Vergleich der konventionellen Geldanlageberatung mit der digitalen Finanzberatung durch Robo-Advisor. Chancen und Risiken für Banken


Thèse de Bachelor, 2021

57 Pages, Note: 2,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Zielsetzung der Arbeit
1.2 Aufbau und Methodik

2. Rechtliche Grundlagen
2.1 WpHG - Das Wertpapierhandelsgesetz und die wichtigsten Grundlagen
2.2 MiFID - Markets in Financial Instruments Directive

3. Geldanlage in Kapitalmarktprodukte
3.1 Grundlagen der Geldanlage
3.2 Aktien als Assetklasse und deren Charakteristika
3.3 Anleihen als Assetklasse und deren Charakteristika
3.4 Fonds als Assetklasse und deren Charakteristika
3.4.1 Die Untergruppe der Investmentfonds
3.4.2 Die Untergruppe der Exchange Traded Funds

4. Analyse der konventionellen Geldanlageberatung
4.1 Definition einer konventionellen Anlageberatung
4.2 Ablauf einer Geldanlageberatung
4.3 Abgrenzung zur Anlagevermittlung und Vermögensverwaltung
4.4 Marktsituation der Vermögensverwalter

5. Analyse der digitalen Finanzanlage durch RoboAdvisor
5.1 Robo-Advisor als Teil der FinTech-Branche
5.2 Grundlagen und Charakteristika
5.3 Marktsituation in Deutschland
5.4 Anbietervergleich am deutschen Markt
5.4.1 Anbieterbetrachtung von Quirion 3
5.4.2 Anbieterbetrachtung von Scalable Capital
5.4.3 Anbieterbetrachtung von Growney
5.4.4 Anbieterbetrachtung von Easyfolio
5.4.5 Zusammenfassende Erkenntnisse
5.5 Kundennachteile von RoboAdvisor
5.6 Kundenvorteile von RoboAdvisor

6. Chancen und Risiken für Banken in Bezug auf RoboAdvisors
6.1 Darstellung des Status quo
6.2 RoboAdvisors als Konkurrenz zur konventionellen Geldanlageberatung
6.3 Chance für Banken durch Zusammenarbeit mit RoboAdvisors
6.4 Zusammenarbeit zwischen RoboAdvisor und Bank

7. Zusammenfassung und Zukunftsgedanken

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Das magische Dreieck der Vermögensanlage

Abbildung 2: Gewinn- und Verlustpotentiale von Geldanlagen (Überblick)

Abbildung 3: Überblick über die Ratingsystematik

Abbildung 4: Investmentdreieck

Abbildung 5: Differenzierung Anlageberatung

Abbildung 6: Kundenstruktur der Vermögensverwalter

Abbildung 7: Segmente der FinTech-Branche

Abbildung 8: Typen der RoboAdvisor

Abbildung 9: Anlagevolumen im Markt für Robo-Advisors

Abbildung 10: Genutzte Geldanlage der Deutschen in 2020

Abbildung 11: Veränderung Anlagevolumen in Prozent

Abbildung 12: Landkarte der Robo-Advisor in Deutschland

Abbildung 13: Performance Quirion

Abbildung 14: Performance Scalable Capital

Abbildung 15: Performance Growney

Abbildung 16: Performance Easyfolio

Abbildung 17: Performance der betrachteten Anbieter seit Mai 2017

Abbildung 18: Gebührenunterschied Verwaltung

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

„Bankgeschäfte sind unerlässlich, Banken sind es nicht.“1 Dieses häufig genutzte Zitat von Bill Gates trifft den Kerngedanken dieser Arbeit sehr gut. Durch die Digitalisierung und die Nutzung der neuen Medien ist es zu einer Vielzahl neuer Unternehmensarten gekommen. Auch die Finanzbranche wurde durch die Entwicklung verändert. Es entstehen Unternehmen im Bereich FinTechs, welche die Dienstleistung einer Bank mit der Innovationskraft eines digitalen Unternehmens verbindet. Hier entstehen Konkurrenzsituation zwischen den großen Finanzdienstleistern der Banken und den neuen Anbietern, welche die Finanzindustrie revolutionieren wollen.2 Darauf hat Bill Gates mit seiner Aussage gezielt. Er meint, dass durch die Fokussierung von FinTechs auf nur einen kleinen und speziellen Aufgabenbereich der Bank und die Vereinfachung und Spezialisierung dieses, die Banken immer mehr unter Druck setzen. FinTechs setzen dabei vor allem auf die leichte Bedienbarkeit, Effizienz, Transparenz und Automatisierung. Aspekte, die viele Bankkunden seit der Finanzmarktkriese bei ihrer Hausbank nur noch mit sehr kritischem Auge suchen. Oftmals sind es die klassischen Banken, welche bei der Innovationskraft nicht nahe genug am Kunden sind.3 Ein Teil dieser FinTechs sind die RoboAdvisor, welche sich speziell den Aufgabenbereich der Vermögensanlage herausgenommen haben und diesen optimieren und digital dem Kunden anbieten. Das Konzept findet seinen Ursprung in Amerika, jedoch findet man am Markt Deutschland bereits seit 2013 die ersten Anbieter. Diesem Bereich werden teils vierstellige Wachstumsraten zugeschrieben, was auf ein großes Potential hinweist.4 Ob dieser zukunftsträchtige Entwicklung nachhaltig Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Wichtig werden die Vorteile und Nachteile für den Kunden sein. Durch den Konkurrenzdruck und der Chance auf ein derartiges Wachstum stellt sich die Frage, welche Chancen und welche Risiken konkret RoboAdvisor für den deutschen Bankenmarkt mit sich bringen.

1.1 Zielsetzung der Arbeit

Das Ziel der Arbeit ist es, darzustellen, welche Chancen und Risiken RoboAdvisor für die klassische Bankenbranche bieten und ob eine dieser Seiten überwiegt. Besonders soll dabei auf den Unterschied zwischen RoboAdvisor und der klassischen Anlageberatung eingegangen werden. Nach der Darstellung, welche Möglichkeiten generell für die Anlage bestehen und wie eine solche erfolgen kann, wird näher auf Geldanlageberatung eingegangen. Fokus dieser Arbeit stellt die Betrachtung von RoboAdvisor dar. Dazu gehört die Untersuchung, welche Arten man unterscheiden kann und welche Anbieter sich bereits am Markt befinden. Außerdem soll beleuchtet werden, was Kundennutzen und Risiken sind. Auch die Stellung von Banken gegenüber RoboAdvisor wird beleuchtet, um herauszufinden, welche Meinung man daraus ableiten kann. Am Ende der Arbeit soll die Frage beantwortet werden, welche Chancen sich für die Bankenbranche auftun.

1.2 Aufbau und Methodik

Nachdem das Ziel der Arbeit dargestellt ist und der Aufbau der Arbeit erfolgt, wird das grundlegende Wissen über die Themen der Geldanlage erarbeitet. Hier werden sowohl rechtliche, als auch grundlegendes Wissen über den Kapitalmarkt und dessen Anlageinstrumente vermittelt. Nachdem diese Informationen dargestellt sind erfolgt im vierten Kapitel die Betrachtung der konventionellen Geldanlageberatung, wo auf Ablauf und speziell das Augenmerk der Vermögensverwaltung eingegangen wird und die Einordnung der Marktsituation erfolgt. Der fünfte Teil erarbeitet den Themenbereich RoboAdvisor. Hier werden neben den Grundlagen, auf die Marktsituation in Deutschland eingegangen und einige Anbieter verglichen. Danach erfolgt eine Darstellung der Vorteile und Nachteile für den Endverbraucher. Im sechsten Teil wird die Konkurrenzsituation erörtert, sowie die Chancen, welche sich durch diese Gegebenheit auftun. Schließlich steht die Betrachtung von der Zusammenarbeit zwischen RoboAdvisor und Banken an. Abschließend erfolgen die Zusammenfassung und ein Ausblick in die Zukunft. Die grundlegenden Quellen dieser Arbeit weisen zu Teilen einen Schwerpunkt auf Online-Literatur auf. Da das Thema Robo-Advice ein junges und digitales Thema ist, ist das die logische Schlussfolgerung. Sollte eine spezielle methodische Vorgehensweise gewählt sein, wird das im Kapitel erwähnt.

2. Rechtliche Grundlagen

In diesem Abschnitt wird die Frage der gesetzlichen und regulatorischen Grundlagen der Geldanlage dargestellt. Kurz betrachtet werden das WpHG, sowie die aktuellen MiFID Richtlinien. Diese werden im weiteren Verlauf der Arbeit häufig angesprochen. Die Erörterung dient dem weiteren Verständnis der Thematik. Die Anforderungen für Informationsplichten haben in den letzten Jahren eine immer genauere Ausprägungen genommen.5 Es gelten niedrige Schwellen, ab wann eine Empfehlung und damit eine Protokollierungspflicht für ausgesprochene Empfehlungen zu Stande gekommen ist. 6

2.1. WpHG

Neben den zahlreichen gerichtlichen Rechtsprechungen wurde 1994 das Wertpapierhandelsgesetz in Kraft gebracht.7 Seitdem hat dieses Gesetz viele Überarbeitungen erfahren und erfasst inzwischen viele wesentliche Fragestellungen, welche die Anlageberatung betreffen. Hier werden die Grundsätze der Anlageberatung festgehalten. Ebenso besteht mittlerweile ein Katalog von Anforderungen und Grundlagen, welche an Berater und Banken gestellt werden. 8 Das Wertpapierhandelsgesetz verpflichtet die Wertpapierdienstleistungsunternehmen zu einer anlegergerechten Beratung. Einhergehend erklärt dieses Gesetz die Dokumentationspflichten der ausführenden Organe. Dabei müssen die Erfahrungen, Ziele der individuellen Anlage und die Vermögensverhältnisse, sowie die Risikobereitschaft der Anleger festgehalten werden.9 Näher betrachtet meint eine Anlageempfehlung die Abgabe von persönlichen Empfehlungen an den Kunden, welche spezifische Finanzinstrumente betrifft. Es werden die persönlichen Umstände des Kunden gestützt,5 6 7 8 9 bevor eine Anlage als geeignet deklariert werden kann. Ein Wertpapierdienstleistungsunternehmen muss dabei vom Kunden alle Informationen über die bisherigen Berührungspunkte und Erfahrungen in Bezug auf die abzuschließenden Geschäfte erfragen und einholen. Im Fokus stehen die Ziele und Anliegen, welcher der Kunde beim Erwerb der potentiellen Finanzinstrumente verfolgt. Dabei bezieht sich die Geeignetheit darin, ob die empfohlenen Instrumente mit den genannten Zielen und Anliegen übereinstimmen. Sobald eine Erfassung dieser Informationen nicht möglich ist, besteht ein Beratungsverbot.10 Die alleinige Anlageberatung ist kein Bankgeschäft i.S.d. § 1 Abs. 1Satz 2 KWG noch eine Finanzdienstleistung i.S.d § 1 Abs. 1a KWG. Solange ein Unternehmen lediglich Anlageberatung betreibt, sind diese gemäß $ 1 Abs. 3 Satz 1 Nr. 6 KWG Finanzunternehmen. Dies erfordert keine Erlaubnisverpflichtung durch die BaFin nach § 32 Abs. 1 KWG. Dennoch handelt es sich um einen Geschäftsteil, welcher speziell für Banken eine gängige Praxis zeigt. 11 Ergänzt wird das WpHG durch die 2004 erlassenen Richtlinien über Märkte für Finanzinstrumente, welche im Folgenden kurz erörtert werden.

2.2. MiFID

Die Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente ist Teil des Aktionsplans für Finanzdienstleistungen der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2004. Die MiFID bezeichnet ein europäisches Grundgesetz für die Erbringung von Finanzdienstleistungen. Dabei ist es das erklärte Ziel, einen einheitlich rechtlichen Rahmen für die Erbringung von Finanzdienstleistungen in Europa zu schaffen. Ebenfalls stellt sie einen regulierten Rahmen für den Wettbewerb zwischen den Handelsplätzen und Wertpapierfirmen dar. Vor allem zielt sie jedoch auf einen verbesserten Anleger- und Verbraucherschutz ab. Dies wird durch ein hohes Maß an Transparenz gewährleistet.12 In Deutschland wird durch diese Richtlinie Verhaltens- und Informationspflichten in das WpHG integriert. Bei den Privatkunden sind die Wertpapierfirmen laut § 31 Abs. 3 Satz 1 WpHG verpflichtet, in einer angemessenen Form und verständlich Informationen bereitzustellen, sodass der10 11 12

Kunde die Risiken und die Art des Geschäftsabschlusses verstehen kann und darauf seine Entscheidung trifft.13 Die strengsten Anforderungen stellt die gesetzliche Lage bei der Anlageberatung. Gemäß § 31 Abs. 4 WpHG muss bei der Erbringung der Finanzdienstleistung die Wertpapierfirma alle Informationen über die Erfahrungen und Kenntnisse, Anlageziele und finanziellen Verhältnisse erlangen, um eine Empfehlung aussprechen zu dürfen.14 Der Kunde ist rechtzeitig vor Ordererteilung über die Kosten der Transaktion zu informieren. Nach § 31 Abs. 3 Satz 3 Nr. 4 WpHG muss dem Kunden die Art, die Höhe und Berechnung der Kosten zugänglich gemacht werden. Aufgrund des Anlegerschutzes sind diese Dienstleistungen der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht unterstellt. Unter der Anlageberatung versteht man die Abgabe einer persönlichen Empfehlung an den Kunden, welche sich auf bestimmte Finanzinstrumente beziehen und die Prüfung der persönlichen Umstände des Anlegers zu Grunde legen.15 Dokumentiert werden müssen diese Empfehlungen im Rahmen der Geeignetheitsprüfung, welche dem Kunden ausgehändigt wird.16 Die MiFID stellt also eine Grundlage für die Geschäftstätigkeit von Wertpapierdienstleistungsunternehmen dar. Mit dieser ist die Einführung einer einheitlichen Richtlinie für einen europäischen Rechtsrahmen gegeben.17

3. Geldanlage in Kapitalmarktprodukte

Anhand der Problematik des Niedrigzinsumfeldes werden aktuell in der Geldanlageberatung vor allem Produkte am Kapitalmarkt empfohlen, da diese eine höhere Rendite versprechen. Am Kapitalmarkt gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Gattungen der Geldanlageinstrumente, welche im Folgenden dargestellt werden sollen. Besonders soll eine kurze Übersicht über die wichtigsten Kernaspekte der Produkte wie Liquidität, Risiko und Renditechance gegeben werden. Ebenfalls wird auch auf eventuelle Besonderheiten hingewiesen und die Charakteristika dargestellt. Dies geschieht, nachdem ein grober Überblick über die generellen13 14 15 16 17 Informationen zur Geldanlage gegeben wird. Dieser Überblick soll dem Verständnis der folgenden Darstellungen der konventionellen Geldanlage und der RoboAdvisor dienen.

3.1 Grundlagen der Geldanlage

Grundlegend dienen Geldanlagen zur Wertsteigerung und zum Werterhalt des Vermögens. Das Geld soll wertbeständig angelegt werden, also zum Schutz gegen die Inflation. Unter dieser versteht man die Geldentwertung, welche durch den stärkeren Anwuchs der Geldmenge als den des Geldbedarfs entsteht. Es kann die Situation eintreten, dass die Inflation höher als die Rendite der Geldanlage ist. So ist es möglich, dass der Anleger effektiv keinen Gewinn durch seine Geldanlage erwirtschaftet.18 Bei der Wahl der passenden Anlage muss sich der Anleger um die grundlegende Ausgestaltung seiner Anlageform Gedanken machen, welchen Aspekt der Geldanlage er für sich als besonders wichtig erachtet. Dabei steht das sogenannte magische Dreieck der Vermögensanlage für die Ausgewogenheit der entsprechenden Anlageformen. Das magische Dreieck der Vermögensanlage unterteilt sich in die Aspekte der Rentabilität, der Sicherheit und der Liquidität.

Dabei ist es nicht möglich alle drei dieser Ausprägungen gleichzeitig zu erreichen. 1918 19

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Das magische Dreieck der Vermögensanlage20

In mancher Literatur werden noch zusätzliche Dimensionen aufgenommen, dies soll jedoch für die folgende Ausführung außen vorgelassen werden. In dieser Abbildung stellen die Verbindungen der einzelnen Auslegungen die direkte Abhängigkeit dar und soll sie verdeutlichen. Unter der Rentabilität versteht man die Verzinsung und den möglichen Kursgewinn der Anlage. Neben der Zins- und Ertragsausschüttung, können bei börsengehandelten Anlagen Kursgewinne zur Rentabilität beitragen.21 Liquidität meint die Möglichkeit, das angelegte Geld wieder in Bargeld oder Kontoguthaben umwandeln zu können. Das ist bei börsengehandelten Anlagen entsprechend börsentäglich möglich, sofern ein Umsatz aus Angebot und Nachfrage zu Stande kommen kann. Bei manchen Geldanlagen besteht eine eingeschränkte, oder fehlende Verfügbarkeit.22 Mit der Sicherheit werden die Erhaltung und Rückzahlung des Anlagebetrags beschrieben. In der Regel geht eine hohe Renditechance mit einem hohen Risiko einher, wobei eine hohe Sicherheit zu Lasten der Rentabilität gewählt werden muss. Auch eine geringere Liquidität führt zu einer höheren Renditechance, wenn die Veräußerung nur beschränkt oder nicht möglich ist.23 May hat zu dieser Abhängigkeit eine Übersicht von verschiedenen Anlageformen und deren Verhältnis zwischen Gewinnpotential und Sicherheit erstellt.20 21 22 23

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Gewinn- und Verlustpotentiale von Geldanlagen (Überblick)24

Auf die drei gängigsten Anlageformen soll im Folgenden eingegangen werden.

3.2 Aktien als Assetklasse und deren Charakteristika

Aktien zählen zu den langfristigen Sachwertanlagen und sind wertpapierrechtlich Anteilscheine an einer Eigenkapitalbeschaffung einer Aktiengesellschaft. Ein Inhaber von Aktien ist Miteigentümer an der Summe aller Aktiva des Unternehmens. Mit wenigen Ausnahmen werden alle Aktien an der Börse gehandelt. Der Ertrag der Aktie richtet sich dabei nach der Gewinnerzielung des Unternehmens und wird als Dividende in der Regel einmal jährlich an die Anleger ausgeschüttet. Weltweit lag in den letzten 100 Jahren der Ertrag im Durchschnitt bei vier bis fünf Prozent. Neben der Dividende kann man bei der24 Anlage in Aktien an steigenden Kursen Rendite erzielen. Dies ist jedoch auch ein Risiko, denn die Kurse unterliegen ständigen Schwankungen, sodass es auch möglich ist, einen Kursverlust bei Verkauf zu erleiden.25 Wegen der ergiebigen Renditechance ist die Anlage in Aktien bei risikobewussten Privatanlegern favorisiert. Die Informationen zu verschiedenen Aktien werden durch qualitativ hochwertige Quellen bereitgestellt. Dazu gehören neben Fachliteratur und Internet, auch die gesetzlich verpflichtend zu veröffentlichenden Jahresabschlüssen der Unternehmen. Dadurch hat der Privatanleger eine ähnliche Informationskompetenz wie professionelle Anleger.26 Da das Eigentum von Aktien eine Mitinhaberschaft des Unternehmens darstellt, gehen daraus bestimmt Rechte und Verpflichtungen hervor. Die Pflicht stellt vor allem die Leistung der Einlage auf das Grundkapital dar. Sollte es Nebenpflichten geben, müssen diese im Einzelnen genannt werden. Dem Aktionär stehen die Ertragsquellen wie Dividendenausschüttungen, etwaige Sonderausschüttungen, Gratisaktien und Kursgewinne zu. Dabei ist keine dieser Ertragsquellen garantiert.27 Neben dem Interesse am volkswirtschaftlichen Markt ist die erwähnt Renditechance die wichtigste Grundlage für die Anlage in Aktien.28 Die Rechte des Aktionärs werden durch das Aktiengesetz und die Satzung der Aktiengesellschaft verbrieft. Als beteiligter Aktionär hat man trotz der Beteiligung am Unternehmen keine Geschäftsführungsbefugnisse. Jedoch kann der Anleger seine Interessen im Rahmen der Hauptversammlung nachgehen. In dieser wird unter anderem über die Verwendung des Bilanzgewinns abgestimmt, sowie Vorstand und Aufsichtsrat entlastet. In dieser Hauptversammlung hat der Aktionär das Recht zur Informationsauskunft zu geschäftlichen Aspekten. Der Vorstand ist den Aktionären rechenschaftspflichtig. Aktien werden börsentäglich gehandelt und die aktuellen Kurse von der Börse veröffentlicht. Dieser wird durch allgemeine wirtschaftliche Entwicklungen und unternehmensbezogene Nachrichten beeinflusst. Dabei bestimmt Nachfrage und Angebot den Preis einer Aktie. Durch die ständigen Schwankungen der Kurse von Aktien sind einige Anleger abgeneigt, in diese zu investieren.2925 26 27 28 29

3.3 Anleihen als Assetklasse und deren Charakteristika

Eine weitere Assetklasse stellen die festverzinslichen Wertpapiere in Form der Anleihen dar. Diese Papiere sind auf den Namen des Inhabers lautende Schuldverschreibungen. Sie haben eine definierte Verzinsung und eine vorgegebene Laufzeit und Tilgungsform. Rechtlich besitzt der Käufer einer Anleihe eine Geldforderung gegenüber den Emittenten. Der Emittent bezeichnet bei einer Anleihe den Schuldner, wobei der Anleger als Gläubiger fungiert.30 Anleihen werden auch Rentenpapiere oder Obligationen genannt. Man findet Anleihen in einem strukturierten Portfolio, da diese Anlageform einer Alternative zur Aktie darstellt und somit zu Streuung des Investments beiträgt.31 Der Anleger hat bei der Investition in Anleihen ein Interesse an der Zinszahlung, sowie an der Wertsteigerung des Kurses des Wertpapiers. Kursschwankungen bei Anleihen sind auf die Bonität des Emittenten zurückzuführen und auf die Differenz zwischen dem Zinssatz der Anleihe selbst im Vergleich mit dem Marktzins. Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Ausprägungen bei Anleihen. Eine Anleihe kann unterschiedlich ausgestaltet werden im Sinne der Laufzeit, Tilgung, Verzinsung und im Rang bei der Liquidation des Schuldners. All diese Aspekte müssen herangezogen werden, um die Geeignetheit des Papiers und die Entscheidung für den Kauf einer Solchen treffen zu können.32 Maßgeblich hängt das Risiko der Anlage in Anleihen von der Bonität des Emittenten ab. Also ob dieser am Laufzeitende die Schuldverschreibung tilgen kann und während der Laufzeit die Zinsen trägt. Hierfür gibt es Ratingagenturen, welche die Bonität der Emittenten in verschiedene Klassen clustern. Folgende Darstellung soll einen kurzen Überblick über die bekanntesten Ratingagenturen und die verschiedenen Abstufungen bei der Bonität der Emittenten geben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Überblick über die Ratingsystematik33

3.4 Fonds als Assetklasse und deren Charakteristika

Als dritte Assetklasse werden die Fonds vorgestellt. Heute gelten die Investmentfonds als wichtigste Kapitalanlageform für private Anleger. Dabei gibt es viele verschiedene Ausgestaltungen von Fonds. Es werden Fonds für jede Ausrichtung des Risikobewusstseins angeboten. Jeder Investmentfonds folgt dem Prinzip der Risikostreuung. Der Anleger hat zudem die Möglichkeit, die Streuung durch die Wahl mehrerer verschiedener Fonds weiter zu optimieren. Fonds enthalten eine Vielzahl von verschiedenen Anlageprodukten wie die bereits erläuterten Aktien und Anleihen. Ebenso bestehen Fonds, welche wiederum in Fonds investieren. Gerade Banken bieten flexible vermögensverwaltende Fonds an, welche je nach Marktlage Umschichtungen vornehmen.34 Die Funktionsweise des Fonds stellt die folgende Abbildung dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Investmentdreieck35

Anleger zahlen wie dargestellt ihr Investment in den Fonds ein und erhalten dafür Investmentanteile. Diese Anteile werden bei der Depotbank verwahrt. Die Kapitalanlagegesellschaft investiert wiederum treuhänderisch für den Anleger und verwaltet den Fonds. Als Kontrollorgan waltet hier die BaFin sowohl über die Kapitalanlagegesellschaft als auch über die Depotbank. Die Abwicklung für Käufe und Verkäufe werden über die Depotbank geregelt.

3.4.1 Die Untergruppe der Investmentfonds

Grundlegend kann man bei den Fonds in zwei Gruppen unterscheiden. Die erste Gruppe stellt die aktiv gemanagten Fonds dar, wobei die zweite Gruppe börsengehandelte Indexfonds sind. Bei den gemanagten Fonds gibt es wiederum verschiedene Arten. Die wichtigsten zu nennenden sind Aktienfonds, Rentenfonds, Mischfonds, Geldmarktfonds und offene Immobilienfonds. Dabei werden die ersten drei genannten auch unter dem Begriff der offenen Wertpapierfonds zusammengefasst. Es unterscheiden sich die Fondsarten in den Anlageobjekten voneinander. So investiert ein Rentenfonds in Anleihen. Speziell zu erwähnen ist hier der Mischfonds, da dieser sein Kapital sowohl in Aktien als auch Renten und gegebenenfalls andere Wertpapiere investiert. Die grundlegende Entscheidung bei der Auswahl des Investmentfonds trifft der Anleger anhand der Anlagegrundsätzen des entsprechenden Fonds. Der Manager handelt laut diesen Grundsätzen die Wertpapiere im Fonds. Daher stellt die Qualität des Managements ein wichtiges Gütekriterium dar.36 Um Fonds zu vergleichen bietet sich der Performancevergleich verschiedener Fonds mit den gleichen Anlagegrundsätzen an. Die Performance gilt hier als Gradmesser für die Leistung des Managements. Dabei muss beachtet werden, dass vergangene Entscheidungen kein Garant für die Zukunft darstellen. Der Anleger erhält bei der Investition in einen Fonds die Möglichkeit auf eine Ausschüttung. Auch dies ist von Fonds zu Fonds unterschiedlich, da es ausschüttende und thesaurierende Varianten gibt. Unter der Thesaurierung versteht man die Wiederanlage der erwirtschafteten Erträge. Außerdem steht der Wertzuwachs der Anteilsscheine im Interesse des Anlegers.37

3.4.2 Die Untergruppe der Exchange Traded Funds

Für Anleger, welche auf kein aktives Management setzen, sondern in einen Aktienindex investieren möchten, gibt es die sogenannten Exchange Traded Funds. Diese Indexfonds oder kurz ETFs bilden einen Index ab. Dies wird auch als passives Management bezeichnet, da es keinen Manager gibt, welches das Portfolio steuert. Vorteile dieser Anlagevehikel ist eine geringe Kostenquote im Vergleich mit den aktiv gemanagten Fonds. Da diese Anlage an der Börse gehandelt wird, ist die Liquidität gegeben. Ein ETF investiert im gleichen Maße in die Titel eines Index, wie dieser zusammengesetzt ist.38 Grundidee der Anlage in einen Index ist, dass dieser einen Einblick auf die Entwicklung eines bestimmten Marktes gibt und der Anleger sich diese Entwicklung mit dem Kauf eines ETF sichert. Dabei zielt die Anlage in einen ETF vor allem auf die Wertentwicklung des entsprechenden Index ab. Ausschüttungen sind bei ETF meist nicht vorhanden.39

4. Analyse der konventionellen Geldanlageberatung

Investitionen und damit Anlagen sind ein wichtiger Aspekt des globalen Wirtschaftswachstums. Damit dieses Wachstum erreicht werden kann, benötigen die Marktteilnehmer Kapital. Zum größten Teil findet diese Versorgung durch die Fremdkapitalgewähr durch Banken statt, oder über den Kapitalmarkt durch die Anleger.40 Dabei tritt für die Verbindung von Anleger und Unternehmen die Bank in den Vordergrund. Die Anlage kann dabei durch bereits behandelten Anlagevehikel wie Aktien, Anleihen und Fonds stattfinden. Im Folgenden wird dargestellt, was die Grundlegenden Aspekte bei der Geldanlage sind. Dabei wird vor allem auf die Art und Weise des Arbeitens eingegangen, sowie entsprechende rechtliche Gegebenheiten. Nachdem diese Darstellung erfolgt ist, wird der Gegenpart der RoboAdvisor ebenfalls vorgestellt. Darauf wird das Hauptaugenmerk liegen.

[...]


1 Vgl. Seidel, Banking & Innovation 2016, 2016, S. 8

2 Vgl. Vgl. Dorfleitner/ Hornuf, FinTech-Markt in Deutschland, 2016, S.1

3 Vgl. Dorfleitner/ Hornuf, FinTech-Markt in Deutschland, 2016, S.4

4 Vgl. Dorfleitner/ Hornuf, FinTech-Markt in Deutschland, 2016, S.40

5 Vgl. Rong, Entwicklung der Aufklärungspflichten, 2009, S.86.

6 Vgl. Claussen, Bank- und Börsenrecht, 2014, S. 86

7 Insiderrichtlinie 89/591/EWG vom 13.11.1989, Transparenzrichtlinie 88/627 EWG vom 12.12.1988, Wertpapierdienstleistungsrichtlinie 93/EWG vom 10.05.1993

8 Vgl. Dr. Bauerle, Grundpfeiler einer rechtssicheren, kundenorientierten Anlageberatung, 2019, S. 56

9 Vgl. WpHG § 63

10 Vgl. Eilenberger, Guido, Bankbetriebswirtschaftslehre: Grundlagen - Internationale Bankleistungen - Bank-Management, 2011, S. 258

11 Vgl. Huber, Management der Wertschöpfungsketten in Banken, 2001, S. 556

12 Vgl. Nickel, Das Finanzmarktrichtlinien-Umsetzungsgesetz (MiFID), 2007, S. 11

13 Vgl. Nickel, Das Finanzmarktrichtlinien-Umsetzungsgesetz (MiFID), 2007, S. 44

14 Vgl. Nickel, Das Finanzmarktrichtlinien-Umsetzungsgesetz (MiFID), 2007, S. 47

15 Vgl. Nickel, Das Finanzmarktrichtlinien-Umsetzungsgesetz (MiFID), 2007, S. 61

16 Vgl. Nickel, Das Finanzmarktrichtlinien-Umsetzungsgesetz (MiFID), 2007, S. 85

17 Vgl. von Böhlen, MiFID-Kompendium, 2008, S. 5

18 Vgl. Götte, Aktien, Anleihen, Futures, Optionen: das Kompendium, 2001, S. 6

19 Vgl. Götte, Aktien, Anleihen, Futures, Optionen: das Kompendium, 2001, S. 8

20 Vgl. Götte, Aktien, Anleihen, Futures, Optionen: das Kompendium, 2001, S. 7

21 Vgl. May, Geldanlage: Vermögensbildung, 2009, S. 9

22 Vgl. Lindmayer, Geldanlage und Steuer 2019, 2019, S. 6

23 Vgl. May, Geldanlage: Vermögensbildung, 2009, S. 11

24 Vgl. May, Geldanlage: Vermögensbildung, 2009, S. 11

25 Vgl. Lindmayer, Geldanlage und Steuer 2019, 2019, S. 123

26 Vgl. Frankrone, Aktien, eine sichere und vorhersehbare Geldanlage?, 2012, S. 5

27 Vgl. Götte, Aktien, Anleihen, Futures, Optionen: das Kompendium, 2001, S. 59

28 Vgl. Frankrone, Aktien, eine sichere und vorhersehbare Geldanlage? 2012, S. 5

29 Vgl. Götte, Aktien, Anleihen, Futures, Optionen: das Kompendium, 2001, S. 71

30 Vgl. Götte, Aktien, Anleihen, Futures, Optionen: das Kompendium, 2001, S. 17

31 Vgl. Lindmayer, Geldanlage und Steuer 2019, 2019, S. 143

32 Vgl. Götte, Aktien, Anleihen, Futures, Optionen: das Kompendium, 2001, S. 19

33 Vgl. Lindmayer, Geldanlage und Steuer 2019, 2019, S. 146

34 Vgl. Gehwald, Investmentfonds- eine Branche positioniert sich, 2011, S. 16

35 Vgl. Gehwald, Investmentfonds- eine Branche positioniert sich, 2011, S. 19

36 Vgl. Götte, Aktienanleihen, Discount-Zertifikate, Fonds, Genußscheine: Risiken und Strategien, 2001, S. 54

37 Vgl. Götte, Aktienanleihen, Discount-Zertifikate, Fonds, Genußscheine: Risiken und Strategien, 2001, S. 46

38 Vgl. Lindmayer, Geldanlage und Steuer 2020: Bewährte und innovative Konzepte. Tools für Anleger und Berater, 2020, S. 262

39 Vgl. Lindmayer, Geldanlage und Steuer 2020: Bewährte und innovative Konzepte. Tools für Anleger und Berater, 2020, S. 265

40 Vgl. Derleder, Deutsches und europäisches Bank- und Kapitalmarktrecht, 2016, S 10

Fin de l'extrait de 57 pages

Résumé des informations

Titre
Vergleich der konventionellen Geldanlageberatung mit der digitalen Finanzberatung durch Robo-Advisor. Chancen und Risiken für Banken
Université
University of applied sciences, Nürnberg
Note
2,3
Auteur
Année
2021
Pages
57
N° de catalogue
V1002905
ISBN (ebook)
9783346403254
Langue
allemand
Mots clés
vergleich, geldanlageberatung, finanzberatung, robo-advisor, chancen, risiken, banken
Citation du texte
Dominik Schwägerl (Auteur), 2021, Vergleich der konventionellen Geldanlageberatung mit der digitalen Finanzberatung durch Robo-Advisor. Chancen und Risiken für Banken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1002905

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