Wer Pädagogik in der Schule hatte und den Namen „Albert Bandura“ hört, denkt wahrscheinlich direkt an eine seiner berühmtesten Arbeiten, die „Bobo-Doll-Study“. Diese Studie befasst sich mit dem Lernen am Modell (Modelllernen). Das Lernen am Modell bezeichnet einen „kognitiven Lernprozess, der vorliegt, wenn ein Individuum als Folge der Beobachtung des Verhaltens anderer Individuen sowie der darauffolgenden Konsequenzen sich neue Verhaltensweisen aneignet oder schon bestehende Verhaltensmuster weitgehend verändert.“ Diese Hausarbeit soll den Leser über die Persönlichkeit Albert Bandura, das Lernen am Modell und dessen Besonderheiten und über seine Bobo-Doll-Study informieren.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Albert Bandura Biografie
3. Lerneffekte des Modelllernens
4. Phasen des Modelllernens
4.1 Aneignungsphase
4.2 Ausführungsphase
5. Bobo-Doll-Study 1965
5.1 Der Versuchsaufbau
5.2 Die Versuchsdurchführung
5.3 Die Versuchsergebnisse
6. Fazit
1. Einleitung
Wer Pädagogik in der 1 Schule hatte und den Namen „Albert Bandura“ hört, denkt wahrscheinlich direkt an eine seiner berühmtesten Arbeiten, die „Bobo-Doll-Study“. Diese Studie befasst sich mit dem Lernen am Modell (Modelllernen). Das Lernen am Modell bezeichnet einen „kognitiven Lernprozess, der vorliegt, wenn ein Individuum als Folge der Beobachtung des Verhaltens anderer Individuen sowie der darauffolgenden Konsequenzen sich neue Verhaltensweisen aneignet oder schon bestehende Verhaltensmuster weitgehend verändert.“ (http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at). Diese Hausarbeit soll den Leser über die Persönlichkeit Albert Bandura, das Lernen am Modell und dessen Besonderheiten und über seine Bobo-Doll-Study informieren.
2. Albert Bandura Biografie
Die Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktion entfernt
Abb. 1: Albert Bandura
Albert Bandura wurde am 4. Dezember 1925 als jüngstes Kind mit vier älteren Schwestern in der Kleinstadt Mundare, Zentral-Alberta, in Kanada geboren. Seine Eltern waren Einwanderer aus Osteuropa und genossen beide keine Schulbildung. Sein Vater arbeitete als Gleisarbeiter bei der Transkanadischen Eisenbahngesellschaft und seine Mutter arbeitete als Verkäuferin. Bandura besuchte die Grundschule mit angeschlossener High School in seiner Heimatstadt. Trotz minimaler Ressourcen erzielte die Schule in seinem Geburtsort Mundare mit 400 Einwohnern bemerkenswerte Erfolgsraten. Ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Absolventen besuchte nach dem Schulabschluss eine Universität. Nach dem Bandura seinen High School Abschluss in Mundare absolvierte arbeitete er zeitweise im Straßenbau und füllte Schlaglöcher im Alaska Highway bei Yukon. Im Jahre 1949 absolvierte er den Bachelor für Psychologie an der University of British Columbia in Kanada. Anschließend studierte er an der University of Iowa und erhielt im Jahre 1951 seinen Master Abschluss und im folgenden Jahr seinen Doktortitel (Ph. D.) in Psychologie. Hier wurde Bandura erstmals mit den Einflüssen der behavioristischen Tradition und Lerntheorie bekannt, sein Hauptinteresse lag jedoch weiter auf der klinischen Psychologie. Während seiner Zeit in Iowa lernte Albert Bandura seine spätere Ehefrau Virginia Varns kennen, die er 1952 heiratete und mit der er zwei Töchter hat. Nach dem Doktorexamen ging Bandura als Postdoktorant an das Wichita Guidance Center in Wichita, Kansas. 1953 begann Bandura an der Stanford University zu unterrichten, wo er noch bis heute in Forschung und Lehre tätig ist. Im Jahre 1959 veröffentlichte er sein erstes Buch unter dem Namen „Adolescent Aggression“, welches er mit seinem Graduate Student Richard Walters schrieb. Walters starb im jungen Alter an den Folgen eines Motorradunfalls. Banduras Interesse für Lernpsychologie wurde durch das Buch „Social Learning an Imitation“ (1941) von Miller und Dollard geweckt, die Beiden dominierten die psychologische Literatur bis in die frühen 1960er Jahren. Zu dieser Zeit begann Albert Bandura Bücher und eine Reihe von Artikeln zu verfassen, in denen er erstmals von einem Lernen durch Beobachtung sprach. Im Jahre 1963 führte Bandura sein wohl bekannteste Studie, der „Bobo doll study“-Reihe durch. Seine Werke beschäftigen sich mit der Theorie des sozialkognitiven Lernens, der Theorie der Selbstregulierung und der Selbstwirksamkeitserwartung. Bandura war Präsident der American Psychological Association (APA) und der Western Psychological Association. Er erhielt Auszeichnungen für herausragende wissenschaftliche Beiträge der APA im Jahre, den William James Award der American Psychological Society und die Auszeichnung für herausragende Beiträge der Internationalen Gesellschaft für Aggressionsforschung. Albert Bandura ist Inhaber von zwölf Ehrendoktortiteln und ist einer der führenden Psychologen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (vgl. https://nlpportal.org/nlpedia/wiki/Bandura, Albert).
3. Lerneffekte des Modelllernen
Für Bandura steht fest, dass das menschliche Verhalten nicht allein durch ReizReaktionszusammenhänge zu erklären ist. Im Gegensatz zu anderen Lernpsychologen setzt sich Bandura jedoch gezielt mit der Frage, wie Verhaltensweisen erworben werden, speziell im sozialen und sprachlichen Bereich auseinander. Sein Ansatz des Modelllernens liefert für ihn die logische Antwort. Nach Bandura sei der Mensch in der Lage, sich selbst komplexe Verhaltensweisen gar durch die Beobachtung eines Modells anzueignen. Durch die Betrachtung des Modells, wird der Mensch dazu angeregt Verhaltensweisen zu hinterfragen. Dabei kann es zu drei verschiedenen Lerneffekten kommen: dem modellierenden Lerneffekt, dem enthemmenden oder hemmenden Lerneffekt und dem auslösendem Lerneffekt.
Beim modellierende Lerneffekt wird eine Verhaltensweise zu einer bestimmten Situation erlernt. Der Beobachter kann diese demnächst bei einer adäquaten Situation selbst anwenden. Es folgt ein Beispiel für einen modellierenden Lerneffekt: Eine junge Familie ist gemeinsam am Bahnhof um den Vater zum Zug zu begleiten. Der Vater steigt in den Zugwagon und sucht sich einen Platz am Fenster. Mutter und Kind warten am Bahnsteig bis der Zug den Bahnhof verlässt. Als der Zug anfängt zu rollen lehnt sich der Vater aus dem Fenster und winkt seiner Frau und seinem Kind. Die Mutter erwidert das Winken und winkt bis der Zug nicht mehr zu sehen ist.
Dieses Beispiel veranschaulicht den modellierenden Lerneffekt sehr simpel. Mutter und Vater sind für das Kind zwei Personen zu denen es eine sehr starke Bindung hat. Das Kind kann das Winken bei beiden Elternteilen als Teil der Verabschiedung erkennen. Das Kind kann nun bei einer ähnlichen Abschiedssituation das Beobachtete selbst anwenden.
Der enthemmende oder hemmende Lerneffekt beschreibt ein Szenario, in dem der Beobachter eine sich bekannte Verhaltensweise bei einem Modell beobachtet. Darauf folgt eine Reaktion des Beobachters die entweder die Hemmschwelle ähnliches Verhalten an den tag zu legen senken oder steigen lässt. Wirkt die Verhaltensweise beim Modell positiv und wird sogar durch Zuspruch gestärkt, so sinkt die Hemmschwelle des Beobachters diese Verhaltensweise in einer ähnlichen Situation abzurufen. Wirkt sich die Verhaltensweise des Modells jedoch negativ aus und das Modell wird zusätzlich für diese Verhaltensweise bestraft, so wird die Hemmschwelle des Beobachters steigen. Um diesen Lerneffekt zu veranschaulichen erinnern wir uns kurz zurück an das Beispiel aus dem Kapitel „Definition Modelllernen“. Zwei Brüder (Kind S. und Kind D.) besuchen die gleiche Schule, Kind S. ist der jüngere Bruder und beobachtet täglich wie sein großer Bruder Kind D. andere Kinder durch Gewalt einschüchtert und sich dadurch Respekt auf dem Pausenhof erhofft. Kind D. sucht sich kleinere Opfer, die ihm körperlich unterlegen sind und die er durch seine körperliche Überlegenheit einschüchtern kann. Kind S. bewundert seinen Bruder und imitiert dieses Verhalten um sich genau wie sein Bruder Respekt zu verschaffen. Da Kind D. bisher nicht aufgrund der gewalttätigen Übergriffe zur Rechenschaft gezogen wurde und er den gewünschten Respekt entgegengebracht kriegt sinkt die Hemmschwelle bei Kind S. ähnliche Verhaltensweisen in ähnlichen Situationen abzurufen. Würde Kind D. jedoch für seine gewalttätigen Übergriffe von Lehrern und Eltern bestraft werden, so würde die Hemmschwelle bei Kind S. steigen gewalttätige Verhaltensweisen gegenüber seiner Mitschüler nachzuahmen.
Der auslösende Effekt löst beim Beobachter ein bereits vorhandenes Verhalten aus. Dieser lässt sich sehr gut am Beispiel von Sportfans beschreiben. Man stelle sich vor es treffen zwei rivalisierende Fanlager aufeinander. Der Beobachter verspürt sofort den Drang sich mit den gegnerischen Fans anzulegen. Als das Fanlager des Beobachters beginnt Schmährufe in Richtung des gegnerischen Fanlagers zu singen, steigt der Beobachter direkt ein und singt mit.
Das Beobachten eines Modells kann somit dazu führen, dass durch den modellierenden Lerneffekt neue Verhaltensweisen erlernt werden, dass durch den enthemmenden/hemmenden Lerneffekt die Hemmschwelle sinkt/steigt oder dass durch den auslösenden Lerneffekt bestehendes Verhalten ausgelöst wird (vgl. http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Modelllernen.shtml).
4. Phasen des Modelllernens
Bandura unterteilt das Modelllernen in zwei Phasen, zuerst die Aneignungsphase, welche aufgeteilt in den Aufmerksamkeitsprozess und den Gedächtnisprozess ist und die Ausführungsphase, die in den motorischen Reproduktionsprozess und den Verstärkungs- und Motivationsprozess aufgeteilt ist. Im folgenden Kapitel werden die zwei Phasen und die dazugehörigen Prozesse genauer erläutert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Phasen des Modelllernens
4.1 Aneignungsphase
Die Aneignungsphase des Lernen am Modell nach Bandura beinhaltet den Aufmerksamkeitsprozess und den Gedächtnisprozess. Die Aneignungsphase beginnt nachdem der Beobachter ein modellierendes Ereignis beobachtet hat. Damit der Beobachter ein Modell auswählt, muss es bestimmte Charakteristika haben, dass es in den Augen des Beobachters als geeignet erscheint. Ob es sich dabei um eine reale Person, wie den eigenen Vater oder eine fiktive Figur, wie eine Romanfigur handelt ist dabei egal. Für den Aufmerksamkeitsprozess ist es wichtig, dass das Modell zum Beobachter passt. Ist das der Fall, konzentriert sich der Beobachter auf das Modell und beobachtet es. Der Beobachter wählt dann geeignete Verhaltensweisen aus, die er besonders interessant findet. Hat der Beobachter ein passendes Modell gefunden und das Modell verwendet Verhaltensweisen, die den Beobachter interessieren, so kommt es zum Gedächtnisprozess. Der Gedächtnisprozess lässt geeignete Verhaltensweisen in leicht erinnerliche Schemata umformen, damit es auch nach längerer Zeit noch abgerufen werden kann. Oft schlummern diese abgesicherten Informationen lange, bevor eine passende Situation gefunden wird um diese abzurufen. Verhaltensweisen können in zwei verschiedenen Arten abgesichert werden, als Bild und in sprachlicher Form. Zu Beginn eines Lernprozess’ wird vorrangig das imaginale oder visuelle Gedächtnis benötigt (vgl. http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Modelllernen.shtml).
4.2 Ausführungsphase
Die Ausführungsphase des Modelllernens ist aufgeteilt in den motorischen Reproduktionsprozess und den Verstärkungs- und Motivationsprozess. Mit dem motorischen Reproduktionsprozess ist die Ausführung der erlernten Verhaltensweise gemeint. Dazu veranschaulicht sich der Beobachter die abgesicherte bildliche Vorstellung der Verhaltensweise und ahmt die Bewegungen zu einem passenden Zeitpunkt nach. Die motorische Reproduktionsphase stand jedoch nicht im Zentrum des Interesse Banduras. Bandura Hauptaugenmerk lag auf der Aneignung von sozialen Verhaltensweisen. Ein Verhalten wird nur reproduziert, wenn der Beobachter sich etwas davon erhofft. Der Verstärkungs- und Motivationsprozess bedeutet somit, dass ein Verhalten eher reproduziert wird, wenn der Beobachter darauf eine positive Reaktion erwartet. Ein Verhalten wird eher reproduziert, wenn das Modell belohnt wurde. Bestrafung hemmt den Beobachter die beobachtete Verhaltensweise zu reproduzieren. Weitere Faktoren, die das Reproduzieren motivieren können und einen lernfördernden Einfluss haben können sind Selbst-Ansporn und SelbstEvaluation (vgl. http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Modelllernen.shtml).
5. Bobo-Doll-Study 1965
Die Bobo-Doll-Study des kanadischen Psychologen Albert Bandura ist eine Reihe von Experimenten mit Abweichungen im Versuchsaufbau. Gegenstand der Studie war das Lernen am Modell, die Experimente waren besonders für die Gewaltforschung wegweisend. Bandura führte die Studie an der Universität Stanford in drei Runden durch, im Jahre 1961, 1963 und 1965. Im folgenden Kapitel wird die Bobo-Doll-Study aus dem Jahre 1965 behandelt.
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1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht
- Citation du texte
- Oskar Stranzenbach (Auteur), 2018, Modelllernen nach Bandura, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1004699
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