Dieses Essay hat zum Ziel, das Verständnis von Macht, unter Einbezug des Einflusses von Sprache, herauszuarbeiten und zu zeigen, in welcher Wechselbeziehung Sprache und Macht stehen.
Dafür wird zunächst ein Rahmen geschaffen, in dem Macht in diesem Essay betrachtet wird, dann der Einfluss der Sprache rekonstruiert und im Anschluss anhand zweier Beispiele untermauert. Die deutsche Außenpolitik in Bezug auf Namibia und die Gender-Debatte verdeutlichen, welche methodischen und epistemologischen Rückschlüsse aus dieser Thematik zu ziehen sind.
Die Vereinten Nationen (UN) haben 193 Mitgliedsstaaten, jedoch nur sechs offizielle Sprachen. Zwar repräsentieren diese einen großen Teil der Weltbevölkerung und erleichtern die Kommunikation der UN, aber sie erreichen zugleich Hunderte Millionen Menschen nicht. Der Grund dafür liegt in der Entstehungsgeschichte der UN nach dem Zweiten Weltkrieg.
Bis heute sind die offiziellen UN-Sprachen die der Siegermächte, ergänzt durch Spanisch und Chinesisch. Deutsch und Japanisch, die gemeinsam auf etwa 200 Millionen MuttersprachlerInnen kommen, sind keine offiziellen UN-Sprachen. Genauso Hindi mit etwa 260 Millionen (SIL International 2014), ganz zu schweigen von Tausenden von Dialekten und Sprachen mit einer jeweils kleineren Anzahl von Sprechenden. Dass diese Sprachen bewusst nicht zu den offiziellen UN-Sprachen zählen, hat damit zu tun, wie die Sprache im Verhältnis zur Macht steht.
Einleitung
Die Vereinten Nationen (UN) haben 193 Mitgliedsstaaten, jedoch nur sechs offizielle Sprachen. Zwar repräsentieren diese einen großen Teil der Weltbevölkerung und erleichtern die Kommunikation der UN, aber sie erreichen zugleich Hunderte Millionen Menschen nicht. Der Grund dafür liegt in der Entstehungsgeschichte der UN nach dem Zweiten Weltkrieg. Bis heute sind die offiziellen UN-Sprachen die der Siegermächte, ergänzt durch Spanisch und Chinesisch. Deutsch und Japanisch, die gemeinsam auf etwa 200 Millionen MuttersprachlerInnen kommen, sind keine offiziellen UN-Sprachen. Genauso Hindi mit etwa 260 Millionen (SIL International 2014), ganz zu schweigen von Tausenden von Dialekten und Sprachen mit einer jeweils kleineren Anzahl von Sprechenden. Dass diese Sprachen bewusst nicht zu den offiziellen UN-Sprachen zählen, hat damit zu tun, wie die Sprache im Verhältnis zur Macht steht. Dieser Zusammenhang wird im folgenden Essay ausführlich erläutert.
Das Verständnis von Macht wird unter Einbezug des Einflusses von Sprache maßgeblich verändert. Dieses Essay hat zum Ziel, diesen Einfluss herauszuarbeiten und zu zeigen, in welcher Wechselbeziehung Sprache und Macht stehen. Dafür wird zunächst ein Rahmen geschaffen, in dem Macht in diesem Essay betrachtet wird, dann der Einfluss der Sprache rekonstruiert und im Anschluss anhand zweier Beispiele untermauert. Die deutsche Außenpolitik in Bezug auf Namibia und die Gender-Debatte verdeutlichen, welche methodischen und epistemologischen Rückschlüsse aus dieser Thematik zu ziehen sind.
Was bedeutet Macht?
Um den Einfluss der Sprache auf das Verständnis von Macht zu rekonstruieren, muss zunächst ein Machtbegriff definiert und analysiert werden. Ausgehend davon, dass es nicht den einen Machtbegriff gibt, werden hier zwei verschiedene Betrachtungen über Macht nebeneinandergestellt, um danach herauszuarbeiten, welchen Einfluss die Sprache auf die Wandlung des Machtbegriffs oder die Betrachtung von Macht hat. Der erste Machtbegriff ist die wohl meist benutzte, klassische Machtdefinition von Max Weber: „Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“. (Weber 2014, S. 38)
Demgegenüber stellt der Verfasser die vielseitigen Überlegungen über Macht von Michel Foucault. Bewusst wird hier nicht von einem Machtbegriff gesprochen, da Foucault seine Überlegungen über Macht immer wieder ergänzt und verändert hat, wobei neue Ansätze die alten nicht ersetzen sollen, sondern viel eher ergänzen.
Eine der Facetten beleuchtet Macht als Strategie, ihr zufolge ist Macht nicht als Institution oder Struktur zu verstehen: „Die Macht ist der Name, den man einer komplexen strategischen Situation in einer Gesellschaft gibt.“ (Foucault 1983, S. 94) Da Macht dieser Definition nach keine Struktur ist, sollte man auch versuchen, nicht die Macht als Analysegegenstand zu wählen, sondern viel eher die Machtbeziehungen. (Foucault 2005, S. 254)
Foucault führt ein Verständnis der Mikrophysik ein. „Das Studium dieser Mikrophysik setzt voraus, dass die darin sich entfaltende Macht nicht als Eigentum, sondern als Strategie aufgefasst wird, […] [sondern] dass in ihr ein Netz von ständig gespannten und tätigen Beziehungen entziffert wird anstatt eines festgehaltenen Privilegs. […] Diese Macht ist nicht so etwas, was jemand besitzt, sondern vielmehr etwas, was sich entfaltet.“ (Foucault 1977, S. 38) Foucault beschreibt, dass Macht nicht als Privileg der herrschenden Klasse zu verstehen ist, sondern als Gesamtwirkung ihrer strategischen Positionen. Dem französischen Philosophen zufolge sind diejenigen, die „[die Macht] nicht haben“ von der Macht eingesetzt und werden von ihr durchdrungen, sie stützen sich also auf die Macht, in der Weise, in der die Macht sich auf sie stützt. (Foucault 1977, S. 38). Damit legt Foucault dar, dass die Macht nicht von einzelnen Akteuren ausgeführt wird, sondern als intersubjektives Netz aus Beziehungen überhalb der Akteure besteht und als Gesamtwirkung deutlich wird.
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- Citation du texte
- Gian D. Gantenbein (Auteur), 2020, Wie Sprache Macht beeinflusst. Rückschlüsse für die Disziplin der Internationalen Beziehungen und ihre Methodologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1011949
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