Thesenpapier
- „westfälische Friede“ à damit bildete sich die völkerrechtliche Grundlage des modernen Staatssystems à die Anerkennung der gegenseitigen Souveränität
- nach den nationalen u. rel. Kriegen kann der Landessouverän erstmals die Religion der Untertanen bestimmen. „Wer regiert bestimmt die Religion“
1. England: Hobbes und Locke
Wichtige Kriterien in der pol. Verselbständigung Englands
- Die Wechselwirkung mit dem Kapitalismus, rapide Wachstum des engl. Handels (bereits im 14. Jh. bedeutend) à ursprüngliche Akkumulation
- Die Insellage Englands (bereits um 1630 Unabhängigkeit als Insel)
- Nur die mächtigsten Händler konnten eine gesetzlich abgesicherte Handelspolitik dem Parlament gegenüber erzwingen à Mobilisierung der breiten Bev. gegen die Krone
- Konflikt zwischen dem kath. König und Parlamentà Bürgerkrieg
1.1. Hobbes
Nach H. wird die menschl. Natur von Machtstreben beherrscht (à Legitimation d. Absolutismus), daraus folge Krieg aller gegen alle, willkürlicher Umgang mit der Macht. Die Macht aller Bürger ist also auf eine starke Autorität (eine oder mehrere Personen) zu übertragen à die Vereinigung der Masse in einer Person à Gesellschaft à Leviathan (ein sterbl. Gott).
Diese Obrigkeit (staatl. Autorität) war also notwendig, um Bürgerkriege zu verhindern, aber nicht aus göttlicher Legitimation (Leviathan, 1651). à antipäpstl Haltung
Darauf ist auch die Denkrichtung von T. Hobbes zurückzuführen, die Verhinderung der Bürgerkriege. Hobbes à die Politik mußsich auf das absolute Recht der staatl. Obrigkeit gründen, die Untertanen sind auf Gehorsamkeit verpflichtet.
Hauptmerkmale d. hobbesschen Staates:
- abs. Souveränität einer starken, zentralen Obrigkeit u. scharfe Abgrenzung g. Ausland die Auswirkungen der hobbesschen Staatsphilosophie
- Proletarisierung großer Teile d. Bev.
- Fehlgeschlagene Reformationsversuche d. angl. Kirche
- Auswanderung n. Amerika (Entkommen d. engl. Untertanen aus dem hobbesschen strengen Regime)
1.2. Locke
- Für Lock beinhaltet der Naturzustand des Menschen seine völlige Handlungsfreiheit und seine freie
Verfügung über Eigentum. Als Beweis dazu zeigt er auf die Herrscher unabhängiger Regierungen auf der ganzen Welt à natürl. Streben nach Freiheit und Unabhängigkeit
- Nach Lock hat der Staat dem nat. und internationalem Eigentum gegenüber eine Schutzfunktion à Nachtwächterstaat
- Die Mitglieder der zivilen Gesellschaft müssen vom Gesetz gebrauch machen können, damit dieser Schutz aufrechterhalten werden kann (à Widerlegung d. Absolutismus)
1.3. Hume
Theoretische Formulierung der britischen Gleichgewichtspolitik (Koalition gegen die jeweils dominante Macht auf dem Festland)
- weniger Leidenschaftlichkeit und Trotzhaltungen · Kriege sind Geldverschwendung
- skeptische Betrachtung der aufsteigenden Bourgeoisie gegenüber den . aristokratischen u. religiösen . Werten à Skeptizismus
Seither bemühte sich die britische Politik um auf die Schaffung eines ökonomischen Weltreiches.
2. Frankreich
- Der Verfall des Feudalismus und das Aufkommen neuer Produktionsverhältnisse à Streben nach Vorrangstellung zwischen der alten (Königtum) und neuen (Bourgeoisie) gesellschaftlichen Kräfte. · Entwicklung einer Opposition (auf die Initiative der Obrigkeit angewiesen) angeführt von den Handelsstädten gegen die Zentralisierungspolitik des absoluten Königtums.
- um mit dem englischen Rivalen mithalten zu können verfolgte die Obrigkeit eine Modernisierungspolitik (auf Kosten d. Bauern) à passive Revolution (vgl. Unterordnung der Religion in die Politik durch das Regime der Kardinäle)
2.1. Voltaire
- Weltbürger anstatt Vaterlandsliebe à Kosmopolitismus
- Krieg ist das größte aller Verbrechen (territorialer Besitzdrang der Aristokratie)
2.2. Rousseau und die Revolution
- bürgerl. Freiheit anstatt natürl. Freiheit (àGesellschaftsvertrag, 1762)
- das souveräne Volk bestimmt die Regierung (-sform) à Volkssouveränität · gegen die Existenz von Teilgesellschaften im Staat (vgl. Hobbes)
3. Deutschland
3.1. Kant
- Widersprüche der reinen Vernunft (Antinomien) sind durch den Moral zu regulieren
- Durch den Handel entsteht eine transnationale Gesellschaft, die Staaten behalten ihre Souveränität, müssen aber auf den Krieg verzichten à Völkerbund
- Eine Universalmonarchie und damit ein weltumfassender Leviathan ist nicht möglich Kants Entwurf eines Friedensvertrages eröffnete in Deutschland den Weg zur Bildung einer Nation. Diesen Weg konkretisierte Fichte, in dem er die Nation als das höchste Ideal einstufte.
3.2. Hegel
- Die Vernunft ist die gesamte Wirklichkeità Totalität
- als subjektiver Geist im menschl. Individuum, als objektiver Geist in Familie, Gesellschaft, Staat, als absoluter Geist in Kunst, Religion und Philosophie konkretisiert, und zwar im dialekt. Dreischritt von These, Antithese, Synthese.
- Absolute Existenz des Weltgeistes, dem der Volksgeist sich unterzuordnen hat à Idealismus
Außer diesem formalen Aspekt gab es in verschiedenen Ländern unterschiedliche gesellschaftspolitische Entwicklungen, auf die wir im folgenden eingehen werden.
4.
In Frankreich entwickelte sich der Kapitalismus langsamer als in der Insel, es entwickelte sich jedoch angeführt von den Handelsstädten eine Opposition gegen die Zentralisierungspolitik des absoluten Königtums. Diese Opposition war allerdings auf die Initiative der Obrigkeit angewiesen, welche dann, um mit dem englischen Rivalen mithalten zu können eine Modernisierungspolitik verfolgte à passive Revolution (vgl. Unterordnung der Religion in die Politik durch das Regime der Kardinäle)
Häufig gestellte Fragen
Was ist der "westfälische Friede" und welche Bedeutung hat er?
Der "westfälische Friede" bildete die völkerrechtliche Grundlage des modernen Staatssystems, insbesondere die Anerkennung der gegenseitigen Souveränität der Staaten. Er ermöglichte dem Landessouverän, nach nationalen und religiösen Kriegen, die Religion der Untertanen zu bestimmen ("Wer regiert bestimmt die Religion").
Welche Faktoren waren wichtig für die politische Verselbstständigung Englands?
Wichtige Kriterien waren die Wechselwirkung mit dem Kapitalismus, das rasante Wachstum des englischen Handels (ursprüngliche Akkumulation), die Insellage Englands, die Mobilisierung der Bevölkerung gegen die Krone durch mächtige Händler, die eine gesetzlich abgesicherte Handelspolitik gegenüber dem Parlament durchsetzten, und der Konflikt zwischen dem katholischen König und dem Parlament, der zum Bürgerkrieg führte.
Was sind die zentralen Ideen von Hobbes' politischer Philosophie?
Hobbes glaubte, dass die menschliche Natur von Machtstreben beherrscht wird, was zu einem Krieg aller gegen alle führt. Er legitimierte den Absolutismus, indem er argumentierte, dass die Macht aller Bürger auf eine starke Autorität (Leviathan) übertragen werden muss, um Bürgerkriege zu verhindern. Die staatliche Autorität ist notwendig, aber nicht göttlich legitimiert.
Was sind die Hauptmerkmale des hobbesschen Staates?
Hauptmerkmale sind die absolute Souveränität einer starken, zentralen Obrigkeit, eine scharfe Abgrenzung gegenüber dem Ausland, die Proletarisierung großer Teile der Bevölkerung, fehlgeschlagene Reformationsversuche der anglikanischen Kirche und die Auswanderung nach Amerika (als Flucht vor dem hobbesschen Regime).
Was sind die zentralen Ideen von Lockes politischer Philosophie?
Locke argumentierte, dass der Naturzustand des Menschen völlige Handlungsfreiheit und freie Verfügung über Eigentum beinhaltet. Er sah die Schutzfunktion des Staates im Bezug auf das natürliche und internationale Eigentum (Nachtwächterstaat). Die Bürger müssen vom Gesetz Gebrauch machen können, damit dieser Schutz aufrechterhalten werden kann (gegen den Absolutismus).
Was ist die britische Gleichgewichtspolitik nach Hume?
Hume formulierte die britische Gleichgewichtspolitik, die eine Koalition gegen die jeweils dominante Macht auf dem Festland vorsah. Er befürwortete weniger Leidenschaftlichkeit und Trotzhaltungen, da Kriege Geldverschwendung seien. Er betrachtete die aufsteigende Bourgeoisie skeptisch gegenüber aristokratischen und religiösen Werten.
Wie unterschied sich die Entwicklung in Frankreich von der in England?
In Frankreich verfiel der Feudalismus, und es entstanden neue Produktionsverhältnisse, was zu einem Streben nach Vorrangstellung zwischen alten (Königtum) und neuen (Bourgeoisie) gesellschaftlichen Kräften führte. Eine Opposition gegen die Zentralisierungspolitik des absoluten Königtums entwickelte sich, angeführt von den Handelsstädten, war aber auf die Initiative der Obrigkeit angewiesen. Um mit England mithalten zu können, wurde eine Modernisierungspolitik (auf Kosten der Bauern) verfolgt – eine passive Revolution.
Was waren Voltaires Ansichten zu Krieg und Vaterlandsliebe?
Voltaire war ein Weltbürger anstatt eines Patrioten (Kosmopolitismus) und betrachtete Krieg als das größte aller Verbrechen (territorialer Besitzdrang der Aristokratie).
Was waren Rousseaus Ansichten zu Freiheit und Volkssouveränität?
Rousseau befürwortete bürgerliche Freiheit anstatt natürlicher Freiheit (Gesellschaftsvertrag, 1762). Er argumentierte, dass das souveräne Volk die Regierung (Regierungsform) bestimmen sollte (Volkssouveränität) und war gegen die Existenz von Teilgesellschaften im Staat (vgl. Hobbes).
Was sind Kants Ideen zum Frieden und Völkerbund?
Kant argumentierte, dass die Widersprüche der reinen Vernunft (Antinomien) durch die Moral zu regulieren sind. Durch den Handel entsteht eine transnationale Gesellschaft, die Staaten behalten ihre Souveränität, müssen aber auf den Krieg verzichten (Völkerbund). Eine Universalmonarchie und damit ein weltumfassender Leviathan ist nicht möglich.
Was sind Hegels Ideen zum Geist und Staat?
Für Hegel ist die Vernunft die gesamte Wirklichkeit (Totalität), konkretisiert als subjektiver Geist im menschlichen Individuum, als objektiver Geist in Familie, Gesellschaft, Staat und als absoluter Geist in Kunst, Religion und Philosophie (dialektischer Dreischritt von These, Antithese, Synthese). Er glaubte an die absolute Existenz des Weltgeistes, dem der Volksgeist sich unterzuordnen hat (Idealismus).
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- Selim Molla (Author), 2001, Die Philosophie des europäischen Staatssystems, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101231