Das autoritäre Herrschaftssystem
1932 wurde Engelbert Dollfuß zum Bundeskanzler Österreichs ernannt. Er trat an die Spitze einer Koalitionsregierung aus Christlichsozialen, dem Landbund und dem Heimatblock. Nach dem Lausanner Protokoll vom 15.07.1932 wurde Österreich obwohl sie sich als Deutsche fühlten der Anschluss an das nationalsozialistisch regierte Reich untersagt. Dafür erhielten sie eine internationale Anleihe von 300 Mill. Schilling, die vom Völkerbund kontrolliert wurden.
Der Völkerbund war eine internationale Staatenorganisation mit seinem Sitz in Genf. Seine Satzung wurde 1919 auf der Pariser Friedenskonferenz beschlossen. Es war die Aufgabe des Völkerbundes den Frieden durch Herabsetzung der Rüstung und Androhung von Sanktionen gegen Aggressoren zu erhalten. Zu seinen Mitgliedern zählten 42 Gründerstaaten, darunter auch Österreich, Italien und Deutschland.
Dollfuß, der 1933 den Nationalrat durch einen geschickten Staatsstreich ausschaltete, erlangte somit ein autoritäres Herrschaftssystem das dem von Deutschland glich. Danach beseitigte er den Republikanischen Schutzbund. Dieser war eine sozialdemokratische Wehrorganisation und sollte der Abwehr des Faschismus dienen.
Jetzt setzte Dollfuß Heimwehren als Notpolizei ein. Dabei wurde er vom faschistisch regierten Italien mit Geld und Waffen unterstützt. Dollfuß war ein Gegner der Sozialdemokratie und des Nationalsozialismus. Da der Nationalsozialismus seit 1932 stark zunahm, gründete er als Einheitspartei oder auch politische Plattform im Mai 1933 die Vaterländische Front. Außenpolitisch sicherte Dollfuß sein Regierungssystem durch eine enge Zusammenarbeit mit dem von Mussolini regierten Italien. Italien wurde zu dieser Zeit faschistisch regiert. Der Faschismus ist eine italienische Nationalbewegung, die im Grunde dem Nationalsozialismus gleich ist. An diese Bewegung wollte Dollfuß anknüpfen. Österreich sollte faschistisch regiert werden. Im September 1933 versuchten die Heimwehren ihre Position in der Regierung zu stärken. Sie errichteten „Anhaltelager“ zur Inhaftierung politischer Gefangener.1934 richteten sie sich gegen die Sozialdemokraten und lösten die sogenannten „Februarunruhen“ aus. Den Sozialdemokraten wurde verboten in Landes- und Gemeindeverwaltungen zu arbeiten. Auch sozialdemokratische Gewerkschaften und Parteien wurden verboten.
Indem Dollfuß die österreichischen Arbeiterbewegung zerstörte, schuf er die Vorraussetzung für eine schon lange geplante Zusammenarbeit mit dem faschistischem Italien und Ungarn. 1934 verkündete er eine neue autoritär-ständige Verfassung (Maiverfassung).
Wirkung des deutschen Nationalsozialismus auf Österreich
Mit dem Anfang der Diktatur Hitlers (1933) verstärkte sich auch der österreichische Nationalsozialismus. Mehr und mehr Leute aus der Bevölkerung schlossen sich nationalsozialistischen Gruppen an. Auch die terroristischen Aktionen zur gewaltsamen Durchsetzung des Anschlusses an das deutsche Reich. Hitler setzte die Dollfußische Regierung mit der Gründung einer Armee, die für den Anschluss Österreichs zuständig war. Daraufhin verbot Dollfuß jegliche Aktivitäten der NSDAP in Österreich (NSDAP = Nationalsozialistische Arbeiterpartei Deutschlands, Partei Hitlers die er gemeinsam mit Anton Drechsler 1920 gründete).
Seit der Machtübernahme Hitlers 1933 hatten die Deutschen überall in den Nachbarländern sogenannte „Spitzel“. Dies waren Leute der Gestapo.
Die Gestapo wurde am 11. April 1934 vom Ministerpräsident Göring gegründet und war eine Art Hilfspolizei, die später auch die gesamte Polizeiarbeit im großdeutschen Reich übernahm. Anfangs jedoch diente sie nur der Verhaftung politischer Gegner die meist in Konzentrationslagern gefangen gehalten wurden.
Mit Hilfe dieser Spitzel versuchten die österreichischen Nationalsozialisten im Juli 1934 einen Putsch gegen die Regierung, bei dem der Dollfuß ermordet wurde.(Juliputsch) Nach diesem Putschversuch untersagte Hitler den österreichischen Nationalsozialisten jede weitere Hilfe. Dies tat er vor allem um die aufgetretenen Spannungen zwischen Deutschland und Italien abzubauen. Nach Dollfuß Ermordung sandte Hitler den früheren deutschen Reichskanzler Franz von Papen nach Wien um den Anschluss Österreichs vorzubreiten.
Am 30. Juli 1934 wurde Karl von Schuschnigg zum neuen Bundeskanzler Österreichs ernannt. Dieser schlug die politische Richtung von Dollfuß ein.
Auf der Konferenz von Stresa im April 1935 behielten Frankreich, Großbritannien und Italien ihre Meinung zur Souveränität (Unabhängigkeit) Österreichs bei.
Nach dem Zusammenbruch dieses Paktes von Frankreich, Großbritannien und Italien wegen eines Krieges von Italien gegen Äthiopien, der alle Welt in Aufruhr versetzte, schloss Schuschnigg am 11. Juli 1936 einen Vertrag mit der deutschen Regierung der eine Außenpolitik als großdeutscher Staat festsetzte. Es wurde auch festgesetzt, dass alle inhaftierten Nationalsozialisten freigelassen werden sollten.
Dies tat er nicht zuletzt deshalb weil Hitler und Mussolini sich gegenseitig annäherten.
Österreich musste sich also mit einem der beiden verbünden, damit sie nicht allein dastünden.
Unterdessen wuchs der nationalsozialistische Druck auf die österreichische Regierung immer mehr. Die Regierung wurde durch nationalsozialistische Parteimitglieder bespitzelt bzw. unterwandert.
Der Anschluss Österreichs
Daraufhin traf sich Hitler mit Schuschnigg am 12. Februar 1938 in Berchtesgaden.
Hier ein Auszug des Gesprächs zwischen Schuschnigg und Hitler, der heute noch für seine Überredungs- und Beeinflussungskünste des Volkes nur durch Reden bekannt ist. (Quelle das Buch „HITLER“ von Joachim C. Fest) Am Morgen des 12. Februar 1938 traf Schuschnigg in Berchtesgaden ein und wurde von Hitler auf den Treppenstufen des Berghofs empfangen. In einem unvermittelten, dramatisch sich steigerndem Ausbruch sah er sich gleich nach der Begrüßung wortreich überfallen, eine Bemerkung über das eindrucksvolle Panorama, das die große Wohnhalle bot, schob Hitler mit einer Bemerkung beiseite: „Ja, hier reifen meine Gedanken.- aber wir sind ja nicht zusammen gekommen, um von der schönen Aussicht und dem Wetter zu reden.“ Dann erregte er sich: Österreichs ganze Geschichte sei „ein ununterbrochener Volksverrat. Das war früher nicht anders als heute. Aber dieser geschichtliche Widersinn muss endlich sein längst fälliges Ende finden. Und das sage ich ihnen, Herr Schuschnigg: Ich bin fest entschlossen mit dem allen ein Ende zu machen ich habe einen geschichtlichen Auftrag und den werde ich erfüllen, weil mich die Versehung dazu bestimmt hat ich bin den schwersten Weg gegangen, den je ein Deutscher gehen musste und ich habe in der deutschen Geschichte das Größte geleistet, was je einem Deutschen zu leisten bestimmt war...sie werden doch nicht glauben, dass sie mich auch nur eine halbe Stunde aufhalten können? Wer weiß- vielleicht bin ich über Nacht einmal in Wien; wie der Frühlingssturm. Dann sollen sie etwas erleben!“ Seine Geduld sei erschöpft, fuhr er fort, Österreich besitze keine Freunde, weder England noch Frankreich oder Italien würden einen Finger dafür rühren. Er verlangte freie Betätigung für die Nationalsozialisten sowie die Angleichung der österreichischen Außen- und Wirtschaftspolitik an die des Reiches. Diese Gespräch zeigt, wie sicher sich Hitler seiner Sache war und auch wie wichtig ihm der Anschluss Österreichs war. Nicht zuletzt deshalb weil er selbst ein Österreicher gewesen ist. Schuschnigg ernannte nach diesem Gespräch Arthur Seyß-Inquart als Innenminister und unterschrieb alle erhobenen Forderungen. Schuschnigg wurde später als Gefangener in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Die österreichischen Nationalsozialisten fühlten sich nach diesem Gespräch erneut bestärkt und kündigten die Machübernahme in Österreich mit zahlreichen Gewalttaten an. Am Abend vor der Einmarschierung der deutschen Soldaten setzte Schuschnigg eine Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs an, weil Hitler behauptet hatte, er habe die Mehrheit des österreichischen Volkes auf seiner Seite. Doch der unverzüglich einsetzende Druck aus Berlin zwang ihn seine Absicht fallen zu lassen. Hitler war fest entschlossen Österreich einzunehmen. Ob nun auf militärischem Wege oder auf friedlichem Wege. Vorher versicherte er sich jedoch, dass sich die Engländer nicht einmischen würden, da er wusste, dass Frankreich ohne englische Unterstützung auch nichts unternehmen würde.
Nur bei Mussolini war sich Hitler nicht sicher, ob dieser sich heraushalten würde.
Hier folgt noch ein kleiner Auszug aus der oben angegebenen Quelle.
Diese Weisung erging von Hitler an alle Einsatztruppen als 1.Weisung für das Unternehmen „Otto“.
Ich beabsichtige wenn andere Mittel nicht zum Ziele führen, mit bewaffneten Kräften in Österreich einzurücken, um dort verfassungsmäßige Zustände herzustellen und weitere Gewalttaten gegen die deutschgesinnte Bevölkerung zu unterbinden. Den Befehl über das gesamte Unternehmen führte ich es liegt in unserem Interesse, dass das ganze Unternehmen ohne Anwendung von Gewalt in Form eines von der Bevölkerung begrüßten Einmarsches vor sich geht. Daher ist jede Provokation zu vermeiden. Sollte es aber zum Widerstand kommen, so ist er mit größter Rücksichtslosigkeit durch Waffengewalt zu brechen an den deutschen Grenzen zu den übrigen Staaten sind einstweilen keinerlei Sicherheitsmaßnahmen zu treffen“.
Diese Ansprache verbarg im Gegensatz zum Gespräch mit Schuschnigg Hysterie und Unschlüssigkeit. Während der letzten Stunden stand Hitler vor einem ordentlichen Entscheidungswirrwarr. Es war schließlich die erste Expansive seiner Laufbahn. Anscheinend stand Hitler kurz vor einer Nervenkrise. Und wenn Göring nicht die Initiative ergriffen hätte, hätte Hitler für seine Entscheidung wesentlich längere Zeit gebraucht.
Am folgenden Tag, den 11. März 1938 forderte Göring Schuschnigg erneut auf zurückzutreten und Seyß-Inquart zum neuen Bundeskanzler zu ernennen. Am Nachmittag strömten alle österreichischen Nationalsozialisten auf die Straßen und besetzten in Wien das Bundeskanzleramt bis Schuschnigg am Abend seinen Rücktritt bekannt gab. In seiner Rede gab er der österreichischen Armee die Anweisung sich beim Einmarsch deutscher Truppen ohne Gegenwehr zurück zu ziehen.
Vor dem Einmarsch der deutschen Truppen war es den Deutschen wichtig, dass Seyß-Inquart die ganze Macht der Regierung an sich nimmt. Um 20.45 Uhr gab Hitler den endgültigen Marschbefehl. Erst zwei Stunden danach traf die Meldung aus Rom ein, dass Mussolini mit dem Anschluss Österreichs zufrieden ist.
Am nächsten Tag überschritt Hitler in seiner Heimatstadt Braunau die Grenze nach Österreich und legte Blumen am Grab seiner Eltern nieder. Vier Stunden später wurde er umjubelt in Linz empfangen. Am vorherigen Tag waren seine Anhänger Glaise v. Horstenau sowie Heinrich Himmler schon in Österreich eingetroffen um das Land von Volksverrätern und Staatsfeinden zu säubern. (Gefangennahme politischer Feinde durch die Gestapo wie z.B. in unserem Buch die Gefangennahme von Dr. B.)
Auf seiner Triumphfahrt von Braunau nach Linz wurde Hitler vom Volk mit Jubelrufen und Blumen begrüßt. Am Abend wurde das „Gesetz über Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“ unterzeichnet. Von allen bejubelt, hielt Hitler am folgenden Tag eine Rede auf dem Wiener Heldenplatz .
Ausschreitungen und Gewaltübergriffe
In jenem Freudentaumel gingen die grausamen Gewaltverbrechen der SS-Leute vollkommen unter.40000 Mann Polizei kamen aus Deutschland nachgerückt. Der deutsche Antisemitismus war mit den Soldaten nach Österreich gekommen. Er machte vor nichts Halt . Juden mussten mit bloßen Händen die Strasse putzen. Sie wurden von Polizisten in Kirchen geschleppt, gezwungen Kniebeugen zu machen und „Heil Hitler“ zu rufen.. Man fing sie auf der Strasse wie Hunde ein und verschleppte sie in KZs. Das schlimmste an allem war, dass sich alles am helllichten Tage abspielte und keiner schritt ein.
In dieser Zeit flohen Stefan Zweig, Sigmund Freund, Walther Mehring und Carl Zuckermayer In andere Länder Europas.
Markus Reitz
Textquellen
Meine gesamten Zitate entnahm ich aus dem Buch „HITLER“ von Joachim C. Fest. Im Internet benutze ich ff. Seiten: www.referate.at
www.hausarbeiten.de
Literatur: Brockhaus (Stichwort Österreich) Computerlexikon „Infothek 2000“ Meyers Neues Lexikon
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- Markus Reitz (Author), 2001, Auswirkungen des deutschen Nationalsozialismus auf Österreich zwischen 1930 und 1940, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101319
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