Maul- und Klauenseuche aktuell
Weltumspannender Gürtel
-Transporte begünstigen Seuche
In einem Gürtel von der Türkei über den Nahen Osten, Afrika und Asien bis nach Südamerika werden Rinder, Schafe und Schweine sporadisch immer wieder von der Maul - und Klauenseuche (MKS) befallen. Jetzt bedroht die hier nahezu vergessene Tierkrankheit auch wieder Europa. Die Verbreitung der Seuche wird durch den Handel mit Tieren und Produkten aus betroffenen Regionen begünstigt.
Verheerendes Ausmaß
Großbritannien, von wo aus der Kontinent nach der Rinderkrankheit BSE jetzt durch MKS bedroht wird, wurde zuletzt 1966/67 in verheerendem Ausmaß getroffen. Täglich kam es auf insgesamt über 2.300 Höfen zu etwa 80 Neuausbrüchen. Mehr als 430.000 Tiere wurden getötet, bevor man der Seuche Herr wurde. Zur gleichen Zeit, als jetzt in England die Krankheit erneut ausbrach, wurde auch in Tierbeständen der Mongolei der Erreger entdeckt.
MKS auch in Fernost
Zu den Fällen des letzten Jahres gehören Ausbrüche in Japan, das seit 1908 als MKS-frei galt, und Südkorea (1934). Als Verursacher galten Reisstrohimporte aus China. Auch das griechische Grenzgebiet zur Türkei war im Sommer 2000 betroffen. Taiwan (MKS-frei seit 1929) sah sich 1997 gezwungen, etwa fünf Millionen Schweine zu töten. 1996 verbreitete sich die Seuche auf dem Balkan, konnte jedoch in ihren Anfängen gestoppt werden. Während der letzten eineinhalb Jahre gab es Meldungen über MKS auch aus den afrikanischen Staaten Malawi, Namibia, Swasiland und Simbabwe. Im Nahen Osten war von Fällen in Ägypten, Saudi-Arabien und Kuwait die Rede.
Südkorea beugt vor
Zur Vorbeugung gegen einen Ausbruch der Maul- und Klauenseuche schließt Südkorea ab Samstag für 24 Tage alle 142 Viehmärkte des Landes. Das Landwirtschaftsministerium erklärte am Dienstag, auf diese Weise könnten Bauernhöfe leichter desinfiziert und Landwirte auf die Gefahr aufmerksam gemacht werden. Anfang vergangenen Jahres hatte es in Südkorea einige Fälle der Tierseuche gegeben. Damals wurden 2.000 Rinder und Schweine geschlachtet, weitere 400.000 wurden geimpft. Seitdem traten keine neuen Fälle auf. Vor einer Woche verbot Seoul alle Rind- und Schweinefleischimporte aus der EU.
Seit 1991 nicht mehr geimpft
Im Westen Deutschlands, wo aus Angst vor der Seuche jetzt fast 2.000 Tiere getötet wurden, war die Krankheit zuletzt 1988 ausgebrochen. Der Osten war noch zu DDR - Zeiten sechs Jahre zuvor heimgesucht worden. Bald darauf schien die Gefahr gebannt, die Impfungen in der Europäischen Union wurden 1991 eingestellt.
Kritik an Impfverbot wird lauter
-Keine Entwarnung in Hessen
In Mittelhessen besteht weiter MKS-Alarm. Die Vorsichtsmaßnahmen gegen eine Verbreitung der Krankheitserreger in den betroffenen Orten blieben auch am Donnerstag aufrechterhalten. Von Entwarnung könne keine Rede sein, erklärte das Wiesbadener Gesundheitsministerium.
Neue Ergebnisse am Freitag
Kurz nach Bekanntwerden des negativen Schnelltests bei den ersten hessischen MKS- Verdachtsfällen waren am Mittwochnachmittag in den Sperrzonen rund um Betriebe in Krofdorf-Gleiberg und Biebertal-Königsberg bei Gießen rund zwei weitere tote Schafe gefunden worden. Die Tiere wiesen die typischen MKS-Symptome auf. Blutproben der
Schafe wurden per Hubschrauber zur Untersuchung nach Tübingen geflogen. Der Befund soll am Freitag vorliegen.
Desinfektionsschleusen bleiben
Ebenfalls am Freitag erwartet das Gesundheitsministerium Klarheit darüber, ob die im ersten Schnelltest als nicht infiziert eingestuften Schafe tatsächlich frei von der Seuche waren. Erst dieser zweite Test bringt endgültige Gewissheit. Deshalb werden die Sperren und Desinfektionsschleusen rund um die Höfe mindestens noch bis Freitag aufrechterhalten.
Streit um Schutzimpfungen
Der Landesverband der Tierärzte verlangte unterdessen flächendeckende Schutzimpfungen. Auch Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) forderte, dass das europaweite Impfverbot aufgehoben wird.
Kritik an Künast
Mit den bis 1991 erlaubten Impfungen sei die Seuche erfolgreich ausgerottet worden, sagte Koch. Agrarministerin Renate Künast (Grüne) habe die gesetzlichen Vorgaben der EU passiv hingenommen und ,,starre bewegungslos wie das Kaninchen auf die Schlange". Hessen sei als einziges Land für flächendeckende Impfungen gerüstet. Im gesamten Bundesland wären rund zwei Millionen Schweine, Rinder, Schafe und Ziegen betroffen.
Exporteinbußen befürchtet
Die EU hatte die Impfungen untersagt, weil geimpfte Tiere Antikörper entwickeln und damit von tatsächlich erkrankten nicht mehr unterschieden werden können. Deswegen drohten erhebliche Exporteinbußen in Übersee. Der Landesverband der Tierärzte nannte die Tötung nicht erkrankter Tiere wegen der volkswirtschaftlichen Folgekosten ,,unsinnig".
Bekämpfung der MKS
-Tests geben Aufschluß
Die verschiedenen Tests auf Maul - und Klauenseuche benötigen zwischen einem und mehreren Tagen. Sie weisen die Gene der Erreger nach oder die Antikörper, die das Tier gegen die MKS-Viren gebildet hat. Elisa-Schnelltest Der so genannte Elisa-Test ist die erste und schnellste MKS-Diagnostik. Ergebnisse liegen bereits innerhalb eines Tages vor. Dabei werden im Labor vorhandene Bruchstücke des Virus an die Wand eines Reagenzglases ,,geheftet". Danach werden Blutbestandteile des verdächtigen Tieres zugegeben.
Antikörper im Blut?
Sind in den Blut Antikörper enthalten, docken sie fest an die Bruchstücke des Virus an. Nach dem Ausspülen bleiben die Antikörper im Gefäß zurück. Sie werden mit einem Farbtest nachgewiesen. Bleibt das Glas hingegen farblos, waren keine Antikörper im Blut. Die Abkürzung Elisa steht für ,,Enzyme Linked Immunsorbent Assay".
Zellkultur-Test
Dabei lassen Wissenschaftler auf dem Grund von Laborschalen einen ,,Rasen" aus gesunden Zellen wachsen. Danach geben se die Viren der Maul - und Klauenseuche (MKS) hinzu. Mit MKS befallene Zellen erden zerstört. An dieser stelle bleiben Löcher (Plaques) zurück. Es dauert ein bis drei Tage bis zum Auftreten der ersten Löcher.
Löcher im ,,Rasen"
Die Forscher fügen dann Blutbestandteile der verdächtigen Tiere hinzu. Wenn darin
Antikörper enthalten sind, binden sie sich an das Virus. Es wird blockiert und kann keine weiteren Zellen attackieren: Die Zahl der Löcher im Zellrasen bleibt gleich. Sind keine Antikörper im Serum, tötet das Virus weiter: Immer mehr Löcher werden sichtbar.
Genetischer Test
Außer durch die Analyse der Antikörper kommen Forscher dem Virus auch durch seine Erbinformation auf die Spur. Um sie analysieren zu können, muss das Erbmolekül zunächst in großer Zahl vervielfältigt werden. Dies geschieht mit der so genannten ,,Polymerase- Kettenreaktion". Sie vermehrt nur die Erbinformation des Virus, nicht die der untersuchten Tiere.
- Arbeit zitieren
- Sandra Esch (Autor:in), 2001, Maul-und Klauenseuche aktuell, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101827
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