Die vorliegende Hausarbeit setzt sich mit den verschiedenen Gelingensbedingungen von multiprofessioneller Kooperation auseinander. Hierbei steht besonders die Kooperation zwischen dem pädagogischen Personal im Fokus. Begründet durch die Änderung des Verhältnisses zwischen Schüler*innen und Lehrpersonal sowie der Definition Schule als Lern- und Erfahrungsraum, rückt speziell die Kooperation zwischen Professionen im pädagogischen und im erzieherischen Feld in den Vordergrund.
Das Ziel dieser Hausarbeit ist es, die verschiedenen Gelingensbedingungen für multiprofessionelle Kooperation zu präsentieren und mithilfe einer Diskussion darzustellen. Diesem Ziel wird durch die Auswertung verschiedener Studien Rechnung getragen, wobei ein inhärenter Vergleich angestrebt wird.
Inhalt
1. Einleitung
2. Begriffliche Klärungen und Theorie
2.1. Definition Kooperation
2.2. Definition Ganztagsschule
3. Forschungsstand
4. Auswertung
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Kooperation zwischen verschiedenen Professionen wird in der heutigen Zeit immer wichtiger. Die Schulform ist im Wandel, die Ganztagsschule rückt immer mehr in den Vordergrund und wird dementsprechend stärker ausgebaut. Damit die Ganztagsschule ihren Zweck von Förderung auf der Bildungsebene und auch Sozialebene erfüllen kann, ist Kooperation zwischen sämtlichen pädagogischen Professionen ein wichtiger Bestandteil des Konzepts. Die Kultusministerkonferenz (2015) hat eine länderübergreifende Leitlinie für Ganztagsschulen erarbeitet, welche Bildung, Erziehung und Betreuung als oberes Grundkonzept definiert. Der erweiterte Zeitrahmen schafft hierfür bedeutend mehr Möglichkeiten als eine Halbtagsschule. Um das Grundkonzept aber für die Schüler*innen zu optimieren, ist eine bündige und starke Kooperation zwischen allen Professionen erforderlich.
Die vorliegende Hausarbeit setzt sich mit den verschiedenen Gelingensbedingungen von multiprofessioneller Kooperation auseinander. Hierbei steht besonders die Kooperation zwischen dem pädagogischen Personal im Fokus. Begründet durch die Änderung des Verhältnisses zwischen Schüler*innen und Lehrpersonal sowie der Definition Schule als Lern- und Erfahrungsraum, rückt speziell die Kooperation zwischen Professionen im pädagogischen und im erzieherischen Feld in den Vordergrund.
Das Ziel dieser Hausarbeit ist es, die verschiedenen Gelingensbedingungen für multiprofessionelle Kooperation zu präsentieren und mithilfe einer Diskussion darzustellen. Diesem Ziel wird durch die Auswertung verschiedener Studien Rechnung getragen, wobei ein inhärenter Vergleich angestrebt wird.
Zunächst werden in Kapitel 2 die grundlegenden Begriffe definiert und erläutert. In Kapitel 3 wird der aktuelle Forschungsstand erläutert und anhand mehrerer Studien vorgestellt, welche in Kapitel 4 schließlich ausgewertet und verglichen werden. Im Fazit werden die gefundenen Ergebnisse zusammengefasst und dargestellt.
2. Begriffliche Klärungen und Theorie
2.1. Definition Kooperation
Befasst man sich mit dem Begriff „Kooperation“ fällt auf, dass dieser häufig mit „Zusammenarbeit“ gleichgestellt wird, aber die Intentionen hinter diesem Begriff sehr verschieden sein können.
„Kooperation ist eine mit vielen positiven Erwartungen überladene Problemlösestrategie, auf die in Politik, Wirtschaft und in der psychosozialen Arbeit gerne zurückgegriffen wird, wenn komplexe Aufgaben bearbeitet werden müssen“ (Seckinger und van Santen 2003, S. 9). Dabei kann diese Problemlösestrategie die verschiedensten Formen annehmen und sowohl passiv als auch aktiv gestaltet sein. Ahlgrimm, Huber & Krey (2012) haben die verschiedenen Absichten von Kooperation in vier Gruppen unterteilen können: Die Kooperation als Vertragsverhältnis, als Einstellung, als Strategie und als Arbeitsteilung. Bezogen auf die Schule versteht man unter der Kooperation als Vertragsverhältnis Beziehungen zwischen Schulen und externen Instanzen, welche vertraglich festgehalten wurden. Unter Einstellung versteht man ein Merkmal eines Individuums, wobei die Eigenschaften Hilfsbereitschaft und Offenheit für Zusammenarbeit werden hierbei erwähnt werden. Als Strategie wird Kooperation genutzt, um sich bei einem Problem gegenseitig zu unterstützen. Als Gegensatz werden hierfür der Wettbewerbsgedanke und Konkurrenz erwähnt. Marx definierte Kooperation unter dem Gesichtspunkt der Arbeitsteilung: „Die Form der Arbeit vieler, die in demselben Produktionsprozess oder in verschiedenen, aber zusammenhängenden Produktionsprozessen planmäßig neben- und miteinander arbeiten, heißt Kooperation“ (Marx 1967).
2.2. Definition Ganztagsschule
Die Kultusministerkonferenz (2003) hat prägnante Merkmale für eine Ganztagsschule veröffentlicht. Demnach ist eine Schule als Ganztagsschule zu bezeichnen, wenn die Schule an drei Tagen der Woche mindestens sieben Stunden geöffnet ist und ein Ganztagsangebot zur Verfügung stellt. Die KMK unterteilt die Ganztagsschule in folgende Formen:
- voll gebundene Form: Alle Schüler/-innen sind verpflichtet, an mindestens drei Wochentagen für jeweils mindestens sieben Zeitstunden an den ganztägigen Angeboten der Schule teilzunehmen;
- teilweise gebundene Form: Ain Teil der Schüler/-innen verpflichtet sich, an mindestens drei Wochentagen für jeweils mindestens sieben Zeitstunden an den ganztägigen Angeboten der Schule teilzunehmen;
- offene Form: Hierbei ist ein Aufenthalt, verbunden mit einem Bildungs- und Betreuungsangebot, in der Schule an mindestens drei Wochentagen von täglich mindestens sieben Zeitstunden für die Schülerinnen und Schüler möglich. Die Teilnahme an den ganztägigen Angeboten ist jeweils durch die Schülerinnen und Schüler oder deren Erziehungsberechtigte für mindestens ein Schulhalbjahr verbindlich zu erklären. (Kultusministerkonferenz 2003)
3. Forschungsstand
Der Forschungsstand zum Thema multiprofessionelle Kooperation umfasst eine Vielzahl von empirischen Befunden und Studien.
Jutzi, Schüpbach & Thomann (2012) haben aus einer umfangreichen Zusammenlegung von 39 Studien drei Hauptkategorien erarbeitet, die für das Gelingen von Kooperation an Schulen essenziell zu scheinen seien. Zunächst wurden die strukturellen Rahmenbedingungen in der Institution benannt. Diese kann in verschiedene Unterkategorien unterteilt werden. Die strukturellen Rahmenbedingungen umfassen im Wesentlichen alle Punkte, die wichtig sind, um Gelegenheiten, Ressourcen und Raum für Kooperation zu bieten. Betont werden hier unter anderem die Wichtigkeit der regelmäßigen und verbindlichen Wiederholungen von formalen Treffen, wie zum Beispiel Konferenzen. Auch wird angedeutet, dass eine natürliche Kooperation nur in Anlehnung an die schulische Tradition und nicht durch bemüht künstlich geschaffene Räume und Ressourcen gelingt. Die Autoren machen deutlich, dass der Nutzen von Kooperation allen Beteiligten deutlich erkennbar sein muss, damit sie gewillt sind, um zusammenzuarbeiten. Zudem muss jeder Beteiligte eine klare Vorstellung von seinen Pflichten und seinen Vorteilen in der Kooperation haben. Nicht zuletzt wird ausdrücklich die Notwendigkeit der Bereitstellung räumlicher, zeitlicher und auch personellen Ressourcen hervorgehoben. Als zweite Hauptkategorie werden die Merkmale eines Teams genannt. Hier wird als primärer Punkt die Rollenklärung und -definition als Mittel für gute Zusammenarbeit und Kooperation genannt. Eine klare Arbeitsteilung und Aufgabendifferenzierung wird hier als ein selten genannter, aber ebenso wichtiger Punkt deklariert. Auch sei die gemeinsame Weiterbildung und Qualifizierung ausschlaggebend für einen guten Austausch zwischen Kollegen. Schließlich wurde die Wichtigkeit der offenen Einstellung des pädagogischen Personals gegenüber Zusammenarbeit und Kooperation betont. Zur dritten und letzten Hauptkategorie zählen die zwischenmenschlichen Prozesse. Als wichtigste Gelingensbedingung gilt hierbei eine Entwicklung von klaren Informationsstrukturen. Diese sollte klar und transparent gestaltet sein, wobei Wert auf eine rücksichtsvolle Kommunikation gelegt werden muss, um eine möglichst effiziente Zusammenarbeit nicht gefährdet wird. Des Weiteren sind die persönlichen Merkmale Akzeptanz und Toleranz zu fördern und in die Kooperation einzubringen. „Vertrauen und Wertschätzung aller Beteiligten begünstigen die Entwicklung eines Gefühls der Zusammengehörigkeit“ (Jutzi et al. 2012, S. 17). Nicht zuletzt ist der positive Einfluss einer starken und präsenten Schulleitung zu erwähnen.
Ahlgrimm und Huber (2008) teilten die Bedingungen ebenfalls ganz ähnlich in drei Bereiche auf. Als ersten Punkt nennen die Autoren die institutionellen Bedingungen. Hiermit sind in erster Linie Regeln und Richtlinien gemeint, die einen Einfluss auf die Art und Weise der schulischen Arbeit haben. Auch die Struktur der Aufgaben des pädagogischen Personals muss hinzugerechnet werden. Zuletzt wird die schulinterne Organisation von der Einplanung von Ressourcen für Kooperation genannt. Der zweite Punkt beinhaltet die personellen Bedingungen. Genannt werden hier primär verschiedene soziale Kompetenzen, die Personen für eine gelingende Kooperation benötigen. Kommunikations- und Kritikfähigkeit sind ebenso ein Teil hiervon wie Toleranz und Konfliktbewältigung. Auch wird von Selbstdisziplin und Eigeninitiative als gute Eigenschaften gesprochen. Zuletzt und als gleichzeitig wichtigster Punkt werden die organisationskulturellen Bedingungen aufgezählt. Interessant hierbei ist, dass Ahlgrimm und Huber die institutionellen Bedingungen und die personellen Bedingungen zu den Organisationskulturellen Bedingungen hinzuzählen und diese damit eine Obergruppierung darstellt. Die Organisationskultur umfasst schulische Traditionen, Werte und Normen, welche die Schule prägen und im Kollektiv selbst mitwirken. Sie sei, laut der Autoren, sehr schwer zu erfassen, habe aber einen großen Einfluss auf die Zusammenarbeit und die Art des Miteinanders im Kollegium und in der Schülerschaft. Hierzu zählt auch der Grad der Konkurrenz untereinander und der Grad der Kooperationsbereitschaft.
Die Forscher Gaiser, Kielblock & Reinert (2020) gingen mit einer anderen Methode an die Erforschung von Gelingensbedingungen für Kooperation heran. In einer empirischen Studie führten sie eine qualitative Inhaltsanalyse durch und fassten das ausgewertete Expertenwissen in sechs Kategorien zusammen. Die erste Kategorie befasst sich mit den pädagogischen Akteuren. Als treibende Kraft für schulische Entwicklungsprozesse wird hierbei die Schulleitung genannt. Außerdem sei es wichtig, dass alle pädagogisch Tätigen offen für eine Kooperation sind und sowohl ihre Rechte als auch ihre Pflichten kennen. Auch die rechtliche Grundlage zählt hier hinein.
Es stellt sich die Frage, ob bei den jeweiligen Personengruppen die Zeit für Kooperation und Kooperationsplanung zur Arbeitszeit gezählt werden kann oder ob diese ggf. gar nicht im jeweiligen Arbeitsvertrag vorgesehen ist, wie etwa im Falle von stundenweise beschäftigten Personen. (Gaiser et al. 2020, S. 57)
Die pädagogische Arbeit im Team zählt als weitere Kategorie. Die Expert*innen sind der Ansicht, dass eine klare Rollenverteilung innerhalb eines Teams von großer Wichtigkeit ist. Auch ist die Bedeutung einer persönlichen Kommunikation sei nicht zu vernachlässigen. Möglichkeiten für diese sollten idealerweise eigenständig im Team entwickelt werden. Als nächsten wichtigen Punkt identifizieren die Autoren die schriftlichen Vereinbarungen. Hiermit meinen die Expert*innen „schriftliche Festlegungen an einem Ganztagsschulstandort, die handlungsleitend für die gemeinsame pädagogische Praxis der pädagogisch Tätigen sind“ (Gaiser et al. 2020, S. 58). Auch in dieser Kategorie fällt das Augenmerk auf die Schulleitung, welcher eine besondere Verantwortung bezüglich dieser Vereinbarungen zugesprochen wird. „Gute schriftliche Vereinbarungen klären, was die Vorstellung von Kooperation ist, welche Handlungsketten eingehalten werden und gibt Antworten auf basale Anforderungen des pädagogischen Alltags (z.B. Wer trifft sich wann wo und mit wem?), wie die Expertinnen und Experten herausstellen“ (Gaiser et al. 2020, S. 58). Als häufig genannt zählen die raum-zeitlichen Schnittstellen, welche auch in den oben erläuterten Studien Aufmerksamkeit bekamen. Ähnlich wie bei Jutzi et al. (2012) wird hier für die Schaffung von Raum für Kooperation und Bereitstellung von Ressourcen plädiert.
Die Expert*innen erwähnen hier das Problem des abgekoppelten Nachmittagsangebots vom regulären Schulalltag. „Das Identifizieren gemeinsamer Kooperationszeiten sei ein erster wichtiger Schritt, um ,formelle Basic-Zeitfenster‘ für die Kooperation zu etablieren, so die Expertinnen und Experten“ (Gaiser et al. 2020, S. 58). Als fünfte und neue Kategorie nennen die Expert*innen die Kontextmerkmale. Es wird empfohlen, sich bei der Ganztagsschulentwicklung vom Hessischen Qualitätsrahmen inspirieren zu lassen. Die Expert*innen weisen darauf hin, dass die Kenntnis dieses Qualitätsrahmens wichtig sei, um Chancen und Möglichkeiten der Kooperationsentwicklung ausschöpfen zu können. Auch sei die allgemeine Schulgesetzgebung von großer Wichtigkeit. Die Expert*innen plädieren auf eine Änderung der relevanten Gesetze, sollten sie für eine Kooperation hinderlich sein. „Daher sei die Entwicklung multiprofessioneller Kooperation auch nur in enger Abstimmung mit den übergeordneten Akteuren (z. B. Hochbauamt, staatliches Schulamt, BFZ aus dem Einzugsgebiet, Jugendamt, Schulverwaltungsamt, Träger) sinnvoll zu gestalten“ (Gaiser et al. 2020, S. 59). Die sechste und letzte Kategorie befasst sich mit den Routinen des grundständigen Informationsaustauschs. Der Kern der multiprofessionellen Kooperation läge im persönlich-kommunikativen Zusammenarbeiten, so die Expert*innen in der Studie. Hierbei sollte allerdings nicht nur auf Kommunikation bezüglich spezieller Projekte geachtet werden. Vielmehr schafft ein Austausch fundamentaler Informationen über Kinder und Lehrpersonal ein förderliches Umfeld zu einer entwickelbaren Kooperation.
Bevor die eigentliche Kooperation verbessert werden kann, stehen laut den Expertinnen und Experten zunächst Fragen des Austauschs (z. B. Wie fließen Informationen? Warum gehen Informationen verloren?) im Mittelpunkt der Entwicklung. Hierfür wird ein Plan benötigt, welche Kommunikation wann und wo stattfinden kann, sodass deutlich wird, wann nur der bloße Austausch von Informationen nötig und wann mehr gefordert ist, wie etwa ein gemeinsames Treffen bestimmter Akteure. (Gaiser et al. 2020, S. 59)
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- Arbeit zitieren
- Janika Pätsch (Autor:in), 2020, (Multi-)professionelle Kooperation in der Ganztagsschule. Welches sind gelingende Bedingungen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1003308
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