Diese Arbeit soll einen Überblick über die Krankheit Albinismus verschaffen, besonders bezogen auf die Menschen in Afrika, die darunter leiden. Außerdem soll sie aufzeigen, mit welchen Probleme Albinos, sowohl auf gesundheitlicher als auch auf sozialer Ebene, aufgrund der verschiedenen Aberglauben im täglichen Leben zu kämpfen haben. Dafür muss man sich die Bedeutung von Behinderung in Afrika bewusst machen. Anschließend wird auf den Aufbau und die Herkunft des Aberglaubens eingegangen und hinterfragt, wie der Aberglaube trotz fortschreitendem Wissensstand weiterhin existieren kann und wie man den Betroffenen helfen kann.
Inhaltsverzeichnis
1.Vorwort
2. Definition von Albinismus
3. Typen von Albinismus
4. Genetische Grundlagen von Albinismus
4.2. Vererbung von Albinismus
4.2.1. Autosomal-rezessive Vererbung
4.2.2. X-Chromosale Vererbung
5. Behinderung in Afrika
6. Klassifikation der WHO
6.1. WHO Klassifikation am Albinismus
7. Albinismus in Afrika
7.1. Ursache des Aberglauben
7.2. Aberglaube in Afrika
7.2.1. Gewalt gegen Frauen mit Albinismus
7.2.2. Mütter von Kindern mit Albinismus
7.2.3. Kinder mit Albinismus
7.3. Aberglaube heute
8. Fazit
9. Abkürzungsverzeichnis
10. Literaturverzeichnis
10.1. Sekundärliteratur
10.2. Internetquellen
10.3. Abbildungsverzeichnis
11. Anhang
1. Vorwort
“I have a dream that one day people with albinism will take their rightful place throughout every level of society, and that the days of discrimination against persons with albinism will be a faint memory."
-- Peter Ash - Founder & CEO1
Mit diesen Worten appelliert der Gründer der Organisation "Under the same sun", einer Organisation die Menschen mit Albinismus in Afrika hilft, an den ersten Artikel der Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Seine Vision ist, dass Albinos ein anerkannter Teil der Gesellschaft werden und ohne Angst am normalen Alltag teilnehmen können.
Der Titel dieser Seminarfacharbeit ist "Angst vor Albinismus Aberglaube in Afrika".
Diese Arbeit soll einen Überblick über die Krankheit Albinismus verschaffen, besonders bezogen auf die Menschen in Afrika, die darunter leiden. Außerdem soll sie aufzeigen, mit welchen Probleme Albinos, sowohl auf gesundheitlicher als auch auf sozialer Ebene, aufgrund der verschiedenen Aberglauben im täglichen Leben zu kämpfen haben. Dafür muss man sich die Bedeutung von Behinderung in Afrika bewusst machen. Anschließend wird auf den Aufbau und die Herkunft des Aberglaubens eingegangen und hinterfragt, wie der Aberglaube trotz fortschreitendem Wissensstand weiterhin existieren kann und wie man den Betroffenen helfen kann.
2. Definition von Albinismus
Albinismus ist eine vererbte Störung der Melanin-Biosynthese, welche für die Bildung des Pigments Melanin zuständig ist, die zu einem variablen Phänotyp führt, der entsprechend der Mutation in einem von mehreren Genen klassifiziert wird.2 Diese wird in der Haut, den Haaren und den Augen erkennbar. Anders als bei anderen Pigmentstörung ist bei Albinismus immer das visuelle System (Augen und Sehnerv) beeinträchtigt.3 An dem Prozess der Melaninbildung sind viele verschiedene Gene beteiligt. Dadurch kann der Prozess an vielen unterschiedlichen Stellen gestört werden. Dies ist die Ursache der verschiedenen Phänotypen.4 Zudem tritt Albinismus bei Menschen unterschiedlicher Ethnien auf, mit einer deutlich höheren Häufigkeit in den Regionen von Afrika. Selbst unter Tieren kann es zu genetischen Defekten solcher Art kommen, was eine Reihe von Erkrankungen verursacht.5
3. Typen von Albinismus
Albinismus lässt sich in zwei Haupttypen unterteilen. Der eine Typ ist der okulokutane Albinismus (OCA), bei welchem besonders die Augen (oculo) und die Haut (cutan) betroffen sind. Der zweite Typ ist der okuläre Albinismus (OA). Dieser beeinträchtig lediglich die Augen.6 Beide Typen sind noch in weitere Untergruppen aufgeteilt, je nach unterschiedlichen Symptomen und Merkmalen. Vom OCA gibt es vier Untergruppen, die sich in der Vererbungsweise gleichen, jedoch verschiedene Abschnitte des Stoffwechselprozesses beeinträchtigen und somit andere Symptome hervorrufen. Der seltenere Typ ist der OA, welcher sich durch den Erbgang vom OCA unterscheidet und lediglich eine Störung des visuellen Systems verursacht.7 Auch vom OA gibt es Untergruppen, jedoch sind die Unterschiede der beiden Typen sehr gering, so dass sie meistens nicht unterteilt werden. Beim Typ zwei vom OA ist neben der Sehschärfe ebenfalls das Farbsehen beeinträchtigt.8
4. Genetische Grundlagen von Albinismus
Albinismus ist eine Erbkrankheit, die über die Erbanlagen der Eltern übertragen wird.9 Die durch Albinismus verursachte Pigmentstörung beeinträchtigt den Schutzmechanismus des Körpers. Melanin ist ein Pigment, welches in der Haut, den Augen und den Haaren vorkommt. Die unterschiedliche Farbe der Haut und der Haare wird durch die Menge des Melanins in unserem Körper bestimmt. Welche Menge Melanin unser Körper produziert, entscheidet sich in unser genetischen Veranlagung. Die Funktion des Melanins besteht darin, unseren Körper vor schädlichen UV-Strahlen zu schützen, indem es die Sonnenstrahlen absorbiert. Ist nun die Melaninbildung beeinträchtig, fehlt der Haut und den Haaren jegliches oder zumindest ein Teil des Pigments, was den Körper anfälliger für UV-Strahlen macht.10 Dadurch steigt das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken.11 In Tansania erreichen deswegen weniger als zehn Prozent der Menschen mit Albinismus das 30. Lebensjahr.12
Die Beeinträchtigung des visuellen Systems ist ebenfalls auf das Fehlen von Melanin zurückzuführen. Bei den Betroffenen ist eine Veränderung beim Sehnerv, der Netzhautmitte und der Iris zu erkennen.13 Dies führt zur verminderten Sehstärke bei Albinos.(Abb 3).
4.2. Vererbung von Albinismus
Die beiden Haupttypen von Albinismus werden auf zwei verschiedene Weisen vererbt. Der OCA wird autosomal-rezessiv vererbt und der OA X-chromosal weitergegeben.14
4.2.1. Autosomal-rezessive Vererbung
Um an den okulokutanen Albinismus Formen zu erkranken, müssen beide Eltern den gleichen Phänotyp haben. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie an OCA erkrankt sein müssen, sondern die Eltern sind in den meisten Fällen normal pigmentiert.15 Das heißt, dass sie an dem gleichem Chromosom, ausschließlich an den Chromosomen 1 bis 22 und nicht den Geschlechtschromosomen, die gleiche Veränderung in einem Gen besitzen müssen, welcher zu der Behinderung mit dem Typ OCA führt. Die Häufigkeit dafür, dass beide Eltern den gleichen Gendeffekt besitzen, liegt bei einer Wahrscheinlichkeit von 1:20.000.16 Bei Vorliegen dieser genetischen Konstellation wird jedes 4. Kind mit einer Stoffwechsel erkrankung geboren.(Abb. 2)17
4.2.2. X Chromosale Vererbung
Okuläre Albinismustypen (OA) werden X-chromosomal vererbt. Bei dieser Form liegt der Defekt in den weiblichen Geschlechtschromosomen. Frauen besitzen zwei X-Chromosomen und Männer ein X-Chromosom und ein Y-Chromosom. Da es sich um ein rezessives Merkmal handelt, leiden primär Männer an dieser Form von OA18. Die Frauen können mit dem zweiten X-Chromosom den Defekt des ersten X-Chromosoms ausgleichen. Leidet der Vater an einer OA und ist gleichzeitig die Mutter Genträgerin, werden alle männlichen Nachkommen ebenfalls mit einer OA geboren. Bei den weiblichen Nachkommen kann es vorkommen, dass sie nur Genträger sind oder ebenfalls an OA erkranken.
Dafür müsste die Mutter ihr defektes X-Chromosomen weitergeben. Jeder männliche Nachkomme einer Mutter mit diesem Defekt leidet mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% an OA und jeder weibliche Nachkomme ist mit der gleichen Wahrscheinlichkeit betroffen, leidet jedoch nicht unter OA.19
5. Behinderung in Afrika
In Afrika werden Menschen mit Behinderung stark ausgegrenzt. Sie gelten as Strafe oder als Bote des Unglücks.20 1.305 Millionen21 (Stand November 2019) Menschen leben in Afrika, von denen 15,3% an einer mittleren und 3,1% an einer schweren Behinderung leiden.22 Insgesamt leiden in Afrika 313.000 Menschen an einer Beeinträchtigung. Weltweit sind etwa 15% der Weltbevölkerung beeinträchtigt. Rund 80% von ihnen leben in Entwicklungsländern.23 Im Gegensatz zu Instustrieländern ist das Gesundheitssystem in Entwicklungsländern deutlich schwächer, weswegen mehr Kinder mit Behinderung auf die Welt kommen.24 Afrika ist ein Land mit geringem Bildungsstand (Abb. 4), was ein Grund dafür sein kann, dass eine körperliche Beeinträchtigung mit Zauberei erklärt oder als eine gottgegebene Strafe gesehen wird.25 Mit der Geburt eines behinderten Kindes gilt die gesamte Familie als bestraft.26 Bei einer geistigen Beeinträchtigung, welche nur den Verstand und daraus resultierend das Verhalten beeinträchtigt, gilt der Kopf des Kindes von einem bösen Geist besessen, seine Seele jedoch wird nicht als krank gesehen. Das Kind stellt somit im Glauben der Afrikaner keine Gefahr für die Familie und die Gemeinschaft dar.27 Wenn ein Kind nun eine geistige Behinderung hat, wird meistens mit Ritualen versucht, den Geist auszutreiben. Da das Kind nicht Schuld an seinem Zustand ist, wird ihm meistens kein Schaden zugefügt. Bei Albinismus, welcher als Strafe für die Familie angesehen wird, wird das Kind mit Albinismus oftmals getötet, um das Dorf vor Unglück zu bewahren.
6. Klassifikation der WHO
Im Mai des Jahres 1976 veröffentlichte die World Health Organisation (WHO) die International Classification of Impairments, Disabilities and Handicaps (ICIDH) die Klassifikation der Folgen von Krankheiten.28 Mit diesem Klassifikationsschema wird es ermöglicht, eine Einordnung von verschiedenen Beeinträchtigungen und Schädigungen vorzunehmen. Die WHO hat dafür drei Ebenen entworfen.
Impairment/Schädigung: Ist ein Verlust oder eine Einschränkung von anatomischen oder physiologischen Funktionen.
Disability/Einschränkung: Jede Einschränkung oder das Fehlen (aufgrund einer Schädigung) von der Fähigkeit eine Tätigkeit auszuführen, welche für einen Menschen als normal angesehen wird. Handicap/ Beeinträchtigung: Beeinträchtigung für ein bestimmtes Individuum, welche sich aus einer Einschränkung ergibt und seine Fähigkeiten auf sozialer Ebene stört.29
Nach dem ICIDH wird unter einer Behinderung eine durch eine Schädigung (impairment) verursachte Einschränkung (disability) auf funktioneller Ebene mit einer folgenden Beeinträchtigung (handicap) auf sozialer Ebene verstanden.30
6.1. WHO Klassifikation am Albinismus
Die Kategorien des ICIDH lassen sich auf das Bespiel des Albinismus anwenden.
Die Schädigung (Impairment) bei Menschen mit Albinismus ist zum einen das Fehlen von jeglichen oder einem großen Teil der Pigmente, was zu einer hellen Haut und hellen Haaren führt. Das Fehlen von Melanin beeinträchtig die Sehschärfe und die Blendempfindlichkeit der Betroffenen.
Die Schädigung (Impairment) führt zu einer Einschränkung (Disability) der Betroffenen. Das primäre Problem ist die Beeinträchtigung des visuellen Systems. Albinos haben eine besonders hohe Blendempfindlichkeit und sind entweder stark kurz- oder weitsichtig. Um lesen zu können, brauchen sie spezielle Gläser und können sich bei Tageslicht oftmals nur mit Sonnenbrille bewegen.
Der Schutz, welchen Melanin gewährt, ist bei Albinos nicht vorhanden, womit sie deutlich anfälliger für Sonnenbrand sind und sich auch das Risiko einer Hautkrebserkrankung erhöht. Aufgrund dessen sind sie gezwungen, das Sonnenlicht zu meiden.
Die Beeinträchtigung (handicap) auf sozialer Ebene ist besonders bei Albinismus in Afrika hoch, da die vorhandene Unwissenheit und der Glauben zu wenig Akzeptanz und Integration der Albinos führen. Nicht nur haben die Betroffenen mit sozialer Ausgrenzung zu kämpfen, sondern sind aufgrund ihrer angeborenen Stoffwechselstörung auch ernsthafter Gefahr ausgesetzt. Eine Teilnahme an einem gewöhnlichen Leben wird meist weder im Privat- noch im Berufsleben möglich.
7. Albinismus in Afrika
Für Albinos ist in Afrika nicht nur das Gesundheitsrisiko der hohen UV-Belastung gefährlich,31 sondern auch die Verfolgung durch die Bevölkerung ein ernstes Problem. Der dort herrschende Aberglaube führt zur Verfolgung und Ausgrenzung der Betroffenen. Es handelt sich jedoch nicht um ein flächendeckendes Problem, vielmehr sind in erster Linie die Länder mit einer geringen Bildung betroffen (Abb. 4), wo der Glaube an Hexerei am Höchsten ist. Seit den 1990er Jahren wurden in 27 afrikanischen Ländern mindestens 190 Menschen auf Grund ihrer Behinderung getötet und 300 angegriffen (Abb. 5).32 Der Großteil von ihnen ab 2008. Das Zentrum der Verbrechenswelle liegt in Tansania mit über 170 Attacken33, wo selbst die Gräber von Albinos nicht verschont bleiben. Jedoch ist der Aberglaube nicht nur in Tansania ein Problem, sondern in gesamt Ostafrika wie auch in Südafrika und Westafrika ist ein Anstieg der Verbrechen gegen Albinos zu verzeichnen (Abb.5). Vor fast zehn Jahren bekamen die Attacken große Aufmerksamkeit und die tansanische Regierung brachte viele Kinder mit Albinismus in besondere Schulen für Menschen mit einer Sehschwäche. In solchen Schulen werden den Kindern neben dem nötigen Schutz auch die nötigen Mittel, wie Brillen zur Verfügung gestellt. Hier fühlen die Kinder sich meist sehr wohl, da sie von Menschen umgeben sind, die ihr Schicksal teilen und ihre Situation verstehen können.34
[...]
1 Internet 1: https://youtu.be/HjBLC0kaVh4
2 vgl. Brilliant,M., Albinism in Africa: a medical and social emergency, Int Health, S.223
3 vgl. Käsmann-Kellner, B./Seitz, B., Phänotyp des visuellen Systems bei okulokutanem und okulärem Albinismus, in: Ophthalmologe, S.649
4 vgl. Brockmann, B., Albinismus und Vererbung, in: Arche NOAH, vol. 23, S.11
5 vgl. Wolynski, B., Neuronale Grundlagen der visuomotorischen Verarbeitung bei Normalprobanden und bei Albinismus, Magdeburg 2010, S.11
6 vgl. Brockmann, B., Albinismus und Vererbung, S. 21
7 vgl. Käsmann-Kellner, /Seitz., Phänotyp des visuellen Systems S.648-661
8 vgl. Brockmann, B., Albinismus und Vererbung , S. 23
9 Internet 2
10 vgl. Internet 3
11 vgl. Weber,U.,, Biologie Oberstufe. Gesamtband. Cornelsen, Berlin 2001, S. 180-182.
12 vgl. Amnesty International, Malawi: We are not animals to be hunted or sold, S.
13 vgl. Käsmann-Kellner, 2005, S. 13
14 vgl. Brockmann, 2011, S. 16
15 vgl. Internet 1: https://www.albinismus.de/albinismus/albinismus-albinismus
16 vgl.Weber,U., Biologie Oberstufe. S. 180-182
17 vgl. Internet 1:
18 vgl. Internet 1
19 vgl. Internet 1
20 vgl. Bruhns, 1989, Zur Situation Behinderte in Zimbabwe, Afrika-Heft Nr. 4, S. 35
21 vgl. Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW), Hannover, 2019, S. 6
22 vgl. Weltbericht Behinderung 2011 S. 30
23 vgl. Internet 4
24 vgl. Internet 9
25 vgl. Devlieger, P,Why disabled? The cultural understanding of physical disability in an African society
26 vgl. Bruhns, B.,Zur Situation Behinderter in Zimbabwe, Afrika-Hefte Nr.4, Bremen, S.35
27 vgl. ebd S.35
28 vgl. WHO, 1980 Genf, S.1
29 vgl. ebd. S.27ff
30 vgl. ebd S. 30
31 Internet 3
32 vgl. Internet 3
33 vgl. Internet 8
34 vgl. Internet 3
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2020, Angst vor Albinismus. Aberglaube in Afrika, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1001693
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.