In diesem Essay in Briefform werden die Ansichten und Meinungen zu folgender Frage geschildert: Warum sind Ikonen (und deren Verehrung), trotz des biblischen Bilderverbots, legitim?
Heute war ich nach über einem Jahr wieder in unserer wunderschönen Mariä-Geburt-Kathedrale. Du kannst dich sicherlich noch daran erinnern, als wir vor über zehn Jahren beim Anblick dieser Pracht nicht mehr aus dem Staunen herauskamen. Ich weiß noch, wie du bei dem Anblick der Ikonen ehrfürchtig auf die Knie gesunken bist. Als mir diese Situation plötzlich wieder in den Sinn kam, verspürte auch ich, für die der Anblick gewissermaßen alltäglich und bei weitem nichts Besonderes mehr ist, zum ersten Mal wieder eine tiefe Ehrfurcht. Wie viel kann ich, die sich als tiefgläubige, orthodoxe Russin bezeichnet, von einem deutschen Katholiken über meine eigene Religion lernen? Für diesen Augenblick möchte ich dir auf ewig danken!
Wie du sicherlich weißt, hat diese Frage vor vielen Jahrhunderten für einen Konflikt gewaltigen Ausmaßes gesorgt – und klingt selbst in diesen Zeiten noch leicht nach. Damals hat dieser Konflikt die orthodoxe Christenheit in zwei Lager aufgespalten: In die Ikonodulen und die Ikonoklasten. Ich, als Ikonodule, befürworte die Ikonenverehrung natürlich. Umso mehr verwundert mich die Tatsache, dass die Ikonoklasten, also die Gegenseite, sich bei ihren Argumenten gegen die Bilderverehrung, genauso wie die Ikonodulen, auch auf die Bibel stützen. Trotz alledem, was die Ikonoklasten dagegen vorbringen, verehren wir heutzutage die Ikonen in unseren Kirchen und zu Hause. Ich hoffe, dass du, mein Freund, beim Lesen dieses Briefes deine Bibel in Reichweite hast, um darin zu blättern und meine Gedankengänge nachzuverfolgen.
Inhaltsverzeichnis
- Das Bilderverbot und das Gottesbild
- Das Jesusbild
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Legitimität von Ikonen und deren Verehrung im Kontext des biblischen Bilderverbots. Der Autor, eine orthodoxe Russin, argumentiert für die Ikonenverehrung und stellt ihre Bedeutung in der orthodoxen Tradition heraus. Der Text untersucht die verschiedenen Interpretationen des Bilderverbots, beleuchtet die Rolle von Ikonen im christlichen Glauben und setzt sich kritisch mit den Argumenten der Ikonoklasten auseinander.
- Das biblische Bilderverbot und seine Interpretationen
- Die Rolle von Ikonen in der orthodoxen Tradition
- Die Bedeutung von Ikonen für die spirituelle Erfahrung
- Der Konflikt zwischen Ikonodulen und Ikonoklasten
- Die Darstellung Jesu Christi als Mensch gewordener Gott
Zusammenfassung der Kapitel
Das Bilderverbot und das Gottesbild
Der Autor analysiert das biblische Bilderverbot und argumentiert, dass es sich auf dreidimensionale Figuren, wie Statuen, und nicht auf bildliche Vorstellungen oder schriftliche Darstellungen bezieht. Er führt Beispiele aus der Bibel an, die die Verbotung des Götzendienstes und nicht der bildlichen Darstellung Gottes belegen. Der Autor betont die Bedeutung der bildlichen Vorstellung von Gott für die menschliche Spiritualität und argumentiert, dass Ikonen diese Vorstellung bereichern und den Gläubigen helfen, mit Gott in Verbindung zu treten.
Das Jesusbild
Der Text beleuchtet die Frage, ob Jesus Christus, als Mensch gewordener Gott, dargestellt werden kann. Der Autor bezieht sich auf Johannes von Damaskus und argumentiert, dass Jesus aufgrund seiner Menschlichkeit dargestellt werden kann. Er verweist auf Stellen aus dem 1. Johannesbrief, die die Menschlichkeit Jesu Christi bezeugen. Der Autor hebt die Bedeutung von Ikonen für die christliche Glaubensgemeinschaft hervor und betont die Rolle, die sie im Gebet und der spirituellen Erfahrung spielen.
Schlüsselwörter
Bilderverbot, Ikonen, Ikonoklasten, Ikonodulen, Götzendienst, Gottesbild, Jesus Christus, Spiritualität, Orthodoxe Kirche, Bibel, Johannes von Damaskus, 1. Johannesbrief.
- Quote paper
- Christine K. (Author), 2019, Warum sind Ikonen (und deren Verehrung), trotz des biblischen Bilderverbots, legitim?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1006029