Seit Anbeginn der Zeit und der dokumentierten Menschheitsgeschichte, haben religiöse Gruppen und einzelne Akteure versucht, die Zukunft zu deuten oder gänzlich vorauszusagen. Diese Arbeit gibt einen schlaglichtartigen Überblick über einige der bedeutendsten Propheten Apokalyptiker der Menschheitsgeschichte.
Einige wichtige Faktoren, die einen Einfluss auf die Zukunftsdeutung haben, sind vor allem die Erinnerungen und Erfahrungen eines Einzelnen oder einer Gesellschaft. Das bedeutet wiederum, dass wir ohne ein Gedächtnis keine Zukunft deuten können. Anzumerken ist, dass eine Speicherung von Informationen und deren Abruf immer mit einem Grad der unbewussten Verfälschung verbunden ist. So können Teilinformationen gelöscht oder hinzugefügt oder zeitliche und räumliche Informationen verändert werden. Dieses Phänomen der Konfabulation kann die Wahrnehmung einzelner Individuen beeinflussen aber auch kollektive Gesellschaften. In geschichtlicher Betrachtung von Zukunftsdeutungen können somit mehr Informationen aus der jeweiligen Zeit als aus der eigentlichen zukünftigen Deutung gewonnen werden.
Das bedeutet, der Prophet sieht sich eher als Stellvertreter und gibt dabei einen großen Anteil an die höhere Macht, für die er spricht, ab. Im Sinne von Max Weber sind Propheten als charismatische Führer anzusehen. Sie begründen ihren eigenen Führungsanspruch weder rational noch ethisch, noch aus der Tradition, sondern einzig aus der Vision mit der sie stets von neuem ihren Führungsanspruch behaupten müssen. Sie als Führer einer Gruppe schaffen mit ihrer Vision neue Gebote, neue Tabus und Rituale.
Seit Anbeginn der Zeit und der dokumentierten Menschheitsgeschichte, haben religiöse Gruppen und einzelne Akteure versucht, die Zukunft zu deuten oder gänzlich vorauszusagen.
„Zukunft erscheint nicht mehr als Fortschreibung des ewig gleichen Kreislaufes, weder als Endstadium einer sich immer schon ereignenden Verfallsgeschichte noch als Verheißung künftigen Heils, Fortschritts, Wohlstandes etc. Zukunft erscheint heute mehr denn je als Berufungsinstanz in der Beurteilung gegenwärtigen Handelns.“1
Einige wichtige Faktoren die einen Einfluss auf die Zukunftsdeutung haben, sind vor allem die Erinnerungen und Erfahrungen eines Einzelnen oder einer Gesellschaft. Das bedeutet wiederum, dass wir ohne ein Gedächtnis keine Zukunft deuten können. Anzumerken ist, dass eine Speicherung von Informationen und deren Abruf immer mit einem Grad der unbewussten Verfälschung verbunden ist. So können Teilinformationen gelöscht oder hinzugefügt oder zeitliche und räumliche Informationen verändert werden. Dieses Phänomen der Konfabulation kann die Wahrnehmung einzelner Individuen beeinflussen aber auch die kollektiver Gesellschaften. In geschichtlicher Betrachtung von Zukunftsdeutungen können somit mehr Informationen aus der jeweiligen Zeit als aus der eigentlichen zukünftigen Deutung gewonnen werden.2
„Im Unterschied zum Wahrsager, der äußere Zeichen deutet, wird der Prophet unmittelbar vom göttlichen Geist inspiriert und erklärt sich zum Sprachrohr, zum Werkzeug der Gottheit.“3 Das bedeutet, der Prophet sieht sich eher als Stellvertreter und gibt dabei einen großen Anteil an die höhere Macht, für die er spricht, ab. Im Sinne von Max Weber sind Propheten als charismatische Führer anzusehen. Sie begründen ihren eigenen Führungsanspruch weder rational noch ethisch, noch aus der Tradition, sondern einzig aus der Vision mit der sie stets von neuem ihren Führungsanspruch behaupten müssen. Sie als Führer einer Gruppe schaffen mit ihrer Vision neue Gebote, neue Tabus und Rituale.4 Oft sind die jeweiligen Prophezeiungen, gerade im christlichen Kontext mit einer „Wenn-Dann-Bedingung“ versehen, die mehr mit einer Erpressung als mit einer Zukunftsankündigung gemein haben. Diese haben dann meist die Form: „Wenn ihr Komponenten X in eurem Leben nicht ändert, dann werde ich euch Übel Y schicken.“5
Um zu verstehen, warum Voraussagen getätigt werden, muss zunächst die Funktion der Zukunftsdeutungen geklärt werden. Zum einen sollen sie den Umgang mit Unsicherheiten lehren, viel wichtiger ist jedoch die Funktion als Machtinstrument.6 Gerade religiös erscheinende Gemeinschaften wie Sekten und Kulte aber auch das Christentum an sich, haben die Wirkungen von Prophezeiungen positiver sowie negativer Natur erkannt und genutzt.
Jesus von Nazareth verkündete im Markusevangelium, Vers 9,1: „Wahrlich ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie sehen das Reich Gottes kommen mit Kraft. Gehet hin und verkündet: Das Himmelreich ist nahe “.7 Leider trat das mit Spannung erwartete „Jüngste Gericht“ nicht ein und sorgte in der christlichen Gemeinde für reichlich Verwirrung. Die Reaktion der Oberhäupter des Christentums traf gegen Ende des 2. Jahrhunderts mit dem Petrusbrief ein: „Sie werden sich über euch lustig machen und sagen: Er hat doch versprochen wiederzukommen! Wo bleibt er denn? Inzwischen sind unsere Väter gestorben, aber alles ist noch so, wie es seit Beginn der Welt war (…) Meine Freunde, ihr dürft eines nicht übersehen: Beim Herrn gilt ein anderes Zeitmaß als bei den Menschen. Ein Tag ist für ihn wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind ein Tag.“8 Zweifellos ist der Petrusbrief eine geschickte Antwort auf die aufkommende Skepsis. Zum einen widerlegte er, dass es sich bei dem „Jüngsten Gericht“ nur um ein in die Jahre gekommenes Gerücht gehalten hat, zum anderen befreite er die Oberhäupter davon, den Zeitpunkt des Weltendes genau festzulegen.
Nicht ganz so geschickt waren andere Akteure des Christentums, wie der Mathematiker Michael Stifel, der von 1487 bis 1567 lebte. Er war fasziniert von den Eigenschaften und Möglichkeiten der Zahlen und versuchte Bibeltexte mathematisch zu deuten. In seiner Schrift „Vom End der Welt“, von 1532 kam er zu dem Schluss, dass die Welt am 19. Oktober 1533, um genau acht Uhr untergehen werde. Sein enger Freund Martin Luther versuchte ihn von dieser Auffassung abzubringen, aber er ließ sich nicht umstimmen und konnte die Gemeinde von sich überzeugen. Er brachte Bauern dazu, ihre Arbeit niederzulegen und Besitztümer aufzugeben. Als jedoch an jenem Tag die Welt nicht unterging, wurde er zum Mittelpunkt des Zorns seiner ganzen Gemeinde und mit vier Wochen Gefängnis bestraft.9
Das apokalyptische Prophezeiungen auch tödliche Folgen für die Gläubigen haben konnten, zeigt die jüngere Geschichte. So wurden 1997 die Leichen von 39 Heavens Gate – Anhängern gefunden. Ihr Führer Marshall Applewhite wandte sich mit folgender Botschaft an seine Jünger: „Dies ist die letzte Chance, den Planeten Erde zu evakuieren, bevor er recycelt wird.“10 Er war überzeugt, dass nach ihrem Ableben die Seelen an Bord eines intergalaktischen Raumschiffes transportiert werden, bevor der Rest der Menschheit mitsamt des Planeten Erde „umgegraben wird“. Alle Anhänger hatten sich in der Nacht mit einem tödlichen Trunk vergiftet als der Komet „Hale-Bopp“, an dem das Raumschiff vermutet wurde, in seiner Umlaufbahn der Erde am nächsten kam. Kurioserweise hatten alle Anhänger einen Fünfdollarschein bei sich, der als Ablösesumme für ihren irdischen Körper angedacht war.11
Auch die Zeugen Jehovas versuchten mehrfach, das genaue Datum des Weltunterganges zu prophezeien. In ihren Zeitschriften „Der Wachturm“ und „Erwachtet“ ist das apokalyptische Weltende und der damit verbundene Übergang, in ein von Jesus persönlich regiertes Paradies, ohne Sorgen und Ängste, eines der Themen mit der meisten Präsenz.
„Heute begegnen uns immer wieder Leid und Schmerz, Trauer und Tod. Im irdischen Paradies wird es nichts dergleichen mehr geben. Selbst der Tod wird der Vergangenheit angehören.“12
Dass der Zeitpunkt des Weltendes nahe ist, daran haben die Zeugen Jehovas keine Zweifel. In der Bibel steht, dass sich auf der Erde viel Schlimmes ereignen wird, bevor wir ins Paradies übergehen würden. „Diese schlimmen Zustände erleben wir zur Zeit.“13
Der Gründer der Wachturm-Gesellschaft Charles Tazé Russell war der erste, der für die Zeugen Jehovas ein genaues Datum für das Weltende voraussagte. Die Apokalypse würde seiner Auffassung nach 1914 eintreten. Ähnlich wie Stifel knapp 500 Jahre zuvor, war er der Ansicht, dass sich in den biblischen Gleichnissen der Zeitpunkt der Apokalypse verstecke. „Die Botschaft löste gleichermaßen Hoffnungen wie Endzeitängste aus und erwies sich vor allem um die magische Jahrhundertwende als wirkungsvolles Missionsinstrument.“14
Als 1914 keine Apokalypse eintrat, versuchte das Management der Wachturm-Gesellschaft die Aussage ihres Gründers Russell zu relativieren. Sie behauptete, dass er die Ereignisse fehlerhaft interpretiert und dabei ausversehen mit seiner visionären Kraft den ersten Weltkrieg als Apokalypse gedeutet hatte. Als Russel 1916 starb, übernahm Franklin Rutherford das Erbe der Wachturm-Gesellschaft. Er versuchte sich ebenfalls als Prophet und sagte das Ende der Welt für das Jahr 1925 voraus. Als auch in diesem Jahr das Weltende nicht eintrat, behauptete er, sich nicht mehr genau festlegen zu wollen, sich aber sicher zu sein, dass alle Gläubigen den Jüngsten Tag noch in irdischer Gestalt miterleben werden. Auch diese Ankündigung erfüllte sich nicht und Rutherford starb schließlich 1941. Sein Nachfolger Knorr versuchte ebenfalls, aus der in der Bibel festgeschriebenen Dauer der Menschheitsgeschichte von 6000 Jahren das Weltende festzulegen. Er war sich sicher, dass Ende des Jahres 1975 die Apokalypse eintreten werde. Als das Jahr näher rückte, hielt die obere Führungsriege der Zeugen Jehovas nicht in letzter Konsequenz an dem Datum, wohl aus dem Grund einer erneuten Blamage fest. Seither verzichten die Zeugen Jehovas auf eine genaue Datierung des Weltunterganges.15
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1 Gebauer (1) S,1
2 vgl. Gebauer (1) S. 1-9
3 Gebauer (2) S. 2
4 Knoob (1959) S. 227
5 Minois (1998) S. 48
6 Gebauer (1) S. 2
7 Markusevangelium, Vers. 9,1
8 2. Brief Petrus 3,4 und 3,8
9 vgl. Vogel (1981), Grimm (1985)
10 Heavensgate, http://www.heavensgate.com/misc/vg092996.htm
11 vgl. Stamm (1998) S. 59
12 vgl. Stamm (1998) S.298
13 Stamm (1998) S.298
14 Stamm (1998) S.300
15 vgl. Stamm (1998) S.301-307
- Citation du texte
- Max Feltin (Auteur), 2018, Religiöse Propheten. Beispiele der Menschheitsgeschichte zur Apokalyptik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1012434
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