Im Rahmen dieser Arbeit werden Motive von Athleten ergründet, um der Frage nach der "Wirksamkeit sportpsychologischer Maßnahmen zur Motivationsförderung", insbesondere im Ausdauersport, nachzugehen. Es wird betrachtet, ob psychologische Maßnahmen die Motivation des Sporttreibenden positiv beeinflussen können bzw. ob es diesbezüglich individuelle Unterschiede zwischen verschiedenen Athleten gibt. Weiterhin wird darauf eingegangen, in welchen Situationen psychologische Interventionen überhaupt sinnvoll sind.
Zum Einstieg wird daher zunächst eine Definition der "angewandten Sportpsychologie" gegeben und ihr Inhalt beschrieben sowie ihre "vermeintlichen Leistungen" genannt – nur so ist verständlich, weshalb spezifische psychologische Maßnahmen (wie beispielsweise zur Motivationssteigerung) überhaupt entwickelt wurden (Kapitel 1). In einem daran anschließenden Methodenteil werden die Begriffe "Motiv" und "Motivation" genauer erläutert, ebenso wie die Erschließung entsprechender diagnostischer Daten. Außerdem wird in diesem Teil das methodische Vorgehen innerhalb dieser Arbeit beschrieben und begründet (Kapitel 2).
Im Theorieteil werden grundlegende Annahmen über die Eigenschaften der "Sportlerpersönlichkeit" (Kapitel 3) sowie die verschiedenen sportpsychologischen Vorgehensweisen (Kapitel 4 "Grundlagentraining", Kapitel 5 "Fertigkeitstraining") dargelegt. Weiterhin werden wichtige Modelle der Motivationspsychologie vorgestellt (z.B. das bekannte "Risiko-Wahl-Modell" von Atkinson) (Kapitel 6), die eine Basis für das Verständnis der tatsächlichen Wirksamkeit der psychologischen Techniken bilden sollen.
Der Empirische Teil beinhaltet zunächst die inhaltlich passende, daher vorgeschobene Thematik zu Belastung und Erholung (Kapitel 7). Sodann folgen die Beschreibung als auch die Ergebnisse der empirischen Datenerhebung, welche mittels einer Einzelfallanalyse erfolgt ist: Durch eine gezielte Befragung im Rahmen eines direkten Interviews und der Übersicht über den Trainingsplan hinweg über mehrere Jahre (sprachlich im Rahmen des Interviews, vgl. Kapitel 8.1) konnte ein praxisnaher Bezug zur Theorie der sportpsychologischen Methoden genommen und deren Sinnhaftigkeit bzw. Wirksamkeit am Beispiel eines privat immer noch sehr aktiven, ehemaligen Hochleistungssportlers (Dieter Baumann) überprüft werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitende Worte zu Thema und Aufbau der Arbeit
1.1 "Angewandte Sportpsychologie" – Was ist das?
1.2 Argumente für den Einsatz sportpsychologischer Methoden
2 Wissenschaftliche Grundlagen
2.1 Definition "Motiv" und "Motivation"
2.2 Diagnostik zur Ermittlung von sportpsychologischem Bedarf
2.3 Methodisches Vorgehen innerhalb dieser Arbeit
3 Modelle der Motivationspsychologie
3.1 Bedürfnispyramide von Maslow
3.2 Risiko-Wahl-Modell von Atkinson
3.3 Supermotivation-Ansatz von Spitzer
4 Die "Sportlerpersönlichkeit"
4.1 Selektions- vs. Sozialisationshypothese
4.2 Zusammenhang zwischen Sporttreiben und Persönlichkeit
5 Sportpsychologisches Grundlagentraining
5.1 Atementspannung
5.2 Progressive Muskelrelaxation
5.3 Autogenes Training
Sportpychologisches Fertigkeitstraining
6.1 Aktivierung
6.2 Zielsetzung
6.3 Attribution und Selbstwirksamkeitsüberzeugung
6.4 Selbstgespräch
6.5 Konzentrationstraining
6.6 Imagination
6.7 Routinen und Habituation
7 Belastung erfordert Erholung
7.1 Erholungsstrategien und Monitoring
7.2 Psychologisches Aufbautraining nach Verletzungen
8 Motivation im Ausdauersport
8.1 Trainingsgestaltung
8.2 Sinnvolle psychologische Maßnahmen
8.3 Motivationsförderung und -erhaltung
8.4 Einfluss psychischer Belastungen
9 Signifikante Persönlichkeitsfaktoren
10 Zusammenfassung
11 Persönliche Stellungnahme
12 Literaturverzeichnis
13 Anhang
13.1 Einzelfallanalyse
13.2 Interview-Ergebnisse der Einzelfallanalyse
I EINFÜHRUNG
1 Einleitende Worte zu Thema und Aufbau der Arbeit
Eine der zentralsten Fragestellungen der angewandten Sportpsychologie ist die nach der Motivation zur körperlichen Betätigung (vgl. FEPSAC, in: Beckmann und Elbe 2008). Wozu"quält" sich ein Mensch? Welche Motive stecken hinter seiner sportlichen Leistung? Wie kann diese Motivation gefördert und aufrecht erhalten werden?
Im Rahmen dieser Arbeit sollen Motive bzw. Motivationen von Athleten ergründet werden, um der Frage nach der "Wirksamkeit sportpsychologischer Maßnahmen zur Motivationsförderung", insbesondere im Ausdauersport, nachzugehen. Es soll geklärt werden, ob psychologische Maßnahmen die Motivation des Sporttreibenden positiv beeinflussen können bzw. ob es individuelle Unterschiede zwischen den Athleten bezüglich der Wirksamkeit der entsprechenden Methoden gibt. Weiterhin wird darauf eingegangen, in welchen Situationen psychologische Interventionen überhaupt sinnvoll sind.
Zum Einstieg wird daher zunächst eine Definition der "angewandten Sportpsychologie" gegeben und ihr Inhalt beschrieben sowie ihre "vermeintlichen Leistungen" genannt – nur so ist verständlich, weshalb spezifische psychologische Maßnahmen (wie beispielsweise zur Motivationssteigerung) überhaupt entwickelt wurden (Kapitel 1).
In einem daran anschließenden Methodenteil werden die Begriffe "Motiv" und "Motivation" genauer erläutert, ebenso wie die Erschließung entsprechender diagnostischer Daten. Außerdem wird in diesem Teil das methodische Vorgehen innerhalb dieser Arbeit beschrieben und begründet (Kapitel 2).
Im Theorieteil werden grundlegende Annahmen über die Eigenschaften der "Sportlerpersönlichkeit" (Kapitel 3) sowie die verschiedenen sportpsychologischen Vorgehensweisen (Kapitel 4 "Grundlagentraining", Kapitel 5 "Fertigkeitstraining") dargelegt. Weiterhin werden wichtige Modelle der Motivationspsychologie vorgestellt (z.B. das bekannte "Risiko-Wahl-Modell" von Atkinson) (Kapitel 6), die eine Basis für das Verständnis der tatsächlichen Wirksamkeit der psychologischen Techniken bilden sollen.
Der Empirische Teil beinhaltet zunächst die inhaltlich passende, daher vorgeschobene Thematik zu Belastung und Erholung (Kapitel 7). Sodann folgen die Beschreibung als auch die Ergebnisse der empirischen Datenerhebung, welche mittels einer Einzelfallanalyse erfolgt ist: Durch eine gezielte Befragung im Rahmen eines direkten Interviews und der Übersicht über den Trainingsplan hinweg über mehrere Jahre (sprachlich im Rahmen des Interviews, vgl. Kapitel 8.1) konnte ein praxisnaher Bezug zur Theorie der sportpsychologischen Methoden genommen und deren Sinnhaftigkeit bzw. Wirksamkeit am Beispiel eines privat immer noch sehr aktiven, ehemaligen Hochleistungssportlers (Dieter Baumann) überprüft werden. Durch die umfassende Fragestellung bot es sich an, die Ergebnisse in zwei thematische Subkapitel zu untergliedern: Motive und Motivierungstechniken (Kapitel 8) sowie für den (Leistungs-) Sport signifikante Persönlichkeitsfaktoren (Kapitel 9).
Den Schluss bilden eine Zusammenfassung (Kapitel 10) sowie eine persönliche Stellungnahme, in welcher sowohl die Ergebnisse der Einzelfallanalyse und das methodische Vorgehen nochmals reflektiert werden als auch eine Bezugnahme auf die Situation als Amateursportler stattfinden soll (Kapitel 11). Im Anschluss daran finden sich dann auch das Literaturverzeichnis (12) sowie Anhang (13).
1.1 "Angewandte Sportpsychologie" – Was ist das?
1996 definierte die Europäische Föderation für Sportpsychologie (FEPSAC) die Sportpsychologie als die "Erforschung der psychologischen Grundlagen, Abläufe im Sport und Effekte des Sports". Doch in dieser Definition ist die Umsetzung dieser so erlangten wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis gar nicht enthalten, welche jedoch einen wesentlichen Bestandteil der angewandten Sportpsychologie ausmacht und im Sinne der Trainingsgestaltung auch mehr von Interesse ist als die praxisferne Theorie.
Laut Beckmann und Elbe ist Sportpsychologie "ein wissenschaftliches Fach an der Schnittstelle von Psychologie, Sportwissenschaft und Medizin" (zit. Beckmann et al. 2008, S. 15) – der Zusatz "Medizin" verdeutlicht, dass es hier auch um die Anwendung des erworbenen Wissens geht. Mithilfe der Erforschung der oben genannten psychologischen Grundlagen sollen Rückschlüsse für eine Trainingsoptimierung gezogen werden können: Empirisch-wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse sollen in Form psychologischer Fertigkeiten Anwendung in der Sportpraxis finden, um das Training an sich als auch die Leistung der Athleten zu verbessern (vgl. Beckmann et al. 2008).
Doch worin besteht die Leistung eines Athleten? Sind es ausschließlich die motorischen Fertigkeiten oder gibt es auch andere leistungsbestimmende Faktoren? Im Zusammenhang mit der Leistungsoptimierung hört man des Öfteren, dass von zwei körperlich gleichermaßen gut trainierten Athleten derjenige gewinnt, der mental stärker ist. Es gibt also außerhalb des physischen Vermögens noch einen psychischen Aspekt. Doch was ist diese sogenannte "mentale Stärke" ? Nach Loehr (1996) setzt sich mentale Stärke aus den folgenden vier Komponenten zusammen:
– Als emotionale Flexibilität wird die Fähigkeit bezeichnet, sich auf unerwartete emotionale Veränderungen einstellen und den Wettkampf als möglichst positive Situation betrachten zu können.
– Man sollte also trotz psychischem Druck stets einsatzbereit und flexibel bleiben und sein emotionales Engagement aufrecht erhalten können.
– Um auch in ausweglos erscheinenden Situationen den "Kampfgeist" nicht zu verlieren, ist es daher wichtig, dem Gegner stets die eigene emotionale Stärke zu vermitteln und sich im Gegensatz dazu nicht von dessen Stärke entmutigen zu lassen.
– Und nicht zuletzt ist auch die emotionale Spannkraft von großer Bedeutung, da sie für die rasche Verarbeitung von Niederlagen und die sofortige Wiederaufnahme der Konzentration unerlässlich ist.
Zusammenfassend beschreiben Beckmann und Elbe mentale Stärke als ein "Verfügen über effektive Selbstregulationsfertigkeiten [...], die es Individuen ermöglichen, auch unter ungünstigen Bedingungen ihr Leistungspotential abzurufen" (zit. Beckmann et al. 2008, S. 14). Ebenso wie andere sportliche Fertigkeiten bedarf das Aneignen solcher Selbstregulationsfertigkeiten einem längerfristigen Trainingsprozess. Dies bedeutet, dass das sportpsychologische Training keinesfalls "kurz zwischendurch" stattfinden, sondern vielmehr in den regulären Trainingsplan mit eingeflochten werden sollte, sodass sich physische und psychische Maßnahmen gegenseitig ergänzen und fördern können (vgl. Stoll 1995).
Doch was haben nun die Selbsregulationsfertigkeiten (Kapitel 6.1) mit der Motivation eines Athleten zu tun? Laut Bandura (1982) hängt der Prozess der Selbstregulation (Selbstbeobachtung, Selbstbewertung, Selbstreaktion) eng zusammen mit der sogenannten Selbstwirksamkeitsüberzeugung, d.h. der Erwartung mithilfe der eigenen Kompetenzen bestimmte Handlungen erfolgreich abzuschließen. Personen mit einer hohen Selbstwirksamkeitsüberzeugung sind in der Regel auch ausdauernder bei der Bewältigung von Aufgaben: Durch Erfolge erfährt der Athlet eine Bestätigung (positive Verstärkung) seines Handelns, was ihn zum Fortsetzen dieser Aktivität motiviert. Im Endeffekt dienen die Selbstregulationsmechanismen also dem Erhalt und der Förderung der Motivation.
1.2 Argumente für den Einsatz sportpsychologischer Methoden
Sportliche Leistung ist ein höchst komplexes Phänomen. Da sowohl physische als auch psychische Komponenten beteiligt sind, muss das Trainingsziel eine Optimierung aller Komponenten sein. Zu beachten ist hierbei, dass man von Anfang an realistische Ziele setzt, um die Motivation und eine damit verbundene Leistungsbereitschaft aufrecht zu erhalten bzw. wieder herzustellen.
Ebenso wie im regulären Fertigkeitstraining ist auch im psychologischen Training die angemessene Zielsetzung wesentlich: Sind die Ziele zu niedrig angesetzt, verliert die Bewältigung der sportlichen Aufgabe an Reiz und der Sportler beginnt sich zu langweilen. Wird der Sportler im Gegensatz dazu überfordert, weil die Ziele zu hoch gesteckt sind, kann dies zu Resignation führen. In beiden Fällen leidet die Motivation, welche die Grundvoraussetzung für das Fortführen der Tätigkeit und somit auch für eine potentielle Leistungssteigerung ist (vgl. Beckmann und Elbe 2008; vgl. Stoll 1995).
Psychologisches Training ist also nicht nur in Krisensituationen sinnvoll, sondern auch der Athlet ohne akute Probleme kann durch gezielte Maßnahmen seine grundlegenden mentalen Fertigkeiten optimieren, stabilisieren und für eventuell auftretende kritische Situationen präparieren. Einfache Entspannungstechniken sind bereits ohne Diagnose und ohne jegliche Vorkenntnisse recht schnell erlernbar und helfen jedem Athleten – ob Krise oder nicht – seine jeweilige Bewegungsaufgabe leichter zu bewältigen (vgl. Beckmann und Ehrlenspiel 2006).
Schließlich lenken entspannende "Anwendungen" nicht nur die Aufmerksamkeit auf die bevorstehende Tätigkeit, sondern sie fördern ebenso die Konzentration, sodass die Fokussierung auf einen bestimmten Bewegungsablauf respektive ein gesetztes Ziel leichter fällt. Weiterhin kann psychologisches Training die "Kultivierung der Muskelsinne" (vgl. Jacobson 1938), sprich die Weiterentwicklung des Bewegungsgefühls bezwecken, was wiederum die allgemeine motorische Lernfähigkeit verbessert: das Erlernen weiterer Bewegungsabläufe, Techniken und teilweise auch Taktiken wird durch vertiefte Kenntnisse über psychologische Zusammenhänge vereinfacht und dadurch beschleunigt. Dieser Effekt nimmt direkten Einfluss auf die Selbstwirksamkeitsüberzeugung des Athleten, da er merkt "Ich kann tatsächlich etwas (mit dem psychologischen Training) bewirken" – sowie sich sein Selbstbewusstsein steigert, wird sich ebenso seine Motivation anschließen.
Durch eine sportpsychologische Intervention wird die Motivation also nicht zuletzt wieder hergestellt, nachdem sie eventuell "gefährdet" oder zu gering war, sondern auch angemessen gesteigert und kann im Optimalfall langfristig auf dem "richtigen Niveau" gehalten werden.
II METHODENTEIL
2 Wissenschaftliche Grundlagen
In der Verhaltenspsychologie werden dem menschlichen Handeln vielschichtige Faktoren als Triebfeder zugrunde gelegt: angeborene Triebe und Instinkte, Hormone, frühkindliche Prägungen, situative Anreize, Wille (Volition) und Persönlichkeitsmerkmale...
Den meisten frühen Motivationskonzepten ist daher gemeinsam, dass sie die Ursache des menschlichen Verhaltens in seiner Biologie suchen, wobei sich diese Erklärungsansätze zwei unterschiedlichen Bereichen zuordnen lassen: einerseits wird die Motivation eines Menschen seinen genetischen Grundlagen respektive auch den ihn umgebenden Umwelteinflüssen zugeschrieben, andererseits wird aber auch seine Handlungsfähigkeit und damit seine persönliche Freiheit vertreten. Beide Ansätze bestehen bis heute, da situationsbedingt entweder die eine oder die andere Theorie besser als Argumentationslinie geeignet zu sein scheint.
2.1 Definition "Motiv" und "Motivation"
Generell werden Motive als richtungsgebende, leitende und antreibende psychische Ursachen des Handelns beschrieben, die den Handelnden dazu befähigen, bestimmte Dinge entsprechend seiner subjektiven Motivation selektiert wahrzunehmen und eine darauffolgende emotionale Erregung zu zu erleben. Man unterscheidet biogene oder primäre (angeboren) von soziogenen oder sekundären Motiven (erlernt, erworben). Die theoretischen Ansätze der sogenannten Selektions- sowie der Sozialisationshypothese, die in Kapitel 4 ("Die Sportlerpersönlichkeit") näher erläutert werden, beziehen sich auf ebendiesen Sachverhalt und werden daher an dieser Stelle nicht detaillierter erläutert. Da es bislang kein gutes Messinstrument für Leistungsmotivation als angenommenes Persönlichkeitsmerkmal gibt (vgl. Beckmann und Elbe 2008), schien es sinnvoll, diese Frage unter anderem auch in der Einzelfallanalyse (siehe Kapitel 9) genauer zu untersuchen.
Motive werden aber noch weiter differenziert: Von i mpliziten Motiven spricht man, wenn sie auf überdauernde individuelle Dispositionen und Prägungen zurückzuführen sind. Da sie meist in der frühen Kindheit erlernt wurden und emotional getönte Präferenzen bzw. habituelle Bereitschaften darstellen, sich immer wieder mit bestimmten Arten von Anreizen auseinanderzusetzen, können sie sowohl biogener als auch soziogener Natur sein oder sogar eine gemischte Motivstruktur aufweisen. Im Gegensatz zu diesen unbewussten "Neigungen" sind explizite Motive bewusst und können demnach sprachlich repräsentiert werden. Meistens handelt es sich um Selbstbilder, Werte und Ziele, die sich eine Person selbst zuschreibt (vgl. Stoll 1995).
Schwierig wird es, wenn implizite und explizite Motive nicht übereinstimmen, was (insbesondere im sportlichen Kontext) relativ häufig vorkommt (vgl. Heckhausen und Heckhausen 2006): der Einzelne kann zwar bewusste Motive haben, die aber nicht zwangsläufig mit seinen unbewussten Vorlieben und Gewohnheiten kongruieren. Dieser "psychische Konflikt" kann sich ungünstig auf die Effizienz der Handlung und auch auf das persönliche Wohlbefinden auswirken. Ein häufig zu beobachtendes beispielhaftes Phänomen ist folgendes: Trotz starker Erkältung trainiert ein übereifriger Sportler weiter – obwohl er seinem Körper (unbewusst / implizit) gerne eine Pause gönnen möchte, setzt er sein reguläres Training fort, um seinem Trainingsplan mit dem Ziel "Halbmarathon" treu zu bleiben (explizit). Zwangsläufig wird jedoch weder das Training sehr effektiv sein noch wird seine Genesung gefördert werden.
Da eine Handlung selten von einem einzelnen Motiv, sondern vielmehr von einem ganzen Motivbündel geleitet wird, ergibt sich die Motivation logischerweise aus der Gesamtheit aller in der Handlung wirksamen Motive, die das Verhalten des Individuums aktivieren und regulieren. Man versteht unter Motivation also die Bereitschaft, eine bestimmte Handlung in einer konkreten Situation mit einer bestimmten Intensität bzw. Dauerhaftigkeit auszuführen (z.B. regelmäßiges Lauftraining) – Ziele geben dem (sportlichen) Handeln dabei eine Richtung bzw. Orientierung.
Von intrinsischer Motivation ist die Rede, wenn eine Handlung um ihrer Selbst willen ausgeführt wird, d.h kein externaler Grund existiert: die Handlung selbst bedeutet für den Auszuführenden Belohnung, da sie in der Regel mit positiven Emotionen (Spaß, Erfolgserwartung, Neugier) und Sachinteresse verbunden ist. Ungleich dazu sind an eine extrinsisch motivierte Handlung äußere Bedingungen geknüpft, was bedeutet, dass dieses Verhalten somit lediglich aus der entsprechenden positiven (Belohnung) oder negativen Verstärkung (Zwang) resultiert.
Leistungsmotivation bezeichnet die Tendenz, als wesentlich bewertete Aufgaben mit Energie und Ausdauer bis zum erfolgreichen Abschluss zu bearbeiten (zit. Drever und Fröhlich 1972, Wörterbuch zur Psychologie, S. 170). Diese erweiterte Definition beinhaltet in dem Begriff der "Bewertung", dass es sich bei der (Leistungs-) Motivation um einen subjektiven Parameter handelt. Demnach ist ebenso wie die Erwartung an die zu erbringende Leistung (siehe Selbswirksamkeitsüberzeugung, Kapitel 6.3) auch die Motivation dem subjektiven Empfinden des Handelnden untergeordnet, was rückschließend bedeutet, dass die Menschen aufgrund ihrer starken Diversität auch sehr unterschiedlich motiviert sind.
2.2 Diagnostik zur Ermittlung von sportpsychologischem Bedarf
Es stellt sich nun die Frage, wie man angesichts dieser menschlichen Vielfältigkeit einerseits die bereits vorhandenen Motive und Motivationen und andererseits den individuellen Bedarf an entsprechenden motivationsfördernden psychologischen Maßnahmen (siehe Kapitel 6) effektiv ermitteln kann. Dies erfordert eine zielgerichtete Diagnostik, sprich die Ermittlung eines Zustands mittels einer geeigneten Datenerhebung. Innerhalb einer personenbezogenen Diagnostik ist für ein aussagekräftiges Ergebnis die individuelle Behandlung des Sujets in Hinblick auf die personellen Gegebenheiten des zu untersuchenden Individuums maßgebend.
Bevor also eine sportpsychologische Maßnahme eingeleitet werden kann, muss eine genaue Situationsanalyse erfolgen. Ausschlaggebend hierbei ist, dass der Athlet selbst die Diagnose akzeptiert, was nur dann möglich sein wird, wenn ihm die Ziele und Erfolgschancen des Programms nachvollziehbar offengelegt werden und er selbst die psychologischen Maßnahmen als sinnvoll und hilfreich erachtet. Dementsprechend müssen dann sowohl Diagnose als auch Intervention problembezogen gewählt werden. Moser (1977) nennt als wesentliche Qualitätsmerkmale einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Psychologen und Athleten:
– die Transparenz des zu realisierenden Programms, d.h. die einzelnen Elemente der psychologischen Maßnahmen sollen klar definiert werden, aufeinander aufbauen und in einer sinnvollen zeitlichen Struktur sowie nach dem Grundsatz der Periodisierung gestaltet sein,
– die Stimmigkeit, d.h. die Vereinbarkeit der Ziele mit den entsprechenden Methoden
– sowie der "Einfluss des Forschers", d.h. dass der Psychologe die Ergebnisse der Diagnose(n) weder verfälschen noch verzerren darf, um die anschließende Interventionsplanung am realen Zustand orientieren und einen tatsächlich problemorientierten psychologischen Trainingsplan erstellen zu können.
Ziel ist es, dass Psychologen, Trainer und Athleten gemeinschaftlich Diagnosen erstellen, um eine zielführende Maßnahme gewährleisten zu können. Aufgrund der geschaffenen Vertrauensbasis soll offen über Ziele und deren Realisierung diskutiert und somit zu einer problemorientierten Lösung gefunden werden (vgl. Beckmann und Elbe 2008).
Nachdem das Problem identifiziert und ein Sportpsychologe hinzugezogen wurde, gilt es eine vorläufige Diagnose zu stellen, über die der Psychologe dem Trainer und dem Athleten Rückmeldung gibt. Aufbauend auf diese erste Analyse, erstellen dann alle Beteiligten eine gemeinsame Diagnose, infolge derer sowohl die Planung als auch die anschließende Umsetzung der entsprechenden Intervention stattfinden.
Bestenfalls werden parallel mehrere unterschiedliche Informationsquellen und Diagnostikmethoden angewandt, um das Ergebnis vielfach zu bestätigen (vgl. "multitraid-multimethod" von Brickenkamp 1997) – eine Falschdiagnose könnte kostbare Trainingszeit in Anspruch nehmen ohne jedoch von weitreichendem Nutzen zu sein. Dennoch sollte in Anbetracht der vielen verschiedenen und teilweise auch recht zeitaufwändigen Möglichkeiten der Diagnose auch stets das Verhältnis von Aufwand und Ertrag im Blickfeld stehen.
Im Sinne des sogenannten "Action-Research-Ansatzes" (vgl. Moser 1977) soll dieser diagnostische Prozess jedoch nicht nur auf einen einzigen Durchlauf beschränkt bleiben, sondern vielmehr als kontinuierliche Verbindung zwischen Datenerhebung, Diagnose und Handlung betrachtet werden. Das bedeutet, dass regelmäßig eine Evaluation der durchgeführten Intervention stattfinden soll, um den Trainingsplan hinsichtlich weiterer folgender Maßnahmen fortlaufend in einem "Prozess des Maßschneiderns" weiter zu optimieren. Sinnvollerweise ist dieser gesamte Betreuungsprozess durch ein kontinuierliches Monitoring des Erholungs-Beanspruchungs-Zustands zu ergänzen, um ein Übertraining zu vermeiden.
2.3 Methodisches Vorgehen innerhalb dieser Arbeit
Thema dieser Arbeit ist jedoch nicht das Feststellen eines Motivationsbedarfes – dieser wird im Ausdauersport generell vorausgesetzt. Vielmehr sollen empirische Befunde bezüglich der kurz- und langfristigen (Selbst-) Motivierung, die auf Erfahrungswerten eines ehemaligen Hochleistungssportlers basieren, in einer Einzelfallanalyse dargelegt werden. Die Ergebnisse werden mit den theoretischen Ansätzen der Sportpsychologie verglichen, sodass Bezüge zwischen dieser und der Trainingspraxis hergestellt werden können.
Generell ist bei einer Datenerhebung darauf zu achten, dass die angewandten Testverfahren systematisch entwickelt worden sind und ihre Zuverlässigkeit dahingehend geprüft wurde, ob sie tatsächlich das messen, was sie messen sollen – sprich, ob sie sowohl eine hohe Messgenauigkeit (Reliabilität) aufweisen als auch gültige Aussagen liefern (Validität). Meistens finden daher sogenannte "standardisierte Tests" Anwendung, bei denen die Gütekriterien festgesetzten Standards entsprechen müssen: sowohl der Inhalt und die Reihenfolge der Fragen als auch das Antwortformat bzw. die Antwortkategorien sind von Anfang an festgelegt. Aufgrund der hohen Durchführungs- und Auswertungs objektivität sind derartige Tests zwar erheblich ökonomischer als nicht-standardisierte Verfahren, da die erhobenen Daten auch tatsächlich direkt miteinander vergleichbar sind (Reliabilität und Validität); jedoch gibt es bei umso höherer Standardisierung umso weniger Spielraum für die verschiedenen Möglichkeiten der Auswertung – so erhält man beispielsweise die Lösung eines Problems nicht, wenn der Rahmen des Testverfahrens zu sehr eingegrenzt ist. Oft ist es daher ratsam, im Vorfeld eines standardisierten Verfahrens ein systematisches Interview und/oder eine offene Verhaltensbeobachtung durchzuführen, um einen ersten Überblick über die Situation und die Problemlage zu erhalten (vgl. Petermann 1989).
Wie bereits oben erwähnt, soll zur Beantwortung der Frage nach der Wirksamkeit sportpsychologischer Techniken hier die Methode der sogenannten Einzelfallanalyse Anwendung finden, welche man bei weiterem Forschungsinteresse als ein solches erstes systematisches Interview betrachten und mit weiteren empirischen Studien daran anknüpfen könnte.
Laut Petermann (1989, zit. S.24) besteht das Ziel einer Einzelfallanalyse darin, "Gesetzmäßigkeiten bei psychischen und sozialen Prozessen zu beschreiben und vorherzusagen". Die Fallstudie zu dieser Arbeit bezieht sich auf die Motivierung zum Ausdauersport sowie auf die Verwertbarkeit psychologischer Anwendungen in Training und Wettkampf. So wird versucht, anhand eines Interviews mit Dieter Baumann herauszustellen, wie sich ein Leistungssportler motiviert und welche psychologichen Maßnahmen er anwendet. Darüberhinaus gibt der Befragte noch eine persönliche Einschätzung über sportförderliche Faktoren.
In Anbetracht der sehr komplexen Fragestellung scheint es sinnvoll die verschiedenen Absichten der Einzelfallanalyse kurz in Verbindung mit der hier behandelten Thematik darzulegen (vgl. Petermann 1989):
– Zunächst einmal geht es darum, das individuelle Verhalten einer Person im Zeitverlauf zu beobachten und zu beschreiben ("Ist eine Person motiviert?").
– Eine Analyse der zeitlichen Abhängigkeitsstruktur der Beobachtungen lässt Rückschlüsse auf den zugrunde liegenden (psychologischen) Prozess zu ("Wann, unter welchen Umständen ist eine Person motiviert?").
– Die bereits genannten Punkte ergeben sich aus dem Streben, einen psychologischen Prozess kontrollieren und beeinflussen zu wollen ("Wie, durch was kann die Motivationslage verändert werden?").
– Zielgerecht soll über diese Forschungsgrundlage dann auch ein Praxisbezug hergestellt werden, indem die Wirkungen einer Intervention auf einen Prozess untersucht und gezielte Vorhersagen getroffen werden ("Sind die angewandten (psychologischen) Maßnahmen wirkungsvoll?").
Nach Hussy und Jain (2002) geht die Einzelfallanalyse von der Betrachtung einer einzelnen Untersuchungseinheit aus, wobei diese im konkreten Fall aus einer Einzelperson, aber auch aus einer (homogenen) Gruppe, einer komplexeren Sozialstruktur, einer Gesellschaft oder Kultur bestehen kann. In der vorliegenden Arbeit handelt es sich bei der Untersuchungseinheit um eine Person: Diese kann zum Einen hinsichtlich ihrer natürlich gegebenen Stabilität oder Variabilität (z.B. "sportföderliche" Persönlichkeitsmerkmale oder Eigendynamik von Stimmungen) untersucht werden – man spricht dann von einer sogenannten deskriptiven Einzelfallanalyse –, und zum Anderen aber auch bezüglich ihrer Veränderbarkeit durch das Einwirken von unabhängigen Variablen (z.B. soziale Kontakte, Wetter, psychologische Maßnahmen) – dies ist dann eine explikative Einzelfallanalyse. Innerhalb dieser Arbeit wird demnach sowohl deskriptiv als auch explikativ analysiert.
Als Messinstrument geeignet sei eine Einzelfallanalyse dann, wenn sich die Fragestellung auf die Untersuchungseinheit als Ganzes und nicht nur auf Unterheiten beziehe (vgl. Hussy und Jain, 2002). In diesem Fall sollen Förderung und Erhalt der Motivation (als Ganzes) mithilfe psychologischer Techniken (bzw. deren Wirksamkeit) untersucht werden und nicht nur eine einzelne Methode (z.B. Visualisierung).
Die Variante "Interview" wurde deshalb gewählt, weil bei Fragebogenuntersuchungen die Gefahr der Antwort im Sinne der sozialen Erwünschtheit besteht. Beim Interview dagegen wird aufgrund der Umstände (keine Zuhörer, nicht anonym, Bestreben des Befragten die eigene Autenthizität zu wahren) davon ausgegangen, dass der Befragte wahrheitsgemäß antwortet. Hinzu kommt, dass der Befragte Dieter Baumann aufgrund seines großen Erfahrungsschatzes (nach eigener Aussage) einen Zustand großer Zufriedenheit erreicht hat, sodass sein Streben nach sozialer Anerkennung in diesem Bereich (fast) vollständig gesättigt ist.
Der hier vorliegenden Arbeit wurde eine Einzelfallanalyse mit einem erfahrenen Leistungssportler zugrunde gelegt, da es im Rahmen der Motivationsfrage sinnvoll erschien, einen Profi aufgrund dessen jahrelanger Erfahrung einem Amateur vorzuziehen. In diesem Sinne hat das Profil des befragten Leistungssportlers wohl eine Art Vorbildfunktion inne, aus welcher Erkenntnisse bezüglich der Effektivität und Nützlichkeit psychologischer Maßnahmen geschöpft und dann möglicherweise auf einen Amateursportler übertragen werden können. In erster Linie galt das Interesse also nur dem spezifischen Fall "Leistungsausdauersportler". Da man bei solch einer Stichprobe aber nicht von einer Allgemeingültigkeit ausgehen kann, soll die Möglichkeit offen bleiben, weitere Untersuchungen anzufügen, um diese Datenerhebung zu ergänzen.
Eindeutiger Vorteil dieser Methode ist die geringe Stichprobengröße, sodass aus rein technisch-organisatorischen Gründen beliebige Messwiederholungen möglich sind, welche wiederum eine gute Messfehlerkontrolle über die Zeit gewähren. Eine Generalisierung der Ergebnisse ist anhand von Replikationsstudien, d.h. durch die Wiederholung von Einzelfallanalysen unter variierten Bedingungen, zulässig. Aussagekraft und Interpretierbarkeit können durch weitere Replikationen noch optimiert werden. Außerdem ist durch die eindeutige Homogenität der Untersuchungseinheit (siehe oben) eine spezifische und praxisnahe Forschung möglich, da nur wenige Parameter vorangenommen werden müssen (z.B. sind keine personellen Unterschiede zu berücksichtigen) (vgl. Petermann 1989).
Generell stehen Einzelfallanalysen also nicht in Konkurrenz zu Gruppenuntersuchungen, sondern lassen sich vielmehr durch solche ergänzen bzw. können durch systematische Replikationsstudien bis hin zu einer Generalisierung erweitert werden. Allerdings sollte man bedenken, dass sich bei zunehmend komplexeren Fragestellungen die Replikationsmöglichkeiten verringern, weil immer mehr Aspekte bei einer entsprechenden Studie beachtet und im Hinblick auf die zu replizierende Studie vergleichbar sein müssen.
III THEORIETEIL
3 Modelle der Motivationspsychologie
Um einen kurzen Überblick über verschiedene Theorien zur Bildung und Förderung von Motivation als Antriebfeder des menschlichen Handelns zu geben, werden im Folgenden drei Erklärungsansätze vorgestellt: die Bedürfnispyramide von Maslow, das Risiko-Wahl-Modell von Atkinson sowie der Supermotivation-Ansatz von Spitzer.
3.1 Bedürfnispyramide von Maslow
Der US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow versuchte 1943 menschliche Bedürfnisse und Motivationen mithilfe einer hierarchischen Struktur zu erklären. Insbesondere Inhalt, Art und Wirkung von Motiven waren für ihn interessant: er stellte fest, dass manche Bedürfnisse Priorität vor anderen haben und versuchte daraus Gesetzmäßigkeiten verhaltensbestimmender Motive zu ergründen. Zunächst ordnete er die beobachtbaren menschlichen Bedürfnisse in fünf hierarchisch angeordnete Kategorien ein, beginnend mit den grundlegendsten körperlichen bis hin zu den kognitiv und emotional hoch entwickelten:
(1) Als physiological needs bezeichnet er Elementarbedürfnisse, die der Körper teilweise selbst reguliert (z.B. Nährstoffe, Hormone, Schlaf, Sexualverhalten, Mutterliebe), die aber (fast) immer hochkomplexe, multikausale Verhaltensstrukturen mit sich ziehen.
(2) Safety needs sind gekennzeichnet durch die Suche nach Sicherheit und Stabilität wie sie oft in der menschlichen Bevorzugung des Bekannten gegenüber dem Unbekannten präsent wird (z.B. wird bei Zwangverhalten wie Reinlichkeits- oder Ordnungszwang die Welt durch Rituale und Regeln derart zu ordnen und zu stabilisieren versucht, dass alles Unbekannte verschwindet). Unter anderem wirke dieses Bedürfnis auch bei der Entstehung von Kulturen sowie der Erforschung der Natur mit, da diese Versuche darstellen, die Welt zu erklären, also "bekannt zu machen". Bei Personen mit einer starken Ausprägung in diesem Bereich wird häufig eine Tendenz zur Suche nach einem Beschützer (stärkere Person) beobachtet.
(3) Love needs stellen soziale Bedürfnisse dar, denen das Verlangen nach zwischenmenschlichen Beziehungen und Liebe, Zuneigung, Geborgenheit zugrunde liegt. Charakterisiert wird diese Kategorie durch den Versuch eine soziale Rolle zu erfüllen bzw. sich einen bestimmten Platz in einer sozialen Gruppe sichern zu wollen.
(4) Esteem needs, Individualbedürfnisse, beinhalten Wünsche sowohl nach (mentaler/körperlicher) Stärke, Erfolg, Unabhängigkeit und Freiheit als nach Ansehen, Prestige, Wertschätzung, Achtung und Wichtigkeit. Somit handelt es sich also um eine passive Komponente unserer Selbstachtung, die nur von anderen Menschen für uns erfüllt werden kann.
(5) Die Selbstverwirklichung (needs for self-actualization) definiert Maslow als ein spezifisches und begrenztes Konzept: Der Wunsch, das eigene Potential auszuschöpfen, ist stets abhängig von den individuellen Gegebenheiten einer Person. Den Anteil der Weltbevölkerung, die diese Stufe überhaupt erreichen, schätzte der Psychologe auf etwa 2%.
(6) 1970 erweiterte Maslow sein Modell um die Stufe der transcendence, d.h. der Suche nach Gott bzw. einer das individuelle Selbst überschreitenden Dimension.
Die ersten vier Kategorien (Rangfolge siehe oben) bezeichnet er als Defizit- oder Mangelbedürfnisse, da deren Nichtbefriedigung zu physischen und/oder psychischen Störungen führen könne (z.B. Sicherheit – Angst, sozialer Kontakt – emotionale Konflikte). Die anderen zwei hingegen nennt Maslow Wachstums- oder unstillbare Bedürfnisse, mit der Begründung, dass sie nie wirklich befriedigt werden könnten. Insgesamt schlussfolgert er, dass das Handeln generell weniger von innen angetrieben als vielmehr von den Folgen eines unbefriedigten Bedürfnisses angezogen werde – mit zunehmender Bedürfnisbefriedigung nehme daher auch dessen motivierende Kraft ab. Außerdem stellte Maslow fest, dass häufig bereits ein Befriedigungsgrad von 70% oder weniger ausreicht, um das nächsthöhere Bedürfnis in den Vordergrund treten zu lassen und dass der empfundene Sättigungsgrad stark abhängig ist von individuellen Erwartungen (vgl. Wikipedia).
Interessant ist, wie Maslow zu seinen Ergebnissen gekommen ist: Er studierte nur ausgewählte Persönlichkeiten mit weithin bekannten und stabilen Profilen ohne psychische Störungen. In diesem Sinne handelt es sich also um gezielte Einzelfallanalysen. Maslow weiß um die mangelnde empirische Fundierung seiner Studien, beschreibt seine Erkenntnisse für ihn persönlich aber dennoch als so bereichernd, dass er sie trotz der methodologischen Mängel veröffentlichte. Die folgende Aussage macht seine Intention nochmals deutlich: "Diese Art Forschung ist an sich derart schwierig […], dass wenn wir auf konventionelle, zuverlässige Daten warten müssten, wir für immer warten würden." (Wikipedia, zit. Maslow 1987, S. 150).
3.2 Risiko-Wahl-Modell von Atkinson
Atkinson ging davon aus, dass alle Gründe des menschlichen Verhaltens bekannt sind und Entscheidungen aufgrund von Vernunft und Rationalität getroffen werden. Er beschäftigte sich vor allem mit der Frage, welche Handlungsalternativen in einer bestimmten Situation ausgewählt werden (Leistungsmotiv), wobei diese Wahl prinzipiell bestimmt werde durch die Tendenz Erfolg anzustreben und/oder Misserfolg zu vermeiden. Anhand eines mathematischen Modells versucht er Vorhersagen über das Leistungsmotiv zu treffen. Er kommt zu dem Schluss, dass stark (miss-) erfolgsorientierte Personen bei einem erwarteten Ergebnis unter höherer Aufgabenschwierigkeit in ihrer Handlungswahl bestätigt werden: Eine erfolgsorientierte Person wird demnach an Selbstbewusstsein gewinnen während eine misserfolgsorientierte zunehmend Angst vor Leistungsbewertungen entwickeln und wenn möglich Leistungssituationen meiden wird. Das Leistungshandeln werde laut Atkinson allerdings auch durch extrinsische Motive beeinflusst (z.B. Belohnung und Zwang), sodass sich bezüglich der Leistungsmotivation eine Kopplung intrinsischer mit extrinsischen Komponenten ergebe. Das Leistungsmotiv steigt, je stärker das individuelle Erfolgsmotiv das Misserfolgsmotiv übersteigt – Leistungsaufgaben werden also im Falle einer intrinsischen Motivation aufgesucht. Leistungsmotivation ist folglich das Vermögen, Erfolg als durch internale Faktoren verursacht zu erleben, insbesondere durch Anstrengung (vgl. Wikipedia).
3.3 Supermotivation-Ansatz von Spitzer
Der Psychiater Dean Spitzer ging bei seinem sogenannten "SuperMotivation-Ansatz des Lernens" von der These "any activity can be made highly motivating if a motivating context is added to the basic task" (Wikipedia, zit. Spitzer 1996, S. 45) aus. Daraus könne man also folgern, dass der Kontext einer Tätigkeit umso motivierender wirke, desto mehr Motivatoren er enthalte. Spitzer stellt eine Liste von Motivatoren vor, die zur Gestaltung und Bewertung motivationsfördernder Elemente von Lernumgebungen verwendet werden kann. Im Folgenden werden nun aber nicht alle von Spitzer genannten, sondern nur die für diese Arbeit thematisch relevanten Aspekte aufgeführt. Beispiele aus dem Sport sind jeweils hinter dem entsprechenden Punkt angefügt (vgl. Wikipedia):
– Aktive Teilnahme am Lernprozess (action) ist wichtig, um Erfolge langfristig zu erhalten: Um im Ausdauerlauf leistungsfähiger zu werden, ist ein regelmäßiges Praxistraining unumgänglich.
– Der Einsatz humorvoller, überraschender Elemente kann Interesse wecken und steuern und sichert somit den "Spaßfaktor" (fun): Geht man beispielsweise ab und zu mit einem Freund laufen, so kann man sich nebenher unterhalten und nimmt dem Training(salltag) ein wenig den "Ernst".
– Bei der Verwendung von Medien, Ressourcen und Tätigkeiten ist auf eine abwechslungsreiche Gestaltung (variety) zu achten, damit Interesse und Aufmerksamkeit nicht verloren gehen: Nicht immer dieselbe Strecke zu laufen und innerhalb der Trainingsmethoden abzuwechseln wird in der Trainingslehre als "Prinzip der Variation" bezeichnet.
– Aus Fehlern kann man lernen (error tolerance) – für die Lernumgebung bedeutet dies, dass sie "sicher" sein und keine demoralisierende Bestrafung beinhalten sollte: Wenn eine Trainingseinheit oder ein Wettkampf "mal nicht so gut läuft", sollte man sich nicht entmutigen lassen, sondern das Resultat akzeptieren und nach Ursachen suchen, um sie zu beheben.
– Zur Messung des Erfolgs (measurement) empfiehlt Spitzer eine Orientierung an einem persönlichen Maßstab (Verbesserung) statt an den Fehlern: Ein Athlet sollte sich demnach nicht mit schlechten Ergebnissen zu Leistungssteigerung motivieren suchen, sondern seine Verbesserungen über die Zeit positiv betrachten und in dieser Weise weiter an sich arbeiten.
– Rückmeldungen (feedback) sollten begleitend erfolgen und positiv, ermutigend formuliert werden: Um die persönliche Lauftechnik zu verbessern kann ein Feedback bzw. Monitoring (siehe Kapitel 7.1) hilfreich sein.
– Die zu bewältigenden Aufgaben sollten nicht trivial sein, sondern eine hinreichende Herausforderung (challenge) darstellen, die bestenfalls den selbstgesetzten Zielen entsprechen: Bei einem Wettkampf besteht die Möglichkeit, persönliche Leistungen mit der Leistung anderer Athleten zu vergleichen, was eine anschließende Selbsteinschätzung erleichtert und die weitere Zielsetzung entscheidend beeinflusst.
– Das Gefühl von Anerkennung (recognition) des Fortschritts respektive der Leistung kann die Motivation steigern: Leistungssportler betonen häufig, dass ihnen nicht der finanzielle Aspekt, sondern vielmehr die soziale Anerkennung und das Prestige wichtig sind.
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- Arbeit zitieren
- Sa Schmidt (Autor:in), 2014, Wirksamkeit sportpsychologischer Maßnahmen im Ausdauersport. Eine qualitative Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1001337
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