Der Hellenismus
Hellenismus ist die Epoche vom Untergang Athens bis zur Einverleibung Griechenlands in das Römische Reich.
- Die Entstehung:
Der peloponnesische Krieg (431-404 v. Chr.) hatte das Ende der athenischen Hegemonie in Griechenland gebracht. Aber auch das siegreiche Spartha war nicht in der Lage, über längere Zeit im griechischen Raum eine Ordnungsmacht abzugeben. So stand die erste Hälfte des 4.vorchristlichen Jahrhunderts im Zeichen ununterbrochener Kriege zwischen den Poleis . So konnte Makedonien unbemerkt zu einer Großmacht heranreifen, das war der Verdienst Philipp II.
- Philipp II.:
Philipp II., Vater des Alexander des Großen, wurde 359 v. Chr. von der makedonischen Heeresversammlung zum König gewählt. Philipp war bestrebt, das uneinige Makedonien wieder zu einem Königreich zusammenzufügen; das erreichte er durch Bekämpfung und Unterwerfung einzelner Regionalfürsten. Seine Politik in den nächsten 20 Jahren war ein Netzwerk aus geschickter Diplomatie und dem Einsatz von Waffengewalt, welche er gezielt dazu einsetzte, um Makedonien zum führenden Staate Griechenlands zu machen. Da sich die mächtigen Stadtstaaten, wie Spartha oder Athen, durch Kriege gegen andere Stadtstaaten selbst richteten, konnte Philipp nach der Hegemonialstellung streben. Philipp begann mit der Neuorganisation seiner heruntergekommenen Armee. Die Adelsreiterei, auch genannt Hetairen (=Gefährten), stellte er in Ilen auf, und wurde zur Elitetruppe seines Heeres. Die Fusskämpfer organisierte er in Phalanxen als starre, disziplinierte Angriffstrupps, ausgerüstet mit langen Speeren ( genannt Sarissen ). Städte, die Philipp belagerte, wurden nicht mehr ausgehungert, sondern durch Belagerungsmaschinen zerstört. In der einzigen offenen Feldschlacht gegen die großen Griechenstädte, die Schlacht von Charoneia 338, wandte er die neuartige "schiefe Schlachtordnung" an, welche auch Alexander zu seinen Siegen verhelfen sollte. Überhaupt profitierte Alexander stark von den Reformen seines Vaters.
- Alexander der Große:
Alexanders Weg zum makedonischen Thron und zum Hegemon Griechenlands begann 356 , als er als Sohn Philipps und der Olympias, einer epeirotischen Prinzessin geboren wurde. Seine Kindheit mag nicht besonders glücklich gewesen sein, da sich sein Vater auf ständigen Kriegszügen gegen Hellenen, barbarisierte Hellenen und Barbaren befand und er sich somit in der Obhut seiner Mutter Olympias befand. Diese Frau war mit einem starken Willen und Herrschsucht beseelt und versuchte Alexander zu ihrem Geschöpf zu machen. Sie, als dionysische Bacchantin (Priesterin), beseelte Alexander vielleicht mit seiner Überzeugung der eigenen Göttlichkeit.
343 wurde der dreizehnjährige Alexander von seinem Vater nach Mieza geschickt, wo er und seine Mitschüler, seine späteren Hetairen, von Aristoteles, dem Schüler Platons unterrichtet wurden. In was genau der grosse Philosoph den makedonischen Prinzen unterrichtete, können wir nur erahnen, doch fest steht, daß Aristoteles den jungen Alexander entscheidend prägte und ihm die Augen für die griechische Kultur öffnete. So war Alexander in der Folgezeit beispielsweise ein Verehrer Homers, konnte aus der Ilias auswendig rezitieren, und führte ein Exemplar immer bei sich. Überhaupt erwies sich Alexander als grosser Verehrer griechischer Kultur und Philosophie (Homer war nicht der einzige Künstler den er auswendig rezitieren konnte). Aristoteles brachte ihm alles wissenswerte seiner Zeit bei, sei es betreffend der Geographie, Medizin oder des Kriegswesens. Ob der Philosoph in ihm die unendliche Sehnsucht nach den Grenzen der Welt pflanzte, oder ob er in ihm den Traum von der Verschmelzung der Völker initiierte, wissen wir nicht, doch liegt die Vermutung sicherlich nahe. Der Einfluss des Aristoteles auf Alexander sollte zumindest nicht unterschätzt werden. 340 macht Philipp Alexander erstmals zum Stadthalter. Aus der Tatsache, dass wir so wenig über seine Amtszeit erfahren, mag man ermessen, wie gut und erfolgreich Alexander seine Aufgabe bewältigte.
338 führte der Prinz Makedoniens seine Reiterei in der Schlacht von Charoneia erfolgreich gegen die griechischen Truppen und schenkte seinem Vater somit einen glanzvollen Sieg.
Alexanders Sieg ueber Dareios III. und Persien wurde eingeleitet durch Alexanders Ueberschreitung des Hellespont mit ca. 35000 Mann, die meisten davon Makedonen, weniger Griechen (334). Im Mai stellten ihn die persischen Satrapen (=Gouvaneure) Kleinasiens, mit einem eilends aufgestellten Heer an dem Fluesschen Granikos. Alexander fuehrte seine Reiterei gegen die schlecht aufgestellten Perser persoenlich zu einem schnellen Sieg und liess die griechische Soeldner im persischen Heer zur Abschreckung massakrieren. Miltaerisch gesehen war Alexanders vorgehen am Granikos kuehn und unueberlegt; nur die Dummheit der Perser,die sich mehr auf ihre Adelsreiterei als auf die disziplinierten griechischen Soeldner verliessen, brachte dem ungestuemen Alexander den Sieg. Aber die Gegenwehr der kleinasiatischen Satrapien (=persische Provinzen) war gebrochen, die jonischen Staedte griechischen Ursprungs wie Milet, Mytilene, Halikarnassos fielen ihm ebenso zu, wie Karien und Kilikien. In Phrygiens Hauptstadt Gordion loeste er den beruehmten Knoten, entweder mit dem Schwert, oder indem er einfach den mit dem Knoten verbundenen Karren losloeste. Demjenigen, der den Knoten loeste, wurde die Eroberung Persiens prophezeit, und Alexander machte sich daran, das Prophezeite zu erfuellen. Zunaechst jedoch musste er Rueckschlaege, ausgeloest durch die vielleicht etwas verfruehte Aufloesung der griechisch - jonischen Flotte, die sein Landheer unterstuetzte, hinnehmen. Die persische Flotte unter dem griechischen Soeldnerfuehrer Memnon hatte nun alle Freiheiten zu operieren und eroberte Chios und Mytilene. Nach der Ermordung Memnons (durch Alexander ?) zerfiel allerdings die Flotte. Aus Alexanders Sicht war die Aufloesung der Flotte ein durchaus logischer Schritt, musste er doch fuer den Unterhalt und Sold der unzuverlaessigen Griechenschiffe aufkommen. Dennoch schnitt er sich selbst damit den Rückzugsweg ab und spielte von da an Alles oder Nichts. Nachdem er in Tarsos eingezogen war und ein Bad in einem eiskalten Fluss nahm, erkrankte er fuer acht Wochen schwer, genas aber wieder frueh genug, um Dareios entgegenziehen zu koennen. Dieser etwas schwerfaellige Grosskoenig Persiens hatte sich endlich bemuessigt, ein Heer zusammenzuziehen und Alexander zu stellen. Ueber die Groesse seines Heeres koennen wir nur spekulieren: der Grieche Kallisthenes, ein Neffe Aristoteles und Alexanders Geschichtsschreiber, uebertrieb die Anzahl der Perser sicherlich um ein erkleckliches. Auch Gustav Droysen (der Alexanderbiograph, vergleichbar mit Mommsen) nennt Zahlen, die sich nach neuester Forschung nicht bestaetigen lassen. Alexanders Heer zaehlte etwa 40000 Mann, das persische Heer bei Issos war zwar bestimmt groesser, duerfte aber kaum mehr als 50000 - 60000 Mann gross gewesen sein. Wenn man die Groesse des persischen Reiches bedenkt, haette sich eigentlich ein Heer in der Groessenordnung von 300000 Mann aufstellen lassen muessen, aber das persische Reich war nicht dazu faehig, die gewaltigen Reserven Persiens zu aktivieren. Dazu kam, daß Großkoenig Dareios laengst kein solches Organisationstalent wie Alexander war. Ausserdem hielt Dareios Alexander zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich noch nicht fuer eine ernsthafte Bedrohung.
- Citation du texte
- Philipp Hain (Auteur), 2001, Der Hellenismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100459