Das Zeitalter des Imperialismus
Seit dem 15. Jahrhundert ging von Europa eine Expansionsbewegung nach den übrigen Kontinenten aus, die weltgeschichtliche Bedeutung haben sollte.
Was in Europa noch heute als Zeitalter der Entdeckungen bezeichnet wird, war der Anfang eines langfristigen Prozesses der Unterwerfung der Welt durch die Europäer. Die erste - längere - Phase nennt man Kolonialismus, die ca. 1880 einsetzende zweite Phase Imperialismus.
Kamerun - eine deutsche Kolonie als Beispiel
1. allgemeine Informationen:
Kamerun 1987: Republik in Afrika zwischen der Biafra - Bucht ( Atlantik ) und dem Tschad - See; 475.000 km²; 9 Mill. Einwohner.
Kamerun Ende des 19. Jahrhunderts: Mündungsgebiet des Wuri und anderer Flüsse ( engl.: the Cameroons ) - feuchte und heiße Küstenebene mit Urwäldern
2. geschichtlicher Hintergrund:
17. Jahrhundert: Beginn des europäischen Sklavenhandels
19. Jahrhundert: zunehmender Handel britischer und niederländischer Kaufleute mit den mit den Stämmen an der Kamerun - Mündung ( Duala ); die Duala konzentrieren sich auf den Zwischenhandel und gewinnen ein Handelsmonopol gegenüber den Stämmen im Inneren;
1839 / 41: Verpflichtung der Duala - Häuptlinge gegenüber Großbritannien zur Einstellung des Sklavenhandels;
1862: Errichtung eines Schiedsgerichts aus Briten und Afrikanern;
1864: erste Niederlassung des Hamburger Kaufmanns und Reeders Woermann;;
1878: Fa. Jantzen & Thormählen ( Hamburg ) lässt sich in Kamerun nieder;;
1883: Initiativen der Hamburger Handelskammer zugunsten einer Präsenz des Deutschen Reichs in Kamerun;
1884: Proklamation einer deutschen Schutzherrschaft über die Duala - Siedlungen am Wurifluss; Militäreinsatz ( Schiffsartillerie und Landungstruppen ) zur Durchsetzung deutscher Ansprüche gegen den Stamm der Joss;
1890: Beginn des Aufbaus einer deutschen Verwaltung und dauernder militärischer Präsenz;
1893: Beginn der Eroberung des Emirats Adamaua ( heute: Nordost - Kamerun; Savannenlandschaft ); Widerstand bis 1900;
1906 / 11: Deutschland regelt mit Frankreich und Großbritannien die Kolonialgrenzen in Zentralafrika; Vergrößerung der Kolonie Kamerun;
1907: Beginn des Eisenbahnbaus;
1919: Aufteilung Kameruns zwischen Frankreich und Großbritannien;;
1960: Gründung der Republik Kamerun;
1961: Zusammenschluss der ehemaligen französischen und britischen Teile Kameruns;
3. Die Sozialstruktur der Duala zu Beginn der Kolonialisierung:
- soziale und politische Organisation beruht auf Verwandtschaftsgruppen; diese sind nach der Herkunft aus der väterlichen Linie bestimmt und wohnen in Dörfern zusammen;
- die Macht der Häuptlinge - die über den Verwandtschaftsgruppen stehen -ist beschränkt; die tatsächliche Macht ist unter gleichberechtigten Verwandtschaftsgruppen verteilt;
- im Mittelpunkt jeder Gruppe steht eine polygame1 Großfamilie mit einem männlichen Oberhaupt; zugehörig sind neben dem Oberhaupt mit seinen Frauen und Kindern auch zahlreiche weitere Verwandte ( z. B. unverheiratete Geschwister, aufgenommene Fremde, Sklaven... );
- jede Großfamilie besteht wiederum aus einzelnen Haushalten; an deren Spitze stehen die Frauen;
- wirtschaftlich bildet eine Großfamilie eine sich selbst versorgende Einheit: die meisten Waren, die nötig sind, werden selbst erzeugt und je nach Rang und Bedürfnis unter den Mitgliedern verteilt ( auch kranke und nicht mehr arbeitsfähige Mitglieder werden versorgt );
- Reichtum und gesellschaftliches Ansehen einer Großfamilie hängen von der Zahl der Angehörigen ab: das Oberhaupt kann diese durch weitere Heiraten vermehren und damit zugleich politische Bündnisse und Einflussmöglichkeiten gewinnen;;
- weitere Möglichkeit, das Ansehen der Großfamilie zu erhöhen ist der Erwerb von Sklaven durch Kauf, Schenkung oder Raub;
- die Sklaven behalten dabei innerhalb der Großfamilie eine gewisse Selbstständigkeit und können z. B. als Kaufleute eigenes Vermögen und Ansehen erwerben; ihre männlichen Nachkommen sind nicht mehr Sklaven, sondern Halbfreie, die sogar ganz frei werden können;
4. Gründe für die Abtretung der Hoheitsrechte durch die Kamerun - Häuptlinge an das deutsche Reich
- unter den Duala - Stämmen galten einige als vornehmer: Bell, Preeso, Dido, Joss und andere als unterlegen: Akwa;
- die Überlegenen veranstalten ab und zu den ,,egbo": wilde Umzüge unter Führung eines als Dämon verkleideten Tänzers, vor dem sich alle als geringer angesehenen Personen und Sklaven verbergen mussten, wenn sie nicht umgebracht werden wollten;;
- der ,,egbo" findet außer bei Kriegen und ähnlichen Ereignissen nur bei Vollmond statt;
- Zweck des ,,egbo": auf die Frauen und Sklaven soll ein Druck ausgeübt werden, welcher sie davon abhalten soll, sich über die Häuptlinge zu erheben;;
- da die Mitglieder des Akwa - Stammes sich wegen ihrer geringen Herkunft nicht beim ,,egbo" sehen lassen konnten, veranstalten sie den ,,Mungo";
- da sich einerseits mit der Zeit die Sklaven direkt am Öl- und Elfenbeinhandel beteiligten und durch den Kontakt mit den Europäern verstärkt nach Unabhängigkeit und Freiheit strebten, wurde der ursprüngliche heilige Nimbus2 stark erschüttert;
- andererseits wollten auch die Bewohner des Hinterlandes direkt mit den Europäern in Handelsverbindung treten;
- Duala gerieten zwischen zwei Fronten: die Autorität der Häuptlinge begann zu schwanken; deshalb treten die Kamerun - Häuptlinge ihre Hoheitsrechte freiwillig an die Firmen Woermann und Jantzen & Thormählen am 12. Juli 1884 ab; diese gaben sie dann an das deutsche Reich weiter;
5. Inhalt des Vertrages zwischen den Duala - Häuptlingen und den Vertretern der Firmen Woermann und Jantzen & Thormählen
vollständige Übertragung der Souveränitätsrechte, der Gesetzgebung und der Verwaltung des Landes unter den folgenden Vorbehalten:
1. der Rechte Dritter3
2. Gültigbleiben aller bestehenden Freundschafts- und Handelsverträge mit ausländischen Regierungen
3. Land, was im Augenblick von den Duala kultiviert und bebaut ist, bleibt das Eigentum ihrer jetzigen Eigentümer und deren Nachfolgern
4. jährliche Zahlung der Coumie4
5. Respektierung der Landesbräuche während der ersten Zeit der Aufrichtung einer Verwaltung
6. Formen des Handels vor und zu Beginn der deutschen Kolonialherrschaft:
( aus einem Bericht des ersten deutschen Gouverneurs an Reichskanzler Bismarck )
- eigentlich handelt es sich beim Handel der Europäer mit den Duala um eine Art Sklaverei, die schlimmer ist, als jede bisher bestehende;
- das gesamte Geschäft ist von Anfang an darauf angelegt, das der Gläubiger
( die europäische Handelsfirma ) die völlige Zahlungsunfähigkeit des
( afrikanischen ) Schuldners erreicht; die Seele des Geschäfts besteht nur darin den Eintritt von dieser möglichst lange hinauszuzögern;
- es wird alles getan, um eine völlige Rückzahlung der Schulden zu vermeiden, um den Schuldner immer im Zustand der Abhängigkeit zu belassen;
7. Bedeutung und Anwerbung afrikanischer Arbeitskräfte:
- der Kolonialpolitiker Bernhard Dernburg vergleicht 1907 die Nützlichkeit der afrikanischen Bevölkerung für Deutschland mit den Sklaven in den Vereinigten Staaten, welche die Baumwollproduktion allein besorgen;
- die Arbeitsleistung der Eingeborenen variiert seiner Meinung nach zwar je nach Klimazone, wird jedoch insgesamt wieder ausgeglichen;
- die Beschaffung von afrikanischen Arbeitskräften für die Landwirtschaft war immer ein zentrales Problem der deutschen Kolonialverwaltung in Kamerun;
- es kam zu immer brutaleren Mitteln - vor allem um für die Plantagengesellschaften genügend Arbeitskräfte bereitzustellen: Verarmung und Zerstörung vieler Dörfer waren die Folgen ( dies betrachteten die deutschen Handelsfirmen wiederum als Beeinträchtigung ihrer Geschäfte )
8. Die Entwicklung Kameruns von 1890 - 1913:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
1 Ehe eines Mannes mit mehreren Frauen
2 Glanz, Ansehen, Heiligenschein
3 vertraglich gesicherte Rechte dritter Personen oder Staaten bleiben erhalten
4 Handelssteuer der Duala - Kaufleute an ihre Herrscher
- Citar trabajo
- Anja Repke (Autor), 2000, Das Zeitalter des Imperialismus - Kamerun: eine deutsche Kolonie als Beispiel, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100552
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