Marokko
Lage: Nordwest- Afrika
Fläche: 458730 km2
Einwohner: 23,2 Mio.
Bevölkerungsdichte: 51 Einwohner je km2
Hauptstadt: Rabat-Sale`
Staatsform: Konstitutionelle Monarchie
Sprachen: Arabisch, Französisch, Spanisch
Währung: 1 Dirham (DH)= 100 Centimes
Geographie
Lage: Das Land an Mittelmeer und Atlantik grenzt im Osten und Südosten an Algerien, im Süden an die West-Sahara und Mauretanien.
Landschaftsformen: Während der Norden des Landes mediterranen Charakter aufweist, befinden sich im Süden Steinwüsten und Sanddünengebiete.
Klima: Der vielfältigen Landschaftsform entsprechen größere Klimaunterschiede: Mittelmeerklima im Norden, Steppenklima im Landesinneren und Wüstenklima im Süden.
Bevölkerung
Einwohner: Mit einer Bevölkerungsdichte von 51 Einwohnern je km2
(ohne West-Sahara) zählt Marokko zu den am dichtesten besiedelten Länder Afrikas. Das Bevölkerungswachstum lag 1990 bei 2,4 %.
62% der Marokkaner waren zu diesem Zeitpunkt jünger als 25 Jahre.
Volksgruppen: Die ursprüngliche Bevölkerung Marokkos, die zur europiden Rasse zählenden Berber , machen heute rund 35% der Bevölkerung aus
(hauptsächlich im Hohen, Mittleren und Anti-Atlas sowie im Rif angesiedelt).
Den Rest bilden Araber mit 20%, arabisierte Berber mit 40% und ausländische (meist französische) Volksgruppen.
Religion: Der Islam ist Staatsreligion (99% Moslems).
Der Anteil der Juden an der Bevölkerung beläuft sich auf 0,2%.
Soziales: Arbeitnehmer in Industrie, Handel und in freien Berufen sind in ein 1961 geschaffenes System von Alters-, Hinterbliebenen-, und Invalidenrenten gegliedert. Finanziert wird das System durch Beiträge der Arbeitnehmer und Arbeitgeber.
Im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern verfügt Marokko über einen gut ausgebauten Gesundheitsdienst, allerdings ist die medizinische Betreuung auf dem Land größtenteils unzureichend (mobile Kliniken!).
Bildung: Seit 1963 besteht eine gesetzliche Schulpflicht vom 6.- 13. Lebensjahr. Obwohl 20% des Staatshaushaltes in das Bildungswesen investiert werden, besteht eine Analphabetenrate von 67%.
Wirtschaft
Marokkos Wirtschaftspolitik ist marktwirtschaftlich orientiert.
1988 beschloss die Regierung im Rahmen eines Programms zur Liberalisierung der Wirtschaft die Privatisierung von 400 staatlichen Unternehmen.
Industrie: Einen starken Zuwachs verzeichnete die Textilindustrie während die Produktion in der Metall- und Holzverarbeitung zurückging.
(Hauptstandort Casablanca und Rabat)
Bodenschätze: Marokko besitzt große mineralische Bodenschätze, die noch nicht restlos erschlossen sind. Seit der Annexion der West-Sahara verfügt das Land über die größten bekanten Phosphatreserven der Welt.
Energie: Da Marokko seinen Energiebedarf nur zu 13% aus eigenen Quellen decken
kann, ist das Land verstärkt auf den Import von Energiegütern angewiesen. Geplant ist für die Zukunft die Erschließung der Kernenergie.
Landwirtschaft: Haupterwerbszweig ist die Landwirtschaft, die nur 18,6% zum BIP beiträgt und 41% der Erwerbstätigen beschäftigt.
Die genutzte Fläche beträgt ca. 25 Mio. ha, aber nur 1 Mio. ha werden nach modernen Gesichtspunkten bearbeitet (Subsistenzwirtschaft!).
Außenhandel: Durch den EU- Eintritt Spaniens und Portugals befürchtete Marokko große Wettbewerbsnachteile, da diese Länder die gleichen Produkte wie der nordafrikanische Staat in die Länder der EU exportieren.
Der Antrag auf die EU- Mitgliedschaft wurde 1987 zwar abgelehnt, Marokko erhielt jedoch das Angebot zu einer intensiven Zusammenarbeit.
Tourismus: Der Anteil des Fremdenverkehrs an den Deviseneinnahmen beträgt 11%. Seit 1985 gibt es ein eigenes Ministerium für Tourismus.
Geschichte
Erst im 7. Jh. etablierten sich die Araber in Marokko, islamisierten die Berber und verdrängten sie in die Gebirgsregionen, wo sie zum Teil schon als Nomaden lebten. Zu Beginn des 20. Jh.s. kämpften Frankreich und Deutschland um den Einfluss in Marokko, das 1912 französisches Protektorat wurde. Die Nordzone gehörte zu Spanien. Die nach dem 1.Weltkrieg sich verstärkt bildende nationale und islamische Unabhängigkeitsbewegung führte 1956 zur Aufhebung dieser Schirmherrschaft.
Politik
Der seit 1961 regierende Monarch Hassan 2 hat in Marokko ein Mehrparteiensystem etabliert (Marokko ist eine konstitutionelle, demokratische und soziale Monarchie). Diese Reformansätze können die krassen sozialen Unterschiede in der Bevölkerung jedoch nicht überbrücken.
Außenpolitisch führte die Besetzung der West- Sahara zum Ausschluss Marokkos aus der ,,Organisation für Afrikanische Einheit" (OAU).
Der Konflikt in der Westsahara
Der Frieden in diesem Wüstenland an der nordafrikanischen Atlantikküste ist schon seit langem gestört, denn für die westlichen Staaten ist es wegen seiner strategischen Lage und wegen seiner Bodenschätze von großem Interesse.
Seit 1884 war die Westsahara eine spanische Kolonie. 1974 versprachen die Spanier den Sahrauis die Unabhängigkeit. Doch schon am 6. November 1975 inszenierte König Hassan II. von Marokko den "Grünen Marsch", der 300 000 marokkanische Zivilisten in die Sahara führte, um sie für Hassans Reich "zurückzugewinnen". Kurz danach drangen die Armeen Marokkos von Norden und Mauretaniens von Süden in das Gebiet ein. Die Soldaten König Hassans II. von Marokko misshandelten und ermordeten Zivilisten, plünderten Dörfer und Städte. Notdürftig in der Wüste errichtete Flüchtlingslager bewarfen sie mit Phosphor- und Napalmbomben. Schätzungsweise 20 000 Sahrauis fielen der marokkanischen Luftwaffe zum Opfer. Obwohl der internationale Gerichtshof in Den Haag die Gebietsansprüche Marokkos und Mauretaniens zurückgewiesen hatte, nahmen die Westmächte keinen Anstoß. Stattdessen teilte Spanien am 14. November 1975 das Land völkerrechtswidrig zwischen Marokko und Mauretanien auf. Die Sahrauis haben ihr Land jedoch nicht aufgegeben. Bereits am 20. Mai 1973 hatte sich die Polisario, eine Volksfront, gegründet. Ihr Ziel war die Errichtung eines unabhängigen Staates. Am 27. Februar 1976, einen Tag nach dem Ende der Kolonialherrschaft, rief die Polisario die Demokratische Arabische Republik Sahara (DARS) aus, die mittlerweile von 89 Staaten anerkannt ist .Da die Polisario die marokkanischen Invasionstruppen nicht aufhalten konnte, gingen Zehntausende von Zivilisten auf die Flucht nach Algerien. Zunächst konzentrierte die Polisario ihre Kräfte auf den Kampf gegen Mauretanien, der am 5. August 1979 mit einem Friedensvertrag endete. Darin verzichtete Mauretanien auf alle Gebietsansprüche und anerkannte das Recht der Sahrauis auf Selbstbestimmung. Auch gegen Marokko war die Polisario zunächst erfolgreich. Unterstützt von Algerien und Libyen, konnte es etwa drei Viertel des besetzten Landes zurückerobern. Daraufhin änderte die Armee König Hassans ihre Taktik. Sie errichtete Schutzwälle, die mit Radaranlagen, elektronischen Bodensensoren und Minen gesichert wurden. Immer neue Wälle wurden voreinander gesetzt, so dass Marokko sein Territorium nach und nach auf 80 Prozent der Westsahara ausdehnen konnte. Seitdem bedeutete Marokko ungehindert die reichen Phosphatvorkommen der Westsahara und die ergiebigen Fischgründe vor deren Küste aus.
Seit Beginn der 80er Jahre gab es immer wieder Versuche, den Westsahara-Konflikt auf dem Verhandlungsweg zu lösen. Nachdem die Organisation der Afrikanischen Einheit daran gescheitert war, schaltete sich 1985 die UN ein. Deren Friedensplan sah zunächst den vollständigen Abzug der marokkanischen Truppen vor. Da König Hassan sich aber weigerte, legte sie 1988 einen neuen Plan vor, nach dem in der Westsahara unter der Aufsicht einer UN- Friedenstruppe über die Unabhängigkeit abgestimmt werden sollte. Seit dieser Zeit sabotiert Marokko alle Vermittlungsversuche der UN. Am 6. September 1991 trat schließlich ein Waffenstillstand in Kraft, der u.a. das Referendum über die Unabhängigkeit der Westsahara verwirklichen sollte. Eine UN-Mission für ein Referendum in der Westsahara wurde entsandt , doch Marokko erreichte, dass nur 300 Blauhelme in der umstrittenen Region ankamen. Die UN-Soldaten wurden von marokkanischen Behörden überwacht und an der Kontaktaufnahme mit Sahrauis und Europäern gehindert. Schlussendlich versuchte Hassan, durch die Ansiedlung von Marokkanern die Volksabstimmung zu sabotieren. Er siedelte in der Westsahara arbeitslose Marokkaner an und versuchte einzelne Stammesfürsten durch Geschenke für sich zu gewinnen versuchte. Anfang 1995 versuchte er, der UN für die Volksbefragung Bedingungen zu diktieren: Einerseits sollten nur solche Personen abstimmen dürfen, die einem sahrauischen Stamm angehören, andererseits brauchten sie nie in der Westsahara gelebt zu haben. Damit hätte Hassan Hunderttausende von Marokkanern an die Urnen schicken können, nachdem ein mit ihm befreundeter Fürst sie zu "Sahrauis" erklärt hätte. Mit dieser Strategie gelang es Hassan Jahre lang, den Prozess zu verschleppen- ein Aufflammen des bewaffneten Konfliktes drohte.
Am 16. September 1997 trafen Vertreter der Polisario und Marokkos eine Vereinbarung über die Durchführung des seit 1991 ausstehenden Referendums, über die Festlegung der Stimmberechtigten und über die Modalitäten der Stimmauszählung. Marokko erklärte sich damit einverstanden, dass sich die Bevölkerung frei für oder gegen eine Teilnahme an der Volksbefragung entscheiden kann, die klären soll, ob die Westsahara sich an das Königreich Marokko anschließen oder als Republik Westsahara selbständig werden soll. Die Abhaltung des Referendums sollte in einem Zeitraum von zehn bis elf Monaten nach Unterzeichnung der Vereinbarung stattfinden. Bis heute kam es jedoch nicht dazu. Auch Verhandlungsrunden in Genf und Berlin im Jahre 2000 brachten keinen Durchbruch. Mit immer neuen Tricks versucht die marokkanische Regierung, eine Volksabstimmung hinauszuzögern. Mehr denn je zuvor fürchtet Marokko, seine Macht über die Westsahara zu verlieren, nachdem die völkerrechtswidrige Besetzung Osttimors durch Indonesien nach einer Volksabstimmung und UN-Intervention 1999 beendet wurde.
Quelle: Harenbergs Weltreport ©D.R
- Citation du texte
- Daniel Rössler (Auteur), 2000, Marokko. Geschichte, Geographie, Politik und Wirtschaft des Landes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101407
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