Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff Aus dem Leben eines Taugenichts
Die Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts" von Joseph Freiherr von Eichendorf handelt von einem jungen Müllerssohn der in die Welt hinaus geht und sein Glück sucht.
Sehnsucht nach der Ferne, aber auch väterlicher Unmut führt den jungen Sohn eines Müllers in die Welt hinaus, in der er sein Glück machen will. Mit seiner Geige streift er ziellos umher und lässt sich von Zufällen und Abenteuern bestimmen, deren erstes ihn auf ein Schoß in der Nähe Wiens führt, wo er zuerst als Gärtnerbursche und dann als Zollmeister eingestellt wird. Hier lernt er auch die vermeintliche Schoßherrentochter Aurelia kennen und verliebt sich in sie. Ihre Unerreichbarkeit treibt ihn jedoch, seine Wanderung fortzusetzen und somit begibt er sich auf den Weg nach Italien, wobei er weitere Abenteuer erlebt. Letztendlich lockt ihn jedoch die Sehnsucht nach der Heimat und nach Aurelia wieder fort aus Rom und somit schießt er sich einer Gruppe Studenten an und fährt mit ihnen auf einem Schiff Donau aufwärts nach Wien. Auf den Schloss angekommen erfährt er, dass Aurelia in Wahrheit eine Bürgerliche ist, und so beschießen sie zu heiraten.
Aus dem Leben eines Taugenichts ist neben den Liedern Eichendorffs wohl sein bekanntestes Werk.
Joseph von Eichendorf, am 10. März 1788 auf Schoß Lubowitz bei Ratibor in Oberschlesien, war ein bedeutender deutscher Lyriker und Erzähler des 19. Jahrhunderts. Ab 1804 besuchte er das Matthias Gymnasium in Breslau und studierte später Jura an den Universitäten Halle und Heidelberg. Nach längeren Bildungsreisen schoss er in Wien sein Jurastudium ab. Zu dieser Zeit besuchte er des öfteren das Theater in der Leopoldstadt, wobei ihn das alte Wiener Volkstheaters (Commedia dell´arte und die Musikkultur der Josephinischen Epoche) stark beeinflusst. Dies kann man später auch in manchen Stellen seiner Werke nachvollziehen.
Nachdem er zwei Jahre lang an den Befreiungskriegen des Lützworschen Freikorps teilnahm, trat er 1816 in den preußischen Staatsdienst als Referendar in Breslau ein und da er während dieser Zeit kein Gehalt bezog, war er gezwungen ein aus finanzieller Sicht sehr eingeschränktes Leben zu führen. Diese Umstände bewegten ihn wohl auch zum Schreiben, da er dadurch die Möglichkeit hatte aus seinem Leben auszubrechen und zu schreiben was ihm im Leben fehlte.
Ab 1821 bekam er dann besser bezahlte Berufe und er wurde 1841 sogar zum geheimen Regierungsrat ernannt.
Während seines Wien- Aufenthaltes von 1846 bis 1847 traf Eichendorff Adalbert Stifter und Franz Grillparzer. Sein Lebensende verbringt Eichendorff bei seiner Tochter in Neiße, wo er am 26. November 1857 starb.
Der Taugenichts ist in einer für Eichendorff ungewöhnlich glücklichen Zeit entstanden. Er war 1821 nach Danzig, einer damals beschaulichen, altertümlichen Mittelstadt versetzt worden. Die romantische Stadt übte auf Eichendorff, der Natureindrücke liebte, eine sehr starke Anziehungskraft aus. Diese Natureindrücke und die reizvolle und abwechslungsreiche Ungebung veranlassten ihn auch den Taugenichts, den er 1826 fertigstellte, zu schreiben.
Obwohl man das Werk "Aus dem Leben eines Taugenichts" als eine Novelle bezeichnet, wollte Eichendorff nie eine Novelle schreiben.
Eigentlich steht der Taugenichts in seiner Struktur eher dem episodisch angelegten Schelmenroman (eine Form der Spanischen Picaro-Roman Tradition) nahe.
Die Novelle gliedert sich in 10 Kapitel, wobei ein kreisförmiger Aufbau zu erkennen ist, d.h. jeweils zwei Kapitel gehören zusammen und Anfang und Ende sind aufeinander bezogen. Des weiteren findet nach jedem zweitem Kapitel ein Aufbruch statt und es wird ein neuer Ort aufgesucht. Der innerliche Aufbau läßt sich in drei Abschnitte gliedern (Aufenthalt in Wien - Reise nach Rom - Rückreise nach Wien). Eichendorff streut in die einzelnen Kapitel auch immer wieder einige seiner Lieder ein, womit er die jeweilige Stimmung des Taugenichts ausdrückt und das kommende Geschehen vorausdeutet.
Die Novelle ist ausschließlich in der Ich- Perspektive geschrieben und somit ist der Erzähler Teil der dargestellten Wirklichkeit und er erlebt das Geschehen mit. Dies hat zur Folge, daß er nur von Geschehnissen bescheid weiß die er selbst erlebt oder von anderen Personen erfahren hat. Dadurch ist der Leser auf die subjektive Schilderung des Erzählers beschränkt, wodurch der Leser ein besonders tiefes Gefühl der Verbundenheit mit dem erzählenden ich erfährt.
Die Handlungsführung des Werkes ist am Anfang und am Ende streng und dazwischen findet man vorwiegend eine eher konfuse Darstellung der Erlebnisse des Taugenichts vor. Die Sprache ist im ganzen Werk durchgehend gehoben, jedoch schreibt Eichendorff vorwiegend in kurzen Sätzen und verwendet viele Parataxen, wodurch das Werk teilweise an die Erzählweise eines Märchens erinnert. Weiterhin haben auch die glücklichen Fügungen, die das Schicksal des Taugenichts bestimmen und die Landschaften mit ihren Schlössern, Gärten und Wäldern etwas märchenhaftes an sich. Auch die Beschreibungen Eichendorffs sind sehr anschaulich und bildhaft. Diese oft verwendete Metaphorik, wirkt so wie die Grundstimmung der Novelle: naiv und heiter.
Das in der Novelle behandelte Thema ist die Jugend und die Aufbruchsbereitschaft der Jugend. Neben der inneren seelischen Haltung der Jugend (Aufbruchsbereitschaft) finden sich auch noch einige andere Themen wie zum Beispiel die Schönheit, Einfachkeit und Einfalt in der Novelle.
Das Hauptmotiv des Werkes ist das Wandern, da der Taugenichts wegen väterlichen Unmutes, aber aus Sehnsucht nach der Ferne, in die Welt hinausziehen muß. Weiter Motive oder Symbole der Novelle sind noch die Türschwelle die den Aufbruch in eine andere Welt symbolisiert, die Mühle die den Lärm der Arbeit und somit auch die ältere Generation oder auch das Philistertum darstellt, das Geigenspiel des Taugenichts das die Lebensfreude, die Abenteuer oder auch die Sehnsucht nach dem Partner ausdrückt. Auch der Schlafrock, die Schlafmütze und der Tabak dienen als Symbol für die Philister oder Erwachsenenwelt.
Eichendorffs Taugenichts beginnt mit einem direkten Einstieg. Der Schuß kann als geschlossen angesehen werden, auch wenn man nur ungefähr weiß was die Zukunft dem Taugenichts und seiner Gemahlin bringen wird, jedoch kann man wohl behaupten, daß auch der Taugenichts auch seßhaft werden wird und sich somit auch zu den Philistern zählen muß.
Die erzählte Zeit beträgt circa ein drei/viertel Jahr (Frühlingsbeginn, morgens - Herbst, abends).
Die Erzählzeit liegt circa bei 3 Stunden.
Die Personen dieser Novelle lassen sich anhand ihrer Lebenseinstellung in zwei Gruppen einteilen. Zum einen sind Charaktere vorhanden, welche optimistisch in die Zukunft blicken und demnach auch mutig, naturverbunden und abenteuerlustig leben. Diese Gruppe romantischer Menschen wird vom Taugenichts, dem Maler und den Studenten vertreten.
Zum anderen sind Figuren enthalten (wie z.B. der Vater, der Portier und der Gärtner), welche als träge pessimistisch und langweilig bezeichnet werden können und im Kontrast zur anderen Gruppe stehen und somit einen typischen Spießbürger/Philister vertreten.
Joseph von Eichendorff greift in seiner Novelle das Motiv vom "arbeitsfaulen", sich gegen das "Spießbürgertum" wendenden "Taugenichts", der versucht aus diesem eintönigen Leben auszubrechen, auf. Jedoch versucht uns Eichendorff aber auch klar zu machen, daß man sich nicht nur allein durchs Leben "spielen" kann, wie es der Taugenichts versucht.
Dieser hat zwar viel Glück im Laufe seiner Riese, wird aber am Schluß seßhaft und hat wohl in Zukunft eine Familie zu ernähren. Diese Erfahrung muß auch Eichendorff gemacht haben, da ja auch er viel umherreiste und ebenfalls für einige Zeit in Armut lebte. Als er jedoch heiratete und Vater wurde mußte auch er zusehen, daß er imstande war seine Familie zu ernähren.
Jeder von uns hat sicher auch schon davon geträumt, einmal in die weite Welt hinauszuziehen und einfach dort hin zu gehen, wo es einen für einen Moment hinzieht. Auch der Taugenichts macht diese Erfahrung, doch je länger er umherreist, desto mehr sehnt er sich nach dem "heimatlichen" Schoß. Interessant ist auch, daß der Taugenichts auf seiner Reise alle gesellschaftlichen Schichten kennenlernt (einfache Bürger: Müller, Bauern, Künstler und Studenten sowie Adelige). Auch kann er sich in diese Schichten gut hineinversetzen, das ihn bei den jeweiligen sehr beliebt macht. Auch Eichendorff lernte die verschiedenen Gesellschaftsschichten kennen: seine Jugend lebte er in adeliger Geselligkeit und bürgerlichen Geistigkeit, und lernte auch das Leben als einfacher Bürger (armer Bürger) kennen.
Das Werk "Aus dem Leben eines Taugenichts" entstand in der Zeit der Romantik und weist somit auch viele charakteristische Merkmale der Romantik auf. Typische Personen diese Epoche, die auch bei Eichendorff vorkommen, sind Maler, Gräfin, Studenten, Müller und Gärtner. Typisch für die Romantik ist auch das Wandern, die Naturverbundenheit und der Freiheitsgedanke.
Ich bin der Meinung, daß Eichendorffs Werk auch heute noch nicht an Attraktivität verloren hat, denn auch ich habe, wie auch sicher einige andere schon, geträumt, in die Welt zu ziehen.
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- Zaunmayr Florian (Autor), 2000, Eichendorff, Joseph Karl Benedikt Freiherr von - Aus dem Leben eines Taugenichts, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100398
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