Inhaltsverzeichnis
1) Einleitung
2) Wie kommt man in die Türkei?
3) Anfänge und Entwicklung des Tourismus
4) Infrastruktur und Straßennetz
5) Öffentliche Verkehrsmittel
6) Strände und Buchten
7) Sehenswürdigkeiten
8) Folgen des Tourismus für die Gesellschaft
9) Folgen des Tourismus für die Landschaft
10) Schluss
11) Literaturverzeichnis
Anhang :
12) Winter 2000 / 2001
Internetauszüge (bis 16) ):
13) Türkei-Tourismus 1
14) Türkei-Tourismus 2
15) Türkei-Tourismus 3
16) Türkei-Tourismus 4
17) Tabelle
18) Erklärung
1) Einleitung :
Die beliebtesten und auch am häufigsten angebotenen Reiseziele in der Türkei sind Istanbul und Alanya, Side, Belek, Antalya, Fethiye und Kemer an der türkischen Riviera. Diese Orte, außer Istanbul, liegen an der Südküste. Die meisten Touristen reisen an diese Südküste, wohin auch gerne im Winter gereist wird. Viele Reisebüros bieten deshalb auch Langzeiturlaube über die kalten Winter in Deutschland in den milden Winter in der Türkei an, z.B. Atlasreisen (ATT, Türkei, Winter 2000/2001). Andere Ferienorte sind Bodrum, Didim, Cesme, Marmaris, Kusadasi, Izmir und Pamukkale an der Westküste (Zitat: ,,Die Türkei entwickelte sich in den letzten Jahren zu einen der beliebtesten Reisezielen. Vor allem in den Touristenhochburgen an der West- und Südküsteentstanden zahlreiche neue Hotels, und auch im Landesinneren ändert sich die Unterkunftssituation ständig."S.5 Richtig Reisen) und Ankara, Erzurum, Konya und Bursa in Anatolien. Dabei hat der Urlaub nach Anatolien, auch Kleinasien genannt, eher einen geschichtlichen Schwerpunkt, als nur Sonne, Strand und Meer. Dort gibt es mehr Sehenswürdigkeiten und Museen als an den Küsten. Soviel zur Einleitung, die ausführlichere Aufführung, z.B. der Sehenswürdigkeiten, finden sie im weiteren Verlauf der Facharbeit.
2) Wie kommt man in die Türkei?
Es gibt verschiedene Anreisemöglichkeiten, um in die Türkei zu kommen. Die wohl am weitesten verbreitete Anreisemöglichkeit ist das Flugzeug. Es gibt regelmäßige Flugverbindungen (z.B. aus Köln/Bonn, Düsseldorf, Frankfurt, und anderen großen europäischen Städten nach Istanbul, Izmir, Ankara und Antalya) (vgl. Merian Serviceheft). Das größte Flughafen der Türkei steht in Istanbul (Atatürk Airport). Andere für den Tourismus wichtige Flughäfen sind in Ankara, Izmir, Dalaman, Adana und natürlich Antalya. An den Flughäfen sind rund um Wechselstuben geöffnet (vgl.S. 5 Merian Serviceheft). Die türkischen Fluggesellschaften hatten in den letzten Jahren und haben immer noch finanzielle Probleme und können der Nachfrage nicht folgen. Trotzt dieser großen Nachfrage mussten türkische Fluggesellschaften einpaar Flugzeuge aus dem Betrieb nehmen. Waren es im Jahr 1998 noch 70 Maschinen die in Betrieb waren, sind es 2000 nur noch 41 Maschinen gewesen (vgl. Türkei- Tourismus2). Daher kam es dazu, dass deutsche Fluggesellschaften aufgrund der großen Nachfrage aufstocken mussten (vgl. Türkei-Tourismus2). Daher kommt es oft vor, dass viele türkische Familien mit deutschen Fluggesellschaften in den Urlaub fliegen, da sie keinen Platz bei den türkischen Fluggesellschaften buchen konnte, da die Flüge in die Türkei schon längst ausgebucht sind. Durch diese Tatsachen, die Beschwerden des TÜRSAB (Verband der türkischen Reiseagenturen) und der Unternehmer, begann die türkische Regierung die Unternehmen zu unterstützen. Die türkische Regierung gab Förderkredite und die Treibstoffpreise und die Landegebühr auf türkischen Flughäfen wurden ,,reduziert" (vgl. Türkei Tourismus2). Doch das Flugzeug ist nicht die einzige Möglichkeit, um in die Türkei zu kommen. Besonders für die türkischen Touristen aus dem Ausland bietet es sich an, mit der Fähre in die Türkei zu reisen. Die Schiffslinie ,, Turkish Maritime Line" bietet in dem Zeitraum vom April bis zum Oktober Autofähren von Venedig nach Izmir oder Antalya an (vgl. Merian Serviceheft S.4). Auch ausländische Schiffslinien bieten Fahrten aus Italien und Griechenland an die Westküste (Bodrum, Kusadasi, Marmaris, Cesme etc.) an. Es ist nicht schlecht mit einer Autofähre zu fahren, da man ohne die ganzen Fahrtstrapazen mitzumachen, wenn man in die Türkei mit einem Auto fährt, ein Auto in der Türkei hat und sich frei bewegen kann (eigene Erfahrung).
Die nächste Möglichkeit in die Türkei zu kommen, ist das auch eben schon erwähnte Auto. Für so eine Fahrt braucht man eine Internationale grüne Versicherungskarte und einen gültigen Reisepass. Den Reisepass braucht man auch bei den anderen Anreisemöglichkeiten. Dass Auto wird in den Pass des Fahrers eingetragen und bei der Rückfahrt wieder gestrichen (vgl. Merian Serviceheft S.4). Dennoch ist es meiner Meinung nach nicht empfehlenswert mit einem Auto in die Türkei zu fahren, da die Straßen immer noch nicht ganz sicher sind und die Fahrt sehr lange dauert, da man ca.3500 km, kommt drauf an wohin man hin will, zurücklegen muss. Wenn man nicht durchfährt und ein bis zwei ,,Boxenstopps" einlegt, dauert nur die Hinfahrt gut drei Tage, Hin- und Rückfahrt sechs Tage. Darum fahren auch nur die mit dem Auto, die auch fünf bis sechs Wochen dort bleiben.
Die letzte Anreisemöglichkeit in die Türkei ist der Zug. Es gibt z.B.
Verbindungen von München nach Istanbul (vgl. S.4 Merian Serviceheft). Die Reise mit dem Zug war früher die am häufigsten benutze Möglichkeit, um in die Türkei zu kommen. Früher hatte nicht jeder ein Auto und mit dem Flugzeug in die Türkei fliegen oder mit Fähre in die Türkei fahren war nicht so bekannt. Also fuhren die meisten mit dem Zug. Ich glaube jedoch, dass heutzutage kaum einer diese Möglichkeit wählt um in die Türkei zu kommen. Wie schon gesagt, sind die am häufigsten benutzen Anreisemöglichkeiten in die Türkei das Flugzeug, die Fähre und das Auto, wobei die, die früher mit dem Auto in die Türkei gefahren sind, jetzt auf die Fähre ,,umsteigen".
3) Anfänge und Entwicklung des Tourismus
Die Tourismusbranche in der Türkei nahm erst mit den 80er Jahre seinen Lauf. Doch schon Anfang der 60er Jahre kam man in Ankara auf die Idee, mit dem Tourismus wichtige Devisen in das Land holen zu können (vgl. Quer durch die Türkei S.180). Ab dem Zeitpunkt begann man die ersten Voraussetzungen dafür durch eine bessere Infrastruktur (vor allem an der Mittelmeerküste) zu schaffen. Dabei fing man mit dem Ausbau des Straßennetzes an (vgl. Quer durch die Türkei S.180).
Beim Vergleich der Touristenzahlen der letzten Jahre sieht man eine immer weiter wachsende Touristenbranche und versteht, warum die ganze Türkei soviel Wert auf den Tourismus legt. Im Jahr 1980 kamen insgesamt 1,3 Millionen Touristen und die Türkei hatte Einnahmen von 326 Millionen US- Dollar (vgl. Türkei ,Faruk Sen S.183). 1985 kamen schon mehr als doppelt soviel, genau genommen 2,61 Millionen Touristen und brachten Einnahmen von 1482 Millionen US-Dollar ein (vgl. Anhand Tabelle). Es gibt Gründe, die zum Teil erklären, warum die Touristenzahlen in der Türkei ab diesem Zeitpunkt (Mitte der 80er Jahre) explodierten:
,,Der starke Aufwärtstrend im türkischen Tourismus ist das Resultat der seit Mitte der 80er Jahre verstärkten Bemühungen, die natürlichen Ressourcen des Landes zu nutzen. Zu nennen wären hier die insgesamt 8000km umfassende Küste, das mediterrane Klima, reizvolle Landschaften, die unüberschaubar reiche Anzahl antiker Denkmäler sowie das günstige Preisniveau verglichen mit dem Mitteleuropas."( Zitat S.280 Länderbericht Türkei). Ab dem Jahr 1986 nahm die Touristenzahl in der Türkei ständig (ausgenommen von 1992 auf 1993, Bombenanschläge) zu, bis zum Jahr 1998. 1986 kamen 2,39 Millionen Touristen und brachten Einnahmen von 1215 Millionen US-Dollar (vgl. Tabelle). 1998 kamen 9,8 Millionen Touristen und brachten Einnahmen von 8177 Millionen US-Dollar (vgl. Türkei-Tourismus1). Im Jahr 1999 hatte der Tourismus in der Türkei einen Einbruch. Es kamen viel weniger Touristen, als vorher einkalkuliert. Schuld dieses ,,Imageverlustes" war nicht die Bevölkerung der Türkei, auch nicht die Tatsache, das die Türkei ein Islamischer Staat ist und auch nicht Angebotsdefizite, sondern es waren die Bombenanschläge, Bombenanschlagsdrohungen und bewaffnete Konflikte im Osten der Türkei, besonders nach der Festnahme des PKK-Anführers Öcalan im Januar 1999 (vgl. Türkei Tourismus 1). Da diese politischen Probleme in der Türkei Dauerthema in Deutschland und Italien waren, kamen aus diesen beiden Ländern in diesem Jahr nicht so viele Touristen in die Türkei (vgl.Türkei-Tourismus1). Besonders die Personen, die zum ersten mal in die Türkei gekommen wären, kamen nicht, da sie Angst vor den angekündigten Bombenanschlägen hatten. Da es jedes Jahr in der Türkei viele Tausende Erstbesucher gibt, vermisste die Türkei diese Erstbesucher schmerzlichst. Und überhaupt ist Deutschland das wichtigste Touristenland für die Türkei. Wenn aus dem wichtigsten Land auf einmal einpaar Tausende Touristen nicht kommen, merkt man das sehr, auch im Bezug des finanziellen Aspekts (vgl. Türkei-Tourismus 1). Wie wichtig Deutschland für die Türkei ist, sieht man, wenn man sich ein paar Zahlen anguckt. Man kann sich z.B. angucken, wie viel Deutsche schon mindestes einmal in der Türkei waren. 13,6% bzw. 8,7 Millionen der deutschen waren schon mindestens einmal in der Türkei (vgl. Türkei-Tourismus1 ). Auch bei den Touristenzahlen von 1998 sieht man, dass sehr viele Deutsche in der Türkei waren. Von den 9,8 Millionen Touristen kamen 2,2 Millionen aus Deutschland (vgl.Türkei-Tourismus1). Jetzt sieht man es vielleicht besser, was passiert, wenn weniger Touristen aus Deutschland kommen und welche Folgen es für die Türkei hat, genau wie 1999. So einen Einbruch hatte der Tourismus in der Türkei auch von 1992 auf 1993. Dort gingen die Touristenzahlen aber nur minimal runter, doch der Grund war der selbe, nämlich Bombenanschläge etc. .Ab dem Jahr 1995 hatte sich die politische Lage in der Türkei wieder beruhigt. Ab dem Zeitpunkt bis zu der Festnahme im Januar 1999 des PKK-Anführers Öcalan verbesserte sich das Image der Türkei in Bezug auf die persönliche Sicherheit der Urlauber deutlich (vgl.Türkei-Tourismus1). Das Problem 1999 war also kein touristisches ,,sondern ein politisches Problem(...) ,dessen Auswirkungen den Tourismus immer wieder extrem beeinträchtigen." (Zitat Türkei-Tourismus 1). Dass Jahr 2000 fing dann wieder gut an, da sich die Lage in der Türkei wieder einwenig beruhigte: ,,(...)geht es in diesem Jahr mit Veranstaltern, Hoteliers und Gastronomen wieder aufwärts." (Zitat Türkei-Tourismus 2). Nach den Berichten der TÜRSAB (Verband der türkischen Reiseagenturen) lief es in der ersten Hälfte des Jahres 2000 ganz gut (leider habe ich keine Zahlen für das ganze Jahr 2000 bekommen). Es kamen 28,3 % mehr als im Vorjahreszeitraum und die Südküste (insbesondere Antalya, Kemer und Side) war sehr gut besucht, im Gegensatz zu der Westküste, die nicht so viele Touristen wie die Südküste hatte (vgl.Türkei-Tourismus2). Nach dem guten Besuch bis zum Frühsommer des Jahres wurden für das ganze Jahr 2000 mindestens 10 Millionen Touristen erwartet. Wie viele letztendlich im Jahr 2000 da waren, habe ich nicht gefunden.
Doch nicht nur die Besucherzahlen, sondern auch ,,die Nutzung der Bettenkapazität stieg von durchschnittlich drei auf sieben Nächte, im Falle der deutschen Besucher auf durchschnittlich dreizehn Nächte." (Zitat Türkei- Tourismus 3). Insgesamt stieg die Bettenkapazität von rund 65000 Betten auf 333000 Betten (vgl. Türkei-Tourismus 3). Diese Werte sind ein Vergleich der Bettenkapazitäten in einem Zeitraum von zehn Jahren (ca. 1985-1995).
4) Infrastruktur und Straßennetz
Die Türkei ist einer der Länder, in der der Ausbau des Straßennetzes immer weiter geht (eigene Erfahrung). Man kann fast überall in der Türkei Baustellen finden, weil wieder einmal eine Straße asphaltiert wird oder eine neue Straße gebaut wird. 1997 betrug die Länge der Straßen insgesamt 381300km. Davon wahren 61245km Fernstraßen und 1246km Autobahn. Zusätzlich waren 530km Autobahn noch im Bau (vgl. Spiegel Almanach´99). Wiederum weiß ich, dass sehr viel Autobahnen geplant sind, aber die, die an den Küsten gebaut werden sollen, zuerst umgesetzt werden. Der Anteil asphaltierter Straßen lag bei 23% (vgl. Spiegel Almanach`99). Ich würde sagen, dass der asphaltierte Anteil der Straßen jetzt höher ist, da die 23% von vor drei Jahren sind. Die Straßen sind auch nicht so schlecht, wie sie vielleicht manch einer sieht und der Straßenbau geht wie schon gesagt immer weiter :
,,Zudem gerät der Straßenbau kaum mit jemandem in Konflikt, da alle nicht beackerten Flächen ohnehin dem Staat gehören und die für den Straßenbau nötigen Kulturlandflächen verhältnismäßig unbedeutend sind. Dieser Teil der Modernisierung des Landes vollzieht sich daher reibungslos und zügig."( Zitat, Wissenschaftliche Länderkunde S.434)und es wird darauf besonders geachtet, z.B. in Küstenregionen , dass die Straßen auch gut werden: ,,Ihre Straßen brauchen technisch keinen Vergleich mit anderen Ländern scheuen, viele Gebirgsstrecken sind mit außerordentlichem Geschick für landschaftliche Ästhetik gebaut."(Zitat, Wissens. Länderkunde S.433f).
An der Mittelmeerküste sind alle Straßen asphaltiert, wenn man jedoch näher in den Osten geht, stößt man auf Schottenstraßen, wenn man die Hauptstraßen verlässt. Wie ich schon gesagt habe, wird sich beim Straßenbau zu sehr auf die Küstenregionen konzentriert. Das einzige gute für Anatolien u.s.w. ist, dass es gute ,,Fernverbindungsstraßen" (Zitat Quer durch die Türkei S.180 ) gibt und es, besonders auf diese Straßen, überall Tankstellen, Reifendepots und Werkstätten befinden ( vgl. Quer durch die Türkei S.180 ).
Das Schienennetz der staatlichen Eisenbahn TCDD hat eine Gesamtlänge von 10508km, davon sind 2065 km elektrifiziert (vgl. Spiegel Almanach`99).
5) Öffentliche Verkehrsmittel
Öffentliche Verkehrsmittel gibt es in der Türkei sehr viele. In jeder größeren Stadt gibt es eine Menge Taxis. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man z.B. in der Stadt (Denizli), in der ich wohne, wenn ich in der Türkei bin, nur wenige Sekunden an der Hauptsraße stehen muss, bis man ein Taxi gefunden hat. Man brauch noch nicht mal Handzeichen geben, es steht trotzdem ein Taxi vor der eigenen Nase.
Es gibt auch so genannte Sammeltaxis (Dolmus), die im Vergleich zu Deutschland so eine Art Buslinien sind. In jeder Stadt oder im jedem Dorf gibt es diese Sammeltaxis. Sie fahren innerhalb der Stadt und sind bei Dörfern eine Verbindung zu der nächsten größeren Stadt. Sie sind sehr preisgünstig und es gibt viele von denen in der Stadt, so dass man mit ein- zweimal umsteigen in jede Ecke einer Stadt kommt, vielleicht außer in Millionenstädte wie Istanbul oder Izmir. Dort werden dann andere Verkehrsmittel gebaut, damit die Menschen dem Stau in der Stadt entfliehen können. Zum Beispiel wurde erst letzten Sommer in Izmir eine Straßenbahnstrecke geöffnet und man kann mit der Straßenbahn ohne viel Stress überall in der Stadt hin. Für den innerstädtischen Verkehr gibt es auch noch ganz normale Linienbusse, die auch viel benutzt und deshalb auch sehr voll sind und die Linienbusse bleiben ja auch im Stau stecken. Daher ist wohl in den sehr großen Städten die Straßenbahn die einzig gute Lösung, wenn man schnell irgendwo hin will. Für das Überlandsverkehr gibt es sehr viele private Busunternehmen, die für die Bevölkerung sehr wichtig sind, da nicht alle ein Auto besitzen. Deshalb werden diese Busse auch sehr oft benutzt (vgl. Merian Serviceheft S.4). Man
kommt mit diesen Bussen von fast überall, überall hin und es gibt regelmäßige Verbindungen. Wie wichtig die Busse wirklich sind kenne ich aus der eigenen Erfahrung, da wenn wir mit dem Flugzeug in die Türkei fliegen, wir dort kein Auto haben und wenn wir irgendwo hin wollen auf diese Busse angewiesen sind.
Natürlich kann man innerhalb der Türkei auch mit dem Flugzeug reisen, doch die Flugverbindungen der Städte sind nicht regelmäßig (vgl. Merian Serviceheft S.4). Mit dem Flugzeug zu fliegen ist auch nicht so billig, besonders ein großer Teil der Bevölkerung kann oder will sich es nicht leisten. Doch für die Touristen ist es bestimmt nicht so schlecht, da sie so in kürzerer Zeit mehr von der Türkei sehen können.
Eine weitere Möglichkeit ist es, die Eisenbahn zu benutzen. Doch die Fahrt dauert oft länger als die Busfahrt und die Verbindungen der Städte sind nicht regelmäßig vorhanden. Besonders für Touristen werden auch Schiffsfahrten angeboten. Es gibt in der Woche eine Fahrt von Istanbul nach Izmir. Es werden auch noch Fahrten auf dem Marmarameer und Fahrten über die Dardanellen angeboten.
6) Strände und Buchten
Die schönsten Strände der Türkei liegen an der Süd- und Westküste. Für Strandliebhaber werden vor allem die Strände Foca und Gümüldür an der Westküste und die Strände südlich und östlich von Antalya, u.a. in Kemer, Side und Alanya an der Südküste, empfohlen. Die meisten dieser Strände sind in Orten mit Quartieren von gutem bis sehr gutem Standard (vgl. Merian Serviceheft S.8). Sichere Badesaison in diesen Orten ist vom Mai bis zum Oktober (vgl. Merian Serviceheft S.6 ).
An den Bergen ( z.B. anatolische Berge) ist die beste Reisezeit der Frühsommer, da es dann weder zu kalt, noch zu heiß ist. Es gibt auch sehr viele buchtenreiche Küsten (z.B. südlich von Kusadasi, über Bodrum und Marmaris bis nach Kalkan und Kas) (vgl. Merian Serviceheft). Es gibt auch noch sehr viele andere schöne Strände an der Westküste (z.B. Gökova, Tavsanburnu) und an der Südküste (z.B. Incekum bei Alanya) (vgl. Merian Serviceheft S.23-27). An allen dieser Strände gibt es viele Hotels (o.ä.) und Restaurants (o.ä.). An diesen Stränden sind auch Campingmöglichkeiten vorhanden, doch man sollte sich dein einen Strand suchen, wo nicht so viele Touristen sind, wenn man das machen will. Wenn man keine Lust auf das Meer hat, bieten diese Strände auch in der nähe des Strandes einige Sehenswürdigkeiten an. Auch für das Nachtleben haben diese Orte, wie auch in anderen Ländern, zu bieten. Es gibt eine Menge Diskos oder ähnliches.
7) Sehenswürdigkeiten
Die Stadt, die wohl am meisten bieten hat, ist Istanbul. Dort gibt es sehr viele Sehenswürdigkeiten aus fast allen Jahrhunderten. Die kann ich hier unmöglich alle ausführlich beschreiben. Doch einpaar werde ich trotzdem nennen. Einer der vielen Sehenswürdigkeiten ist das Ayasofya (Hagia Sophia). Es war die größte Kirche der byzantinischen Welt, die 537 gebaut wurde und in der Zeit von 1453-1935 eine Moschee war. Heute ist es ein Museum. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Sultan Ahmet Camii (Die blaue Moschee). Das als ,,blaue Moschee" bekannte Gotteshaus wurde gegenüber der ,,Hagia Sophia" gebaut und ist die einzige Moschee in der Stadt, die sechs Minaretten hat. Weitere Sehenswürdigkeiten sind ,,Dolmabahce Sarayi", ,,Süleyman Camii" , ,,Kariye Camii" (Chora-Kirche) u.s.w. (vgl. Sehenswürdigkeiten im Merian Serviceheft S.12) .Die Schwarzmeerküste hat auch einige Sehenswürdigkeiten und Museen, ebenso wie Istanbul, zu bieten. Zum einen wäre in Trabzon das ,,Gülbahar Hatun Camii" (Moschee im früheren osmanischem Stil aus dem 16.Jh.) und zum das ,,Ortahisar (Fatih) Camii" (eine Moschee, die bis zum 15.Jh. eine Kirche war) und zum anderen das ,,Kale" in Amasra (vgl. S.16 Merian Serviceheft).
Die Westküste hat auch sehr viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Die zähle ich jetzt aber nur noch auf ohne weitere Erläuterung, weil ich sonst direkt eine Facharbeit über die Sehenswürdigkeiten in der Türkei schreiben sollte. In Bergama gibt es das ,,Asklepeion", in Didyma den ,,Apollo-Tempel" u.s.w. . Weitere Sehenswürdigkeiten an der Süd- und Westküste finden sie im Merian Serviceheft ( vgl. S.21f und S.26f ). Wie schon gesagt, kann ich nicht alle nennen, weil fast keiner ohne Erläuterung sich sowieso nichts darunter vorstellen kann. Das war eine kurze Zusammenfassung der Sehenswürdigkeiten. Noch mal zu erwähnen ist, dass es überall in diesen Orten sehr viele Restaurants und Hotels gibt. Außerhalb der Tourismusströme gibt es zwei Sehenswürdigkeiten: ,,Das Johanniter-Kastell über dem Hafen von Bodrum und die warmen Quellen von Pamukkale liegen ein wenig Abseits der großen Reiseströme" (Zitat S.550 Spiegel Almanach`99). Hier will ich eine Sehenswürdigkeit, Pamukkale, noch ausführlicher beschreiben : ,,Pamukkale- faszinierendes Naturwunder in Form vielfach übereinander getürmter Kalksinterterrassen in Weiß, Rosa, Gelb und Grau. Der ganze unwirkliche Zauber verdankt seine Entstehung lauwarmen Quellwasser, das Kalziumkarbonate aussondert. So entstehen wuchernde Sintergebilde, die von weitem wie Watteflocken und sanft getönte Seidenkokons aussehen. Von ihnen kommt der Name: Pamuk-Kale bedeutet Baumwoll- Schloss. Pamukkale liegt rund 250 km südöstlich von Izmir, 20 km nördlich von Denizli" (Zitat ,S.146 ,Trekking unterm Halbmond).
Zu den Problemen, die es in Pamukkale gab, später noch mehr.
8) Folgen des Tourismus für die Gesellschaft
Der Tourismus hat nicht nur seine guten Seiten. Man hört ja, dass das reisen in die Türkei billig ist. Weil so ein Gedanke existiert, kommt es dazu , ,,dass der Tourismus die Preise hochtreibt, sehr zum Ärger der einheimischen Feriengäste, die sich in den Badeorten einen Aufenthalt im Hotel oder das Essen im Restaurant zunehmend weniger leisten können"( Zitat, Richtig Riesen, S.10). Das kommt auch daher, dass natürlich ein Grundstück in den Badeorten teurer sind, als wo anders im Land. Die Bewohner der Häuser, soweit sie noch nicht abgerissen sind, können in dem Ort nicht viel machen. Sie dürfen sich nicht frei bewegen, da nebenan ein Hotel steht und man auf den Grundstück nicht drauf darf, da den Touristen, die im Hotel wohnen, versprochen wurde, dass sie in Ruhe gelassen werden. Deshalb werden ja auch ,wenn ein Badeort gebaut wir, alle Häuser abgerissen, damit keiner stört. Die Touristen werden in einen Bus gepackt, machen eine Rundfahrt und machen dann Sport in den Anlagen der Hotels. Dort dürfen natürlich nur die Bewohner der Hotels drauf, obwohl es einpaar hundert Meter weit weg liegt. Das kenne ich aus eigener Erfahrung. Ich habe erlebt, dass ein paar Kinder von einem Volleyballplatz runter mussten obwohl es dunkel war und kein Hotelgast spielen wollte. Als ,,Wächter stehen dort Polizisten, die die Aufgabe haben, keinen nicht Hotelgast darauf zu lassen. Was mir noch aufgefallen ist, als ich da war, ist, dass sogar Strände abgetrennt werden um die Touristen zufrieden zu stellen. Und wenn man wirklich in so einer Gegend wohnt, was ja eigentlich nicht mehr so oft vorkommt, kann ich mir vorstellen, dass es ziemlich laut wird, wenn es Hochsommer ist. Jedoch haben diese Probleme dann nur die Personen, die dort wohnen, die Firmen und Gesellschaften kriegen ja das Geld und alles ist erledigt. Doch die Bewohner haben ja auch zum Beispiel einen Vorteil, dass ist nämlich der, dass die Straßen sehr ordentlich sind. Trotzdem kann man glaube ich sagen, dass der Tourismus auf Kosten der Bevölkerung ,,stattfindet".
9) Folgen des Tourismus für die Landschaft
Der Tourismus lässt auch seine Spuren in der Natur:
,,So warnen türkische und deutsche Umweltgruppen seit Jahren von einer Zubetonierung der türkischen Küste. Der fast wild wuchernde Hotel- und Pensionsbau ist nur schwer unter Kontrolle zu bringen; Abwasser- und Müllentsorgung sind weitere Probleme." (Zitat, S.183, Türkei, Faruk Sen) Ein weiteres Beispiel ist, dass in der Bucht von Dalyan, auf dem der einzige Nistplatz einer seltenen Schildkrötenart ist, fast ein Hotel gebaut wurde. Erst größere nationale und internationale Proteste und Hungerstreiks stoppten dieses vorhaben (vgl.S.183,Türkei, Faruk Sen). Nach diesem Vorfall wurden die Dalyanbucht sowie die Gebiete Gökova in der Nähe von Marmaris, wo ein Wärmekraftwerk gebaut werden sollte, und Göcek bei Fethiye 1989 zu Naturschutzgebieten erklärt. Im laufe der Jahre folgten noch ein paar Gebiete, wie z.B. wie 1990 die Gebiete Patura, Kekova und Göksu am Mittelmeer ( vgl. S.183, Türkei, Faruk Sen). Ein weiteres Problem am Mittelmeer war die Überfischung. Noch ein Beispiel habe ich aus meinen eigenen Erfahrungen. Als ich 1998 in Pamukkale war, war das schöne ,,Baumwollenweiß" nicht mehr komplett vorhanden und es war auch nicht mehr soviel von den Quellen zu sehen und ein Teil von Pamukkale durfte nicht betreten werden. Das kam alles so, weil ,,es (...) in Pamukkale zu viele Hotels und zuviel Tourismus" (Zitat, S.147 ,Trekking unterm Halbmond) gibt. Daraufhin beschloss man, einpaar Hotels abzureisen. Siehe da, jetzt hat Pamukkale seine Schönheit wieder. Und in Side wurde sogar durch Einnahmen aus der Tourismusbranche eine neue Kanalisation für den ganzen Ort gebaut (vgl. S.148, Südküste Türkei ). Also stieg das Umweltbewusstsein in der Türkei auch, sonst hätte man so eine Kanalisation nicht gebaut.
10) Schluss
Der Tourismus ist aber auch wichtig, da es nicht nur Geld einbringt, sondern auch ca. 2,5 Millionen Arbeitsplätze bietet (vgl. Länderbericht Türkei ,S 280.). Zum Beispiel in Hotels, Pensionen und anderen Arbeitsplätzen arbeiten auch Frauen. Und nicht nur für die Frauen in der Türkei, sondern auch für die Migrantenkinder (die Kinder von denen, die aus Deutschland wieder in ihre Heimat zurückgezogen sind ) bietet die Tourismusbranche viele Arbeitsplätze. Für die Migrantenkinder ist es sehr gut, da sie oft ohne besonderen Abschluss in die Türkei zurückkehren und nur die Fremdsprachenkenntnis mitbringen, das in der Tourismusbranche das wichtigste Qualifikationsmerkmal ist. Deshalb sind auch von denen, die in dem Küstenstrich von Fethiye und Antalya, von den deutschen Urlaubern bevorzugten Gegend, in touristischen Tätigkeiten tätigen, 80% Migrantenkinder (vgl. Türkei-Tourismus 3). Das ist ebenfalls ein Nachteil für die Bevölkerung, da die Migrantenkinder den ausgebildetem Personal vorgezogen werden, da sie zum Teil die Fremdsprache besser können als die, die für touristische Tätigkeiten ausgebildet sind. Doch da die Türkei ,,ein Land mit vielfältiger Natur, mit verschiedenen Meeresküsten, echtem ,,Ferienklima" bis hin zu herausfordernden, grandiosen und vor allem unberührten Landschaften(...)" (Zitat, S.183, Türkei, Faruk Sen) ist, wird das alles in Kauf genommen, selbst, dass landwirtschaftliche Arbeiter weniger werden, da sie lieber mehr Geld verdienen wollen, ohne sich körperlich so anzustrengen( vgl. S.48,Südküste Türkei ). Trotzdem ist die Bevölkerung sehr Gastfreundlich. Das ist auch einer der punkte, die für das Urlaubsland Türkei sprichen, genauso wie das sehr gut Preis-Leistungs- Verhältnis (vgl. Türkei-Tourismus 1). In der Türkei gibt es auch ein Sprichwort, das lautet: ,,Misafir gelir, dost gider (,,Ein Gast kommt, ein Freund geht") .Ich finde, dass dieses Sprichwort alles über die Gastfreundlichkeit der Bevölkerung in der Türkei sagt.
Als letzten Satz kann man vielleicht kurz sagen, dass die Tourismusbranche eine immer weiter wachsende ,,Wachstumsbranche" ist, dass es sehr viele Arbeitsplätze mit guten Verdienstmöglichkeiten bietet (zum Teil mehr als der gelernte Beruf) und dass es sehr wichtig für die Türkei als Devisenbringer ist, doch man sollte die negativen Folgen des Tourismus insbesondere für die Natur nicht vergessen und man sollte auch nicht vergessen, dass die Türkei ein sehr schönes Land ist. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Literaturverzeichnis
,,Türkei, Ein Reisehandbuch",1987, Eberhard Schmitt, Express Edition
,,Länderbericht Türkei", 1998, Faruk Sen; Cigdem Akkaya; Yasemin Özbek, Primus Verlag
,,Südküste Türkei", 1991, Günther Korbel, Edition Erde
Merian ,,Türkei" mit Serviceheft, April 1993, Volker Skierka u.a.
,,Türkei", 1991, Faruk Sen, Beck´sche Reihe
,,Richtig Reisen-Türkei", 1989, Dux Schneider , DuMont Buchverlag Köln
,,Türkei, Trekking unterm Halbmond",1991, Hans Thoma, Verlag J. Berg
,,Quer durch die Türkei", 1987, Werner Rau, Werner Rau Verlag Stuttgart
,,Wissenschaftliche Länderkunde Band 21", 1982,
Wissenschaftliche Buchgesellschaft
,,Spiegel Almanach´99", 1999, Spiegel Buchverlag
13) Türkei-Tourismus 1
Türkei-Tourismus: Über die Besonderheiten eines keineswegs "normalen" Urlaubslandes
Von Armin Vielhaber
Auf Einladung des Studienkreises für Tourismus und Entwicklung trafen sich in München Entscheidungsträger der Tourismuswirtschaft und Medienvertreter zu einem ausführlichen Hintergrundgespräch über den schwer gebeutelten Türkei-Tourismus. Die deutschen und österreichischen Großveranstalter waren durch die Vorstände von TUI (Hannover) und Gulet Touropa Touristik (Wien) vertreten sowie durch die Geschäftsleitung von LTT (Düsseldorf) und Öger Tours (Hamburg). Zu den Teilnehmern gehörten auch die Geschäftsleitung der türkischen Incoming-Agentur Vasco, Antalya, sowie die renommierte Stiftung Wissenschaft und Politik. Im Mittelpunkt stand die offene Erörterung der eigentlichen Ursachen von Krisen und die Suche nach Möglichkeiten für einen dauerhaften, verantwortungsvollen Umgang mit den Besonderheiten des Türkei-Tourismus.
Im Gesprächsverlauf wurde u.a. deutlich: Ca. 9 Millionen Türkei-Urlauber aus aller Welt erbrachten 1998 Deviseneinnahmen von rund 7 Milliarden US-Dollar - das sind gut ein Viertel aller Deviseneinnahmen aus dem Exportgeschäft. In der Türkei sind 2 bis 2,5 Millionen Menschen direkt oder indirekt im Tourismus beschäftigt. Zahlreiche weitere Wirtschaftsbranchen partizipieren an der Tourismusentwicklung. Freilich war die Entwicklung des Tourismus in der Türkei stets von der Denkungsart des "Mehr" geprägt. Quantitatives Wachstum war Ziel der obersten staatlichen Instanzen - und sicher auch der privaten Tourismuswirtschaft. Das hat zu Überkapazitäten bei den Hotelbetten und beim Platzangebot türkischer Charterfluggesellschaften geführt - und damit zu Preisverfall und Billigtourismus.
Am Umgang mit Krisen scheint sich wenig geändert zu haben: Im Mittelpunkt steht nicht das kompetente Handeln, sondern das Negieren der Hauptursachen, stehen Scheindialoge seitens der politisch Verantwortlichen und das Fehlen eines koordinierten Krisenmanagements.
Das der Tourismus in der Türkei vor allem das Opfer der allgemeinen Politik des Landes ist, scheint unstrittig zu sein. Das es in der Türkei ungelöste interne Probleme gibt (in welchem Land wäre das nicht der Fall?), ist nicht zu leugnen. Dabei muss die Frage erlaubt sein, aus welcher Perspektive die Realität des Landes betrachtet wird. Aus der türkischen Perspektive wird eher darauf verwiesen, was in den letzten 75 Jahren geleistet wurde - die Perspektive im europäischen Raum hebt eher hervor, was noch nicht geleistet wurde.
Wissensdefizite über die Türkei
Fakt ist, dass es hier bei uns massive Wissensdefizite über die Türkei gibt. Die Realität des Landes ist weitaus komplexer als sie sich in der tagesaktuellen Medienberichterstattung widerspiegelt - häufig reduziert auf die Kurden-Frage und die in der Tat immer noch stattfindenden Menschenrechtsverletzungen. Die heutige Türkei ist ein sehr junges und dynamisches Land. Die Hälfte der 64 Millionen Einwohner sind jünger als 35 Jahre, was enorme gesellschaftliche Konsequenzen mit sich bringt. Die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Gewährleistung gesellschaftlicher Aufstiegschancen für den Einzelnen sind aus türkischer Sicht das vorrangige Problem. Daneben gibt es enorme wirtschaftliche und gesellschaftliche Disparitäten in der regionalen Entwicklung des Landes, im Bildungswesen, im Sozialsystem, in der Wohlstandsverteilung und zwischen politischer und gesellschaftlicher Realität. Die politische Klasse scheint keine sinnvollen Rezepte für die Bewältigung des sozialen Wandels zu haben. "Alte Rezepte" treffen auf eine "neue Wirklichkeit". Die Folge ist eine zunehmende gesellschaftliche Aufsplitterung, die verbunden ist mit einem Verlust von Egalität und der Herausbildung gegeneinander abgegrenzter Sozialwelten (z.B. "islamische Wirtschaft" versus "westlich orientierte Istanbuler Industrie"). Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Dynamik und zunehmende Offenheit der türkischen Gesellschaft (die sich z.B. in den modernen Medien widerspiegelt) gerät vermehrt in einen Widerspruch zur etablierten politischen Ideologie des Kemalismus. Sie bedroht aber auch die gesellschaftliche Vormachtposition jener Gruppen, die bisher von ihr profitiert haben: Militär, Staatselite und Politiker. Die Folge ist ein Abwehrkampf an zwei Fronten: gegenüber "alternativen Eliten" (Islamisten) und modernen Gruppen (liberale Demokraten). Der Kemalismus, der einmal etwas sehr Dynamisches hatte, läuft Gefahr, zu einem statischen Element zu werden. Die Bewahrung der Errungenschaften und Erfolge der kemalistischen Entwicklungspolitik erscheint gefährdet.
Türkei-Kenner bleiben treu
Fakt ist ferner, dass die Türkei für die Deutschen keine Tourismusdestination wie jede andere ist. Das politische Geschehen in der Türkei ist in Deutschland - wie in keinem anderen europäischen Land - ein Dauerthema. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind dauerhafter Natur - ihre Besonderheit wird nicht zuletzt durch die in unserem Lande lebenden zwei Millionen türkischen Mitbürger hergestellt, die Verbindungen und Verpflichtungen besonderer Art schaffen. Trotzdem wird das bestehende gegenseitige Informationsniveau zwischen beiden Ländern der Bedeutung der gegenseitigen Beziehungen nicht gerecht. Klischees dominieren auf beiden Seiten. Andererseits ist Deutschland das wichtigste touristische Entsendeland für die Türkei. 1998 unternahmen 2,2 Millionen Deutsche eine Urlaubsreise in die Türkei. 8,7 Millionen oder 13,6 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren haben in der Vergangenheit mindestens einmal Urlaub in der Türkei gemacht. Deutsche Urlauber schätzen an der Türkei vor allem die Gastfreundlichkeit und das sehr gute Preis- Leistungs-Verhältnis. Im Januar 1999 konnten sich 8,6 Millionen Bundesbürger vorstellen, innerhalb der nächsten drei Jahre eine Türkei-Reise zu unternehmen (Türkei-Potential) - davon 60 Prozent potentielle Erstbesucher. Gerade sie aber - die Türkei-Unerfahrenen - lassen sich dann abschrecken, wenn die persönliche Sicherheit als Urlauber bedroht scheint. Das haben bereits frühere Untersuchungen des Studienkreises für Tourismus und Entwicklung nachgewiesen. So reduzierte sich nach den Bombenanschlägen im Jahr 1993 das deutsche Türkei-Potential für den Zeitraum 1994 bis 1996 von 6,0 auf 4,7 Millionen. Gleichzeitig ging der Anteil der Türkei- Unerfahrenen im Potential von 71 auf 58 Prozent zurück (absolut von 4,2 auf 2,7 Millionen). Dagegen erhöhte sich der Anteil der Türkei-Erfahrenen von 29 auf 41 Prozent (absolut von 1,74 Millionen auf 1,97 Millionen).
Menschenrechte
Und auch dies hat der Studienkreis bei Auftragsforschungen für die türkische (!) Tourismuswirtschaft ermittelt: Es sind nicht die Menschen in der Türkei oder die Tatsache, dass die Türkei ein islamisches Land ist, oder Defizite des touristischen Angebots, die das Image der Türkei als Urlaubsreiseland stark beeinträchtigen. Es sind die Menschenrechtsverletzungen, die bewaffneten Konflikte im Osten des Landes sowie die Bombenanschläge und die damit verbundenen oder subjektiv empfundenen Einschränkungen der persönlichen Sicherheit. Sie stellen die wichtigsten Gründe dar, die in unserer Bevölkerung gegen Urlaubsreisen in die Türkei sprechen - wenn auch mit unterschiedlicher Abstufung, je nach Grad und Aktualität der persönlichen TürkeiReiseerfahrung.
Erfreulicherweise hatte sich das Image der Türkei als Urlaubsreiseland zwischen Januar 1995 und Januar 1999 (also bis zu den Bombendrohungen nach der Öcalan- Festnahme am 15. Februar dieses Jahres) in Bezug auf die persönliche Sicherheit der Urlauber deutlich verbessert. Völlig unverändert dagegen waren die großen Vorbehalte bezüglich der Menschenrechtsverletzungen. In anderen Untersuchungen des Studienkreises zum Thema "Menschenrechtsverletzungen in Reisezielländern und ihre Auswirkungen auf das Reiseentscheidungsverhalten der deutschen Urlauber" hatten z.B. im Januar 1998 53 Prozent der Bundesbürger die Türkei als ein Land bezeichnet, in dem Menschenrechte verletzt werden. Bereits frühere Expertenbefragungen des Studienkreises hatten gezeigt, dass Kenner unter den Touristikern davon überzeugt sind, dass die Türkei erst bei Fortfall der internen gewaltsamen Konflikte und der Menschenrechtsverletzungen ihr bedeutsames und bisher keineswegs ausgeschöpftes touristisches Potential richtig aktivieren könne - vorausgesetzt, es würden dabei auch qualitative Aspekte stärker berücksichtigt, wie Umwelt- und Sozialverträglichkeit touristischer Entwicklung, das - neben der beeindruckenden Gastfreundschaft der Türken - stärkere Herausstellen auch von anderen unverwechselbaren Angebotsmerkmalen und die Verabschiedung vom Billigtourismus.
Krise als Chance nutzen
Das Münchner Hintergrundgespräch des Studienkreises ließ die große Spannweite der Thematik "Türkei-Tourismus" erkennen. Es wurde deutlich, dass die Türkei kein touristisches, sondern ein politisches Problem hat, dessen Auswirkungen den Tourismus immer wieder extrem beeinträchtigen. Eines der wichtigsten Ergebnisse ist wohl die Erkenntnis, dass sich die Probleme und Defizite in der Türkei und hier bei uns nicht von heute auf morgen lösen lassen. Gerade in Krisensituationen schallt der Ruf nach schnellen Lösungen besonders laut. Ist die Krise vorbei - ohne dass die eigentlichen Ursachen beseitigt sind - geht man wieder zur Tagesordnung über. Bis zur nächsten Krise. Die diesjährige Krise sollte als Chance begriffen werden, grundlegende Defizite zu überdenken und deren Ausräumung zielstrebig anzugehen. Langfristige Visionen und Konzepte seien gefragt. Längst vorhandene Erkenntnisse müssten umgesetzt werden.
Auf jeden Fall müsse das Thema Tourismus in der Türkei höher bewertet werden. Zwischen der Bedeutung dieses Wirtschaftssektors und seinem Einfluss auf die Mitgestaltung der seinen Bereich betreffenden Politik bestehe ein krasses Missverhältnis. Auch die hiesige Reiseindustrie könne gemeinsame Vorstellungen entwickeln und diese auf der politischen Ebene in Ankara vortragen. Vorgeschlagen wurde die Einrichtung dauerhafter kompetenter Gremien auf höchster Ebene - sowohl in der Türkei als auch hier -, die sich der Herausforderung aktiv und mutig annehmen und in einen regelmäßigen Dialog eintreten.
Bei allen Maßnahmen sei die Glaubwürdigkeit das wichtigste, meinten die Medienvertreter. Erst dann könne es gelingen, die Medien in den notwendigen Abbau von Vorurteilen einzubeziehen. Mit den Medien müsse ein offener, kompetenter und vor allem kontinuierlicher Dialog in Gang gesetzt werden. Jeder Verdacht, die Medien für kurzfristige Imagekampagnen missbrauchen zu wollen, sei zu vermeiden. In diesem Zusammenhang wurde ein Bedarf an wirklich qualifizierten Presseinformationsreisen angemeldet. Die ausdrückliche Unabhängigkeit der Medienvertreter sei zu gewährleisten, ebenso die Möglichkeit der intensiven Auseinandersetzung mit der Türkei und ihres touristischen wie nichttouristischen Alltags. Die Medien müssten sich auf der Basis intensiver Recherchen vor Ort selbst ein differenziertes Bild machen können - sie müssten andererseits aber auch bereit sein, sich auf eine solche andere Art des kennen lernens einzulassen. Die hochkarätige Besetzung der Diskussionsrunde und das offene, sachkundig und engagiert geführte Gespräch ließen erkennen, dass die deutsche Reiseindustrie ein großes Interesse an der Türkei hat, dass man die Türkei nicht fallen lassen will (nicht nur wegen der eigenen Investitionen vor Ort). Deutlich wurde, dass man von der komplexen Realität der Türkei zu wenig weiß und daher das Abgeben von Rezepten an zwei Voraussetzungen geknüpft sein muss: die vorherige Bereitschaft zum wirklichen Verstehen und zum gegenseitigen Zuhören. Die türkischen Gesprächsteilnehmer hatten das Gefühl, dass sich nicht nur die Türken um die Entwicklung des Türkei-Tourismus kümmern.
(10231 Zeichen / 166 Zeilen, Dezember 1999)
Informationsdienst Dritte.Welt-Tourismus
www.tourism-watch.org
Servicio Informativo de Tourism Watch
14) Türkei-Tourismus 2
Antalya und Kemer sind schon fast ausgebucht
Nach großen Verlusten 1999 läuft das Geschäft jetzt auf Hochtouren. Kaum Platz in Luxusherbergen
Claudia Steiner
Nach einem für die Tourismusbranche der Türkei katastrophalen Jahr 1999 mit deutlichen Einbrüchen geht es in in diesem Jahr mit Veranstaltern, Hoteliers und Gastronomen wieder aufwärts. Gebeutelten Hoteliers und Reiseagenturen machen in diesem Jahr ein gutes Geschäft. Die erste Jahreshälfte ist "wirklich erfolgreich verlaufen", heißt es beim Verband der Türkischen Reiseagenturen (Türsab). In den ersten sechs Monaten dieses Jahres kamen nach offiziellen Angaben rund 3,9 Millionen ausländische Touristen in die Türkei, 28,3 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Besonders gut verläuft die Saison für Hoteliers an der türkischen Südküste. In den auch bei Deutschen beliebten Touristenorten Antalya, Side und Kemer haben kurzentschlossene Urlauber bei einer Auslastung von 80 bis 90 Prozent derzeit mitunter Probleme, eine passende Unterkunft zu finden. Vor allem Fünf-Sterne-Hotels und exklusive Ferienanlagen in diesen Zentren der Urlaubsbranche der Türkei sind bei den Urlaubern in den schönsten Wochen des Jahres gefragt. Nicht ganz so gut läuft es dagegen bei einfacheren Pensionen und Hotels. Auch Ferienorte an der Ägäisküste wie Marmaris und Kusadasi klagen über zu wenig Gäste.
Insgesamt aber werden in diesem Jahr rund zehn Millionen Touristen aus aller Welt in der Türkei erwartet - drei Prozent mehr als 1998 vor dem Einbruch der Besucherzahlen.
Auch die Einnahmen der Unternehmer in der Türkei sollen in diesem Jahr auf voraussichtlich 7,5 Milliarden US-Dollar steigen - rund fünf Prozent mehr als 1998.
Noch vor einem Jahr hatten die Hoteliers lange Gesichter gemacht: Die Strände waren leer, viele Feriendörfer und Hotels hatten erst gar nicht eröffnet. Wegen der Festnahme von PKK-Chef Abdullah Öcalan und den beiden verheerenden Erdbeben im Nordwesten des Landes waren damals zahlreiche Urlauber verängstigt auf andere Mittelmeerländer ausgewichen. Offiziellen Angaben zufolge waren so nur 7,5 Millionen Touristen in die Türkei gereist.
In diesem Jahr bereitete der Branche die schlechte finanzielle Lage der privaten türkischen Fluggesellschaften Kopfzerbrechen. "Krise bei Fluggesellschaften bedroht Tourismus", schrieb etwa die Zeitung "Posta" über das drohende Desaster. Während einige deutsche Gesellschaften und Ferienflieger auf Grund der hohen Nachfrage bereits vor Monaten die Zahl der Türkei-Flüge aufgestockt und noch freie Kapazitäten haben, ist die Zahl der Flüge bei privaten türkischen Gesellschaften zurückgegangen. Vor zwei Jahren hatten die privaten türkischen Fluggesellschaften zusammen noch 70 Maschinen, in diesem Jahr sind es nach Branchenangaben nur noch 41 Maschinen. "Es gibt ausreichend Touristen, die (in die Türkei) kommen wollen, aber es gibt nicht ausreichend Flugzeuge", klagte kürzlich der Türsab-Vorsitzende Basaran Ulusoy. Nach Ansicht der türkischen Investitionsvereinigung für den Tourismus könnten in diesem Jahr sogar zwölf Millionen Touristen in die Türkei kommen, wenn es genügend Flüge gäbe. Der Hilferuf der Unternehmer wurde von der türkischen Regierung Ankara erhört: Die privaten Gesellschaften bekommen nun eine staatliche Unterstützung in Form von Förderkrediten sowie Ermäßigungen bei den Treibstoffpreisen und den Landegebühren auf türkischen Flughäfen. Und die einheimische Tourismusbranche ist froh, diese neue Krise wohl noch rechtzeitig abgewandt zu haben - bevor auch dieses Jahr zu einem wirtschaftlichen Misserfolg führt.
15) Türkei-Tourismus 3
Die in Deutschland lebenden Landsleute waren die ersten Kunden der türkischen Tourismusindustrie Die Türkei hat sich erst spät am Tourismusgeschehen beteiligt, hat aber nach einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 17 Prozent in den letzten zehn Jahren den 18. Platz unter den dreißig wichtigsten Tourismusnationen erreicht. Die Zahl der ausländischen Touristen stieg von 300.000 auf 6,5 Millionen, davon etwas mehr als eine Million aus Deutschland. Die Nutzung der Bettenkapazität stieg von durchschnittlich drei auf sieben Nächte, im Falle der deutschen Besucher auf durchschnittlich dreizehn Nächte. Insgesamt stieg die Kapazität von rund 65.000 auf 330.000 Betten. Die Deviseneinnahmen stiegen von ca. 400 Millionen auf etwas über vier Milliarden US Dollar.
Das bisherige Spitzenjahr verbuchte der Türkei-Tourismus 1992; 1993 und 1994 gingen die Besucherzahlen wohl ausschließlich aufgrund der politisch instabilen Lage zurück; 1993 nur bei den deutschen und italienischen Besuchern, 1994 mit Ausnahme der Briten bei Besuchern aus allen westeuropäischen Staaten. Ein spürbarer Einschnitt, da knapp die Hälfte aller Besucher aus diesen Ländern kommt. In den ersten drei Monaten des Jahres 1995 konsolidierten sich die Zahlen auf einem geringfügig niedrigeren Niveau als 1994.
Die Folgen der türkischen Militärintervention im Nordirak für den türkischen Tourismus müssen zwar negativ eingeschätzt werden, können aber gegenwärtig noch nicht quantifiziert werden.
Eine Reaktion auf die schlechte politische Stimmungslage zwischen Westeuropa und der Türkei sind die Versuche von türkischer Seite, die Tourismuswerbung in den außereuropäischen Ländern (USA, Kanada, Japan, Australien) zu verstärken und gleichzeitig mit einem differenzierteren Angebot - "weg von Strand und Sonne" - Reisende aus Westeuropa wiederzugewinnen. So gibt es inzwischen Angebote für Yacht- und Wildwassertourismus, für Alm- und Kurferien oder für einen Glaubenstourismus mit Reisen zu den für di e verschiedenen Religionen bedeutenden Stätten.
Gleichzeitig hat die Türkei auf das insgesamt gewachsene Umweltbewusstsein reagiert. In einer "Sensibilitätsaktion für die Umwelt im Tourismus" werden Tourismusbetriebe, die bestimmte Umweltkriterien erfüllen, mit Symbolen ausgezeichnet: Hotels mit eine m Nadelbaum, Yachthäfen mit einem Anker, Yachten selbst mit einem Delphin. Darüber hinaus hat die Türkei die "Blaue Flagge Aktion" der europäischen Stiftung für Umwelterziehung aufgegriffen und 1994 an der Küste von Istanbul bis Antalya neun Yachthäfen und zwölf Strände mit einer "blauen Flagge" ausgezeichnet. Auch ein "Projekt für die touristische Infrastruktur in den Mittelmeer-Ägais-Regionen" in hundert Orten dieser Regionen, die 80 Prozent der touristischen Bettenkapazität nachweisen, hat als Ziel den vorbeugenden Umweltschutz.
Um das Defizit beim ausgebildeten Personal auszugleichen, sind durch das Ministerium für Tourismus seit 1968 insgesamt zwölf touristische Ausbildungszentren geschaffen worden. Auch das Erziehungsministerium mit Schwerpunkt-Gymnasien für touristische Ausbildung und private Unternehmer mit entsprechenden Stiftungseinrichtungen beteiligen sich an der Ausbildung für diese Branche. Vor ein paar Jahren habe ich selbst eine Pilotstudie zur Möglichkeit der Reintegration von Remigrantenkindern in der Türkei durch Tätigkeiten im Fremdenverkehr durchgeführt. Bestärkt durch jährliche Beobachtungen und Gespräche in der Türkei sowie unmittelbare Erfahrungen im Freundeskreis, bin ich überzeugt, dass die Grundergebnisse dieser Studie noch immer zutreffen.
Damals ging ich von der These aus, die dann auch weitgehend bestätigt wurde, dass in der Türkei die traditionellen Tätigkeitsfelder einer modernen Gesellschaftsorganisation bereits weitgehend besetzt sind und nur im Einzelfall den Zugang von außen zulassen. Nur relativ junge Dienstleistungsbereiche wie z. B. die Tourismusbranche sind in der Lage, in größerem Umfang Migrantenkinder aufzunehmen und in die türkische Arbeitswelt einzugliedern. Die gleichzeitig angestrebte Integration in die türkische Lebenswelt wird hierdurch kaum erleichtert, auf jeden Fall aber verlangsamt, weil nach meinen Erfahrungen die Aufnahme einer Tätigkeit im Tourismusbereich zunächst einen Fluchtversuch aus den Integrationsschwierigkeiten bedeutet.
Die Geschichte der Beziehungen zwischen den Migranten und dem Tourismus in der Türkei lässt sich so skizzieren: Die Anfänge hier in Deutschland waren zunächst die Entwicklung einer eigenständigen türkischen Tourismusbranche zur Befriedigung der Bedürfnisse der in Deutschland lebenden Landsleute. Daneben entstand, zum Teil nebengewerblich, gestützt auf heimische Verbindungen, ein Angebot auch für deutsche Touristen. Ähnliches konnte man in der Türkei bei zahlreichen Hotel- und Restaurantgründungen feststellen.
Nicht ausschließlich, aber überwiegend findet man aus Deutschland kommende Migrantenkinder in touristischen Tätigkeiten, vor allem in dem von deutschen Urlaubern bevorzugten Küstenstrich zwischen Fethiye und Antalya. Insgesamt, so ältere Schätzungen, sind 80 Prozent aller in diesem Dienstleistungssektor Beschäftigten Migrantenkinder Man muss davon ausgehen, dass trotz der Ausbildungsbemühungen türkischer Stellen das Ausbildungsniveau niedrig ist und das entscheidende Qualifikationsmerkmal die deutsche (oder eine andere) Sprachkenntnis ist. Auch stimmt es bedenklich, dass lange Zeit - und für viele bis heute - die Tätigkeit in der Reiseindustrie lediglich die zweite Wahl bedeutete. So wurden als Gründe für die Berufswahl die Nichterfüllung der Studienvoraussetzungen, eine sonstige fehlende Berufsausbildung, besondere Sprachkenntnisse, eine bessere Bezahlung als z.B. im staatlichen Sektor und schließlich Interesse an einer solchen Tätigkeit überwiegend aus finanziellen Gründen genannt. Eine untergeordnete Rolle bei der Entscheidung für diese Arbeit spielte der Kontakt mit Ausländern oder die Abschwächung der Integrationsproblematik. Daraus ergibt sich, dass eine Qualifizierung für dieses Berufsfeld nicht erfolgt und dieser Weg angesichts der bloßen Fremdsprachenqualifikation, die in vielen Fällen nach zwanzig oder dreißig Jahren in Deutschland die einzige Qualifikation ist, die sie ihren Landsleuten voraushaben, oft in einer Sackgasse endet. Dies zeigt sich z.B. bei den Migrantenkindern, die mit der ersten großen Rückkehrwelle zwischen 1975 und 1985 in ihre ursprüngliche Heimat zurückkehrten und heute im Tourismusbereich tätig sind. Mit ganz wenigen Ausnahmen haben sie Tätigkeiten übernommen, für die ihre Fremdsprachenkenntnis wichtig war, nämlich als Dolmetscher und Reiseführer ohne Aufstiegschancen. Hinzu kommt, dass diese Arbeitsplätze bei rückläufigen Touristenzahlen als erste gefährdet sind.
Allerdings war der Direktor eines der touristischen Ausbildungszentren in Antalya trotz dieser nicht sehr glücklichen Konstellation der Ansicht, dass die Migrantenkinder aufgrund ihrer Fremdsprachenkenntnis nach einer touristischen Ausbildung größere Chancen für eine qualifizierte Anstellung hätten als die einheimischen Absolventen. Als Ergebnis kristallisiert sich heraus, dass eine Ausbildung im Ausland in traditionellen Berufen trotz wohlmeinender Absicht ihr Ziel verfehlt, sobald die Ausgebildeten in ihrer ursprünglichen Heimat Fuß zu fassen versuchen; zum Teil, weil am Markt vorbei ausgebildet worden ist, vor allen Dingen aber, weil die wirtschaftliche Situation im Heimatland die finanziellen Erwartungen nicht erfüllen kann.
Daher driften diese Personen in neue expandierende Industrien ab, in denen Berufsbilder noch nicht definiert sind und die Verdienstmöglichkeiten auch bei unqualifizierten Tätigkeiten größer sind als im ursprünglich erlernten Beruf. Dies gilt in der Türkei vor allen Dingen für den Tourismusbereich, der trotz der aus der Politik resultierenden Verwerfungen mit starker ökonomischer Unterstützung des Staates rechnen kann und zu den Wachstumsbranchen zählt und trotz der saisonalen und konjunkturellen Schwankungen in relativ großem Umfang Arbeitsplätze anbieten kann.
16) Türkei-Tourismus 4
Urlaubsorte im Vergleich:
Planen Sie einen Urlaub und vertrauen nicht der Idylle im Prospekt? Na dann schauen sie mal in die Tabelle: Die beliebtesten Ferienorte sind hier aufgeführt. Hier wird nichts schöner dargestellt, als es in Wirklichkeit ist!
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
© 1998 - 1999 Carsten Weschenfelder
Jahr Anzahl der Touristen Einnahmen (Mio. US-$)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quellen: ANKA Ekonomi Bülteni vom 19. Juni 1997, S4; ANKA Ekonomi Bülteni vom 14. Juli 1997, S.4f.; T.C. Merkez Bankasi 1997, S.179;
Ekonomist, Nr.33, 17.8.1997, S.21.Tabelle (Länderbericht Türkei , Faruk Sen, S.280)
- Citation du texte
- Ibrahim Erdas (Auteur), 2001, Tourismus und dessen Auswirkungen auf die Landschaft und Gesselschaft am Beispiel der Türkei, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101756
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