwarze Haupt“, „tausend Schädel“(V.15/16)). Darauf folgt die Beschreibung einer Kriegslandschaft (Str.: 5-8) In den letzten drei Strophen triumphiert der Krieg über sein vollendetes Zerstörungswerk Es herrscht Ruhe nach der absoluten Vernichtung. Die Position des Krieges liegt nun in den Wolken.
Biographie
Georg Heym wurde am 30. Oktober 1887 in Hirschberg/ Schlesien geboren. Er entstammt einer alten Beamtenund Pastorenfamilie. Er kam mit 13 Jahren nach Berlin. Studierte Jura in Würzburg und Berlin. 1911 Promotion in Rostock. Am 16. Januar brach er beim Eislaufen auf der Havel bei Schwanenwerder ein und ertrank; zusammen mit seinem Freund Ernst Balche.
Äußere Form
Das Gedicht besteht aus 11 Strophen. Es sind jeweils vier Zeilen (Quartette) die zwei Paarreime haben (aabb). Fünfhebiger Trochäus in jeder Zeile, der auf eine männliche Kadenz endet.
Lyrisches Ich setzt sich mit dem Thema Krieg auseinander.
Inhaltserläuterung
1. Strophe:
- Zu Beginn Anapher (V.1/2): „Aufgestanden“ => Ankündigung etwas Großes und
- Schreckliches. Zwar kann man nicht genau sagen, was damit gemeint ist, aber anhand des Titels kann man darauf schließen, das der Krieg damit gemeint ist.
- Personifiezierung des Kriegs => Gestalt ist „groß und unerkannt“, wahrscheinlich weil sie lange abwesend, nicht präsent war.
- Mond, nächtlicher Begleiter der Menschen und Symbol für Romantik fällt dem „Ungeheuer“ als erstes zum Opfer
Bilder/Vergleiche:
- V.2 „Gewölbe“: Fundament unserer Zivilisation
- V.4 „Mond zerdrückt“: Hereinbrechen der Dunkelheit => traditionell
2./3.Strophe:
- Es wird die Wirkung beschrieben, die von diesem „Ungeheuer“ ausgeht.
⇨ „er“ = Krieg, „es“ = Auswirkungen des Krieges, „sie“ = Menschen
- Dadurch wird gezeigt, das es um schleichende, unfassbare Prozesse geht, deren Urheber noch unerkannt bleibt
- Es breitet sich Kälte, Dunkelheit und Totenstille aus
- Reaktionen der Menschen: Fragen ohne Antworten, erbleichen und zittern
Bilder/Vergleiche:
- V.6 „Dunkelheit“ : Bild für Ausschaltung des hellen
4.Strophe:
- Wendet sich wieder der Figur des Krieges zu
- Zu Beginn eine Art Kriegstanz mit Aufforderung zum Kampf
⇨ deutlich wird das der Krieg inaktiv ist und die Menschen ihn führen
- Schluß ist Beschreibung des Kopfes des Ungeheuers
⇨ Tod und Vernichtung
5./6.Strophe:
- vierte Strophe noch Ankündigung des Schrecklichen, jetzt Thema der beiden folgenden Strophen
- nun greift das Ungeheuer aktiv ein und zeigt sich nicht nur
- Beschreibung einer Todeslandschaft
Bilder/Vergleiche:
- V.21 „blauer Flammenschwall“: nächtliches Inferno der brennenden Stadt
7.-9.Strophe:
- verschiedene Einzelaspekte des Kriegsgeschehens werden dargestellt
- im Vordergrund steht die Tätigkeit des Ungeheuers
Bilder/Vergleiche:
- V.29 „rote Zipfelmütze“ : Flammenmeer / Feuersturm
- V.31 Mit „unten wimmeln“ sind die Menschen gemeint => Krieg also riesig (dämonenhaft groß)
- V.34 „Gelbe Fledermäuse“ : Flammen bzw. Feuersbrunst
10.Strophe:
- in dieser Strohe wird der Untergang einer ganzen Stadt geschildert.
- Es erhärtet sich der Verdacht, dass es sich nicht um einen Überfall einer fremden Macht, sondern um die Selbstopferung der Welt handelt
⇨ Str.4/Z.2: von Mitakteuren des Krieges die Rede
Bilder/Vergleiche:
- V.36,37 Die „Stadt die versank“ - als Opfer der Zerstörung Sich „warf in des Abgrunds Bauch“ - als Akt der Selbstzerstörung
⇨ Mensch ist Opfer und Vollstrecker zugleich
- V.37 „Gelbem Rauch“ : Inferno, nur noch Feuer überall
10./11.Strophe:
- fließender Übergang der letzten beiden Strophen
- Mittelpunkt „er“ als Triumphator, der gottgleich ist (Himmel, heilige Zahl 3)
- Am Ende steht nur noch Tod und Verwüstung, es gibt keine Perspektive mehr, weder für die Opfer noch für den Täter (Krieg)
Bilder/Vergleiche:
- V.41 „sturmzerfetzter Wolken“ : Himmel ist kein Ort der Erlösung
- V.42 Das Gedicht kennt keinen Gott, denn über den Wolken gibt es nur des toten Dunkelns kalte Wüstenein
- V.44 „Gomorrah“ : Anspielung auf das AT => Opfer des Feuerregens, den Gott als Strafe für deren Sündhaftigkeit verhängt
⇨ Apokalyptisches Ende
Stilistische Mittel
Akustik:
2.Strophe: „Abendlärm“(5), „still“(8)
3.Strophe: „Geläute“(11)
6.Strophe: „Waffenschall“(22)
7.Strophe: „Schrein“(26)
10.Strophe: „lautlos“(38)
⇨ Erzeugt eine bedrohliche, gefährliche Stimmung, zeigt das wahre Kriegsgeschehen Farben:
1.Strophe: „schwarz“(4)
2.Strophe: „Dunkelheit“ (6)
4.Strophe: „schwarz“ (15)
5.Strophe: „weiß“ (20)
6.Strophe: „blau“(21), „schwarz“(22)
7.Strophe: „rot“(26), „schwarz“(27)
8.Strophe: „rot“(29)
9.Strophe: „gelb“(34)
10.Strophe: „gelb“
⇨ düstere Stimmung, die von schwarz dominiert wird. Dazwischen immer wieder grelle Farbtöne
Fazit
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in Georg Heyms Gedicht "Der Krieg"?
Das Gedicht "Der Krieg" von Georg Heym befasst sich mit den Schrecken und der Zerstörung, die der Krieg verursacht.
Wie ist das Gedicht "Der Krieg" strukturiert?
Das Gedicht ist in 11 Strophen unterteilt. Die ersten drei Strophen beschreiben die Ankündigung und Bedrohung des Krieges. Die Strophen vier bis acht schildern die Zerstörung und Grausamkeiten des Krieges detailliert. Die letzten drei Strophen zeigen den Triumph des Krieges über die vollbrachte Zerstörung.
Was sind die wichtigsten Themen des Gedichts "Der Krieg"?
Zentrale Themen sind die Bedrohung, Zerstörung, Grausamkeit und der Triumph des Krieges. Außerdem wird die Hilflosigkeit und das Leiden der Menschen angesichts des Krieges thematisiert.
Was ist über Georg Heym bekannt?
Georg Heym wurde am 30. Oktober 1887 in Hirschberg/Schlesien geboren. Er studierte Jura in Würzburg und Berlin und promovierte 1911 in Rostock. Er starb am 16. Januar beim Eislaufen auf der Havel.
Welche formale Struktur hat das Gedicht "Der Krieg"?
Das Gedicht besteht aus 11 Strophen mit jeweils vier Zeilen (Quartette), die zwei Paarreime (aabb) haben. Jede Zeile hat einen fünfhebigen Trochäus und endet mit einer männlichen Kadenz.
Was beschreibt die erste Strophe des Gedichts "Der Krieg"?
Die erste Strophe kündigt mit der Anapher "Aufgestanden" etwas Großes und Schreckliches an, das anhand des Titels als der Krieg identifiziert werden kann. Der Krieg wird personifiziert als eine "große und unerkannte" Gestalt, die den Mond als Symbol für Romantik zerstört.
Welche Bilder und Vergleiche werden im Gedicht "Der Krieg" verwendet?
Das Gedicht verwendet zahlreiche Bilder und Vergleiche, wie z.B. das "Gewölbe" als Fundament der Zivilisation, den "zerdrückten Mond" als Hereinbrechen der Dunkelheit, und "rote Zipfelmütze" als Flammenmeer oder Feuersturm.
Welche stilistischen Mittel werden im Gedicht "Der Krieg" verwendet?
Das Gedicht verwendet akustische Mittel wie "Abendlärm", "still", "Geläute", "Waffenschall" und "Schrein", um eine bedrohliche Stimmung zu erzeugen. Es werden auch verschiedene Farben verwendet, wobei "schwarz" dominiert und immer wieder grelle Farbtöne dazwischen auftauchen.
Was ist die Bedeutung des Untergangs der Stadt in Strophe 10?
Der Untergang der Stadt in Strophe 10 deutet auf eine Selbstopferung der Welt hin, wobei der Mensch gleichzeitig Opfer und Vollstrecker ist. Der gelbe Rauch symbolisiert ein Inferno.
Welche Rolle spielt der Triumphator in den letzten Strophen des Gedichts?
In den letzten Strophen wird der Krieg als Triumphator dargestellt, der gottgleich ist. Am Ende bleibt nur Tod und Verwüstung zurück, ohne Perspektive für Opfer oder Täter.
Was ist die Interpretation des Gedichts "Der Krieg" im Fazit?
Das Gedicht "Der Krieg" zeigt Bilder aus der Vergangenheit und nimmt die Schrecken der Weltkriege vorweg. Es ist eine Vision von Tod, Vernichtung und der Zerstörung von Städten.
- Quote paper
- Sascha Ulrich (Author), 2001, Heym, Georg - Der Krieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101993