Dass Gewalt an Schulen immer mehr zunimmt, ist nicht unbedingt eine objektive Behauptung. Dass dieses Thema jedoch mehr und mehr in den Mittelpunkt der Berichterstattung und bildungspolitischer Überlegungen gerät, ist nicht erst seit dem jüngsten Vorfall in Erfurt ersichtlich, bei dem ein Schüler 14 Lehrer und Lehrerinnen seiner Schule erschoss.
„Inwiefern ist die Schule, sind Lehrerinnen und Schüler mit verantwortlich, wenn Kinder und Jugendliche gewalttätig werden?“, so wird oft gefragt. Ergiebiger kann es jedoch sein, die Frage fern von allen Schuldzuweisungen unter dem Aspekt zu diskutieren, was denn Schule konkret dazu beiträgt, dass Schüler lernen, ihre Probleme und Konflikte angemessen zu bewältigen. Dabei den Fokus nicht bloß auf die Gewaltlosigkeit zu richten, sondern auch auf die Bewältigung an sich, führt erst zum vollständigen Bild des ganzen Problems.
Denn oft reagieren Kinder und Jugendliche zwar gewaltlos auf Konflikte und Probleme, aber es findet auch keine Bewältigung statt. Sie ziehen sich zurück, verdrängen die unangenehmen Gefühle und richten oft ihre Aggressionen gegen sich selbst.
Den Weg zu einer angemessenen Konfliktlösung aufzuzeigen, ist in der allgemeinen Schule schon unerlässlich – in der Schule für Erziehungshilfe stellt diese Forderung einen Grundpfeiler der erzieherischen Arbeit dar. Dort finden sich oft gerade die Kinder und Jugendlichen wieder, die durch Gewaltanwendung auffallen oder durch unbewältigte Probleme und Konflikte in ihrem Verhalten beeinträchtigt sind.
Dass Kommunikation eine Alternative darstellt, steht wohl außer Frage. Eine naive Formel wie „Reden statt schlagen“ trifft die Sache jedoch schon deswegen nicht, weil verbale Gewalt das Ausmaß und die Intensität physischer Gewalt weit übertreffen kann. Es stellen sich aber auch andere Schwierigkeiten bei der Konfliktlösung durch Kommunikation. Die Kommunikationstheoretiker Watzlawick, Beavin und Jackson stellten 1967 die bis heute umstrittene These auf, dass alles Verhalten Kommunikation sei. Unter dieser Prämisse liegt es nahe, bei Kindern und Jugendlichen mit Verhaltensstörungen auch eine Störung der Kommunikation anzunehmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen der Erziehungsschwierigenpädagogik
- Begriffe und Definitionen
- Erklärungsansätze zur Entstehung von Verhaltensstörungen
- Soziologischer Ansatz
- Der psychologische Ansatz
- Der pädagogische Ansatz
- Ziele und Aufgaben der Erziehungsschwierigenpädagogik
- Kommunikation
- Was ist Kommunikation?
- Das Kommunikationsmodell nach Watzlawick et al.
- Kommunikation und Systemtheorie
- Die „Axiome" der Kommunikationstheorie
- Erstes Axiom: Die Unmöglichkeit, nicht zu kommunizieren
- Zweites Axiom: Inhalts- und Beziehungsaspekt der Kommunikation
- Drittes Axiom: Interpunktion von Ereignisfolgen
- Viertes Axiom: Digitale und analoge Kommunikation
- Fünftes Axiom: Symmetrische und komplementäre Interaktionen
- Der Begriff der Metakommunikation
- Kritik an der Kommunikationstheorie von Watzlawick et al.
- Konflikte
- Theoretische Grundlagen der Konfliktforschung
- Zum Begriff Konflikt
- Entstehung u Entwicklung von Konflikten
- Konfliktpotential
- Konflikt-wahrnehmung
- Konflikteskalation
- Exkurs: Störungen der Kommunikation als Sonderfall von Konflikten
- Störungen durch den Versuch, nicht zu kommunizieren
- Störungen auf dem Gebiet der Inhalts- und Beziehungsebene
- Unterschiedliche Interpunktion von Ereignisfolgen
- Fehler in der Übersetzung zwischen digitaler und analoger Kommunikation
- Störungen in symmetrischen und komplementären Interaktionen
- Symmetrische Eskalation
- Starre Komplementarität
- Paradoxe Kommunikation
- Paradoxe Handlungsaufforderungen
- Doppelbindung
- Theoretische Grundlagen der Konfliktforschung
- Konflikte in der Schule für Erziehungshilfe
- Schüler-Schüler-Konflikte
- Lehrerin-Schüler-Konflikte
- Kriterien für die Bewertung der Trainings
- Kommunikationstrainings für Lehrerinnen und Schüler
- Kommunikationstraining nach Brunner
- Die Lehrer-Schüler-Konferenz nach Gordon
- Mediation und Peer-Mediation
- Zusammenfassende Bewertung der Kommunikations- und Konfliktbewältigungstrainings und Ausblick
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die schriftliche Hausarbeit befasst sich mit dem Thema Kommunikation und Konfliktbewältigung in der Schule für Erziehungsschwierige. Ziel ist es, Kommunikationstrainings hinsichtlich ihrer gewaltpräventiven Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche mit Verhaltensstörungen zu bewerten und zu analysieren.
- Begriffe und Definitionen von Erziehungsschwierigkeiten und Verhaltensstörungen
- Erklärungsansätze zur Entstehung von Verhaltensstörungen
- Kommunikationstheorie und ihre Störungen
- Konfliktforschung und Eskalation
- Konflikte in der Schule für Erziehungshilfe und ihre Besonderheiten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die zunehmende Gewalt an Schulen und stellt Kommunikation als Alternative zur Gewaltanwendung dar. Sie führt die Problematik der Kommunikation bei Kindern und Jugendlichen mit Verhaltensstörungen aus und zeigt die Notwendigkeit von Kommunikationstrainings auf.
Kapitel 2 befasst sich mit den Grundlagen der Erziehungsschwierigenpädagogik. Es werden verschiedene Begriffe und Definitionen von Erziehungsschwierigkeiten und Verhaltensstörungen diskutiert. Darüber hinaus werden verschiedene Erklärungsansätze zur Entstehung von Verhaltensstörungen aus soziologischer, psychologischer und pädagogischer Perspektive vorgestellt.
Kapitel 3 untersucht den Begriff der Kommunikation und stellt das Kommunikationsmodell von Watzlawick et al. vor. Die „Axiome" der Kommunikationstheorie werden erläutert und kritisch betrachtet. Besonderes Augenmerk liegt auf der Systemtheorie und ihren Auswirkungen auf die Kommunikation.
Kapitel 4 widmet sich dem Thema Konflikte. Es werden verschiedene Konfliktarten und -ursachen erläutert. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Konflikteskalation und ihrer Auswirkungen auf die Kommunikation.
Kapitel 5 beleuchtet die Besonderheiten von Konflikten in der Schule für Erziehungshilfe. Es werden Schüler-Schüler-Konflikte und Lehrerin-Schüler-Konflikte anhand von Beispielen dargestellt und analysiert. Dabei wird die Bedeutung der Lehrerin-Schüler-Beziehung im Kontext von Kommunikation und Konfliktbewältigung hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Kommunikation, Konfliktbewältigung, Erziehungsschwierigenpädagogik, Verhaltensstörungen, Gewaltprävention, Kommunikationstrainings, Systemtheorie, Watzlawick, Konfliktforschung, Eskalation, Lehrer-Schüler-Beziehung, Schule für Erziehungshilfe, Kinder und Jugendliche.
- Arbeit zitieren
- Micaela Dück (Autor:in), 2002, Kommunikation und Konfliktbewältigung in der Schule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10042
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