Die Olympischen Spiele
in der Antike und in der Neuzeit
Die Olympischen Spiele der Gegenwart kennt jeder. Kein Wunder, denn mittlerweile wird alle zwei Jahre ein solcher Medienrummel um die wenigen ”olympischen” Tage im Jahr gemacht, dass es wohl kaum noch geht sich davon auszuklinken. Egal ob Zeitung, Fernsehen oder Radio jeder möchte etwas vom ”olympischen Kuchen” abhaben. Die Tatsache, dass dabei natürlich eine Menge Geld im Spiel ist, ist nicht ganz unbedeutend. In der Gegenwart sind die Olympischen Spiele eher ein riesiges Medienereignis, das nicht mehr so ganz der ursprünglichen Idee des Olympischen Festes entspricht.
Aber genau diese eigentlichen Hintergründe der Entstehung kennen nur wenige. Selbst die Geschichtsforscher sind sich, wie so oft in der Antike, mal wieder nicht einig, da das meiste nur in alten Sagen überliefert wurde. Mal liest man es so, und in einem anderem Buch steht etwas total Unterschiedliches.
Sicher ist das die Spiele zu Ehre von Zeus veranstaltet wurden. Eine der gängigsten Theorien ist die, dass Herakles zu Ehren seines Vaters Zeus, der dann auch Schirmherr der Spiele wurde, den heiligen Hain absteckte und seine Brüder als Wettkämpfer aufstellte. Dieser Olivenhain liegt an der Westküste Peloponnes im Ort Olympia, wo 776 v. Chr. die ersten schriftlich festgehaltenen Olympischen Spiele stattfanden. Es ist allerdings so gut wie sicher, dass auch schon vorher Spiele abgehalten wurden, bei denen man aber den Sieger nicht aufgezeichnet hatte. Dieser wurde nach vollbrachtem Werk dann auch reichlich beschenkt, und er war der Held des Landes.
Neben einem Kranz aus Ölzweigen von wilden Olivenbäumen des heiligen Hains bekam er 500 Drachmen, was etwa 500 Schafen entsprach und üblicherweise Steuerfreiheit auf Lebenszeit.
Für die Spiele wurde auch extra eine neue Zeitrechnung in Olympiaden, was vier Jahren, also dem Abstand der Spiele zueinander, entspricht, eingeführt.
Die Spiele dauerten damals nur einen Tag. Sie bestanden auch nur aus einem Stadionlauf, was etwa 200 Metern entspricht. Da immer mehr Disziplinen im Laufe der Olympiaden dazukamen, wurden sie 472 v. Chr. auf vermutlich sechs Tage verlängert. Später kamen auch die bekannten antiken olympischen Disziplinen, wie etwa Springen, Speer- und Diskuswerfen sowie das Ringen, noch etwas später auch das Wagenrennen, welches als die ”Königsdisziplin” galt, hinzu.
Teilnehmen durfte nur, wer Grieche und ein Mann war.
Wer jetzt denkt, die antiken Olympischen Spiele seien ein einziges Fest der Freude gewesen, der könnte einen etwas falschen Eindruck bekommen.
Von viel Betrug, List, üblen Machenschaften, Gewalt und Unrecht ist in den alten Sagen die Rede, so war es durchaus üblich, einen Athleten der Stadt einfach wegzukaufen. Offiziell startete er dann nicht für seine eigentliche Heimatstadt, sondern für die, die am meisten bot und hinterher den Ruhm einstecken konnte. Das war natürlich auch nicht der Sinn der Spiele.
Über elf Jahrhunderte dauerte die Zeit der Olympischen Spiele der Antike, bis sie dann 394 n. Chr. durch Kaiser Theodosius den Großen aus politischen und religiösen Gründen, da er sie für heidnische Götterfeste hielt, verboten wurden.. Danach wurden die olympischen Gebäude durch die Römer zerstört; zwei Erdbeben 522 und 551 gaben ihr Übriges dazu, so dass von den großen Tempeln, die zu Ehren von Zeus, seiner Frau Hera und anderen Göttern errichtet worden waren, heute nicht mehr als ein Trümmerfeld vorhanden ist.
Als die ersten Ausgrabungen im 19. Jahrhundert in Olympia stattfanden, wurde die Idee der Olympischen Spiele und der Wunsch nach internationalen sportlichen Wettkämpfen wieder erweckt. Dem nahm sich der Franzose Pierre Baron du Coubertin (1863-1937) an. Über 10 Jahre hatte er sich bemüht, mit Vorträgen, Studienreisen und zahlreichen Veröffentlichungen, seine Ideen vom sauberen, sportlichen Wettkampf der Jugend aller Nationen, zu verbreiten und zu verwirklichen, bis am 13. Juni 1894 das Internationale Olympische Komitee (IOK) gegründet wurde. Anfangs gehörten zu ihm Schweden, Griechenland, Russland, Frankreich, Deutschland und Böhmen. Mittlerweile sind aber fast alle Staaten der Erde dem IOC beigetreten.
Zwei Jahre später, also 1896 n. Chr., 15 Jahrhunderte nach dem Ende der Antiken Spiele, fanden schließlich die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen statt. Das IOK, unter dem Vorsitz von Coubertin, erließ neue Regeln, in denen festgelegt wurde, dass niemand aus politischen, rassistischen oder religiösen Gründen ausgeschlossen werden dürfe. Ausgeschlossen ist nur wer Profisportler ist, denn nach dem Regelwerk ist es nur Amateuren gestattet teilzunehmen. So soll erreicht werden, dass der Sport und nicht das Geld im Mittelpunkt steht.
Wichtig ist, dass die Spiele an eine Stadt vergeben werden und nicht an ein Land, denn es soll ein Wettstreit der Athleten sein und nicht der Wettstreit zwischen den Ländern, wer wohl die besten Athleten hat. Dieses gerät heute aber immer mehr in den Hintergrund, nicht zuletzt durch die bereits genannten Medien, die immer den aktuellen Stand der Medaillen in den einzelnen Ländern notieren und nicht verkünden, welcher Sportler der Erfolgreichste ist, sondern, welches Land auf Platz 1 liegt.
Nach dem großen Erfolg der Sommerspiele wurden 1924 auch die Olympischen Winterspiele neu eingeführt, die bis Albertville 1992 noch im selben Jahr wie die Sommerspiele stattfanden, sich jetzt aber alle 2 Jahre mit ihnen abwechseln.
Das Regelwerk ist identisch und auch die Olympische Flagge mit den fünf ineinander verschlungenen Ringen steht sowohl für den Sommer als auch für den Winter. Diese Flagge soll die Kontinente symbolisieren, sie soll zeigen wie der Sport die Menschen verbindet.
Bei den Farben der Ringe gilt:
Blau - Europa, gelb - Asien, schwarz - Afrika, grün - Australien und rot - Amerika.
Im Gegensatz zu den Sommerspielen dauern die Spiele im Winter nicht 16 sondern nur 10 Tage.
Seit 1896 finden die Olympischen Spiele nach einem vorgeschriebenem Programm statt. Begonnen wird mit der Eröffnungsfeier, bei der sich die Länder vorstellen, die Olympiafahne gehisst wird und das Olympische Feuer für die Dauer der Spiele entzündet wird. Hierfür wird traditionell eine Fackel mit dem Feuer, durch Sonnenstrahlen (Sonnenspiegel) im Hain von Olympia entzündet, von Fackelträgern aus Griechenland zum jeweiligen Olympiaort getragen und dort damit bei der Eröffnung der Spiele das olympische Feuer entzündet. Auch ist es Pflicht, dass jeder der Teilnehmer den olympischen Eid zu leisten hat, in dem er schwört, fair zu kämpfen und die Regeln zu beachten. Dieser Eid wird stellvertretend für alle Sportler vor Beginn der Spiele von einer Person geleistet.
Am Ende der Spiele findet ebenfalls eine große Feier statt.
Die Olympischen Spiele der Neuzeit sind in ihrer mittlerweile 100 jährigen Geschichte erst dreimal ausgefallen, nämlich während des I. und II. Weltkrieges 1916, 1940 und 1944.
Auch in Zukunft wird das Olympische Fest wohl mit großer Begeisterung gefeiert werden - ob es allerdings auch wieder elf Jahrhunderte überstehen wird, das weiß niemand!
- Arbeit zitieren
- Georg Unterthurner (Autor:in), 2000, Die Olympischen Spiele, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100812