Ausgelöst durch die beiden Ölpreisschocks in den 70er Jahren stehen die europäischen Wohlfahrts- und Beschäftigungssysteme heutzutage vor ähnlichen sozial- und arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen. Die Öffnung der Finanzmärkte erlaubt einen ungehinderten Kapitalfluss über die nationalen Grenzen hinaus. Dadurch erhöht sich der internationale Wettbewerb im Bereich der Handels- und Produktionsbeziehungen und setzt die nationalen Unternehmen zunehmend unter einen starken Rationalisierungsdruck, um der verschärften Konkurrenz Stand zu halten. Eine hohe Staatsverschuldung und Inflationsrate wurde zum Ende der 1970er Jahre zur Eindämmung der Massenarbeitslosigkeit von vielen Nationalstaaten in Kauf genommen. Zusätzlich verursachten demographische Veränderungen in Verbindung mit einer niedrigen Erwerbstätigenquote (die durchschnittliche Quote, beispielsweise in den Niederlanden von 1973-83 fiel mit 58,3 % im Vergleich zum EU-Durchschnitt von 66,9 % sehr gering aus1) eine große finanzielle Belastungen der Systeme der sozialen Sicherung. Weiterhin setzt die zunehmende Individualisierung, ausgedrückt in hohen Scheidungsraten, dem Einstieg von Frauen in das Erwerbsleben und einem Wertewandel hin zur Freizeitgesellschaft die Regierungen zunehmend unter Reformdruck im Bereich der, auf einen Familienernährer ausgelegten Sozial- und Arbeitsmarktsysteme.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Gang der Untersuchung
- Das niederländische Verhandlungsmodell
- Die Entwicklung in den Niederlanden bis 1982
- Die wirtschaftliche Lage, der Arbeitsmarkt und die Finanzierung des Sozialstaates in den 1970ern
- Arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitische Maßnahmen der Regierung
- Das 'Abkommen von Wassenaar' und die Entwicklung in den 1980er Jahren
- Zurückhaltung der Löhne und Schaffung neuer Arbeitsplätze
- Konsolidierung der Staatsfinanzen, Steuer- und Abgabensenkung und Kürzung der Sozialleistungen
- Der wirtschaftliche Aufschwung in den 1990er Jahren
- Die Reform der Erwerbsunfähigkeitsrente und der Krankenversicherung
- Die Wende hin zur aktiven Arbeitsmarktpolitik und der Ausbau der Teilzeitarbeit
- Die Reform der Arbeitsverwaltung
- Welche Erfolge hat die Reform der Arbeitsverwaltung zu verzeichnen?
- Wohin führt der niederländische Weg?
- Schluss
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die niederländische Beschäftigungspolitik und deren Entwicklung in den letzten 20 Jahren. Sie untersucht, wie sich die Niederlande von einer desolaten wirtschaftlichen und sozialpolitischen Situation hin zu einem "florierenden" Sozialstaat entwickelt haben. Der Fokus liegt dabei auf den arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, insbesondere auf der Reform der Arbeitsverwaltung Anfang der 1990er Jahre.
- Das niederländische Verhandlungsmodell (Poldermodell) und seine Rolle in der Reformierung des Sozialstaates
- Die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen der 1970er und 1980er Jahre, insbesondere die Auswirkungen der Ölkrisen
- Die Bedeutung des "Abkommens von Wassenaar" (1982) als Wendepunkt in der niederländischen Wirtschafts- und Sozialpolitik
- Die Reformen der 1990er Jahre, die eine stärkere aktive Arbeitsmarktpolitik, eine Umverteilung der Arbeit hin zur Teilzeitarbeit und eine Neuausrichtung der Arbeitsverwaltung beinhalteten
- Die Erfolge und Herausforderungen des niederländischen Weges zur Bewältigung der Beschäftigungskrise
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Darstellung des niederländischen Verhandlungsmodells (Poldermodell), das durch einen Konsens zwischen Sozialpartnern und Staat geprägt ist. Dieses Modell spielt eine entscheidende Rolle für die Reformbemühungen und bildet die Basis des niederländischen Sozialstaates.
Im dritten Kapitel wird die wirtschaftliche und soziale Lage in den Niederlanden bis 1982 beschrieben. Die Ölkrisen der 1970er Jahre führten zu einem starken Wirtschaftsrückgang, steigender Arbeitslosigkeit und einer Überlastung des Sozialversicherungssystems. Die Regierung versuchte mit einer Reihe von Maßnahmen, die Krise zu bewältigen, jedoch ohne nachhaltigen Erfolg.
Das vierte Kapitel befasst sich mit dem "Abkommen von Wassenaar" (1982) und den daraus resultierenden Reformen. Dieses Abkommen markierte einen Wendepunkt in der niederländischen Wirtschafts- und Sozialpolitik. Es beinhaltete eine Politik der Lohnzurückhaltung, eine Konsolidierung der Staatsfinanzen und eine Umverteilung der Arbeit hin zur Teilzeitarbeit. Die Maßnahmen führten zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit und einer Stabilisierung der Wirtschaft.
Der fünfte Teil der Arbeit behandelt die Reformen der 1990er Jahre. Die Reform der Erwerbsunfähigkeitsrente und der Krankenversicherung zielte darauf ab, die Leistungen zu kürzen und den Zugang zu Sozialleistungen zu erschweren. Gleichzeitig wurde eine aktivere Arbeitsmarktpolitik eingeführt, die auf die Wiedereingliederung von Arbeitslosen und die Förderung der Teilzeitarbeit fokussierte.
Im sechsten Kapitel wird die Reform der Arbeitsverwaltung im Jahr 1991 analysiert. Die Arbeitsverwaltung wurde dezentralisiert und liberalisiert, um die individuellen Bedürfnisse der Arbeitssuchenden besser zu bedienen. Die Sozialpartner wurden stärker in den Vermittlungsprozess eingebunden.
Das siebte Kapitel befasst sich mit den Erfolgsfaktoren und Herausforderungen des niederländischen Weges. Die Arbeit analysiert, welche Faktoren zum Beschäftigungswachstum beigetragen haben und welche Probleme sich in Zukunft stellen könnten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Poldermodell, die Beschäftigungskrise, die Arbeitsmarktpolitik, die Arbeitsverwaltung, die Teilzeitarbeit, die Lohnzurückhaltung, die Sozialleistungen, die Staatsfinanzen und die Reform des Sozialstaates. Der Text befasst sich mit den Erfahrungen der Niederlande in den letzten 20 Jahren und analysiert, wie sich das Land von einer schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Lage hin zu einem erfolgreichen Sozialstaat entwickelt hat.
- Quote paper
- Katja Fox (Author), 2002, 20 Jahre Poldermodell. Der niederländische Weg aus der Beschäftigungskrise (mit einer speziellen Betrachtung der Reform der Arbeitsverwaltung ab 1991), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10112
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