Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Die Präferenzgesetze
3. Kopfgesetz
4. Kodagesetz
5. Nukleusgesetz
6. Gewichtsgesetz (Prokosch´s Gesetz)
7. Initialgesetz
8. Finalgesetz
9. Stärke-Angleichungsregel
10. Silbenkontaktgesetz
11. Ein Katalog für Silbenkontaktveränderungen
12. Abschließende Bemerkungen
Besondere Zeichen
Literatur
1. Einführung
Diese Arbeit versucht Theo Vennemanns Präferenzgesetze für Silbenstruktur, die 1988 veröffentlicht wurden, interpretierend und zusammenfassend wiederzugeben. Da Vennemann sein Werk in englisch verfasst hat, handelt es sich bei der Wiedergabe der Gesetze selbst, der Zitate und der Beispiele um der besseren Verständlichkeit willen um Übersetzungen von mir. Dabei habe ich die Namen der Gesetze teilweise aus dem 1986 erschienenen Buch: „Neuere Entwicklungen in der Phonologie“ übernommen. Bei den Beispielen habe ich freizügig diejenigen ausgewählt, die mir am besten geeignet schienen, das jeweilige Problem zu illustrieren und nicht immer alle angeführten verwendet.
Die Präferenzgesetze für die Silbenstruktur behandeln besonders die Veränderungen in Silbenstrukturen.
Sie versuchen das natürliche Verhalten linguistischer Strukturen nicht, wie allgemein üblich, als gut oder schlecht zu beschreiben, sondern als besser oder schlechter. Diese Qualität von Strukturen kann nur verhältnismäßig zu gewissen Parametern, die Aspekte der Silbenstruktur sind, bestimmt werden. Was aber verhältnismäßig zu einem Parameter gut ist, kann, an anderen Parametern gemessen, schlecht sein. So ist die grundsätzliche Struktur dieser Gesetze:
X ist das mehr bevorzugte in Beziehung auf (einen bestimmten Parameter der) Silbenstruktur, je mehr Y; wobei X ein phonologisches Muster ist und Y eine abstufbare Eigenschaft von X.1
Um nun den Präferenzen eines bestimmten Parameters besser genügen zu können, verändern sich die linguistischen Strukturen und nähern sich an diesen Parameter an. Dabei wird die Silbenstruktur immer verbessert. Eine Verschlechterung der Silbenstruktur ist nicht möglich, wenn sie verschlechtert wird, dann um sich einem anderen Parameter anzunähern; innerhalb dieses Parameters wird die Silbenstruktur dann wiederum verbessert.
Die Veränderung wird also ausgelöst durch einen niedrigen Grad linguistischer Qualität einer Struktur. Dabei gilt folgendes:
Diachroniemaxime: Linguistischer Wandel auf einem gegebenen
Parameter beeinflusst eine Sprachstruktur nicht, solange es Sprachstrukturen in dem Sprachsystem gibt, die in Bezug auf das relevante Präferenzgesetz weniger bevorzugt werden. 2
Kurz: linguistische Veränderung greift die schlechteste Struktur zuerst an. Außerdem schreibt Vennemann eine Synchroniemaxime vor:
Synchroniemaxime: Ein Sprachsystem wird generell keine Struktur auf einem gegebenen Parameter enthalten, ohne die mit den Mitteln des Systems erstellbaren Strukturen zu enthalten, die in Bezug auf das relevante Präferenzgesetz mehr bevorzugt werden.3
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei diesen Veränderungen wird immer, verhältnismäßig zu dem jeweiligen Parameter, schlechtere Struktur eliminiert, die bessere Struktur bleibt bestehen; in der nachfolgenden Grafik sind die Strukturen in der Reihenfolge linguistischer Präferenz angeordnet:4
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abgesehen von Ausnahmen, die beispielsweise entstehen, wenn Strukturen aus anderen Sprachen ausgeliehen werden, oder wenn Strukturen „natürliche Lücken“5enthalten, die besonderen kombinatorischen Zwängen entspringen, ist das die normale Situation. Die Präferenzgesetze sind Universalien. Sie sind phonetisch erklärbar. Da Vennemann kein Phonetiker ist, nimmt er explizit Abstand davon, die Präferenzgesetze für die Silbenstruktur zu erklären.
Die Universalität der Präferenzgesetze setzt nicht voraus, dass es innerhalb der einzelnen Sprache eine sprachspezifische Normalität gibt, die nicht mit der universellen Präferenz zusammenfällt, weil Sprachsysteme nach Vennemann Produkte der menschlichen Geschichte sind und daher eher kulturelle als natürliche Entitäten sind. Da jedoch alle Menschen in etwa mit den gleichen Voraussetzungen des Sprechapparates ausgestattet sind, ergibt sich die in den Präferenzgesetzen manifestierte Vielzahl der Übereinstimmungen in den menschlichen Sprachsystemen.
Die phonetischen Korrelate der Sprachlaute können auf einen phonetischen Parameter des Grades der Abweichung vom ungehinderten (stimmhaften) Luftstrom projiziert werden, der universelle konsonantische Stärke genannt wird.6Mit Hilfe dieser Projektion kann man die Sprachlaute folgendermaßen anordnen:
Skala der konsonantischen Stärke: 7
steigende Konsonantische Stärke
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
stimmlose Plosive /p,t,k/
- stimmhafte Plosive /b,d,g/
- stimmlose Frikative /f,s/
- stimmhafte Frikative /v,z/
- Nasale /m,n,N/
- laterale Liquide (l-Laute) /l/
- zentrale Liquide (r-Laute) /r/
- hohe Vokale /i,u/
- mittlere Vokale /e,o/
- niedrige Vokale /a/
2. Die Präferenzgesetze
Die Liste der von Vennemann vorgestellten acht Präferenzgesetze hält er selbst für teilweise unbefriedigend, aus drei Gründen:
1. Es gibt noch viel mehr Gesetze, wie etwa ein Schalengesetz („shell law“) das Präferenzen für Kombinationen aus Köpfen und Kodas vorschreibt.
2. Die Gesetze liefern keine Restriktionen für die Kombination einzelner Laute wie etwa die beispielsweise im Deutschen kaum mögliche Kombination */tl/ innerhalb einer Silbe.
3. Außerdem kritisiert er selbst eine gewisse Redundanz der Gesetze, die sich etwa darin ausdrückt, dass manche Gesetze zu den selben Ergebnissen führen.
Trotzdem hält er seine Präferenzgesetze für gut, da sie zumindest die wichtigsten neueren Forschungsergebnisse im Bereich der Silbenstruktur zusammenfassen, besonders insoweit sie das Konzept der konsonantischen Stärke betreffen.
[...]
1 Preference Laws for Syllable Structure and the Explanation of Sound Change S.1 Übersetzung von mir.
2 ebenda S.2
3 ebenda S.3/2
4 ebenda S.3/3
5 ebenda S.4
6 ebenda S.8
7 ebenda S.9 die Zuordnung der einzelnen Sprachlaute zu den Klassen konsonantischer Stärke folgt Vennemann in „Neuere Entwicklungen in der Phonologie“ S.36
- Arbeit zitieren
- Daniel Rambeck (Autor:in), 2001, Interpretierende Zusammenfassung von Theo Vennemanns "Preference Laws for Syllable Structure and the Explanation of Sound Change", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101529
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