Mit dieser Diplomarbeit soll die Anwendbarkeit des Person-In-Environment System (PIE) in der klinischen Sozialarbeit (KS) im deutschsprachigen Raum untersucht werden. PIE ist ein amerikanisches Klassifikationssystem sozialer Probleme (vgl. Adler 1998(b), S.190). Mit KS ist das Aufgabenfeld gemeint, das sich mit KlientInnen jeden Alters beschäftigt, die unter psychischen und physischen Krankheiten, Beeinträchtigungen oder abweichendem Verhalten leiden (vgl. Stimmer 2000(b), S.391- 392), die in dieser Arbeit durch entsprechende Fallbeispiele besonderer Beachtung zukommen wird.
Der begleitende Gedanke meines Studiums findet seinen Abschluss in dieser Diplomarbeit: Sozialarbeit soll für mich unabhängiger von anderen Berufsdisziplinen werden. D.h., dass soziale Arbeit Eigenständigkeit und eine Stärkung der eigene Theorie erfährt. Gleichwohl schließt Sozialarbeit andere Berufsgruppen (z.B. Mediziner, Psychologen) angesichts Teamarbeit nicht aus. Diese sind durch eine Fülle an Problemen am Klientel notwendig, um umfassende Lösungen zu erzielen. Vielmehr stellt sich die Frage, was einzelne SozialarbeiterInnen untereinander verbindet, wenn sie mit dem sozialarb. Hilfeprozeß beginnen. Haben dabei Streetworker mit den SozialarbeiterInnen in der Altenhilfe, im Betrieb oder Bewährungshilfe etwas gemeinsam? Sind sie an ähnlichen Problemen interessiert? Diese Fragen richten sich an die Situationsanalyse sozialer Arbeit. Dort sollte sie nicht nur auf fremden Erkenntnissen anderer Berufsdisziplinen fußen. Diese Möglichkeit könnte vielleicht das PIE bieten, da sie eine eigene Position gefunden hat, soziale Probleme zu erkennen. Ob dies jedoch erfüllt und in den deutschsprachigem Raum transportiert werden kann, soll hier untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Klassifikation in der sozialen Arbeit
- Klassifikationen in der Psychiatrie
- Verwendungsgrund für Klassifikationen
- Gefahren von Klassifikationen unter dem Schwerpunkt von psychiatrischen Diagnosen
- Umgang mit Klassifikationen
- Aus der Sicht der KlientInnen
- Aus der Sicht der TherapeutInnen
- Umgang durch empathisches Vermitteln
- Umgang durch Kompetenzwissen
- Resümee für die klinische Sozialarbeit
- Person-In-Environment System (PIE)- Ein Diagnose- und Klassifikationssystem sozialer Arbeit
- Ursprung, Geschichte und Motivation des PIE
- Vorstellung des PIE
- Faktor 1
- Faktor 2
- Faktor 3 und 4
- Exkurs: Fallbeispiel zur Kodierung nach dem PIE
- Uberlegungen zur Anwendbarkeit des PIE im deutschsprachigen Raum
- Praktikable Notwendigkeit von sozialen Klassifikationen
- Die Bedeutung der sozialen Rollen (PIE -Faktor 1) für die soziale Arbeit
- Coping-Fähigkeiten der KlientInnen
- Sozialer Grundversorgungsaspekt
- Problemorientierter Aspekt
- Ressourcenorientierter Aspekt
- Soziale Netzwerke
- Empowermentperspektive
- Sozioökologischer oder sozialräumlicher
- Zusammenfassung und Zwischenergebnis
- Ergänzung zur Anwendbarkeit des PIE im deutschsprachigem Raum
- Verstärkte Aufnahme des Ressourcen-Aspektes
- Veranschaulichendes Fallbeispiel
- Positive und negative Anmerkungen zum PIE und Endergebnis zur Anwendbarkeit
- Fazit
- Literaturliste
- ERKLÄRUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Anwendbarkeit des Person-In-Environment Systems (PIE) in der klinischen Sozialarbeit (KS) im deutschsprachigen Raum. Das PIE, ein amerikanisches Klassifikationssystem für soziale Probleme, wird im Kontext des Case Managements und der Situationsanalyse sozialer Arbeit betrachtet. Die Arbeit soll klären, ob das PIE den spezifischen Bedürfnissen der KS in Deutschland gerecht wird und welche Chancen und Herausforderungen seine Anwendung mit sich bringt.
- Eigenständigkeit der Sozialarbeit und Entwicklung einer eigenen Theorie
- Situationsanalyse und die Notwendigkeit sozialer Klassifikationen
- Ressourcenorientierter Ansatz in der KS und die Bedeutung von Empowerment
- Der sozioökologische Aspekt in der KS und die Einbeziehung der Lebenswelt des Klienten
- Vergleich des PIE mit dem medizinischen Klassifikationssystem ICD und die Herausforderungen der interdisziplinären Zusammenarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung der Diplomarbeit stellt die Problematik der Abhängigkeit der KS von anderen Disziplinen, insbesondere der Medizin, dar. Die Arbeit fokussiert auf die Frage, ob soziale Klassifikationen für die KS sinnvoll sind und ob das PIE als ein solches System im deutschsprachigen Raum anwendbar ist.
Kapitel 2 beleuchtet die Bedeutung von Klassifikationen in der sozialen Arbeit und diskutiert die Notwendigkeit einer eigenständigen Theorie und Methodik, die sich von der medizinischen Sichtweise abhebt. Der Fokus liegt dabei auf der multiperspektivischen Betrachtung des Klienten und der Einbeziehung seiner Ressourcen.
Kapitel 3 analysiert die Erfahrungen mit dem medizinischen Klassifikationssystem ICD in der Psychiatrie. Dabei werden sowohl die Vorteile als auch die Gefahren von Klassifikationen, insbesondere die Stigmatisierung von Klienten, beleuchtet. Es wird ein Anforderungskatalog für den Umgang mit Klassifikationen aus Sicht der Klienten und der Therapeuten entwickelt, der auf empathisches Vermitteln und Kompetenzwissen setzt.
Kapitel 4 stellt das PIE vor und erläutert seine Entstehung, Geschichte und Motivation. Die einzelnen Faktoren des PIE, die soziale Rollen, die Lebensweltprobleme, die Verhaltensauffälligkeiten und die körperlichen Beeinträchtigungen, werden detailliert beschrieben.
Kapitel 5 präsentiert ein Fallbeispiel, das die praktische Anwendung des PIE in der KS verdeutlicht. Die Kodierung des Falles nach dem PIE wird anhand der Faktoren 1 und 2 erläutert.
Kapitel 6 erörtert die Anwendbarkeit des PIE im deutschsprachigen Raum. Es werden die wichtigsten Anforderungen an eine Situationsanalyse aus deutscher Sicht betrachtet und mit dem PIE-Konzept verglichen. Die Kapitel 6.1 bis 6.6.3 befassen sich mit den einzelnen Aspekten des PIE, wie der Notwendigkeit von sozialen Klassifikationen, der Bedeutung der sozialen Rollen, den Coping-Fähigkeiten, dem sozialen Grundversorgungsaspekt, dem problemorientierten Aspekt und dem ressourcenorientierten Aspekt.
Kapitel 7 liefert eine Ergänzung zum PIE-Konzept, die die Berücksichtigung des Ressourcen-Aspektes im Faktor 2 des PIEs fordert. Es wird argumentiert, dass eine positive Sichtweise auf die Ressourcen des Klienten und seiner Umgebung essentiell für eine effektive sozialarbeiterische Intervention ist. Die PIE-Tabellen werden ins Deutsche übersetzt und um eine Ressourcen-Erhebungstabelle ergänzt.
Kapitel 8 fasst die positiven und negativen Anmerkungen zum PIE zusammen und diskutiert die Ergebnisse der Anwendbarkeit des PIE im deutschsprachigen Raum. Die Kapitel 8.1 bis 8.7. beleuchten verschiedene Kritikpunkte, wie die fehlende Einbeziehung aller Altersklassen, die Verständlichkeit des PIE für verschiedene Klientengruppen, die mangelnde Trennschärfe in Bezug auf den Handlungsauftrag einzelner Professionen, die Zusammenfassung der Faktoren 3 und 4, die Notwendigkeit weiterer Situationsanalysen, die Nutzung des PIE für die Gemeinwesenarbeit und die Bedeutung der Dokumentation.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Person-In-Environment System (PIE), die klinische Sozialarbeit, Situationsanalyse, soziale Klassifikationen, Ressourcenorientierung, Empowerment, sozioökologische Sichtweise, interdisziplinäre Zusammenarbeit, ICD, DSM, Case Management, Stigmatisierung und die Entwicklung einer eigenständigen Theorie der Sozialarbeit. Die Diplomarbeit beleuchtet die Anwendbarkeit des PIE in der deutschen Praxis und diskutiert die Chancen und Herausforderungen seiner Anwendung.
- Quote paper
- Diplom Sozialarbeiter/ -pädagoge Marc Ehlerding (Author), 2002, Die Anwendbarkeit des Person-In-Environment-Systems in der klinischen Sozialarbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10022
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