Reisen in Europa - Reisen in der frühen Neuzeit
Menschen unterwegs
In der frühen Neuzeit (1500-1800) waren Menschen aus allen Ständen und aus allen sozialen Schichten (Herzöge, Abenteuerlustige, Gesellen, Kaufleute) auf Europas Straßen unterwegs. Manche reisten alleine, manche in Gruppen aus den unterschiedlichsten Gründen und sie alle trugen zu dem bunten Leben auf den europäischen Verkehrswegen bei. Nicht nur Bekleidung und Ausrüstung der Reisenden oder die Wahl der Verkehrsmitteln waren je nach den finanziellen Möglichkeiten verschieden sondern auch die Motive und das Ziel der Reise hingen von der sozialen und wirtschaftlichen Stellung ab.
Das touristische Interesse, also der heute typische Anlaß zum Reisen, spielte zur damaligen Zeit keine große Rolle.
Groß war die Gruppe der Reisenden, die aus beruflichen Motiven unterwegs waren und durch das Reisen ihrem Broterwerb nachgingen und oft auf mehrere oder ständige Ortswechsel angewiesen waren.
Da gab es die Diplomaten, die quer durch Europa in eine ausländische Residenz reisten, die Bauern, die den nahe gelegenen Markt aufsuchten oder die Boten, die Briefe und Nachrichten von Ort zu Ort brachten. Viele verbrachten auch einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland, wie zum Beispiel Handwerker und Kaufleute.
Die Masse der reisenden Kaufleute bildeten allerdings die vielen Hausierer und fliegenden Händler, die mit einem kleinen Angebot an Waren oder mit einer kombinierten Dienstleistung den direkten Kontakt zu ihren Kunden finden mußten, wie zum Beispiel Schuhflicker, Scherenschleifer und Sensenschmiede.
Die zunehmende Professionalisierung des Kriegswesens und die damit verbundene allmähliche Ablösung des mittelalterlichen Ritterheeres, sowie die bald uniformierten, ständig einsatzbereiten Stehenden Truppen des 18. Jahrhunderts beeinflußten auch das Leben auf den Verkehrswegen. Vom Landsknecht bzw. Söldner (geworbener, für den Sold dienender Krieger) wurde eine sehr große Beweglichkeit verlangt. So legte beispielsweise ein Söldner während des Dreißigjährigen Krieges mehr als 22000 Kilometer zurück und marschierte in dieser Zeit von Oberitalien zur Ostsee und von Hinterpommern nach Nordfrankreich.
Aufgrund des Dreißigjährigen Krieges begann ein tiefgreifender Wandel im Militärwesen. Der Aufbau einer immer effektiver werdenden funktionstüchtigen Heeresverwaltung und die Disziplinierung der nach 1648 ,, stehengebliebenen" Heere verdrängten nach und nach die umherziehenden Söldnerhorden aus dem Bild der Landstraßen. Die Soldaten mußten sich von nun an nach einer detailliert vorgeschriebenen Marschordnung bewegen und befanden sich unter ständiger Kontrolle ihrer Vorgesetzten.
Diese stehenden Heere der Frühen Neuzeit waren noch keine Wehrpflichtsarmeen, sondern setzten sich hauptsächlich aus Freiwilligen zusammen, die in verschiedenen Länder angeworben wurden.
Wurde bis jetzt nur von den Menschen berichtet, die aus beruflichen Gründen unterwegs waren, so sind auch die Gruppen von Menschen erwähnenswert, die aus immateriellen Gründen reisten.
Menschen aus den verschiedensten sozialen Schichten machten sich auf die Reise, wie zum Beispiel Studenten, die die Universität wechselten oder in die Semesterferien gingen oder die Wallfahrer auf der Suche nach ihrem Seelenheil. Denn um Fürbitte und Ablaß zu leisten reisten Frauen, Männer und ganze Familien durch die verschiedensten Länder und bevölkerten als Wallfahrer und Pilger die europäischen Verkehrswege. Ebenso waren jungen Edelleute unterwegs, die politisch und kulturell interessiert Städte, Fürstenhöfe und Regionen Europas besuchten. Vor allem Frankreich, Italien, England und die Niederlanden waren ein bevorzugtes Ziel.
Auch Kururlaube waren schon bekannt, denn lange vor den Nordseebädern des 19.
Jahrhunderts kannte man die heilende Wirkung bestimmter Quellen. So reisten seit dem Mittelalter wohlhabende Bürger und Adelige auf ärztlichen Rat in Kurorte, um Linderung ihrer körperlichen Beschwerden zu erlangen. Ein beliebter Kurort war seit dem 16. Jahrhundert beispielsweise Bad Pyrmont.
Vorbereitung und Ausrüstung
Das Reisen in der Frühen Neuzeit unterschied sich hinsichtlich Dauer und Sicherheit ganz erheblich vom heutigen Reisen. So waren die Menschen damals innerhalb Europas tage-, wochen- und monatelang unterwegs.
Ist heute die Gefahr gering auf einer Reise zu Schaden zu kommen, so war der damals Reisende einer Reihe von Gefahren ausgesetzt, wie zum Beispiel plötzlich auftretende Krankheiten, ungünstige Wetterverhältnisse, Kriege, Räuber und natürlich Verkehrsmittel und Verkehrswege in schlechtem Zustand.
So versuchte man mit Reisevorbereitungen und Hilfsmitteln den Gefahren vorzubeugen. Oft versuchte man die bevorstehenden Gefahren mit kirchlich-religiösen Bräuchen zu bewältigen, da man nie wissen konnte, ob man selbst zurückkehrte oder die Daheimgebliebenen je wiedersehen würde. Dabei wurden auch abergläubische Praktiken berücksichtigt. So reiste beispielsweise kein Mensch am Karfeitag ab, da dieser Tag als Unglücksbringender galt.
Unabhängig von der sozialen Stellung und den finanziellen Mitteln der Reisenden lassen sich bestimmte Rituale regelhaft beobachten. Dazu gehören das Gebet, der Besuch des Gottesdienstes und die Abwicklung finanzieller Angelegenheiten. Gerade diese Abwicklung erforderte einen großen Aufwand, da man zu dieser Zeit von einem absoluten Währungschaos sprach. Entweder man traf in den betreffenden Reiseetappen Bekannte oder Verwandte und wechselte bei denen, oder man besorgte sich hochwertige, international anerkannte Edelmetallmünzen.
Man mußte bei einer lange andauernden Reise beachten, daß die lange Abwesenheit von der Heimat, die gesamte Lebensperspektive des Reisenden ver- ändern konnte. So konnte die Braut beispielsweise in der Abwesenheit des Reisenden, mit der fehlenden Gewißheit seiner Rückkehr, einen anderen geheiratet haben. Jedoch waren auch noch andere Planungen von großer Notwendigkeit, denn durch die immer dichter werdenden Grenzen , die von den Grenzbeamten beaufsichtigt wurden, konnten die Reisenden in große Schwierigkeiten gelangen, wenn sie sich nicht ausweisen konnten. In Seuchezeiten wurden sogar neben den persönlichen Reisedokumten, auch noch ein Gesundheitsattest verlangt, ohne dessen man die Grenze nicht hätte überschreiten dürfen. Auf der Reise innerhalb einer bestimmten Region, konnte der Reisende einen Geleitbrief zum persönlichen Schutz erwerben. Diese Briefe schützten zwar vor Übergriffen lokaler Amtsträger, jedoch nicht vor Raubüberfällen.
Für Kaufleute bot sich die Möglichkeit einer Versicherung ihrer Ware oder ihrer eigenen Person. Aufgrund der vielen, möglichen Gefahren bei einer Reise zu der damaligen Zeit gab es, im Gegensatz zu den heute typischen Reiseversicherungen, eine bemerkenswerte Auffächerung der Policen.
Die damaligen Umstände des Reisens, erforderten eine gute Reiseausrüstung, zu der die passende Kleidung als unverzichtbar galt. Denn die Reisenden waren den europäischen, klimatischen Wechselfällen unausweichlich ausgesetzt. Dazu gehörten Sonne und Hitze, sowie Sturm und Regen, als auch Schnee und Frost. Natürlich richteten sich die jeweiligen Reiseausrüstungen, nach der finanziellen Verfügbarkeit der Reisenden. Sozial schwach gestellte waren gezwungen die Nächte mit unzureichender Ausrüstung unter freiem Himmel zu verbringen.
Zum Transport ihrer Utensilien besaßen die meisten zu Fuß Reisenden einen Mantelsack, in dem das Gepäck eingeschlagen und der in der Nacht als Zudecke genommen wurde. Die Verpflegung der Reisenden wurde in sogenannten Feld- und Kaffeekästen transportiert, die als Vorgänger des Picknickkorbes gelten.
Durch Reisen auf Kutschen oder Schiffen trat oft, die auch heute noch bekannte Reiselangeweile auf. Oft mußten die Reisenden tagelang auf einem Gefährt ausharren und sich die Zeit vertreiben. Menschen, die des Lesens mächtig waren, also diejenigen aus den gebildeten Ständen, vertrieben sich meistens ihre Reisezeit durch das Lesen von Büchern. Somit entstand auch eine eigene Gattung von Untelhaltungsliteratur für Reisende. Da der Reisende auf seinen Reisen größtenteils nur auf seinen Orientierungssinn angewiesen war, da Ortsschilder, Meilensteine und Straßennummern nicht oft zu finden waren, war es sinnvoll als Ausrüstungsgegenstand eine Landkarte und einen Kompaß zu haben. Um Entfernungen zu bestimmen, war ein Schrittzähler geeignet. Kleine Apparaturen, deren Räderwerk durch einen Hebel betrieben wurden, der über ein Band am Bein des Trägers mit jedem Schritt bewegt wurde. Es zeigte vier Zifferblätter, auf denen Einer zu Zehnern, zu Hunderten und Tausendern übertragen wurden, so daß der Zähler zehntausend Doppelschritte anzeigen konnte.
Verkehrswege
In der frühen Neuzeit existierte ein hierarchisch, aufgebautes Straßennetz. Neben kontinentalen Fernstraßen, die die europäischen Länder miteinander verbanden, gab es Landstraßen, auf denen der überregionale Verkehr floß, sowie Dorfstraßen, die die einzelnen Dörfer und deren Märkte untereinander verband.
Der Zustand der Straßen zu der damaligen Zeit, war gleichermaßen schlecht. Es war also egal, ob die Straße erst ein Jahrzehnt oder ein Jahrhundert alt war. Die Straßen waren aus Sand, waren nicht gesichert und befestigt und verwandelten sich bei schlechtem Wetter in Schlammgräben.
Besonders gefährlich war dementsprechend die Benutzung von Gebirgsstraßen, die durch plötzliche Lawinen und Steinschläge noch unsicherer zu befahren waren, als die normalen Landstraßen. Das gefährlichste und größte Hindernis war die Überquerung der Alpen, die wie ein Riegel zwischen wichtigen Wirtschaftszentren und der katholischen Kirche vom restlichen Europa lag. Jedoch waren die Reisenden damals gezwungen die Überquerung über verschiedenen Pässe der Alpen, wie zum Beispiel über Gotthard- oder den Brennerpaß, die auch heute noch wichtige Verbindungen darstellen, auf sich zu nehmen. Nicht nur der schlechte Zustand der Straßen war für die damalige Zeit typisch, sondern auch die kaum vorhandene Straßenbeschilderung. Wegweiser und Meilensteine waren kaum an den Straßenrändern zu finden. Erst als die Fürsten im späten 17. Jahrhundert ihr Territorium kennzeichnen wollten, besserte sich allmählich der Bestand der Straßenschilder, jedoch wurden die Straßen nicht wirklich grundlegend verbessert.
Da die Straßen damals noch kein Fundament besaßen, bildeten sich durch den ständigen Aufbruch der Straßendecke, aufgrund großer Niederschläge und die ständige Belastung durch Hufe, Schlaglöcher. Die Ausbesserungsarbeiten, die die Gemeinden vornahmen waren mühselig, da die Arbeitskräfte, meistens Bauern über wenig Erfahrung und kaum technisches Wissen verfügten. Außerdem war ihr Lohn gering und da sie wertvolle Zeit auf ihrem Hof verloren, schickten sie oftmals Frauen und Kinder zur Straßenausbesserung, die dementsprechend noch weniger Erfahrungen hatten und die Arbeit meistens demnach auch schlecht verrichteten, so daß sich der Zustand der Straße größtenteils nicht besserte. Erst im Laufe des 19.Jahrhunderts veranlaßten die Fürsten die Straßen effektiv zu reparieren und sogar Fernstraßen neu zu bauen, nach dem französischen Vorbild wurden diese dann als Chausseen bezeichnet. Natürlich regten diese Straßen auch das finanzielle Interesse der Fürsten, so versprach doch ein gut befahrbarer Verkehrsweg eine regelmäßige Geldeinnahme an den sogenannten Mautstellen.
Die neuen Chausseen bestanden auch nicht mehr nur aus Sand, sondern es wurde mit groben Steinen eine feste, aber wasserdurchlässige Grundschicht als Unterbau gebildet. Mit mittlerem und feinem Material trug man zwei festgestampfte Deckschichten auf. An den Seiten der Chausseen wurden Gräben eingerichtet, so daß das Regenwasser schnell ablaufen konnte. Gleichzeitig markierten diese Gräben auch noch die Chausseen und ließen es so nicht zu, daß sich die Fuhrleute Nebenstellen suchten, um die Mautstellen zu umfahren. Flüsse stellten ebenfalls wie die Gebirge Gefahren dar. Da Brücken selten zu finden waren, überquerten die Reisenden die Flüsse meistens mit Fähren. Dennoch waren Brücken stets angenehmer zu nutzen und natürlich auch wesentlich ungefährlicher, als die Überquerung mit Fähren. An den seichten Flußübergängen hatten sich seit dem frühen Mittelalter Siedlungen entwickelt, die zu florierenden Umschlagplätzen und bedeutenden Städten wurden. Noch heute erinnern Ortsnamen wie Frankfurt am Main oder Oxford an der Themse an diese alte Funktion und den Entstehungszusammenhang.
Der Verkehr auf dem Wasser spielte sich jedoch nicht nur mit den Überquerungen der Flüsse ab, sondern es gab ein System von natürlichen und künstlichen Wasserstraßen durch ganz Europa. Durch das Wasser wurde eine physikalische Energiequelle erschlossen, die der menschlichen und tierischen Muskelkraft weitaus überlegen war. So überstieg beispielsweise die Ladekapazität eines Flußfrachtkahnes die eines Pferdefuhrwerkes um ein Vielfaches. Die Wasserstraßen waren demnach der ideale Transport von schweren Gütern. So wurde die Küstenschiffahrt und der Handel mit anderen Ländern immer mehr angekurbelt. So lagen auch alle bedeutenden Seehäfen an den Mündungen der großen europäischen Stromsysteme. Über die Städte und Häfen wurde sowohl der Export der Landesprodukte, als auch der Import der Handelsgüter abgewickelt.
Verkehrsmittel
Für die meisten Reisenden der Frühen Neuzeit waren die Schuhe das einzige Verkehrsmittel, das sie benutzten, wenn sie sich auf die Wege begaben. Für die Armen waren sie sogar etwas Besonderes, denn viele von denen mußten größtenteils barfuß gehen. Somit gab es zu dieser Zeit eine Reihe von Schuh- und Stiefelmachern und oftmals Flickschuster, die sich um die abgelaufenen Absätze und die durchlöcherten Sohlen der Reisenden kümmerten. Denn die Schuhe waren nach tagelangen Märschen auf schlammigen und steinigen Straßen nicht mehr in guter Verfassung und konnten eine ,,Behandlung" durch den Flickschuster gut gebrauchen, falls die Menschen ihre Reise nicht aufgeben oder barfuß weiter reisen wollten.
Diese zu Fuß Reisenden, nutzten ihren Körper jedoch nicht nur als Fortbewegungsmittel, sondern auch als Transportmittel. Auf dem Rücken transportierten die Reisenden ihr Gepäck und die berufsbedingt Reisenden ihre Handelsware, die einige Dutzend Kilo schwer war. Dabei bedienten sie sich entsprechend ihres Handelsgutes einer Reihe verschiedener Tragevorrichtungen.
Die Händler, die das dementsprechende Geld zur Verfügung hatten, nutzten aufgrund der höheren Tragekapazität Last- und Reittiere. Genutzt wurden Pferde, Ochsen, Maultiere und Esel. Besonders beim Überqueren der Gebirge war es günstig den Warenverkehr mit Lasttieren abzuwickeln.
Es war jedoch erforderlich für die Aufsicht und die Führung dieser Tiere besondere Kenntnisse zu besitzen. Da diese Kenntnisse aber bei den meisten Menschen nicht vorhanden waren, wurden sie meistens durch Prügel ersetzt, so daß die Kräfte der Tiere bis auf das Äußerste gereizt wurden. Die Steigungsstrecke von Stuttgart nach Tübingen erinnert auch heute noch mit ihrem Namen an die damaligen Quälereien; es ist der sogenannte Schindlerbuckel.
Besser natürlich noch, als der Transport durch menschliche oder tierische Muskelkraft war der Transport auf Achse. Gewöhnlich wurden ein- oder zweiachsige Fahrzeuge genutzt. Bei einfacher Bespannung waren sie mit einer starren Doppeldeichsel ausgestattet, bei doppelter Bespannung mit einer Mitteldeichsel. Zum Antrieb dieser Fahrzeuge diente die Muskelkraft von Menschen, Huftieren oder auch von Hunden.
Für den Transport von schweren Gütern nutzte man vor allem Wagen mit vollen Holzrädern, da die feingliedrige Speichentechnik den schlechten Straßenverhältnissen kaum gewachsen war.
Jedoch benutzte man für den Überlandtransport Fuhrwerke, die übergroße Speichenräder hatten, da man mit einem großem Raddurchmesser die unebenen Wege gut bewältigen konnte. Die Benutzung der Fuhrwerke und der Frachtwagen erforderte bestimmte Fähigkeiten, damit man zum Beispiel die Lenkung der Zugtiere, die Fahrzeuge wurden bis zu zwölfspännig gefahren, beherrschte.
Neben der Frachtbeförderung wurde in der zweiten Hälfte der frühen Neuzeit auch die Personenbeförderung, mit der Einführung der Kutsche, wahrgenommen. Das Besondere an der Kutschfahrt war die Federung an diesem Verkehrsmittel, das die Reise um einiges bequemer machte. Jedoch dauerte es bis in das 17. Jahrhundert, daß die Kutschen eine geschlossene Kabine mit Türen und Fenstern hatten, die die Reisenden vor Nässe, Kälte und Staub schützte.
Neben dem neu eingeführten privaten Kutschenverkehr, nahm in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch der öffentliche Postkutschenverkehr mehr an Bedeutung zu. So entstand ein immer dichter werdendes Netz, indem Relaisstationen vorhanden waren, an denen die Pferde gewechselt wurden und die Reisenden sich stärken, gegebenenfalls übernachten konnten.
Ein weiters Verkehrsmittel zur damaligen Zeit war die Sänfte. Eine Kabine, die mit Vorhängen verschlossen war und meistens von zwei oder vier Menschen getragen wurde. Die Sänfte war ein beliebtes Beförderungsmittel des Adels, der auch vor allem bei Überquerungen von Alpenpässen, wenn die Benutzung der Kutschen unmöglich wurde, gerne auf die Sänfte zurückgriff.
Durch die im Nordwesten dicht erschlossenen Wasserwege, gehörte die Schiffsreise in der Frühen Neuzeit fast schon zum Alltag, denn wo immer es möglich war Menschen und Handelsgut über Wasser zu transportieren wurde diese genutzt. So hatte sich auf den meisten Wasserstraßen ein System von regelmäßig verkehrenden Schiffen entwickelt. Ein weiteres und in diesem Bericht letztes Verkehrsmittel waren die Fähren. Aufgrund der von Flüssen unterbrochenen Landstraßen und des geringen Vorhandenseins von Brücken, war die Fähre zur Überwindung dieses Hindernisses ein wichtiges Beförderungsmittel. In der Regel waren Fähren Kähne mit niedrigen Bordwänden und konnten einige Reisende oder eine Kutsche mit Pferden aufnehmen und zur anderen Seite des Flusses befördern. Es ist noch zu erwähnen, daß trotz der immer zunehmenden technischen Neuerungen und dem besser werdenden Komfort die Reisegeschwindigkeit nur minimal erhöht werden konnte, da die einzige Energie immer noch nur die menschliche oder tierische Muskelkraft oder die Wind- und Wasserenergie war.
- Citation du texte
- Kirsten Kaiser (Auteur), 2001, Reisen in Europa zur frühen Neuzeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100213
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