In dieser Ausarbeitung wird die Autorin vorerst auf die Teilnehmerorientierung als didaktisches Handlungsprinzip und dessen wichtigsten Kernpunkte eingehen. Darauf aufbauend verweist sie auf die Umsetzung und die Grenzen an diesem didaktischen Konzept. Im Zuge dessen geht sie zusätzlich auf die didaktischen Leistungen und Faktoren ein, die zur Erreichung der allgemeinen Zielsetzung dieses didaktischen Prinzips von Bedeutung sind. Ebenso versucht die Autorin allerdings auch, die Grenzen der Teilnehmerorientierung zu beleuchten und im direkten Umkehrschluss bereits vorgeschlagene Lösungsstrategien aufzuzeigen. Im anschließenden Fazit möchte sie gerne meine eigene Meinung mit einbringen und ein paar Worte über das Vorangegangene los werden.
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG
2. TEILNEHMERORIENTIERUNG ALS DIDAKTISCHES HANDLUNGSPRINZIP
3. UMSETZUNG DER TEILNEHMERORIENTIERUNG
4. GRENZEN DER TEILNEHMERORIENTIERUNG
5. FAZIT
6. LITERATURVERZEICHNIS
1. Einleitung
Sei es aufklärende Literatur für Frauen im 18. Jahrhundert oder ein bürgerlicher Lesezirkel zu Beginn des 19 Jahrhunderts. Die Orientierung der Didaktik an bestimmten Gruppen existiert bereits seit Anbeginn der Erwachsenenbildung (vgl. Siebert, 2012: 111).
Diese Art der Orientierung an Menschengruppen lässt sich seit einigen Jahrzenten unter der sogenannten „Zielgruppenorientierung“ verstehen und hat sich vor allem in der Erwachsenenbildung einen festen Platz erkämpft. Der Zielgruppenorientierung zugeordnet besteht das didaktische Handlungsprinzip der Teilnehmerorientierung, dass sich vor allem auf die Durchführung der Bildungsveranstaltung fokussiert. Dementsprechend baut die Teilnehmerorientierung auf der Zielgruppenarbeit auf, diese beschäftigt sich nämlich hauptsächliche mit der didaktischen Planung eines Weiterbildungsangebotes (vgl. Schiersmann, 2012: 321f.).
Im Verlauf der Vorlesung „Didaktisches Handeln in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung und Außerschulische Jugendbildung“ haben wir uns unter anderem mit der Notwendigkeit dieser Zielgruppenorientierung auseinandergesetzt. Dabei haben wir uns intensiv mit der Teilnehmerorientierung beschäftigt, auf die ich im Rahmen dieses Theory Journals weiter eingehen möchte. Ich persönlich interessiere mich sehr für didaktische Prinzipien in der Erwachsenenbildung, da ich es spannend finde, wie sich diese von der Didaktik in der Schule differenzieren. Im Falle der Teilnehmerorientierung gefällt mir sehr, dass die Orientierung am Teilnehmer stattfindet, diese allerdings auch zahlreiche Herausforderungen mit sich bringt, die von beiden Seiten überwunden werden müssen.
In dieser Ausarbeitung werde ich vorerst auf die Teilnehmerorientierung als didaktisches Handlungsprinzip und dessen wichtigsten Kernpunkte eingehen. Darauf aufbauend verweise ich auf die Umsetzung und die Grenzen an diesem didaktischen Konzept. Im Zuge dessen gehe ich auf die didaktischen Leistungen und Faktoren ein, die zur Erreichung der allgemeinen Zielsetzung dieses didaktischen Prinzips von Bedeutung sind. Ebenso versuche ich allerdings auch, die Grenzen der Teilnehmerorientierung zu beleuchten und im direkten Umkehrschluss bereits vorgeschlagene Lösungsstrategien aufzuzeigen. Im anschließenden Fazit möchte ich gerne meine eigene Meinung mit einbringen und ein paar Worte über das Vorangegangene los werden.
2. Teilnehmerorientierung als didaktisches Handlungsprinzip
Didaktische Antizipation, Teilnehmerpartizipation oder auch Selbststeuerung - all dies sind Auslegungen, die mit dem Begriff der Teilnehmerorientierung einher gehen. Ob unter „learner- centred approach“ oder, wie wir es kennen, „Teilnehmerorientierung“, deutlich wird: Das didaktische Konzept der Teilnehmerorientierung1 zählt zu den traditionellen Handlungsprinzipien in der Erwachsenenbildung und dies vor allem auch im internationalen Rahmen (vgl. Schrader, 2010: 284).
Eingesetzt wird die TNO, die die Orientierung der Lehr-Lernprozesse vom und am Teilnehmenden impliziert, hauptsächlich zur didaktischen Gestaltung und Durchführung von Weiterbildungsangeboten in der Erwachsenenbildung. Die Voraussetzungen und Erwartungen des Teilnehmenden werden demnach bei der didaktischen Aufbereitung des Angebotes berücksichtigt. Es handelt sich um eine gemeinsame didaktische Gestaltung der Lehrenden und Lernenden bezogen auf die Durchführung des Weiterbildungsangebotes (vgl. Schrader.: 284).
Dementsprechend kann durch die TNO bei der Didaktik von Weiterbildungsangeboten in der Erwachsenenbildung nicht von einer reinen Sachebene und -systematik gesprochen werden, es handelt sich eher um eine relationale Beziehung zwischen dieser und den Individualisierungsprozessen der Teilnehmenden. In diesen Individualisierungsprozessen inbegriffen sind die persönlichen Lerninteressen und die Autonomie des jeweiligen Subjektes (vgl. Siebert, 2012: 117). Diese wiederrum sind Teil der Psychologik bzw. -ebene wie Horst Siebert sie verorten würde. Die Vermittlung zwischen diesen beiden Ebenen, der Sach- sowie Psychologik spielt also eine wichtige Rolle für eine gelungene TNO (vgl. ebd.: 119).
Daraus wird ersichtlich, dass es sich bei diesem didaktischen Konzept nicht um eine ausschließliche Orientierung am Teilnehmer handelt, auch wenn die Bezeichnung „Teilnehmerorientierung“ es vorerst vermuten lässt. Vielmehr geht es um die Schaffung der Möglichkeiten zur aktiven Teilnahme der Teilnehmenden am Prozess. Teilnehmerpartizipation ist also gefragt, stellt allerdings gleichzeitig auch eine Herausforderung dar (vgl. ebd.: 118).
Für eine gelungene Umsetzung der TNO ist es von Bedeutung, dass der Lehrende sich zunächst gewisse Erwartungen bzw. „Unterstellungen“ in Bezug auf das was der Teilnehmende will und
kann, bewusst macht. Dabei stellt der Teilnehmende ein Konstrukt/ eine fiktive Person dar, die nach Wilhelm Mader in vier unterschiedliche Konstruktionen unterschieden werden können:
1. Teilnehmer, der lernfähig ist,
2. Teilnehmer, der ein Bewusstsein über seine psychosoziale Situation und seiner Selbst hat,
3. Teilnehmer, der sein Leben und seine Geschichte subjektiv gestaltet,
4. Teilnehmer, der in einem Beziehungsfeld eingespannt ist.
(vgl. Mader 1991: 11f. zit. nach Siebert, 2012: 118f.)
Diese Einstufung in unterschiedliche Konstruktionen von Wilhelm Mader macht deutlich, dass die TNO als ein Konstrukt der Erwachsenenbildung verstanden werden kann.
3. Umsetzung der Teilnehmerorientierung
Die TNO als didaktisches Handlungsprinzip fordert dementsprechend allem voranstehend die Entwicklung eines Bewusstseins für die Rolle der Teilnehmenden auf Seiten des Lehrenden. Darauf basierend ist eine reflexive Auseinandersetzung mit den persönlichen Erwartungshaltungen an die Teilnehmenden erforderlich. Beispielhaft hierfür sind Thematiken, wie z.B. die Bevorzugung/Furcht vor welcher Art Teilnehmer oder die Auseinandersetzung mit dessen Kritik Der erste unabdingbare Schritt zur gelungenen TNO ist also die Selbstreflexion der Lehrenden über ihr Fremd- und Selbstbild (vgl. ebd.: 119).
Als übergeordnetes, allgemeines Ziel der TNO gilt die Passung der Teilnehmervoraussetzungen und der Lernanforderungen. Bei dieser Passung handelt es sich um einen dynamischen Prozess, der sich generell nicht festlegen lässt und stetig neu definiert werden muss. In dieser Passung inbegriffen ist das Verhältnis der Sach-und Psychologik, des Lehr- und Lernverhaltens sowie die Teilnehmermotivation und das Setting der Veranstaltung (vgl. ebd.: 119). All diese Verhältnisse sollen gewissermaßen relational in Waage gehalten werden und bedingen sich gegenseitig.
Um die Passung dieser vielseitigen Verhältnisse herstellen zu können bedarf es vor allem didaktische Leistungen. Ersteres ist die Antizipation der Adressatenforschung während der didaktischen Aufbereitung, zweiteres die Partizipation des Teilnehmenden während der Durchführung des Weiterbildungsangebotes. Die Antizipation über die Teilnehmenden kann der Lehrende über Erfahrungswerte, wie z.B. eigene Kursleitererfahrungen, Erfahrungen der Einrichtung oder über die Beschäftigung mit Literatur und Forschung erlangen. In gewisser Hinsicht gibt es in den meisten Fällen Seminaranmeldungen oder Treffen vorab, die schon diverse Vorinformationen offenbaren, die für die didaktische Planung des Seminares genutzt werden können (vgl. ebd.: 120).
Die Partizipation der Teilnehmenden während des Seminarverlaufes stellt allerdings eine gewisse Ambivalenz dar. Erwartungen und Wünsche von dem, was unter „teilnehmerorientiert“ verstanden werden kann sind subjektiv und unterscheiden sich demnach unter den Individuen der Teilnehmenden und des Lehrenden. Teilnehmer müssen nicht das für teilnehmerorientiert halten, was der Lehrende darunter versteht (vgl. ebd.: 120). Dementsprechend entsteht hier eine Art didaktisches Dilemma mit dem sich die TNO auseinandersetzen muss.
Zwei weitere didaktische Leistung, die zur Herstellung der vorangegangenen genannten Passungen von Bedeutung sind, sind die sogenannten Faktoren „Reading“ und „Flexing“, die David Hunt nutzt. Er versucht dadurch zu verdeutlichen, dass die TNO nicht nur eine Beeinflussung von den Lehrenden auf die Teilnehmer bedeutet, sondern eben auch genau andersherum: Die TNO bedeutet auch eine Anpassung des Lehrverhaltens an die Lernvoraussetzungen des Teilnehmenden (vgl. ebd.: 122).
Unter „Reading“ wird die Fähigkeit des Lehrenden verstanden, die Teilnehmer als Gruppe aufmerksam zu beobachten und eine Wahrnehmung für Irritationen, Lernschwierigkeiten oder auch Überforderungen zu entwickeln. Mit „Flexing“ ist in diesem Kontext, die spontane, flexible Reaktion auf diese Beobachtungen gemeint (vgl. ebd.: 122).
Deutlich wird: Eine gelungene TNO ist von verschiedenen Faktoren auf der Sach- und Psychoebene abhängig. Einerseits stehen die Lernerfahrungen und Interessen der Teilnehmenden im Fokus, andererseits spielen aber auch die Bildungsangebots- und Veranstaltungsfunktion sowie die Thematik eine zentrale Rolle. Dadurch wird noch einmal deutlich, dass es sich nicht um eine ausschließliche Orientierung am Teilnehmenden handelt, sondern auch die Sachsystematik nicht außer Acht gelassen werden darf. Die Vermittlung zwischen der Sach- und Psychoebene ist für die Passung dieser Verhältnisse ein Kernpunkt der TNO.
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1 Teilnehmerorientierung wird im Folgendem als TNO abgekürzt
- Quote paper
- Anonymous,, 2020, Teilnehmerorientierung in der Weiterbildung als didaktisches Handlungsprinzip, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1005519
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