Katja Kanngießer 10b 28.01.1999
Kunst
Werkbetrachtung Plastik - Auguste Rodin: Die Bürger von Calais
Es gilt, eine Werkbetrachtung der Plastik „Die Bürger von Calais“ von Auguste Rodin anzufertigen. Rodin schuf diese Plastik zu Ehren von fünf Einwohnern der französischen Stadt Calais, die sich opfern wollten, um die Stadt zu retten, als diese von den Engländern zerstört werden sollte. Sie sind jedoch verschont geblieben, da die englische Prinzessin schwanger war und Calais somit „begnadigt“ wurde. Rodin stellte die fünf aber noch bevor sie die gute Neuigkeit erfuhren dar.
Rodin fertigte hier also eine Menschengruppe von fünf Leuten, die bis auf einen alle gesenkte Köpfe haben. Sie tragen lange, faltige Kleider, haben eine gekrümmte Haltung und wenden sich bei Vorderansicht zumeist vom Betrachter ab. Die Plastik ist aus Bronze und besitzt eine Größe von 2,35m, ist somit gerade so noch lebensgroß. Sie befindet sich auf dem Marktplatz von Calais, wo sie immer an die fünf tapferen Männer erinnern soll, und einmal noch in Paris. Die Gruppe steht auf einem recht hohen Sockel, der ebenfalls verziert ist. Sie steht zudem im Freien und soweit ich das auf den Dias erkennen konnte vor einer Kirche. Man kann sie von allen Seiten anschauen, wobei die Vorderansicht die wichtigste ist. Doch ist auch eine Rundumansicht der Figur nötig, um den Gesamteindruck der Plastik erfassen und alle fünf Bürger genau betrachten zu können. Die ganze Anordnung der Personen strahlt eine gewisse Ausgewogenheit aus, sie scheinen nicht umzukippen, sondern ergeben ein geschlossenes Bild.
Rodin ist es gelungen, das Leid dieser Menschen trefflich darzustellen, die in mir tiefes Mitgefühl auslösen. Durch die gesenkten Köpfe, die teils vor das Gesicht gehobenen Arme und die Leidensmienen, kann man sich in ihre Situation bestens hineinversetzen, wie schwer ihnen der letzte Gang und der Abschied fallen, wie gern sie weiterleben würden, welche Angst sie vor dem Tod haben. Die von Rodin sehr rauh und schroff belassene Oberfläche soll das unschöne und häßliche dieser Sache demonstrieren. Die langen und sehr faltigen Gewänder lassen die fünf armselig erscheinen. Drei von ihnen wenden sich sogar nach hinten, als widerstrebe es ihnen völlig, sich nun zum jüngsten Gericht zu begeben. Vielleicht schauen sie sich auch nach der Familie und Freunden um.
Aber was ist mit dem Mann außen rechts? Er scheint mir das komplette Gegenteil zu den anderen. Bei genauerem Hinsehen bemerkt man auch, daß er ganz leicht abseits steht. Sein Blick ist stur geradeaus gerichtet, sein Kopf erhoben und seine Miene starr. Sein Gesicht muß wie versteinert ausgesehen haben. Doch läßt ihn diese ganze Sache etwa völlig kalt? Ich glaube nicht. Ich denke, er will sich einfach nicht die Blöße geben, daß die Leute ihn leiden sehen. Innerlich führt er mit Sicherheit einen harten Kampf. Doch er ist bestimmt stolz darauf, solch eine Tat zu vollbringen und in Ehre für seine Heimatstadt zu sterben.
Man fragt sich aber doch wirklich, warum diese Männer so stark sind und ein solches Opfer auf sich nehmen. Etwa aus purer Nächstenliebe? Denn täten sie es nicht , dann zerstörten die Engländer die ganze Stadt und sie würden wahrscheinlich auch sterben. So können sie wenigstens ihre Lieben retten.
Für mich verfolgte Rodin bei der Gestaltung dieses „Mahnmals“ eindeutig die Intention, die Menschen zu Mut, Tapferkeit und vor allem Selbstlosigkeit zu erziehen.
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- Katja Kanngießer (Autor), 1999, Auguste Rodin - Die Bürger von Calais, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100711
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