Thema: Studien zur Interaktionstheorie und zur kognitiven Sozialisation
1.Interaktionstheorie und kognitive Sozialisation
Gruppen besitzen eine eigenständige soziale Realität. Soziale Wirklichkeit gibt es von sich aus also nicht, sondern nur das wechselseitig aneinander orientierte und interpretierte Handeln von Individuen. Diese Handlungen in einem sozialen System zu beschreiben versucht der Autor anhand eines Modells.
2.Das Consensus-Modell
2.1.Ko-Orientierung
Der Begriff „Ko-Orientierung“ von Thomas M. Newcomb bezeichnet die Analyse kommunikativer Akte.
2.2.Newcomb`s ABX-System(modifiziert)
Newcomb geht davon aus, dass Handlungen durch Sprache eine besondere Orientierungsstruktur erhalten. Mit Hilfe eines einfachen Kommunikationsaktes versucht Newcomb dies zu analysieren
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Schema der Ko-Orientierung
Das entscheidende hierbei ist die gleichzeitige wechselseitige Orientierung der Person(A) an der Person(B) an dem Objekt(X).
Informations- bzw. Orientierungsquelle ist meist Kommunikation(Ko-Orientierung = kommunikative Orientierung).
Neben der informativen Komponente gibt es auch eine affektive Komponente, die in die Orientierung der jeweiligen Person eingeht, sodass eine Art Ungleichgewicht entsteht.
Die Ungleichheit der Orientierung der Personen untereinander z.B. in Beurteilungen führt zu einer Angleichung der jeweiligen Orientierung. Das ABX-System kann so eine ausgleichende Dynamik darstellen.
2.3.Erweiterung des ABX-Systems
Orientierungen haben eine komplexere Struktur als das oben gezeigte Schema von Newcomb, daher ist eine komplexere Betrachtungsweise notwendig.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Schema der reflexiven Ko-Orientierung
A und B sind interagierende Personen mit dem Ziel X( Änderung: X steht hier für Koordinationsziel). Um dieses Ziel zu erreichen versetzt sich A in B um von der imaginierten Sicht B`s die eigene Sicht(also A`s Sicht)abzuleiten und umgekehrt(annähernd gleichzeitig stattfindend).
2.4.Stillschweigende Koordination
Reaktionsoffenheit abhängig von
1.Informationsmenge(über jeweilige Person/Situation)
2.Machtverhältnis(der interagierenden Personen)
3.Lernfähigkeit und Wahrnehmungsgenauigkeit
Der Begriff der “stillschweigenden Koordination“ geht auf Thomas C. Schelling zurück und bezeichnet damit den Prozess getrennte Orientierung durch einen signifikanten Punkt(Signal) zu koordinieren(Verständigungsprozess ohne Kommunikation). Bedingung hierfür ist ein wechselseitig einheitliches Signal. Daher ist der Erfolg auch davon abhängig wie gut die jeweilige reflexive Ko-Ordination „funktioniert“.
2.5.Stillschweigendes Verhandeln
Koordination von Erwartungen auf Grundlage divergierender Interessen(Konfliktpotential). Signalerkennung durch reflexive Koordination.
2.6.Koordination mit vollständigerer Kommunikation
Handeln wird durch typisch erfahrene Erwartungen des Einzelnen vorausgesetzt.
Durch reflexive Ko-Orientierung wird der Ablauf des Geschehens verkürzt und so auf das Wesentliche beschränkt.
Typifizierung (Rollenvergabe) ist hierbei das Signal des Orientierungsprozesses.
2.7.Verstehen und Sprache
Auch gewohnte stabile Verhaltensweisen von Antizipation sind reflexive Ko-Orientierungen.
Der Autor folgert, dass reflexive Ko-Orientierung die Reaktionsoffenheit verringert und somit zur Verhaltensentlastung beiträgt. Reflexiv-orientiertes Verhalten ist habitualisiert und wird durch Sprache getragen.
2.8.Ko-Orientierung und Hintergrundverstehen
Die unreflektierte Person A weiß, dass für Person B das Objekt Y eine andere Relevanz hat, allein schon aufgrund unterschiedlicher (Lebens-)Erfahrung.
3.Folgerungen
Aus den bisherigen Erörterungen und dem Hintergrund der erläuterten Beispiele definiert der Autor folgende Begrifflichkeiten als Elemente für eine Interaktionstheorie:
„ Consensus heißt das zwischen Interaktionspartnern aufgrund reflexiver Ko-Orientierung erreichte Einverständnis. Kommunikation heißt der verbale Informationsaustausch, der sich auf ein durch reflexive KoOrientierung konstituiertes Hintergrundverstehen bezieht.“
„Kommunikation führt zu Consensus, der wiederum zu Koordination führt.“ Dies gilt, wenn:
1.Ein gewisses Reaktionsverhalten unbestimmt ist
2.Koordination der Interagierenden hoch ist
3.Gemeinsame Sprache gewährleistet ist
Der Autor versteht das Consensus-Modell nur als eine Art „Vorstadium“ zu einer umfassenden Theorie der Interaktion.
Literatur: Siegrist, Johannes(1970), Das Consensus-Modell. Studien zur Interaktionstheorie und zu kognitiven Sozialisation, Stuttgart: Enke
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