2 Seiten über das Leben und die Wirkungsgeschichte von Jesus.
Exkurs: Jesus von Nazareth
von Svenja Bernhard
Jesus Christus (geboren zwischen 8 und 4 v. Chr., gestorben um das Jahr 30), im Islam und Judentum einer der Propheten, im Christentum jedoch Religionsstifter und zentrale Gestalt. Jesus stammte vermutlich aus Nazareth in Galiläa. Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Er wurde in einem Stall in Bethlehen geboren, wie es die Weihnachtsgeschichte und das Markus- und Lukasevangelium besagt. Sein Vater Josef war Zimmermann. Von seiner Mutter Maria, hebräisch Mirjam, und seinen Brüdern weiß man nur mit historischer Gewissheit, dass sie nach dem Tod Jesu zur frühchristlichen Gemeinde gehörten. Die Vorstellung, dass Jesus von einer Jungfrau geboren worden ist, geht auf eine wörtliche Auslegung des Propheten Jesaja zurück. Als Josef erfuhr, dass Maria nicht von ihm schwanger war, wollte er sie zunächst verlassen. Doch eines Nachts erschien ihm ein Engel und verkündete ihm, dass Maria nicht fremdgegangen und dass das Kind Gottes Sohn sei. Josef war sehr gläubig und somit war es für ihn die Wahrheit. Der Name Jesus leitet sich von der griechischen Form des hebräischen Namens Josua oder Jehoschua (hebräisch: „Jahwe errettet") ab. Der Würdename für Jesus war Christus, griechische Übersetzung des hebräischen Messias, der Gesalbte. Im Christentum hat er den Beinamen Heiland für Jesus von Nazareth als Erlöser, zum Teil ist er auch auf andere Religionen übertragen. Die Christusgeschichte nach den vier Evangelien: Bevor die Eva ngelisten Matthäus und Lukas Jesu Geburt und Kindheit beschreiben, zeichnen sie seinen Stammbaum nach, der über Abraham und David führt, wodurch sie eine direkte Verbindung mit der Geschichte Israels herstellen. Nur Matthäus berichtet von der Flucht nach Ägypten, durch die Josef und Maria Jesus vor Herodes dem Großen, dem König von Judäa, retten. Lukas schildert dagegen als Einziger, dass die Eltern der jüdischen Tradition folgen: Sie sorgen für Jesu Beschneidung und für die Vorstellung des Erstgeborenen im Tempel von Jerusalem. Auc h erwähnt Lukas einen späteren Aufenthalt mit dem Zwölfjährigen im Tempel beim Passahfest. Über die Phase zwischen diesem Zeitpunkt und demöffentlichen Auftreten Jesu rund 18 Jahre später finden sich in den Evangelien keine Angaben.
Die drei Evangelien Matthäus, Markus und Lukas, lassen Jesuöffentliches Wirken mit der Zeit nach der Verhaftung Johannes' des Täufers beginnen. Dagegen leitet Johannes das Wirken Jesu mit der Wahl der ersten Jünger ein. Nachdem Jesus im Jordan durch Johannes der Täufer getauft wurde, zog er sich in die Wüste zurück, wo er 40 Tage lang fastete und betete und die Versuchung durch den Teufel überstehen musste. Danach kehrte Jesus in seine Heimatstadt Nazareth zurück, begann anschließend, in Kapernaum seine Lehre zu verkünden und sammelte die ersten Jünger um sich. Wie zahlreiche jüdische Propheten vor ihm verkündete Jesus das nahende Reich Gottes. Menschen mit körperlichen Gebrechen oder seelischen Leiden heilte er durch die Kraft des Glaubens. In Gleichnissen verkündete er die endzeitliche Liebe Gottes, die er selbst verwirklichte, indem er „Zöllner und Sünder" mit einbezog. Die Bergpredigt, die die Seligpreisungen und das Vaterunser enthält, gehören zu den Kernaussagen der Lehre Jesu. Dabei legte er größeren Wert auf die innere Einstellung als auf die strikte Beachtung der jüdischen Gebote und Rituale und stieß damit auf die Gegnerschaft von Pharisäern und Schriftgelehrten, die ihm vorwarfen, die Autorität des Gesetzes, der Thora, zu untergraben. Insbesondere der offene Umgang Jesu mit gesellschaftlich Ausgestoßenen und Armen führte zur Ablehnung durch die Pharisäer, die auf das Wahren der Tradition bedacht waren. Der Anspruch Jesu, der Messias zu sein, sowie sein Angriff auf die alleinige Gültigkeit der jüdischen Tradition führte zum Konflikt mit den Schriftgelehrten, den Pharisäern und den Sadduzäern. Da sie befürchteten, Jesu Aktivitäten würden das Volk gegen sie sowie die Römer gegen das jüdische Volk aufbringen, verbündeten sie sich mit Judas Ischariot, einem Jünger Jesu. Als Jesus mit seinen Jüngern das Passahmahl feierte, sagte er den bevorstehenden Verrat und seinen nahen Tod als Opfer für die Sünden der Menschheit voraus. Seine Segnung des ungesäuerten Brotes und des Weines sowie das gemeinsame Mahl mit seinen Jüngern wurden später zur Grundlage der christlichen Tradition der Eucharistie oder des Abendmahles. Durch das Synedrium, die oberste religiöse, gerichtliche und politische Behörde des Judentums, wurde Jesus wegen Gotteslästerung zum Tod verurteilt und den Römern übergeben. Da nur der römische Statthalter die Todesstrafe verhängen durfte, ließ ihn Pontius Pilatus, der zu dieser Zeit dieses Amt bekleidete, hinrichten, da er in Jesus den politischen Anführer eines möglichen Aufstandes vermutete. Am Karfreitag, der Freitag vor Ostern, war die Hinrichtung Jesu. Am Kreuz Jesu Christi war die Aufschrift: I.N.R.I., was bedeutet, Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum (lateinisch: Jesus von Nazareth, König der Juden).
Mit der Hinrichtung ist Jesu Wirkungsgeschichte jedoch nicht zu Ende. Bei den Jüngern setzte sich die Überzeugung der Auferstehung Jesu durch, und er lebe als Herrscher des kommenden Zeitalters bei Gott. Am Ostermorgen war die Auferstehung Jesu, doch was am Ostermorgen im einzelnen geschehen ist, kann historisch nicht mehr nachgeprüft werden. Dass Jesus Christus eine historische Persönlichkeit war, gilt heute allgemein als gesichert. Seine Geburt wird von den meisten Historikern auf die ersten Jahre vor Beginn der Zeitrechnung datiert, sein Tod auf das Jahr 30. Die Zeugnisse über Jesus zeigen, dass er als jüdischer Wanderprediger in Palästina gewirkt hat. Er wurde dabei nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen begleitet. Das sorgte in der streng patriarchalischen jüdischen Gesellschaft für großes Aufsehen. Er predigte den baldigen Beginn der Herrschaft Gottes auf Erden und die Errettung der Menschen durch sich selbst als Vermittler dieser Errettung. Obwohl er immer wieder gegen das jüdische Gesetz der Thora verstieß und häufig Umgang mit Randgruppen der Gesellschaft hatte, gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass er eine neue Religion gründen wollte. Er erließ praktisch keine neuen Gebote, sondern berief sich immer auf die alten jüdischen Gesetze. Historisch hat sich das Christentum erst im 2. Jahrhundert vom jüdischen Glauben gelöst und ist von einer der zahlreichen jüdischen Sekten des Nahen Ostens herausgetreten und zu einer eigenen Religion geworden.
Früher und auch heute gibt es Anzeichen einer Stigmatisation bei religiös erregter Personen. Die Personen bekommen die Wundmale Jesu (an Händen und Füßen, an der Seite und am Kopf) sowie symbolische Zeichen (Kreuz und Geißelspuren) am Körper. Der erste geschichtlich bezeugte Fall von Stigmatisation ist Franz Assisi.
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- Svenja Bernhard (Author), 2001, Jesus Christus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100294
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