Autor: Steffi Biber
Kurzvortrag: Arbeitslosigkeit
Arbeitslos ist im allgemeinen, wer vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis steht, wer eine versicherungspflichtige Beschäftigung sucht und dabei insbesondere den Vermittlungsbemühungen des Arbeitsamtes für jede zumutbare Beschäftigung zur Verfügung steht und sich beim Arbeitsamt arbeitslos gemeldet hat.
1. Wie berechnet man die Arbeitslosenquote (AQ)?
Es gibt zwei Arbeitslosenquoten: .
Die (1) Arbeitslosenquote auf Basis der zivilen Erwerbspersonen (ZE), d.h. abhängig zivile Erwerbspersonen, Selbständige und mithelfende Familienangehörige; wird durch folgende Formel ermittelt:
AQ(1)= ALO/ZE*100%
Die (2) Arbeitslosenquote auf Basis der abhängigen zivilen Erwerbspersonen (AZE), d.h. sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigte, Beamte und Arbeitslose (ALO), erhält man durch folgende Gleichung:
AQ(2)= ALO/AZE*100%
2.Welche Probleme ergeben sich bei der Erfassung der Arbeitslosigkeit?
Neben den Arbeitslosen gibt es arbeitsuchende Menschen ohne Beschäftigung, die nicht als Arbeitslose registriert sind, sowie Personen, die am Arbeitsmarkt präsent wären, wenn dieser besser wäre. Diese Personen bilden die Stille Reserve, deren Umfang halb so groß geschätzt wird wie der der registrierten Arbeitslosen. Nach Schätzungen des Institutes für Arbeitsmarktund Berufsforschung belief sich 1999 die Stille Reserve insgesamt bundesweit jahresdurchschnittlich auf 2,2 Millionen (Vorjahr: 2,3 Mio.).
Es gibt aber noch ein zweites Problem: Möchte man die Arbeitslosigkeit eines bestimmten Berufes erfassen, kann man dies immer nur für den Teil der Arbeitnehmer, die beim Arbeitsamt gemeldet sind. Darüber hinaus ist aber eine unbestimmte Anzahl von Arbeitnehmern berufsfremd tätig.
3. Welche Arten der Arbeitslosigkeit gibt es und was sind deren Ursachen?
1. Die friktionelle Arbeitslosigkeit
Die friktionelle Arbeitslosigkeit ist eine auch als ,,normal" bezeichnete Arbeitslosigkeit. Sie liegt vor , wenn Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz aufgeben, um sich einen anderen Arbeitsplatz zu suchen oder/und den Arbeitsplatzwechsel abzuwickeln. Da Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz normalerweise nur freiwillig aufgeben, wenn sie begründete Aussicht auf neue Beschäftigungsmöglichkeiten haben, ist die Dauer der friktionellen Arbeitslosigkeit kurz (etwa 1 ½ bis 3 Monate).
Eine solche Arbeitslosigkeit ist eine Begleiterscheinung aller durch Arbeitsvertragsfreiheit gekennzeichnete Arbeitsmärkte und gerade bei hohem Beschäftigungsgrad eine notwendige Voraussetzung für die Anpassung der Unternehmen an sich verändernde Marktlagen und Voraussetzung für eine optimale Nutzung und Verteilung der Arbeitskräfte. Die normale friktionelle Arbeitslosigkeit liegt bei 1 bis 2% der Erwerbspersonen.
2. Die saisonale Arbeitslosigkeit
Die jährlich regelmäßig wiederkehrende Beschäftigungsschwankungen sind auf die Witterungsverhältnisse und andere jahreszeitliche Einflüsse zurückzuführen. So kommt die Arbeit in der Landwirtschaft oder im Baugewerbe während der Wintermonate teilweise zum Erliegen. Auch im Tourismus und anderen Wirtschaftsbereichen gibt es saisonbedingte Schwankungen des Personals.
3. Die strukturelle Arbeitslosigkeit
Von struktureller Arbeitslosigkeit kann man sprechen, wenn ein Überangebot bestimmter Arbeitsqualität verursacht wird, die wegen fehlender Anpassungsfähigkeit an die Struktur der Nachfrage nicht ,,verwertet" werden kann. Tiefer liegende Ursachen für die strukturelle Arbeitslosigkeit sind z.B.:
- räumliche Immobilität der Arbeitskräfte, die einen regionalen Arbeitmarktausgleich verhindert oder erschwert
- Arbeitsnachfragerückgang durch Standortänderung von Betrieben ohne entsprechend große Abwanderung von Arbeitskräften
- Arbeitsangebotszunahme durch ökonomisch oder politisch bedingte Wanderungen
4. die konjunkturelle oder zyklische Arbeitslosigkeit
Unter konjunktureller oder zyklischer Arbeitslosigkeit versteht man eine Arbeitslosigkeit, die durch zyklische Schwankungen der wirtschaftlichen Aktivität (z.B. effektive Nachfrage, Produktion und Beschäftigung) in der Gesamtwirtschaft hervorgerufen, aber auch wieder beseitigt wird.
Eine spezielle Form im wesentlichen konjunkturellen Arbeitsausfall ist die Kurzarbeit, d.h. die Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit. Sie stellt bei einem vorübergehend angesehenen Beschäftigungsrückgang eine Möglichkeit dar, die totale Arbeitslosigkeit einzelner zu vermeiden, also Arbeitsausfall gleichmäßiger zu verteilen.
5. Die Sucharbeitslosigkeit
Mit der Sucharbeitslosigkeit ist die Arbeitslosigkeit gemeint, die während der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz, nach der freiwilligen Aufgabe des Arbeitsplatzes des Arbeitnehmers, vorliegt.
6. weiter Arten der Arbeitslosigkeit
a) Die ,,exportierte" Arbeitslosigkeit, die erstens dann vorliegt, wenn ein Land seine Arbeitslosigkeit durch besondere Exportförderungsmaßnahmen, d.h. in anderen Ländern über die dortige Zunahme der Importe Arbeitslosigkeit hervorruft (,,importierte" Arbeitslosigkeit), zweitens dann, wenn in Volkswirtschaften mit einer großen Zahl ausländischer Arbeitskräfte im Falle von Konjunktureinbrüchen in erster Linie Ausländer entlassen und zur Rückkehr in ihr Heimatland veranlasst werden.
b) Mit der ,,Rest"- oder ,,Bodensatz-" Arbeitslosigkeit meint man den wegen der friktionellen Arbeitslosigkeit und wegen nicht mehr oder nur sehr schwer zu vermittelnder Arbeitsloser nicht zu beseitigenden ,,Bodensatz" an Arbeitslosen.
c) Die ,,versteckte" Arbeitslosigkeit, von der insbesondere im Zusammenhang mit der Landwirtschaft von Entwicklungsländern gesprochen wird, wenn die Grenzproduktivität der Arbeit null oder negativ ist, d.h. wenn das gleich große Produkt mit weniger Arbeitskräften erzeugt werden könnte.
d) Verdeckte Arbeitslosigkeit entsteht, wenn Personen ohne Arbeit sind, Arbeit suchen, aber nicht alle Kriterien erfüllen, um bei der Bundesanstalt für Arbeit als arbeitslos gezählt zu werden.
e) Die technologische Arbeitslosigkeit liegt vor, wenn in einem Unternehmen ein gegebenes Produktionsvolumen infolge technischen Fortschritts zu einem späteren Zeitpunkt mit geringerem Faktorsatz hergestellt werden kann, dann führt das zu einer Einsparung von Arbeitskräften. Ein anderer Ausdruck dafür ist Freisetzung von Arbeitskräften. Dieses Beispiel ist ein echter Fall von technologischer Arbeitslosigkeit: also die Entlassung eines Teils der Arbeitnehmer des genannten Unternehmens.
f) Die lohninduzierte Arbeitslosigkeit wird auch als ,,stabilisierte Arbeitslosigkeit" bezeichnet. Sie liegt vor, wenn die Lohnkosten (im Vergleich zum Arbeitsertrag) zu hoch sind. Liegt der tatsächliche Lohnsatz über dem Gleichgewichtslohnsatz, dann kann die Mengendifferenz zwischen Nachfrage und Angebot bei diesem ,,überhöhten" Lohnsatz als lohninduzierte Arbeitslosigkeit bezeichnet werden.
Quellen
- Internet
- Lehrbuch
- ,,Arbeitsmarkttheorie" von Wolfgang Gerlach und Wilfried Henning
- ,,Arbeitsförderung" vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung
- Quote paper
- Steffi Biber (Author), 2001, Arbeitslosigkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101102