Diese Einsendeaufgabe befasst sich mit den Grundlagen der Prävention und Rehabilitation und thematisiert dabei vor allem die Pathogenetische und salutogenetische Perspektive, sowie die Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention.
Die pathogenetische Perspektive spielt in modernen Industriegesellschaften eine dominante Rolle und besitzt grundlegende Implikationen. Das Paradigma der Pathogenese beeinflusst sowohl das biomedizinische als auch das biopsychosoziale Modell. Laut der biomedizinischen Annahme wird Gesundheit grundsätzlich als die Abwesenheit von Krankheit definiert. Daher muss ein Mensch bestimmte festgelegte Kriterien der Diagnostik einer Krankheit erfüllen, um als krank kategorisiert zu werden. Innerhalb dieser Perspektive werden Menschen nach Gesundheit und Krankheit klassifiziert, was bedeutet, dass sie bei vorliegen messbarer Krankheitssymptome einer medizinisch definierten Krankheitskategorie zugeordnet werden und jede Erkrankung eine spezifische Ätiologie besitzt, die durch Pathogene (genetische Defekte, biologische Erreger, chemische Stoffe, physikalische Traumen, psychosoziale Merkmale) bestimmt wird.
Die Medizin hat diesbezüglich die Aufgabe, durch exakte Diagnosen die Krankheitsursachen zu identifizieren und zu beseitigen. Somit bezieht sich die pathogenetische Perspektive grundsätzlich auf die kausalen Risikofaktoren für die Entstehung einer Krankheit. Gesundheit und Krankheit stehen folglich in einem bipolaren Verhältnis zueinander, dass einander sowohl gegenübersteht als auch ergänzt. Um die Risikofaktoren identifizieren zu können, werden innerhalb der Pathogenese physische Veränderungen in verschiedener Weise untersucht, bspw. können Zellen oder Gewebe näher betrachtet und potentielle Divergenzen vom definierten Normalzustand des Körpers als "pathologisch" definiert werden.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Aufgabe 1
1.1 Pathogenetische Perspektive
1.2 Salutogenetische Perspektive
1.2.1 Kohärenz
1.2.2 Gesundheits-Krankheits-Kontinuum
1.3 Fazit
Aufgabe 2
2.1 Handlungsfähigkeit
2.2 Handlungsbereitschaft
2.3 Persönliche Eigenschaften
2.4 Beispiel
2.5 Fazit
Aufgabe 3
3.1 Primärprävention
3.2 Sekundärprävention
3.3 Tertiärprävention
3.4 Fazit
Literaturverzeichnis
Internetquellen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aufgabe 1
1.1 Pathogenetische Perspektive
Die pathogenetische Perspektive spielt in modernen Industriegesellschaften eine dominante Rolle und besitzt grundlegende Implikationen. Das Paradigma der Pathogenese beeinflusst sowohl das biomedizinische als auch das biopsychosoziale Modell. Laut der biomedizinischen Annahme wird Gesundheit grundsätzlich als die Abwesenheit von Krankheit definiert. Daher muss ein Mensch bestimmte festgelegte Kriterien der Diagnostik einer Krankheit erfüllen, um als krank kategorisiert zu werden.1 Innerhalb dieser Perspektive werden Menschen nach Gesundheit und Krankheit klassifiziert, was bedeutet, dass sie bei vorliegen messbarer Krankheitssymptome einer medizinisch definierten Krankheitskategorie zugeordnet werden und jede Erkrankung eine spezifische Ätiologie besitzt, die durch Pathogene (genetische Defekte, biologische Erreger, chemische Stoffe, physikalische Traumen, psychosoziale Merkmale) bestimmt wird. Die Medizin hat diesbezüglich die Aufgabe, durch exakte Diagnosen die Krankheitsursachen zu identifizieren und zu beseitigen.2 Somit bezieht sich die pathogenetische Perspektive grundsätzlich auf die kausalen Risikofaktoren für die Entstehung einer Krankheit. Gesundheit und Krankheit stehen folglich in einem bipolaren Verhältnis zueinander, dass einander sowohl gegenübersteht als auch ergänzt. Um die Risikofaktoren identifizieren zu können, werden innerhalb der Pathogenese physische Veränderungen in verschiedener Weise untersucht, bspw. können Zellen oder Gewebe näher betrachtet und potentielle Divergenzen vom definierten Normalzustand des Körpers als „pathologisch" definiert werden.3
In den 1970-er Jahren wurde vor allem von dem amerikanisch-israelischen Gesundheitsforscher Aaron Antonovsky und dem amerikanischen Psychiater George Engel Dias Modell der Salutogenese formuliert. Kurze Zeit später markierte die Verabschiedung der Ottawa-Charta (1986) einen Paradigmenwechsel innerhalb des Gesundheitsverständnisses, aus welchem sich die moderne Ge- sundheitsförderung mit ihrer salutogenetischen Perspektive entwickelte.
1.2 Salutogenetische Perspektive
In seinem umfassenden Werk »Health, stress, and coping« formuliert Aaron Antonovsky im Jahr 1979 wesentliche Kritik bezüglich der pathogenetischen Perspektive und widerspricht der Annahme, dass sämtliche Krankheiten durch intensive Forschung identifiziert oder geheilt werden könnten. In diesem Rahmen definiert er seine salutogenetische Perspektive bezüglich der Entstehung und Erhaltung von Gesundheit.4
Grundsätzlich geht Antonovsky davon aus, dass der Mensch sich in einem permanenten Ungleichgewicht befindet, bei dem der Organismus dazu tendiert, einen Zustand der Ordnung herbeizuführen, was zu Folge hat, dass das Prinzip nicht in der Aufrechterhaltung des inneren Gleichgewichtes, sondern in einem permanenten Ausbalancieren des Ungleichgewichtes liegt. Soziologen bezeichnen dies als Gesundheits-Krankheits-Kontinuum.5
Antonovsky beschreibt anhand einer Gegenüberstellung beider Perspektiven fünf wichtige Aspekte. Während in der Pathogenese die Menschen dichotom klassifiziert werden, bewegt sich der Mensch innerhalb der Salutogenese auf einem multidimensionalen Kontinuum zwischen maximaler Gesundheit und maximaler Krankheit. Eine weitere Unterscheidung ist die Perspektive, die sich in der Pathogenese auf den Patienten und dessen Erkrankung konzentriert, während die Salutogenese prinzipiell die Gesamtheit der Menschen betrachtet und den Fokus auf die Erklärung für das jeweilige Gesundheitskontinuum legt. Dar- überhinaus sind Unterschiede bezüglich der kausalen Faktoren zu verzeichnen. Diese konzentrieren sich in der Pathogenese auf ätiologische Faktoren einer Krankheit wie bspw. Risikofaktoren und Stressoren In der Salutogenese hingegen sind die Ressourcen zur Erhaltung und Verbesserung von Gesundheit von zentraler Bedeutung. Bezüglich der Konsequenzen hinsichtlich der Stressoren werden diese innerhalb der Pathogenese ausschließlich als Risikofaktoren interpretiert. Die Salutogenese benennt Stressoren nicht ausschließlich als Risikofaktoren, sondern auch als positiv insofern, als sie ein solches Verhalten hervorrufen können, das die Gesundheit fördert. Grundlegend benennt Antonovsky den Aspekt der jeweiligen Zielsetzung als Hauptunterscheidungsmerkmal. In der Pathogenese wird für jede Erkrankung eine jeweils spezifische Behandlungsmethode gesucht, während in der Salutogenese auf die Steigerung der Widerstandsressourcen für die Bewältigung von Stressoren gesetzt wird.6
1.2.1 Kohärenz
Kohärenzsinn bzw. Kohärenzgefühl »Sense of Coherence« bezeichnet eine Grundhaltung des Individuums gegenüber dem Leben und besteht aus drei Komponenten. Hierzu zählt das Gefühl der Verstehbarkeit (»sense of comprehensibility«), das sich auf die kognitiv klar strukturierte und verstehbare Umwelt bezieht und die Erwartung eines Menschen beschreibt, Stimuli oder Anforderungen aus Körper und Umwelt als strukturierte, geordnete Informationen zu verarbeiten, die für das Individuum erklärbar sind.7 Hinzu kommt das Gefühl der Handhabbarkeit oder Bewältigbarkeit (sense of manageability), das die Zuversichtlichkeit der Person und sein grundlegendes Vertrauen in vorhandene Ressourcen im Hinblick auf die zukünftigen Anforderungen des Lebens betrifft. Als drittes ist das Gefühl der Sinnhaftigkeit (sense of meaningfulness) zu nennen, das als Grundgefühl beschreibt, das eigene Leben als emotional sinnvoll zu empfinden und Problemen als willkommene Herausforderungen begegnet.8 Da unterschiedliche Menschen unter gleichen Bedingungen verschiedene physische Zustände erleben, ist der zentrale Prozess der Kohärenz maßgeblich dafür verantwortlich, inwieweit ein Mensch die im Leben auf ihn zukommenden Belastungen bewältigen kann bzw. inwieweit verfügbaren Ressourcen aktiviert werden können. Grundsätzlich ist festzustellen, dass Situationen oder spezifische Rollen keinen Einfluss auf den Kohärenzsinn nehmen, vielmehr jedoch dessen Ausprägung für die Entstehung und Erhaltung von Gesundheit und Krankheit verantwortlich ist.9 Der Prozess der Kohärenz wirkt also im Gesamtkontext als flexibles Steuerungselement, das die Verarbeitungskompetenzen in Bezug auf die an das Individuum gestellten Anforderungen anregt10 11 und sich stark auf die Wahrnehmung und Verarbeitung von Stressor und Spannungszustand auswirkt. Ist der „Sense of Coherence" stark ausgeprägt, kann das Individuum bei Bewertung eines Stressors entscheiden, ob dieser günstig, irrelevant oder bedrohlich ist. Wird der Stressor als bedrohlich eingestuft, schützt diese Person dennoch ihr Vertrauen, die Situation selbst bewältigen zu können. Wohingegen ein geringer „Sence of Coherence" dazu führt, dass bedrohliche Stressoren Handlungsunfähigkeit auslösen, was auf die fehlenden Fähigkeit zur
1.2.2 Gesundheits-Krankheits-Kontinuum
Die salutogenetische Perspektive geht in Bezug auf die Frage der Gesundheitsentstehung davon aus, dass diese sich innerhalb eines Kontinuums nach einem Gesundheits- und einem Krankheitspol ausrichtet. Hierbei wird die Gesundheitsentstehung nicht als passiver Gleichgewichtszustand, sondern vielmehr als ein immer wieder neu zu regulierender Prozess betrachtet.12 Diesbezüglich kann festgestellt werden, dass Gesundheit immer wieder aufgebaut werden muss, während Gesundheitsverlust ein natürlicher und allgegenwärtiger Prozess ist. Die salutogenetische Perspektive betrachtet das Streben in Richtung Gesundheit als permanenten Zustand, der nie ganz erreicht werden kann, denn auch wenn sich ein Individuum gesund fühlt, können Anteile des Körpers oder der Psyche erkrankt sein. Gleichzeitig bedeutet das, dass auch bei Krankheit zwangsläufig immer gesunde Anteile vorhanden sind.13 Metaphorisch veranschaulicht Antonovsky dies anhand eines Schwimmers in einem Fluss, der von verschiedenen Eigenschaften geprägt ist. Diese können dem Menschen das Vorankommen bspw. durch Strömungen, Biegungen oder Gefälle erschweren. Es hängt von der individuellen Kompetenz ab, ob das Individuum gut schwimmen kann. Welche Umstände die Person als guten Schwimmer definieren, ist die Grundlage von Antonovskys Forschungen.
1.3 Fazit
Zusammenfassend ist festzustellen, dass der primären Fokus der salutogeneti- schen Perspektive auf der Erhaltung und Förderung der Gesundheit liegt, während das Augenmerk der pathogenetischen Perspektive auf kausalen Risikofaktoren für die Auslösung von Krankheiten richtet. Trotz der Differenziertheit beider Modelle ergänzen sich diese hinsichtlich der Aufrechterhaltung von Gesundheit bzw. Prävention von Krankheiten, indem sie durch die Ermittlung von Risikofaktoren und gesundheitsförderlichen Faktoren das Individuum vor Krankheit schützen.
Aufgabe 2
2.1 Handlungsfähigkeit
Die Handlungsfähigkeit, als kognitive Basis der gesundheitsorientierten Lebensführung, umfasst explizites und implizites Wissen sowie spezielle Fertigkeiten.14 Zu einem gesundheitsorientierten Lebensstil muss zunächst Wissen erworben werden.15 Hierbei beinhaltet die Handlungsfähigkeit als kognitive Grundlage explizites Fakten- und Methodenwissen, implizites individuelles Erfahrungswissen sowie bestimmte Fertigkeiten.
Explizites Wissen ist dadurch gekennzeichnet, dass es beim Erwerb, Aufbau und Abruf bewusste und absichtliche Aufmerksamkeit erfordert. Je höher das Maß der Fixierung, der Reflexion sowie die Fähigkeit das Wissen zu kommunizieren, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dieses Wissen effizient anzuwenden. Bezüglich des expliziten Wissens wäre demzufolge die Aneignung von Faktenwissen hinsichtlich wissenschaftlich basierter Theorien sowie das Methodenwissen relevant.16
Da das implizite Gedächtnis Informationen umfasst, die nicht verbalisierbar sind und sich primär im Verhalten ausdrücken, speichert es Fertigkeiten und Gewohnheiten (Skills), Erwartungen und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Priming. Daher benötigt der Erwerb und Abruf impliziten Wissens keine bewusste oder absichtliche Aufmerksamkeit. Folglich wird implizites Wissen als Alltagserfahrung eher beiläufig erworben, ohne dass ein bestimmtes Lernziel besteht, was im Idealfall zu einem Lerneffekt für zukünftige Situationen führt.17 Als dritte Komponente der Handlungsfähigkeit werden spezifische Fertigkeiten hinsichtlich einer gesundheitsorientierten Lebensführung definiert, die ohne bewusste Zuwendung erfolgen. Als gemeinsame Merkmale aller Fertigkeiten dienen die Kriterien nach Norman (1982), welche psychische Automatisiertheit, flüssigen Vollzug, Störungs- und Stressanfälligkeit und bewusste Regulation be- inhalten.18 Aufgrund der expliziten Erfahrung dieser Aktivitäten sind diese auto- matisierten Fertigkeiten nicht auf andere Personen übertragbar.19 Generell findet eine ausgeprägte Handlungsbereitschaft Ausdruck in der Fähigkeit, langfristige Ziele zu bilden, stabil-flexibel mit Veränderungen umzugehen und körperliche Prozesse und Handlungen aufeinander abzustimmen20 21 und führt zu notwendigem, gesundheitsorientierten Wissen und Kompetenzen, die als Voraussetzung zur Erhaltung der Gesundheit dienen.21
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Zusammenhang zwischen explizitem, implizitem Wissen sowie
Fertigkeiten und der Handlungsfähigkeit.22
[...]
1 Vgl. Nauerth (2020), S. 20 f.
2 Vgl. Faltermaier (2017), S. 58f.
3 Vgl. Paulitsch/Karwautz (2019), S. 66f.
4 Vgl. Faltermaier (2017), S. 60.
5 Vgl. Bierbach (2019), S. 304f.
6 Vgl. Faltermaier (2017), S. 60f.
7 Vgl. Bengel/Strittmatter/Willmann (2001), S. 29.
8 Vgl. Antonovsky (1997), S. 35f.
9 Vgl. Uhle/Treier (2019), S. 146f.
10 Vgl. Bengel/Strittmatter/Willmann 2001, S. 30.
11 Vgl. Bengel/Strittmatter/Willmann 2001, S. 32f.
12 Vgl. Hurrelmann (2010), S. 124.
13 Vgl. Bengel/Strittmatter/Willmann (2001), S. 25ff.
14 Vgl. Lenartz (2012), S. 44.
15 Vgl. Hamacher/Wittmann (2005), S. 57.
16 is Ebd. (2005), S. 35.
17 Ebd. (2005), S. 35.
18 Vgl. Hacker/Skell (1993), S. 73f.
19 Vgl. Hacker /Skell (1999), S. 73f.
20 Vgl. Ducki/Greiner (1992), S. 4.
21 Vgl. Arnold (2011), S. 16f.
22 Vgl. Hamacher/Wittman (2005), S. 37.
- Citar trabajo
- Anna-Maria Burchard (Autor), 2021, Grundlagen der Prävention und Rehabilitation. Pathogenetische und Salutogenetische Perspektive und Primär-, Sekundär-, Tertiärprävention, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1002266
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