Was, wenn die tiefsten Wurzeln unserer Moral in der Kindheit liegen und sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte ziehen? Dieses Buch nimmt Sie mit auf eine intellektuelle Reise, die von Jürgen Habermas' kritischer Theorie über die Entwicklungspsychologie Piagets und Kohlbergs bis hin zur Frage nach Ich-Identität und Moralentwicklung reicht. Es ist eine provokante Auseinandersetzung mit der Frage, wie gesellschaftliche Zwänge unsere persönliche Autonomie beeinflussen und wie wir uns von ihnen befreien können. Im Zentrum steht die Rekonstruktion des historischen Materialismus, die Habermas unternimmt, indem er Homologien zwischen der individuellen kognitiven Entwicklung und der Evolution von Weltbildern aufzeigt. Entdecken Sie, wie sich Stufen moralischen Bewusstseins in Rollenkompetenzen manifestieren und wie diese Erkenntnisse unser Verständnis von Emanzipation als einem fortschreitenden Prozess der Befreiung von Unmündigkeit und Abhängigkeiten verändern. Eine fesselnde Analyse für alle, die sich für Philosophie, Soziologie, Psychologie und die großen Fragen der menschlichen Existenz interessieren. Ergründen Sie die Verbindung zwischen persönlicher Entwicklung und gesellschaftlichem Fortschritt, und stellen Sie sich der Herausforderung, die uns Habermas mit seiner Vision einer herrschaftsfreien Gesellschaft stellt. Dieses Werk ist ein unverzichtbarer Beitrag zur aktuellen Debatte um Moral, Ethik und die Zukunft unserer Gesellschaft. Tauchen Sie ein in eine Welt, in der das Individuum und die Gesellschaft in einem ständigen Wechselspiel stehen, und finden Sie neue Perspektiven auf die Bedingungen für ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben. Lassen Sie sich von Habermas' scharfsinniger Analyse inspirieren und entdecken Sie die faszinierenden Parallelen zwischen der Entwicklung des Einzelnen und der Evolution der Menschheit. Dieses Buch ist mehr als nur eine wissenschaftliche Abhandlung; es ist eine Einladung zur Reflexion über unsere eigenen Werte und die Grundlagen unserer sozialen Ordnung. Es ist ein Aufruf zur Emanzipation, sowohl im persönlichen als auch im gesellschaftlichen Bereich.
Inhalt
1 Jürgen Habermas – Zeittafel
1.1 Lebensgeschichtliche Perspektiven
2 Kritische Theorie
2.1 Normatives Telos: Emanzipation
2.2 J. Habermas: Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus, Skizze
3 (Entwicklungs-) Psychologische Perspektiven
3.1 J. Piaget: Vier Stufen der kognitiven Entwicklung
3.2 L.Kohlberg: Stages of Moral Consciousness
4 Moralentwicklung und Ich-Identität
4.1 Kognitive Entwicklungsstufen und Stufen des Moralischen Bewußtseins
4.2 Qualifikationen des Rollenhandelns und Strukturen kommunikativen Handelns
4.3 Rollenkompetenz und Stufen des moralischen Bewußtseins
5 Vervollständigung des Kohlberg-Schemas 6 Kritische Würdigung
1 Zeittafel
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.1 Lebensgeschichtliche Perspektiven
Habermas wächst in einem kleinstädtischen Milieu auf, das durch Anpassung an die politische Umgebung geprägt war. Das Kriegsende erlebt er mit fünfzehn Jahren. Nunmehr konnte ihm bewußt werden, in einem politisch kriminellen System gelebt zu haben. Die Hoffnung auf grundlegende Veränderung wurde enttäuscht: Die Berufung Seebohms[1] in das Kabinett der BRD und die Kritiklosigkeit Heideggers[2], der seither ein Vorbild für Habermas war, deuteten auf Kontinuität hin. Das Moralische Bewußtsein als Korrektiv des technisch-instrumentellen Denkens, das offensichtlich auf Beherrschung abzielt, und der geschichtliche Brüche, wie z.B. den Totalitarismus wie z.B. den Totalitarismus, wurde fortan Gegenstand seiner Forschung. Besonders diese Grundannahme begründet seine Zugehörigkeit zur Philosophie der Kritische Theorie.
2 Kritische Theorie
Diese Theorie nimmt die Marxsche Kapitalismuskritik auf, berücksichtigt jedoch stärker die Phänomene des Bewußtseins. Denn eine Kritische Theorie konnte nicht (kritiklos) im Sinne Marxens weiterargumentieren, sondern hatte sich mit Phänomenen wie dem Faschismus auseinanderzusetzen, aber auch mit einer weitgehenden gesellschaftlichen Integration der Arbeiterklasse in den entwickelten Industriegesellschaften[3].
Der Grundgedanke der Marxschen Theorie, so auch der Kritischen Theorie ist die emanzipierte, also herrschaftsfreie Gesellschaft.
2.1 Normatives Telos
Emanzipation ist also normativ zu verstehen als Telos der Theorie. Emanzipation ist ein fortschreitender Prozeß, als eine fortschreitende Befreiung des Menschen von gesellschaftlichen (z.B. ökonomischen) Zwängen, die den Menschen in Unmündigkeit und Abhängigkeiten halten. Sie ist also eine in die Zukunft projizierte ideale Ordnung.
Emanzipation ist jedoch keine nur gedachte Fiktion, sondern sowohl in der Ontogenese, wie in der Phylogenese enthaltendes Element der Entwicklung. Theorien der Entwicklungspsychologie, wie auch Gesellschaftstheorien nehmen Emanzipation als möglich an: Kohlberg und Piaget sehen in der Entwicklung des Heranwachsenden eine zunehmende Autonomisierung des Individuums. Die Theorie des Historischen Materialismus nimmt eine zunehmende Befreiung der großen Massen von der Herrschaft der Wenigen, also eine zunehmende Autonomisierung an.
Die Nähe dieser beiden Annahmen (Autonomisierung des Individuums und Autonomisierung einer Gesellschaft) begründet sich in der Tatsache, „ daß sie sich wechselseitig fordern [4] “.
2.2 J. Habermas: Zur Rekonstruktion des Historischen Matrialismus, Skizze über die Einleitung
So ist es für Habermas naheliegend, zu versuchen von der Ontogenese auf die Phylogenese zu schließen:[5]
„Die Strukturen sprachlich hergestellter Intersubjektivität sind gleichermaßen konstitutiv für Gesellschafts- wie für Persönlichkeitssysteme. Gesellschaftssysteme können als Netzwerke kommunikativer Handlungen aufgefaßt werden;
Persönlichkeitssysteme lassen sich unter dem Aspekt der Sprach- und Handlungsfähigkeit betrachten. (...)“[6]
„ Trotz aller Vorbehalte “, so Habermas selbst vermutet er Homologien in beiden Bereichen, zumindest dort, wo sich Moral und Recht manifestieren: in der kognitiven Entwicklung des Individuums, sowie in der Evolution von Weltbildern. So ließen sich die Homologien in jeweils vier Stadien einteilen. Habermas macht sich das Stufenmodell Jean Piagets zu Nutze, auf das ich später infolge noch eingehen möchte. Er stellt der präoperationalen Phase der Individualpsychologie die gattungsgeschichtliche Entwicklungsstufe gegenüber, in der die Menschen im Stammesverband lebten. Beide Weltauffassungen scheinen nach innen zentriert: beim Kind auf das eigene Ich, beim Stammesverband auf sein Zentrum.
Die Stufe der konkreten Operationen finden scheinbar ihre Homologien in den archaischen Kulturen, in denen Mythen die Legitimation von Herrschaftsordnungen übernehmen.
Die weitere Entwicklung zu den Hochkulturen bringen Hochreligionen, Philosophien und kosmologische Weltbilder hervor, sowie explizit lehrbares Wissen, das zunächst der Dogmatisierung fähig ist. Die obersten Prinzipien verlieren ihren fraglosen Charakter mit der Reformation und später mit der Aufklärung „die Einheit der Welt (...) kann nicht länger über einheitsstiftende Prinzipien (Gott, Sein, Natur) gesichert werden, sie kann nunmehr reflexiv über die Einheit der Vernunft behauptet werden.“[7] Diesen Prozess der Dezentrierung sieht Habermas homolog zur formal-operationalen Phase der Ontogenese.
Soviel nur zur Einleitung, in der Habermas zeigt, wie eine Theorie des Historischen Materialismus womöglich auch heute rekonstruierbar ist.
[...]
[1] Seebohm, Hans-Christoph: (1903-1967) seit 1933 in hohen Positionen in der Industrie, von 1945 für die DP im Bundestag, seit 1955 für die CDU;
[2] Heidegger, Martin, (1889-1976) der seine Vorlesung „Einführung in die Metaphysik“, ein Text aus dem Jahre 1935, ohne ein Wort der Erklärung 1953 veröffentlichte,
[3] nach: Geschichte, Lexikon der wissenschaftlichen Grundbegriffe, M. Asendorf, J. Flemming, Rowohlt, Hamburg 1994, S. 400,f
[4] Habermas, Jürgen, Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus, Suhrkamp 1995 / VI. Frf./M., S. 64
[5] ebenda, erstes Kapitel
[6] ebenda, S. 12
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt des Dokuments?
Das Dokument ist eine Inhaltsübersicht und eine Einführung in die Themen Jürgen Habermas, Kritische Theorie, psychologische Perspektiven (Piaget, Kohlberg), Moralentwicklung und Ich-Identität. Es enthält eine Zeittafel zu Habermas' Leben, Beschreibungen der Kritischen Theorie, Zusammenfassungen von Piagets und Kohlbergs Theorien zur kognitiven und moralischen Entwicklung, und die Verbindung zwischen Moralentwicklung und Ich-Identität. Es gibt auch eine Skizze zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus durch Habermas.
Wer ist Jürgen Habermas?
Jürgen Habermas ist ein Philosoph und Soziologe, der eine bedeutende Rolle in der Kritischen Theorie spielt. Das Dokument enthält eine Zeittafel zu seinem Leben und beleuchtet seine Erfahrungen, die sein Denken beeinflusst haben, insbesondere seine Auseinandersetzung mit dem Totalitarismus und die Kritik am technisch-instrumentellen Denken.
Was ist die Kritische Theorie?
Die Kritische Theorie ist eine Weiterentwicklung der Marxschen Kapitalismuskritik, die jedoch stärker die Rolle des Bewusstseins berücksichtigt. Sie zielt auf eine emanzipierte, herrschaftsfreie Gesellschaft ab und betrachtet Emanzipation als einen fortschreitenden Prozess der Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen.
Was sind die normativen Telos?
Normatives Telos bezieht sich im Kontext der Kritischen Theorie auf Emanzipation als ein Ziel oder Zweck. Es ist ein Ideal, das in die Zukunft projiziert wird und eine fortschreitende Befreiung des Menschen von Unmündigkeit und Abhängigkeiten darstellt.
Was sind die Entwicklungsstufen nach Piaget und Kohlberg?
Das Dokument erwähnt Jean Piagets vier Stufen der kognitiven Entwicklung und Lawrence Kohlbergs Stufen des moralischen Bewusstseins. Diese Theorien werden im Zusammenhang mit der Entwicklung des Individuums und der Gesellschaft betrachtet, wobei eine zunehmende Autonomisierung im Vordergrund steht.
Wie verbindet Habermas Ontogenese und Phylogenese?
Habermas versucht, von der Ontogenese (Individualentwicklung) auf die Phylogenese (gesellschaftliche Entwicklung) zu schließen. Er sieht Homologien in den Strukturen sprachlich hergestellter Intersubjektivität, die sowohl für Gesellschafts- als auch für Persönlichkeitssysteme konstitutiv sind. Er identifiziert parallele Stufen in der kognitiven Entwicklung des Individuums und der Evolution von Weltbildern.
Was ist der Historische Materialismus und wie rekonstruiert Habermas ihn?
Der Historische Materialismus ist eine Theorie, die die gesellschaftliche Entwicklung anhand materieller Bedingungen und Produktionsweisen erklärt. Habermas versucht, diese Theorie zu rekonstruieren, indem er Parallelen zwischen der individuellen kognitiven Entwicklung und der Evolution von Weltbildern in der Geschichte aufzeigt.
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- Hannes Barske (Author), 2000, Moralbewußtsein und Ich-Identität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101904