Die Intention dieser Masterarbeit ist es, die altersabhängige Verwendung von Anglizismen zu analysieren, indem die Verwendungshäufigkeit sowie die stilistische Verwendungsmotivation und die Integration der Anglizismen in verschiedenen Frauenzeitschriften mit unterschiedlichen Zielgruppen in Bezug auf das Alter miteinander verglichen werden.
Sprachen verändern sich; sie sind keine statischen Gebilde, die in Isolation voneinander existieren, sondern komplexe dynamische Gefüge, die sich gegenseitig beeinflussen. Fremdsprachliche Einflüsse sind dabei ein Phänomen, dem sich keine Sprache entziehen kann. Auf die deutsche Sprache bezogen bedeuten fremdsprachliche Einflüsse vor allem lateinische, französische und englische Einflüsse. Dabei sind die Einflüsse des Englischen eine relativ junge Erscheinung: Erst seit dem 19. Jahrhundert, mit der Machtposition Großbritanniens als Imperialmacht und noch intensiver seit dem 20. Jahrhundert, mit der zunehmenden Bedeutung der USA auf wirtschaftlichem, technologischem, kulturellem etc. Gebiet, verstärkte sich der Einfluss des Englischen auf andere Sprachen wie das Deutsche. Heute zählen die Anglizismen zu einer der auffälligsten Erscheinungen der Gegenwart im Bereich des Sprachwandels. Dabei finden Einflüsse fremder Sprachen nicht immer nur Zuspruch, sondern ihr Einwirken auf die Muttersprache wird häufig auch kritisch betrachtet.
Doch auch sprachpuristische Tendenzen sind kein neues Phänomen; in der heutigen Zeit der zunehmenden Anglisierung richten sie sich jedoch stark gegen die englischen Entlehnungen ins Deutsche. Dabei behaupten viele Sprachforscher, dass vor allem Jugendliche sehr aufnahmebereit für englische Entlehnungen sind und verschiedene Studien zur Jugendsprache nennen Anglizismen als ein typisches Element (zum Beispiel Androutsopoulos 1998 oder Neuland 2003). Demgegenüber steht die Behauptung, dass gerade den älteren Generationen das Verständnis von englischen Entlehnungen schwerfällt und sie dementsprechend nur wenige Anglizismen verwenden. Untersuchungen zu Anglizismen und Altersabhängigkeit scheint es bisher allerdings nur wenige zu geben beziehungsweise beschränken sie sich auf die Jugendsprache.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theorie
2.1 Terminologie und Definitionen
2.1.1 Zum Begriff ,Anglizismus‘
2.1.2 Äußeres Lehngut
2.1.2.1 Direktentlehnungen
2.1.2.2 Scheinentlehnungen
2.1.2.3 Mischkomposita
2.1.3 Inneres Lehngut
2.1.3.1 Lehnbildungen
2.1.3.2 Lehnbedeutungen
2.2 Forschungsüberblick: Anglizismen und Pressesprache
3. Empirischer Teil
3.1 Methode und Korpus
3.1.1 Das Korpus und die Grundsätze der Auszählung
3.1.2 Zur Auswahl der Magazine: MÄDCHEN, MAXI, BRIGITTE WOMAN
3.2 Zur Häufigkeit der Anglizismen
3.2.1 Verwendungshäufigkeit
3.2.2 Die häufigsten Anglizismen
3.2.2.1 Ersetzbarkeit der häufigsten Anglizismen
3.2.3 Abschließende Interpretation der quantitativen Ergebnisse
3.3 Stilistische Betrachtungen
3.3.1 Kolorit
3.3.2 Ausdruckskraft
3.3.3 Sprachökonomie
3.3.4 Ton
3.3.5 Affektwertung
3.4 Integration
3.4.1 Phonologische Integration
3.4.2 Orthographische Integration
3.4.3 Morphol ogi sche Integrati on
3.5 Exempl ari sche B etrachtungen
3.5.1 Die Cover
3.5.2 Die Inhaltsverzeichnisse und die Rubrikbezeichnungen
4. Schluss
5. Abbildungs-und Tabellenverzeichnis
6. Abkürzungsverzeichnis
7. Literaturverzeichnis
8. Anhang
1. Einleitung
Sprachen verändern sich; sie sind keine statischen Gebilde, die in Isolation voneinander existieren, sondern komplexe dynamische Gefüge, die sich gegenseitig beeinflussen. Fremdsprachliche Einflüsse sind dabei ein Phänomen, dem sich keine Sprache entziehen kann. Auf die deutsche Sprache bezogen bedeuten fremdsprachliche Einflüsse vor allem lateinische, französische und englische Einflüsse. Dabei sind die Einflüsse des Englischen eine relativ junge Erscheinung: Erst seit dem 19. Jahrhundert, mit der Machtposition Großbritanniens als Imperialmacht und noch intensiver seit dem 20. Jahrhundert, mit der zunehmenden Bedeutung der USA auf wirtschaftlichem, technologischem, kulturellem etc. Gebiet, verstärkte sich der Einfluss des Englischen auf andere Sprachen wie das Deutsche (vgl. Burmasova 2010: 80). Heute zählen die Anglizismen zu einer der auffälligsten Erscheinungen der Gegenwart im Bereich des Sprachwandels. Dabei finden Einflüsse fremder Sprachen nicht immer nur Zuspruch, sondern ihr Einwirken auf die Muttersprache wird häufig auch kritisch betrachtet. Doch auch sprachpuristische Tendenzen sind kein neues Phänomen; in der heutigen Zeit der zunehmenden Anglisierung richten sie sich jedoch stark gegen die englischen Entlehnungen ins Deutsche. Dabei behaupten viele Sprachforscher, dass vor allem Jugendliche sehr aufnahmebereit für englische Entlehnungen sind und verschiedene Studien zur Jugendsprache nennen Anglizismen als ein typisches Element (zum Beispiel Androutsopoulos 1998 oder Neuland 2003). Demgegenüber steht die Behauptung, dass gerade den älteren Generationen das Verständnis von englischen Entlehnungen schwerfällt und sie dementsprechend nur wenige Anglizismen verwenden (vgl. Götzeler 2008: 71). Untersuchungen zu Anglizismen und Altersabhängigkeit scheint es bisher allerdings nur wenige zu geben beziehungsweise beschränken sie sich auf die Jugendsprache. Gerade im Bereich der Pressesprache, welche in dieser Masterarbeit als Korpus dient, scheint die altersbedingte Verwendung von Anglizismen keine Beachtung gefunden zu haben. Bisherige Analysen von Pressesprache mit Bezug zu englischen Entlehnungen konzentrieren sich eher auf den Unterschied zwischen Tageszeitungen und Zeitschriften sowie auf diachrone Analysen. Diese Lücke versucht diese Masterarbeit nun zu füllen. Zur Analyse werden drei verschiedene Zeitschriften verwendet, die jeweils als typisch für eine Altersgruppe angesehen werden: Eine Jugendzeitschrift (MÄDCHEN, Zielgruppe: 12-20 Jahre), eine Zeitschrift für Frauen im jungen bis mittleren Erwachsenenalter (MAXI, Zielgruppe: 20-40 Jahre) und eine Zeitschrift für Frauen im mittleren bis hohen Alter (BRIGITTE WOMAN, Zielgruppe: 40+ Jahre). Folglich ist es die Intention dieser Masterarbeit die altersabhängige Verwendung von Anglizismen zu analysieren, indem die Verwendungshäufigkeit sowie die stilistische Verwendungsmotivation und die Integration der Anglizismen in oben genannten Frauenzeitschriften mit unterschiedlichen Zielgruppen in Bezug auf das Alter miteinander verglichen werden.
Dazu werden im ersten Teil der Masterarbeit die theoretischen Grundlagen eingeführt. Als Erstes wird das Begriffsverständnis des Terminus ,Anglizismus‘ geklärt werden und es wird auf eine Terminologie zur Kategorisierung von Anglizismen näher eingegangen werden. Der darauffolgende empirische Teil beginnt mit einer Darstellung der Methode und des Korpus, in welchem die Grundsätze der Auszählung dargelegt und die Magazine vorgestellt werden. Es folgen Betrachtungen zur quantitativen Häufigkeit der englischen Entlehnungen in den Zeitschriften sowie eine Darstellung der am häufigsten verwendeten Anglizismen samt Analyse der Ersetzbarkeit dieser Entlehnungen. Dieses Kapitel endet mit einer Interpretation der quantitativen Ergebnisse. Im nächsten Teil werden die Anglizismen in den drei Zeitschriften unter stilistischen Verwendungsgründen und hinsichtlich ihrer Integration ins Deutsche untersucht. Anschließend daran erfolgen einige exemplarische Betrachtungen zur Titelseite und zum Inhaltsverzeichnis unter Berücksichtigung von Besonderheiten der Verwendungsmotivation und Möglichkeiten und Grenzen der Ersetzbarkeit.
2. Theorie
2.1. Terminologie und Definitionen
2.1.1. Zum Begriff ,Anglizismus‘
Der Begriff , Anglizismus‘ wird definiert als „ein Wort aus dem britischen oder amerikanischen Englisch im Deutschen oder eine nicht übliche Wortkomposition, jede Art der Veränderung einer deutschen Wortbedeutung oder Wortverwendung (Lehnbedeutung, Lehnübersetzung, Lehnübertragung, Lehnschöpfung, Frequenzsteigerung, Wiederbelebung) nach britischem oder amerikanischem Vorbild“ (Zindler IN Zschieschang 2011: 15).
Diese Definition wurde als Ausgangspunkt für die definitorischen Überlegungen ausgewählt, da sie sowohl äußeres Lehngut, welches auf der Verwendung von englischen Sprachzeichen beruht, als auch inneres Lehngut, welches mithilfe von eigenen Sprachmitteln Fremdes nachahmt, beinhaltet. Darüber hinaus verweist Zindlers Definition auch bereits auf unterschiedliche Formen des inneren Lehngutes, wie zum Beispiel die Lehnbedeutung, die Lehnübersetzung etc., die im Kapitel 2.1.3. näher erläutert werden. Um einige weitere Elemente von Anglizismen darzustellen, soll eine zweite Definition angeführt werden: „Ein Anglizismus ist ein sprachliches Zeichen, das ganz oder teilweise aus englischen Morphemen besteht, unabhängig davon, ob es mit einer im englischen Sprachgebrauch üblichen Bedeutung verbunden ist oder nicht“ (Schütte 1996: 38). Diese von Schütte stammende Definition, die sich zwar nur auf äußeres Lehngut bezieht, wurde zusätzlich ausgewählt, da sie einige Aspekte der ersten Definition vertieft. Neben der Regelform des äußeren Lehngutes, nämlich des Anglizismus als Entlehnung von englischem Sprachmaterial, verweist sie auch darauf, dass eine englische Entlehnung nicht unbedingt in ihrer üblichen Bedeutung im Deutschen vorkommen muss beziehungsweise zum Teil in ihrem Herkunftsland gänzlich unbekannt ist. Zusätzlich vermeidet Schütte in ihrer Definition Bezüge zum Ursprungsland der Entlehnung. Zugegebenermaßen ist eine Dominanz von Entlehnungen aus dem britischen und amerikanischen Englisch eindeutig, jedoch sollten andere englische Sprachgebiete, beispielsweise Kanada, Australien, nicht von vorneherein ausgeschlossen werden (vgl. Yang 1990: 7). Im Hinblick auf die Unterscheidung zwischen Entlehnungen aus dem amerikanischen und dem britischen Englisch ist sich die Linguistik heute weitestgehend darüber einig, dass es wenig sinnvoll und nützlich erscheint „zwischen englischsprachigen Einflüssen insgesamt und ihrem vermuteten Ursprungsland zu unterscheiden“ (Pfalzgraf 206: 42), der Begriff Anglizismus also als Hyperonym für alle Entlehnungen aus der englischen Sprache verwendet werden kann. Als Begründungen können genannt werden, dass diese Unterscheidung auf der einen Seite nicht immer eindeutig und leicht zu treffen ist, als auch andererseits für die meisten linguistischen Arbeiten vollkommen irrelevant ist (vgl. Lehnert 1990: 9). Tendenziell stellen die Sprachwissenschaftler jedoch fest, dass durch die imperialistische Vormachtstellung Großbritanniens Entlehnungen aus dem britischen Englisch bis zum Ersten Weltkrieg vorherrschten, während seit dem Ende des Ersten Weltkriegs, spätestens jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg, Übernahmen aus dem amerikanischen Englisch überwiegen, was der zunehmenden Bedeutung der USA in wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, technologischen und kulturellen Gebieten geschuldet ist (vgl. Lehnert 1990: 11).
Zur Einteilung der englischen Entlehnungen scheint es daher sinnvoll nicht nach Ursprungsländern zu unterscheiden, sondern nach äußeren Sprachmerkmalen. So lässt sich das Lehngut zunächst einmal in äußeres Lehngut und inneres Lehngut trennen (vgl. Yang 1990: 10). Eine viel zitierte Klassifizierung des Lehnguts lieferte Werner Betz bereits 1936, welche sich jedoch auf die Kategorisierung von lateinischem Lehngut im Althochdeutschen bezieht (vgl. Burmasova 2010: 38). Dieses Modell bildet auch heute noch die Grundlage, wurde aber über die Jahre vielfach modifiziert, präzisiert und verbessert, unter anderem durch Werner Betz selbst, aber auch zum Beispiel durch Broder Carstensen oder Wenliang Yang.
Abbildung 1 zeigt die gängigste Klassifikation, die in den folgenden Unterkapiteln, mit geringen Ergänzungen, vorgestellt werden soll.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1: Entlehnungsarten (Betz IN Yang 1999: 16)
2.1.2.Äußeres Lehngut
Unter äußerem Lehngut werden Entlehnungen verstanden, „die von der Ausdrucksseite her englisches Morphemmaterial enthalten“ (Zschieschang 2011: 20). Dies bedeutet, dass äußeres Lehngut, im Gegensatz zu innerem Lehngut, relativ leicht zu identifizieren ist, da es sich in Schreibung, Lautung, Flexion etc. vom Deutschen unterscheidet und somit den meisten Sprachteilnehmern als fremdartig auffällt. Unter diese Kategorie fallen Direktentlehnungen, Scheinentlehnungen und Mischkomposita.
2.1.2.1. Direkte Entlehnungen
Direkte Entlehnungen sind Entlehnungen, bei denen „sowohl Form als auch Inhalt des englischen Wortes übernommen“ werden (Götzeler 2008: 149), wobei Betz hier zwischen Fremd- und Lehnwörtern unterscheidet. Als Fremdwort wird von ihm ein Wort bezeichnet, welches sich in der Aussprache, Schreibweise und Flexion von deutschen Wörtern unterscheidet. Es handelt sich also um Wörter, die ihr fremdsprachliches Material
(vollständig) beibehalten haben und sich nicht dem deutschen Sprachsystem angepasst haben. Nur die Großschreibung der Substantive bildet hierbei eine Ausnahme, die als einzige Form der Integration vollzogen sein darf ohne den Status von Fremd- zu Lehnwort zu ändern (vgl. Fischer 1980: 34). Fremdwörter setzen sich folglich auch nach der Übernahme ins Deutsche von deutschem Wortgut ab und fallen Muttersprachlern dementsprechend aufgrund ihrer phonologischen, graphemischen und morphologischen Fremdheit auf. Beispiele wären Beauty, Jeans, Style, Fashion, Smartphone, Action, Beats, etc. Im Gegensatz zu den Fremdwörtern sind Lehnwörter Entlehnungen, die an die Schreibung, Lautung und/oder Flexion der aufnehmenden Sprache assimiliert sind, sodass sie den meisten Sprachteilnehmern nicht mehr oder weniger fremdartig vorkommen (vgl. Yang 1990: 11). Beispiel für eine lautliche Integration wäre Spray, oft in der Zusammensetzung Haarspray gebraucht, welche im Deutschen als [fpre:] erscheint, im Englischen jedoch [sprei] ausgesprochen wird. Die Entlehnung Klub zeigt sowohl eine phonologische, als auch eine graphematische Integration, denn aus englisch Club [klAb] wird deutsch Klub [klup], wobei die Schreibung mit <k> nicht durchgängig ist. Weitere Beispiele für Anpassungen in der Orthographie wären Klick (englisch click), Schock (englisch shock) und Tipp (englisch tip). Morphologische Adaptionen zeigen sich, wenn die englischen Entlehnungen in Flexion und Deklination an die deutschen Regeln angepasst werden. Beispiele finden sich unter anderem in der Steigerung der Adjektive (cool - die coolsten Jungen), in der Verwendung der deutschen Pluralendungen bei Substantiven (der Boss - die Bosse) oder bei der Verwendung der deutschen Infinitivform -e(n) (pimpen, downloaden). Prinzipiell kann gesagt werden, dass es sich bei der Assimilation von Fremdwörtern um einen langwierigen Prozess handelt, der mehrere Phasen durchläuft. Oft wird das Wort zu Beginn originalgetreu der Herkunftssprache ausgesprochen, geschrieben und flektiert, verliert seine Fremdartigkeit aber im Laufe der Zeit. Ob Entlehnungen, um zu Lehnwörtern zu werden, phonologisch, orthographisch und morphologisch „vollständig identisch mit heimischen Wörtern“ sein müssen (Hierholzer 2008: 29) oder ob es reicht, wenn sie „phonologisch und/oder morphologisch und/oder orthographisch der übernehmenden Sprache angeglichen werden“ (Yang 1990: 11), ist, wie die Zitate zeigen, umstritten; es finden sich beide Positionen. Darüber hinaus ist sich die einschlägige Forschungsliteratur weitestgehend einig, dass die Unterscheidung zwischen Fremd- und Lehnwort Schwierigkeiten mit sich bringt, sodass oftmals darauf verzichtet wird. Argumente für die Aufgabe dieser Unterteilung liegen zuallererst darin, dass eine Zuordnung zu Fremd- oder Lehnwort nicht immer ohne Weiteres zu treffen ist und vom subjektiven Sprachgefühl sowie dem Bildungsniveau und der Fremdsprachenkenntnisse des Betrachters
abhängen (vgl. Ganz 1957: 4). Inwieweit die Eindeutschung eines Fremdwortes also fortgeschritten ist und ob es dadurch schon zum Lehnwort wird, ist nicht allgemein zu klären. Besonders das Kriterium der Aussprache bietet hier Schwierigkeiten, da kaum eine Übernahme in perfektem Englisch wiedergegeben wird (vgl. Nikolay 1990: 25). Um diesem Problem aus dem Weg zu gehen, wurde die Unterscheidung für diese Arbeit aufgegeben.
Eine weitere Unterscheidung, die nur selten vorgenommen wird, ist die zwischen Anglizismen, die aus einem Wort bestehen und solchen, die aus mehreren Wörtern bestehen. Häufiger als beim äußeren Lehngut wird diese Differenzierung beim inneren Lehngut vorgenommen, indem Lehnwendungen von den anderen Kategorien unterschieden werden. In Anlehnung an die Lehnwendungen sollen in dieser Masterarbeit auch solche Anglizismen Beachtung finden, die aus mehr als einem englischen Wort bestehen und entsprechend als Mehrwortentlehnungen bezeichnet werden sollen. Dabei scheint eine weitere Einteilung sinnvoll, in Anglizismen, die auf einer festen englischen Wendung beruhen wie Have a good time oder The show must go on und Anglizismen, die aus mehr als einem englischen Wort bestehen, aber keinem festen englischen Phrasem entsprechen, also theoretisch gesehen reine Übersetzungen deutscher Sätze sind. Beispiele sind hier We love shoes oder Summer is coming. Für beide gilt die Mindestformel von zwei Anglizismen (We like, no way, shop online, no problem), sie können aber beliebig bis zu einem vollen Satz erweitert werden (It could have been worse). Dazu zählen auch solche, die kein Verb enthalten wie for free oder right on time.
2.1.2.2.Scheinentlehnungen
Neben den Direkten Entlehnungen gehören Scheinentlehnungen, auch bezeichnet als Sekundärentlehnungen oder Pseudoentlehnungen (vgl. Nikolay 1990: 30), zum Bereich des äußeren Lehnguts. Darunter versteht man Wortschöpfungen, die im Deutschen mit exogenen Sprachmitteln einer fremden Sprache (hier: des Englischen) gebildet werden, die in dieser vermeintlichen Herkunftssprache aber entweder in dieser Form und Bedeutung nicht bekannt sind oder dort überhaupt nicht vorkommen (vgl. Yang 1990: 12). Grundsätzlich lassen sich drei Formen von Scheinentlehnungen unterscheiden: Lehnveränderungen, lexikalische Scheinentlehnungen und semantische Scheinentlehnungen. Vor allem dieser Typus des englischen Lehnguts wird von Sprachpuristen kritisch betrachtet, denn sie sehen Scheinentlehnungen lediglich angeregt durch das Prestige der englischen Sprache (vgl. Engels IN Götzeler 2008: 241). Folglich werden Scheinentlehnungen von ihnen als „der höchste Tribut, den das Deutsche dem AE Einfluß zollt“ angesehen (Engels IN Götzeler 2008: 241).
Bei den Lehnveränderungen handelt es sich um eine veränderte Übernahme von englischem Sprachmaterial. Diese Entlehnungen basieren auf ausdruckseitig fremdem Wortgut, welches im Deutschen durch eine morphologische Anpassung, meist eine Form der Kürzung, verändert worden ist (vgl. Yang 1990: 13). Die Ursprungsform ist dementsprechend im Herkunftsland durchaus bekannt, die neu gebildete Form, die zwar die gleiche Bedeutung behält, jedoch nicht. Darunter fallen Kürzungen von Einzelwörtern, wie Deo von deodorant, Profi von professional und Pulli von pullover, Kürzungen von Komposita, discount und Happy End aus discount store und happy ending, Kürzungen von Einheiten aus mehr als einem Wort, wie Gin Tonic aus gin and tonic sowie morphologisch veränderte Formen, wie Flagge aus flag (vgl. Götzeler 2008: 153). Die Abgrenzung zwischen den ersten drei Gruppen und den morphologisch veränderten Formen ist dabei nicht immer eindeutig, so könnte Happy End auch unter der vierten Kategorie behandelt werden (vgl. Yang 1990: 14).
Im Gegensatz zu den Lehnveränderungen entstehen lexikalische Scheinentlehnungen mithilfe von exogenen Sprachmitteln und/oder nach fremden Mustern und existieren in ihrem Herkunftsland in dieser Form nicht (vgl. Zschieschang 2011: 22). Ein bekanntes Beispiel in dieser Kategorie ist der deutsche Begriff Showmaster, welcher in Anlehnung an den englischen Begriff quizmaster gebildet worden ist, im englischen Sprachraum ist der Begriff Showmaster jedoch unbekannt. Weitere Beispiele, die nach englischem Muster geformt sind, sind Callboy als Analogiebildung zum englischen Begriff callgirl oder Dressman als Zusammensetzung der englischen Wörter dress und man (vgl. Zschieschang 2011: 22).
Die dritte Gruppe bilden die semantischen Scheinentlehnungen. Hierbei wird ein englisches Wort zwar in weitgehend unveränderter Form mit einer oder mehrerer Bedeutungen ins Deutsche übernommen, aber im Deutschen gewinnt es mindestens eine weitere Bedeutung hinzu (vgl. Zschieschang 2011: 22). Beispiel hier wäre der Begriff Oldtimer, der im Deutschen hauptsächlich zur Bezeichnung eines „alte[n], ehrwürdige[n] Modell[s] eines Fahrzeugs (bes. Auto, aber auch Flugzeug, Schiff, Eisenbahn)“ (DF 1982: 538) benutzt wird, im Englischen aber für ältere Personen und Veteranen verwendet wird. Im Englischen wird zur Bezeichnung von älteren Automodellen meist der Begriff vintage car benutzt. Des Weiteren kann auch der Anglizismus Public Viewing angeführt werden, welcher im Englischen für die öffentliche Präsentation von Gegenständen, etc. oder für die öffentliche Aufbahrung bei einer Beerdigung verwendet wird, während er im Deutschen für „öffentliche Liveübertragung eines [Sport]Ereignisses auf Großleinwänden im Freien“, vor allem von Fußballspielen, (DR 2009: 866) verwendet wird. Darüber hinaus zählt auch der Begriff Slip zu den Scheinentlehnungen, da er im Deutschen in der Bedeutung „kleinerer Schlüpfer für Damen, Herren und Kinder, der eng anliegt und dessen Beinteil in der Schenkelbeuge endet“ bekannt ist (DF 1982: 710), im Englischen aber lediglich ,Unterkleid, Unterrock‘ bedeutet.
2.1.2.3.Mischkomposita
Darüber hinaus werden Mischkomposita zum äußeren Lehngut gezählt. Hierbei handelt es sich um Zusammensetzungen aus fremdsprachlichen, hier englischen, und eigensprachlichen oder älteren fremdsprachlichen Lexemen (vgl. Zschieschang 2011: 23). Ein Glied des Mischkompositums ist also eine direkte Übernahme aus einer Fremdsprache, während das andere Glied aus eigensprachlichem beziehungsweise älterem fremdsprachlichen Material gebildet ist (vgl. Yang 1990: 14). Dabei werden die Komposita-Glieder oftmals durch einen Bindestrich getrennt, was ihre provisorische Bildung signalisiert (vgl. Götzeler 2008: 217). Einige Beispiele sind hier: Lieblings-App, Beauty-Geheimnis, Star-Sünden, Burnout- Prävention, Coaching-Methoden, etc. Seltener werden die Komposita zusammengeschrieben: Beautyträume, Traumboy, Castingagentur, Haarspray. Es kann gesagt werden, dass heutzutage vor allem die Mischkomposita besonders produktiv sind und „einen wichtigen Beitrag zur Bildung neuer Lexemverbindungen“ liefern (Yang 1990: 15).
2.1.3. Inneres Lehngut
Im Gegensatz zum äußeren Lehngut fasst man unter den Bereich des inneren Lehnguts all jene Entlehnungen, die „ausdrucksseitig kein englisches Morphemmaterial enthalten“ (Yang 1990: 15). Grundsätzlich lassen sich beim inneren Lehngut zwei Hauptgruppen unterscheiden: die Lehnbildungen und die Lehnbedeutungen. Da diese Entlehnungen mit der Hilfe von deutschem Wortmaterial geformt worden sind und sich somit in der Lautung, Schreibung und Flexion nicht von deutschen Wörtern unterscheiden, werden sie von den Sprachteilnehmern meistens nicht als fremd empfunden. Durch ihre Ähnlichkeit mit der deutschen Sprache sind sie oftmals schwierig als Entlehnung zu erkennen. Darüber hinaus scheinen auch Sprachpuristen sich weniger gegen inneres Lehngut aufzulehnen; im Gegenteil oft nutzen beziehungsweise entwerfen sprachpuristische Vereine inneres Lehngut in Anlehnung an fremdsprachliche Entlehnungen, um das äußere Lehngut „einzudeutschen“. Die bekannten Wortlisten mit Alternativen zu Anglizismen, wie zum Beispiel der Anglizismen-Index des Vereins für deutsche Sprache, stellen also Alternativen bereit, die zwar ausdrucksseitig kein englisches Morphemmaterial mehr enthalten, formell gesehen aber immer noch Entlehnungen, nur eben inneres Lehngut, darstellen (vgl. Götzeler 2008: 163). Bekannte und viel diskutierte Beispiele sind die Vorschläge airbag durch Prallkissen und Laptop durch Klapprechner zu ersetzen (VDS e.V. „WÖRTERLISTE“).
2.1.3.1. Lehnbildungen
Die erste Gruppe, die Lehnbildung, unterscheidet sich von der Lehnbedeutung durch das Kriterium der Neubildung. Unter Lehnbildungen versteht man die Neubildung eines Wortes mit den sprachlichen Mitteln der eigenen Sprache, aber durch den Anstoß oder nach dem Muster eines Fremdwortes (vgl. Nikolay 1990: 33). Ja nachdem wie ähnlich sich das Vorbild und die Neubildung sind, kann zwischen Lehnübersetzung, Lehnübertragung und Lehnschöpfung unterschieden werden.
Erstere orientieren sich am meisten an ihrem fremdsprachlichen Vorbild und entsprechen einer „genaue[n] Glied-für-Glied-Übersetzung des Vorbilds“ (Betz IN Lehnert 1990: 35). Es finden sich einige Beispiele für Lehnübersetzungen, so zum Beispiel Außenseiter nach englisch outsider, Teilzeitarbeit nach englisch part-time-work, Geburtenkontrolle nach englisch birth control oder Stoppuhr nach englisch stop watch.
Die zweite Kategorie, die Lehnübertragungen, entfernen sich ein wenig weiter vom Original und werden von Zindler als Teillehnübersetzungen bezeichnet, da ein Teil direkt übersetzt wird, während der andere Teil frei übertragen wird (vgl. Carstensen 1975: 23). Dazu gehören Wolkenkratzer nach englisch skycraper oder Luftbrücke nach englisch airlift.
Im Gegensatz dazu entfernt sich die letzte Kategorie, die Lehnschöpfung, am weitesten von ihrem Vorbild. Es handelt sich hierbei um formal unabhängige Neubildungen mit eigensprachlichen Mitteln, bei der sich keines der Glieder der Neubildung mit dem fremdsprachlichen Vorbild deckt, die Bildung jedoch durch ein fremdsprachliches Vorbild ausgelöst wurde und zur „Bezeichnung des semantischen Gehaltes eines Lexems der Gebersprache innerhalb der Nehmersprache“ genutzt wird (Glahn IN Götzeler 2008: 161). Nicht alle Sprachforscher zählen Lehnschöpfungen noch zum Lehngut und begründen dies mit der fehlenden formalen Übereinstimmung, wodurch „der Beweis eines Entlehnungsvorgangs allein in der Kulturgeschichte zu finden ist“ (Schuman IN Nikolay 1990: 36). Der gängigen Meinung der Linguisten entspricht dies jedoch nicht, denn die meisten Sprachwissenschaftler verstehen sie als eine Form des Lehngutes. Dies begründet Carstensen damit, dass zwar „das englische Vorbild in diesen Fällen nicht deutlich ist, aber entscheidend bleibt, dass ein englisches Sprachzeichen einen Prozess auslöst, der zu einem deutschen Sprachzeichen führt“ (AWb 1993: 58). Beispiele für diese Kategorie wären Klimaanlage nach airconditioning, Wasserglätte nach aquaplaning oder Luftkissenboot nach englisch hovercraft (vgl. Zschieschang 2011: 25).
2.1.3.2. Lehnbedeutungen
Im Gegensatz zu den Lehnbildungen stehen die Lehnbedeutungen. Der Unterschied findet sich darin, dass es bei den Lehnbedeutungen zu keiner Neubildung kommt, sondern ein in der Nehmersprache bereits vorhandenes Wort durch den Einfluss einer anderen Sprache, hier der englischen, seine Bedeutung verändert. Es handelt sich nach Betz um „die Übertragung einer fremden Wortbedeutung auf ein heimisches Wort“ (Betz IN Nikolay 1990: 36). Ein Beispiel dafür ist das Wort Held, dessen ursprüngliche Bedeutung ,Mensch, der Hervorragendes leistet‘, nach dem englischen Vorbild hero noch die zusätzliche Bedeutung ,literarische Hauptfigur, Titelrolle in einem Film‘ erhalten hat (vgl. Duden Online 2013). Darüber hinaus noch Kette, welches neben der Bedeutung im Schmuckbereich, heute durch den Einfluss und die Verwendungsart des englischen Begriffes chain auch als Teil eines Kompositums verwendet werden kann und hier „Reihe von gleichartigen, an verschiedenen Orten befindlichen Geschäften oder Dienstleistungsbetrieben, die zu einem (großen) Unternehmen gehören beziehungsweise ein Unternehmen bilden“ bedeutet, wie in Supermarktkette oder Hotelkette (AWb 1994: 758). Dies findet sich auch bei Verben, zum Beispiel erfährt kontrollieren, welches ursprünglich nur ,überwachen, nachprüfen‘ meinte, durch das englische Verb to control eine Bedeutungserweiterung und umfasst nun auch die Bedeutung ,beherrschen‘ (vgl. Lehnert 1990: 36).
2.2. Forschungsüberblick: Anglizismen und Pressesprache
Da diese Arbeit sich mit englischen Entlehnungen und ihrem Vorkommen in der Pressesprache beschäftigt, ein Thema mit welchem sich die Forschung bereits in verschiedenen Bereichen auseinandergesetzt hat, soll hier ein Überblick über bereits bearbeitete Themen und bedeutende Erkenntnisse gegeben werden.
Als erste umfassende Arbeit zu diesem Thema gilt Zindlers Dissertation Anglizismen in der deutschen Presse nach 1945. Er widmet sich darin hauptsächlich den nach dem Zweiten Weltkrieg ins Deutsche gekommenen Anglizismen und ordnet diese in Listen nach Sachgebieten. Darüber hinaus betrachtet er die am häufigsten vorkommenden Entlehnungen hinsichtlich ihrer Semantik im Detail (vgl. Zindler IN Yang 1990: 5). Er kommt darin zu der Erkenntnis, dass ca. 30% der englischen Entlehnungen nur mit einem Teil ihrer Bedeutungen ins Deutsche entlehnt werden (vgl. Zindler IN Yang 1990: 5).
Es folgen relativ zeitnah zwei weitere bedeutende Arbeiten, eine von Broder Carstensen mit dem Titel Englische Einflüsse auf die deutsche Sprache nach 1945 (1965) und eine von Hermann Fink (Dissertation 1968) mit der Bezeichnung Amerikanismen im Wortschatz der deutschen Tagespresse, dargestellt am Beispiel dreier überregionaler Zeitungen (Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Welt), die heute als zwei der wichtigsten Beiträge zur Anglizismenforschung angesehen werden und die Grundlagen für viele weitere Arbeiten bildeten. Carstensen behandelt hierbei verschiedene Arten der Entlehnungstypen (lexikalische, morphologische, phonologische, graphemische und syntaktische Entlehnungen) und stellt abschließend fest, dass der Einfluss des Englischen sich hauptsächlich im Bereich des Wortgutes manifestiert, während die Grammatik und die Syntax weitestgehend unangetastet bleiben (vgl. Carstensen 1965: 271f.). Finks Arbeit hingegen ist die Erste, die sich auf ein bestimmtes Corpus stützt (acht Wochenendausgaben drei überregionaler Tageszeitungen von 1963), um festzustellen, ob ein „regionales Gefälle in der Aufnahmefreudigkeit“ besteht (Fink IN Yang 1990: 5). Dabei stellt er fest, dass die Zeitschrift deren Leserschaft den niedrigsten Bildungsstand aufweist (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG), die höchste Verwendungsfrequenz von Anglizismen zeigt (vgl. Fink IN Yang 1990: 6). Des Weiteren sucht er nach Entlehnungsmotivationen für Anglizismen, welche er in sachliche und gefühlsmäßige Gründe trennt, wobei eine zweifelsfreie Einteilung nicht immer möglich scheint (vgl. Fink IN Yang 1990: 6).
Wichtige Beiträge zur Stilistik schaffen Galinsky mit „Stylistic Aspects of Linguistic Borrowing“ (1963) und Pfitzner Der Anglizismus im Deutschen. Ein Beitrag zur Bestimmung seiner stilistischen Funktion in der heutigen Presse (1978). Pfitzners Studie baut dabei auf Galinskys auf und er teilt die Anglizismen in fünf Kategorien Kolorit, sprachliche Ausdruckskraft, Sprachökonomie, Ton und Affekt, in welche er die englischen Entlehnungen aus vier Tagesszeitungen einordnet (für detailliertere Ausführungen siehe Kapitel 3.3).
Zur Verwendungshäufigkeit gibt es zahlreiche Untersuchungen, die oft einen Teil einer umfassenderen Analyse bilden. Da in dieser Arbeit auch die Verwendungsfrequenz analysiert werden soll, scheint es sinnvoll beispielhaft einige dieser Untersuchungen zu erwähnen. Carstensen findet etwa zwei Anglizismen pro Seite (IN Yang 1990: 27), Fink kommt 1963 in den überregionalen Zeitungen auf eine Verwendungsfrequenz von vier englischen Entlehnungen pro Seite (IN Yang 1990: 27). 1972 findet Meyer in zwei Tageszeitungen der Regionalpresse 14 Anglizismen pro Seite (IN Zürn 2001: 103), während Viereck in der Süddeutschen Zeitung von 1974 einen Anteil von 25,25 Anglizismen pro Seite feststellt (IN Yang 1990: 27). Yang zählt in seiner SPIEGEL-Analyse für das Jahr 1950 2,7 Anglizismen pro Seite, für 1960 2,35 Anglizismen pro Seite, für 1970 drei Anglizismen pro Seite und für 1980 3,25 Anglizismen pro Seite, sodass er auf eine Durchschnittszahl von drei Anglizismen pro Seite für die Jahre 1950-1980 kommt (vgl. Yang 1990: 27). Zürn findet 1994 in den Magazinen FOCUS, PROFIL und SPIEGEL eine durchschnittliche Verwendungsfrequenz von fünf Anglizismen pro Seite (vgl. Zürn 2001: 107). Diese Ergebnisse sind jedoch nicht miteinander und nicht mit den Ergebnissen in dieser Arbeit vergleichbar und sollen lediglich dem Überblick dienen. Dies liegt unter anderem daran, dass den unterschiedlichen Arbeiten abweichende Definitionen des Begriffes Anglizismus zugrunde liegen, sodass zum Teil nur äußeres Lehngut oder nur Amerikanismen erfasst werden. Des Weiteren zeigen sich große Unterschiede in der Seitengröße der Zeitschriften, besonders im Vergleich zu den Zeitungen, sodass die Angaben pro Seite keine Aussage über die Unterschiede zwischen den untersuchten Presseerzeugnissen ermöglichen.
In Bezug zur Häufigkeit der Verwendung von Anglizismen steht auch die Verteilung der Anglizismen nach Wortarten, welche bereits ausführlich untersucht worden ist. Alle Analysen zeigen eine ähnliche Tendenz in der Verteilung nach Wortarten auf: Die Substantive liegen weit vor den anderen Wortarten, zum Teil mit 94 % (vgl. Zürn 2001: 108), während die Verben und Adjektive kleine Teile ausmachen und andere Wortarten zum Teil gar nicht beziehungsweise in unbedeutender Menge vorkommen (siehe zum Beispiel Yang 1990: 29 oder Zürn 2001: 108-109).
Erwähnt werden soll hier noch Tamara Zschieschangs Untersuchung zu Anglizismen mit dem Titel Anglizismen in neusten deutschen Zeitschriften. Vorfindlichkeiten und Vergleich. Diese Analyse, die nicht die gleiche Reichweite und Bedeutung in der Linguistik wie oben genannte Arbeiten erreicht hat, ist jedoch scheinbar die einzige, die sich wissenschaftlich mit Lifestyle- Magazinen beschäftigt hat. Da in dieser Arbeit Frauenzeitschriften, die zur Kategorie der Lifestyle-Magazine gehören, analysiert werden, sind die Ergebnisse von Zschieschangs Arbeit von Relevanz. Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf dem Vergleich der Anglizismen verwendung von zwei Lifestyle-Magazinen, BRIGITTE und GQ, mit zwei Nachrichtenmagazinen, SPIEGEL und FOCUS; es wird also eine Gattungsabhängigkeit untersucht. Das zentrale Ergebnis entspricht der von ihr beschriebenen Erwartungshaltung: Die Verwendungshäufigkeit von Anglizismen in den Lifestyle-Magazinen ist deutlich höher als in den Nachrichtenmagazinen (vgl. Zschieschang 2011: 79). Zusätzlich scheinen die Anglizismen in den Nachrichtenmagazinen so integriert, dass sie kaum auffallen, während die Entlehnungen in den Lifestyle-Magazinen oftmals bewusst verfremdend eingesetzt werden, um Aufmerksamkeit zu erzielen (vgl. Zschieschang 2011: 79). Daneben werden auch genderspezifische Aussagen getätigt, indem die beiden Lifestyle-Magazine, BRIGITTE für Frauen, GQ für Männer, miteinander verglichen werden. Interessant scheint hier, dass das Männermagazin eine höhere Verwendungsfrequenz von Anglizismen aufweist, was mit den zahlreichen Texten zu Technik und Wissenschaft begründet wird (vgl. Zschieschang: 80).
3. Empirischer Teil
3.1. Methode und Korpus
3.1.1. Das Korpus und die Grundsätze der Auszählung
Das Corpus für die vorliegende Untersuchung besteht aus jeweils drei Ausgaben der MÄDCHEN, der MAXI und der BRIGITTE WOMAN, die jeweils eine unterschiedliche Altersgruppe ansprechen. Zur Analyse wurden jeweils drei Ausgaben pro Zeitschrift herangezogen (jeweils die Ausgaben Januar, März und Mai des Jahres 2015), die komplett betrachtet und auf ihr Vorkommen von Anglizismen untersucht wurden. Der Gesamtumfang der Seiten beträgt 236 Seiten in der MÄDCHEN, 536 Seiten in der MAXI und 508 Seiten in der BRIGITTE WOMAN. Die Jugendzeitschrift MÄDCHEN besteht aus nur ca. halb so vielen Seiten wie die anderen beiden Zeitschriften, sodass im weiteren Teil vor allem die Angaben pro Seite wichtig waren. Ohne Werbung reduzieren sich die Seiten auf 208,5 Seiten in der MÄDCHEN, 379 Seiten in der MAXI und 348,5 Seiten in der BRIGITTE WOMAN; sie liegen also nun etwas näher beieinander, da die MAXI und BRIGITTE WOMAN beide circa 150 Seiten Werbung in drei Ausgaben aufweisen, die MÄDCHEN aber nur 27,5 Seiten.
Für die quantitativen Betrachtungen wurden die absolute Zahl und die relative Zahl der Anglizismen pro Seite, einmal mit und einmal ohne Werbung ausgezählt. Darüber hinaus wurden die Seiten mit den meisten Anglizismen sowie die Seiten mit den wenigsten Anglizismen und die Anzahl der Seiten ohne Anglizismen ermittelt. Des Weiteren wurden tokens (=Vorkommen) und types (=Typen) unterschieden und die häufigsten Anglizismen ermittelt. Zweck der Auszählung ist es festzustellen, wie hoch der Anteil der Anglizismen in den unterschiedlichen Magazinen ist und ob beziehungsweise wenn ja welche Unterschiede sich zeigen, um davon ausgehend auf eine eventuell vorhandene altersabhängige Unterschiedlichkeit in der Anglizismenhäufigkeit schließen zu können.
Über die Grundsätze der Auszählung lässt sich, in Anlehnung an Yang (1990: 25-26), Folgendes sagen: Es wurde in dieser Untersuchung nur äußeres Lehngut registriert, da vor allem dieses von Sprachpuristen immer wieder als Grund zur Sorge angesehen wird, während inneres Lehngut zum Teil als Weg aus der Krise vorgeschlagen wird (siehe Erläuterungen in Kapitel 2.1.3). Es scheint, dass die Verwendung von äußerem Lehngut eine viel stärkere Resonanz in den Medien und innerhalb von Sprachgruppen hervorruft als das innere Lehngut, welches vom Durchschnittssprecher oftmals nicht registriert wird. Obwohl die MAXI und auch die BRIGITTE WOMAN ein berufstätiges und eher hoch gebildetes Publikum ansprechen (siehe Kapitel 3.1.2), wird doch davon ausgegangen, dass sich das Wissen über innere Entlehnungen und das Erkennen dieser in Grenzen hält. Dementsprechend wird davon ausgegangen, dass die Käuferinnen die Kaufentscheidung für eine Zeitschrift und auch die Zugehörigkeit zu einer Sprachgemeinschaft durchaus auf das Vorkommen von äußeren Entlehnungen beziehen, nicht unbedingt aber auch auf das von inneren Entlehnungen. Aus diesem Grund sollen hier nur die äußeren Entlehnungen Beachtung finden. Dabei wurden, wie oben bereits vorgestellt, Direkte Entlehnungen, in Form von Einwortentlehnungen und Mehrwortentlehnungen sowie Scheinentlehnungen und Mischkomposita gezählt. Zusammensetzungen von Anglizismen, die aus mehr als einem Anglizismus bestehen und Mehrwortentlehnungen wurden nur als ein Anglizismus gezählt (zum Beispiel Beauty Tipps, right on time, you only live once). Ausgeschlossen wurden jedoch Eigennamen, sowohl Personenamen, als auch geographische Namen. Darüber hinaus wurden auch Produkt- und Markennamen, Namen von Firmen, Institutionen, Gebäuden etc. sowie Namen von Zeitschriften/Zeitungen und Währungseinheiten nicht miteinbezogen. Weiterhin wurden englische Titel von Büchern und Filmen ausgeschlossen. Aufgenommen wurden hingegen Slogans von Werbeanzeigen, die in englischer Sprache verfasst wurden.
3.1.2. Zur Auswahl der Magazine: MÄDCHEN, MAXI, BRIGITTE WOMAN
Als Grundlage für die Untersuchung dieser Masterarbeit wurden drei Frauenzeitschriften ausgewählt, die jeweils eine unterschiedliche Altersgruppe ansprechen. Als Altersgruppen wurden die jugendliche Generation, 12-20 Jahre, eine mittlere Altersgruppe von 20 bis 40 Jahren und eine ältere Altersgruppe über 40 Jahren ausgewählt. Neben dem Kriterium der Unterschiedlichkeit im Alter wurden hier nur Zeitschriften verwendet, die monatlich erscheinen, was bei den Jugendzeitschriften eher selten vorkommt; die MÄDCHEN stellte 2014 ihre zweiwöchige Erscheinung auf monatliche Erscheinungen um, andere bekannte Zeitschriften wie die BRAVO GIRL erscheinen im zweiwöchigen Rhythmus. Zusätzlich wurden die Zeitschriften im formalen Bereich nach Gemeinsamkeiten in der Größe ausgewählt, um den Vergleich von Anglizismen pro Seite zu ermöglichen. Dies bildete vor allem bei den Zeitschriften für das mittlere Alter eine Schwierigkeit, da diese aus Gründen der Handlichkeit oftmals in kleineren Formaten angeboten werden, während die MÄDCHEN und die BRIGITTE WOMAN beide nur in DIN-A4 ähnlichen Formaten geführt werden. Die MAXI bietet hier den Vorteil, dass sie in zwei Größen erscheint, einer kleinen und einer DIN- A4 ähnlichen Version. Eine hundertprozentige Übereinstimmung in der Größe ergibt sich zwischen den Zeitschriften jedoch nicht, da sich aber alle im DIN-A4 ähnlichen Bereich befinden, sind hier nur minimale Abweichungen festzustellen. Darüber hinaus erschien es wichtig, dass die Zeitschriften nicht, wie zum Beispiel die COSMOPOLITAN, eine internationale Zeitschrift darstellen, die zwar für den deutschen Markt herausgegeben wird, aber dennoch in ihrem Bestreben eine Zeitschrift darstellt, die Internationalität als wichtiges Kriterium ansieht. Ob sich hierdurch nun wirklich Unterschiede zu rein für den deutschen Markt produzierten Zeitschriften ergeben, ist nicht Gegenstand dieser Untersuchung, es wurde jedoch trotzdem vermieden solche Zeitschriften zu integrieren, um eventuell vorhandene Beeinflussungen durch die Internationalität der Zeitschrift zu vermeiden. Des Weiteren wurden die Zeitschriften auch nach inhaltlichen Kriterien ausgewählt. Es handelt es sich bei allen drei Magazinen um Lifestyle-Zeitschriften für Frauen; bei der MÄDCHEN handelte es sich zusätzlich noch um eine Jugendzeitschrift. Inhaltlich wurde nach Ähnlichkeiten in den Rubriken gesucht, die jedoch durch die Gattungszugehörigkeit zu Frauenzeitschriften beziehungsweise Lifestyle-Magazinen weitestgehend gegeben waren und nur zum Teil Abweichungen aufzufinden waren, die oft in Zusammenhang mit der Altersgruppe standen. Nach der Berücksichtigung dieser Faktoren wurden die folgenden drei Zeitschriften ausgewählt: Die MÄDCHEN für die jüngste Altersgruppe, die MAXI für die mittlere Altersgruppe und die BRIGITTE WOMAN für die höchste Altersgruppe. Im Folgenden sollen die Zeitschriften kurz vorgestellt werden.
Bei der MÄDCHEN handelt es sich um eine seit Kurzem monatlich erscheinende Jugendzeitschrift für junge Frauen im Alter zwischen 12 und 20 Jahren, wobei das Alter der meisten Leserinnen zwischen 12 und 17 Jahren liegt (vgl. BM Brand Media „Mädchen“). Die Internetpräsenz der Zeitschrift definiert diese als „das erste Frauenmagazin“ für die junge Generation (BM Brand Media „Mädchen“). Inhaltlich dreht sich alles um die Themen Mode, Beauty, Lifestyle und Stars, die in einem jugendlich modernen und trendbewussten Stil präsentiert werden. Neben diesen Themen finden sich auch typische Elemente von Jugendzeitschriften wie ein Fotoroman und Beratungen zum Thema Sexualität und Liebeskummer. Darüber hinaus lockt die Jugendzeitschrift mit kleinen Geschenken aus dem Bereich Mode und Kosmetik. Die Internetpräsenz des Magazins beschreibt die Zeitschrift und seine Leserinnen als „natürlich, neugierig, aktiv, frech und offen für alle Dinge, die das Leben so spannend macht“ (BM Brand Media „Mädchen“). Die Auflage lag im ersten Quartal 2015 bei 105209 Exemplaren (vgl. BM Brand Media „Mädchen“) und bleibt damit unter den Auflagen der anderen ausgewählten Zeitschriften zurück, wobei dies vor allem durch den vergleichsweise kleineren Markt entsteht.
Die Zeitschrift für die mittlere Altersgruppe, die MAXI, definiert sich selbst als „junge deutsche Frauenzeitschrift“ für Frauen zwischen 20 und 39 Jahren (Bauer Advertising KG „Maxi“). Es handelt sich um eine monatlich erscheinende Zeitschrift, die ihren thematischen Fokus auf die Bereiche Mode, Beauty und Zeitgeist legt. Sich selbst sieht die MAXI als anders als die anderen Frauenzeitschriften, als Qualitätsmagazin bei dem „Stil im Kopf anfängt“ und eine „freche Bildsprache für Herz und Verstand“ verwendet wird (Bauer Advertising KG „Maxi“). Ihre Leserinnen charakterisiert die MAXI als junge, anspruchsvolle Frauen, „die hinter ihrem Gesicht einen eigenen Kopf haben“ (Bauer Advertising KG „Maxi“) und dabei „emotionaler, ehrlicher, direkter“ sind und dies auch von einem Magazin fordern (Bauer Advertising KG „Maxi“). Mit einer Auflage von 180404 Exemplaren im ersten Quartal 2015 liegt sie im Bereich der Zeitschriften in dieser Altersgruppe eher im Mittelfeld (vgl. Bauer Advertising KG „Maxi“), was unter anderem der großen Vielfalt an Zeitschriften für die mittlere Altersgruppe geschuldet ist.
Die älteste Zielgruppe spricht die BRIGITTE WOMAN an, die sich schon auf dem Titelblatt als „Das Magazin für Frauen über 40“ (siehe Anhang III) definiert. Auch hier handelt es sich um eine monatlich erscheinende Zeitschrift, deren thematische Schwerpunkte im Bereich Kultur, Psychologie, Gesundheit, Reise, Mode und Beauty liegen, wobei auf Klassiker wie Diäten und Rezepte verzichtet wird (vgl. GJ Media Sales/ems „Profil 2015“). Die BRIGITTE WOMAN entstand im Jahr 2000 als Zusatzmagazin zur damals bereits bestehenden BRIGITTE und konnte sich in ihrer Zielgruppe durchsetzen. Als Zielgruppe sieht sie selbst Frauen mit „Mut, Lebenserfahrung und Selbstbewusstsein“ (GJ Media Sales/ems „Profil 2015“), die das Leben genießen und aufgeschobene Träume verwirklichen wollen. Dabei richtet sie sich an „intelligente, wählerische und gut situierte Frauen“ und erhebt den Anspruch ein journalistisch hochwertiges Qualitätsmagazin zu sein (GJ Media Sales/ems „Profil 2015“). Obwohl sich die BRIGITTE WOMAN an alle Frauen ab 40 Jahren richtet, liegt der überwiegende Teil der Leserinnen unter 50 Jahren (72%) (vgl. G+J Media Sales & G+J EMS „Zielgruppe“). Die Auflage lag im ersten Quartal 2015 bei 229810 Exemplaren (vgl. G+J Media Sales & G+J EMS „Zielgruppe“) und sie ist damit eine der meist gekauften Zeitschriften in ihrer Altersgruppe.
3.2. Zur Häufigkeit der Anglizismen
Im Folgenden werden die Ergebnisse der quantitativen Untersuchungen dargestellt. Zweck der Analyse ist es altersbedingte Gemeinsamkeiten und Unterschiede festzustellen, um davon ausgehend auf eine Altersabhängigkeit bei der Anglizismenverwendung zu schließen. Dazu wird zuerst die absolute und relative Verwendungshäufigkeit von englischen Entlehnungen in den drei Zeitschriften sowie der Prozentsatz an Seiten ohne Anglizismen aufgeführt. Anschließend werden die häufigsten Anglizismen präsentiert und die Möglichkeiten und Grenzen ihrer Ersetzbarkeit werden diskutiert. Abschließend erfolgt eine Interpretation der Ergebnisse in Bezug zur Gruppenzugehörigkeit.
3.2.1. Verwendungshäufigkeit
In einem ersten Schritt soll hier die absolute Verwendungshäufigkeit von Anglizismen in den drei Ausgaben der drei Zeitschriften präsentiert werden, um sich einen Überblick über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu verschaffen. Dabei ergab die Auswertung der Zeitschriften BRIGITTE WOMAN, MAXI und MÄDCHEN in Bezug auf die Verwendungsfrequenz von Anglizismen folgende Ergebnisse:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: absolute Verwendungshäufigkeit von Anglizismen1
Es ergibt sich ein klares Bild: Die Jugendzeitschrift MÄDCHEN rangiert in Bezug auf die Häufigkeit der Anglizismenverwendung mit 3439 Anglizismen in drei Ausgaben auf Platz 1, dicht gefolgt von der Zeitschrift für die mittlere Altersgruppe, der MAXI, mit einer absoluten Häufigkeit von 3326 Anglizismen in drei Ausgaben und mit einem Abstand von fast 2000 Anglizismen liegt die BRIGITTE WOMAN als Repräsentantin der höchsten Altersgruppe abgeschlagen auf Platz 3 mit einer absoluten Verwendungsfrequenz von 1393 Anglizismen. Auf den ersten Blick scheint dies kein überraschendes Ergebnis zu sein und deckt sich mit der gängigen Meinung, dass mit zunehmendem Alter der Zielgruppe der Anteil an Anglizismen sinkt. Allerdings verrät ein Blick auf die Seitenzahl die immensen Unterschiede und relativiert die Nähe zwischen der MÄDCHEN und der MAXI: Hier ergibt sich erstaunliches, denn die Jugendzeitschrift MÄDCHEN erreicht trotz der bei Weitem geringsten Seitenanzahl im Vergleich mit den beiden anderen Zeitschriften die höchste Verwendungsfrequenz von Anglizismen.
Aufgrund der sehr unterschiedlichen Seitenanzahl und damit aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit wurden auch die Anzahl der Anglizismen pro Seite ermittelt. Dabei ergibt sich folgendes Ergebnis:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2: Häufigkeit der Anglizismen pro Seite
Auch hier ändert sich das Bild kaum. Die dominante Häufigkeit der Anglizismen mit über 14 Stück pro Seite in der Jugendzeitschrift steht 6,21 Anglizismen pro Seite in der MAXI und 1 Für die absolute Verwendungshäufigkeit nach Ausgaben siehe Anhang I
Zwischen den einzelnen Ausgaben der Zeitschriften ergaben sich keine großen Unterschiede, sodass auf eine Darstellung und Beschreibung einzelner Ausgaben im Text verzichtet wurde. Der Vollständigkeit halber wurden die erstellten Tabellen jedoch dem Anhang hinzugefügt und können dort eingesehen werden.
2,74 Anglizismen pro Seite in der BRIGITTE WOMAN gegenüber und bestätigt demnach das oben beschriebene Bild. Deutlicher wird allerdings der Unterschied zur MAXI, welcher in der ersten Tabelle durch die ähnliche Häufigkeit nicht so drastisch erschien. In Tabelle 2 zeigt sich nun aber, dass die Verwendungshäufigkeit der Anglizismen in der MÄDCHEN mehr als doppelt so hoch ist im Vergleich zur MAXI und mehr als fünfmal so hoch als in der BRIGITTE WOMAN.
Als ein wichtiger Faktor bei der Anglizismenverwendung wird häufig die Anzahl der Seiten mit Werbung genannt. Dies hat zwei Gründe: Einerseits finden sich in der Werbung häufig Anglizismen, denn oft sind ganze Werbeanzeigen in englischer Sprache verfasst, andererseits enthält die Werbung oft nur wenig Text. Darüber hinaus ist die Sprache in den Werbeanzeigen kein Indikator für die Sprache in den Zeitschriften allgemein, da sie nicht für das entsprechende Publikum der Zeitschrift verfasst wurde, sondern für ein allgemeineres Publikum, sodass es auch nicht verwundert, dass es zum Teil Überschneidungen zwischen den Werbeanzeigen in der MAXI und der BRIGITTE WOMAN gibt. Für die vorliegende Untersuchung ergibt sich ohne die Berücksichtigung von Werbung folgendes Bild:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 3: Häufigkeit c er Anglizismen, ohne Werbeseiten
Es zeigt sich hier, dass die oben beschriebene Reihenfolge bestehen bleibt, der Quotient allerdings ein wenig höher liegt: Bei 3,22 Anglizismen pro Seite in der BRIGITTE WOMAN, 7,78 pro Seite in der MAXI und 15,44 in der MÄDCHEN. Es zeigt sich, dass in dem Teil der ausschließlich den Journalisten der Zeitschriften zuzuordnen ist, der also als repräsentativ für die Sprache dieser Zeitschrift gelten kann, die Verwendungshäufigkeit ein wenig höher ist. Werden nun nur die Werbeseiten betrachtet, zeigt sich auch der Grund dafür:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 4: Häufigkeit c er Anglizismen in der Werbung
In allen drei Zeitschriften liegt die Verwendungshäufigkeit von Anglizismen in der Werbung deutlich unter der durchschnittlichen Verwendungsfrequenz in der Zeitschrift allgemein. Bei der BRIGITTE WOMAN liegt die Verwendungsfrequenz bei 1,64 Anglizismen pro Seite und damit ca. bei der Hälfte gegenüber der allgemeinen Verwendung, in der MAXI mit 2,40 sogar bei nur einem Drittel und bei der MÄDCHEN mit 8 wieder circa bei der Hälfte. Grund für diese eher niedrige Anzahl an Anglizismen in der Werbung, ist der niedrige Textanteil der Werbung, das heißt eine Werbeseite kann zwar zu hundert Prozent aus Anglizismen bestehen, wenn sie aber nur zwei Wörter enthält, ist die Frequenz pro Seite trotzdem gering.
Eine weitere interessante Betrachtung erscheint die Darstellung der Seiten mit der höchsten Anzahl an Anglizismen sowie der niedrigsten Anzahl an Anglizismen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 5: Höchste und niedrigste Anglizismenverwendung pro Seite
Wiederum zeigt sich, dass die Abstufung von jugendlichem Alter zu mittlerem und hohem Alter beibehalten wird. Betrachtet man die Seiten mit den meisten Anglizismen so ergibt sich, dass die Seite mit der höchsten Verwendungsfrequenz in der MÄDCHEN mit 88 Anglizismen mehr als doppelt so hoch ist wie in der MAXI und ca. 3,5 mal so hoch wie in der BRIGITTE WOMAN. Es fällt auf, dass in der MÄDCHEN und der MAXI gerade die ersten Seiten eine hohe Anzahl an Anglizismen aufweisen. Die Inhaltsverzeichnisse der MÄDCHEN sind mit 88 Anglizismen in der Januarausgabe und 64 in der Märzausgabe, die Seiten mit den meisten Anglizismen in diesen beiden Ausgaben (zur näheren Betrachtung der Inhaltsverzeichnisse siehe Kapitel 3.5.2, Anhang XXII-XXIV). Auch in der Maiausgabe finden sich im Inhaltsverzeichnis 65 Anglizismen, werden jedoch von 70 Anglizismen auf Seite 49 übertroffen (siehe Anhang XXVIII). Es lässt sich weiterhin sagen, dass bis auf oben genannte Ausnahmen selten Seiten in der MÄDCHEN eine so hohe Verwendungsfrequenz aufweisen, es sich also um Extreme handelt.
Bei der MAXI handelt es sich bei der Seite mit den meisten Anglizismen nicht um das Inhaltsverzeichnis, sondern um die Darstellung der Angebote auf einer, dem Heft beiliegenden, CD und das Editorial (siehe Anhang XXVII). Es finden sich auf dieser Seite dementsprechend viele Anglizismen aus dem thematischen Bereich Musik. Ein Abschnitt soll hier als Beispiel zitiert werden und die zum Teil geballte Verwendung aufzeigen: „STARS Als sie ihr Album über einem Club einspielten, war das eine Win-win-Situation: Ihr Indiepop- Smasher klingt nach coolem House—und in der Bar heißt jetzt ein Cocktail ,Stars‘“ (M I, 51 ).
In der BRIGITTE WOMAN handelt es sich bei der Seite mit den meisten Anglizismen um eine Seite mit einer Werbeanzeige für die Produkte von „Weleda“ (siehe Anhang XXV). Es muss hierbei gesagt werden, dass es sich schwierig gestaltet zu entscheiden, ob es sich hierbei um eine wirkliche Werbeanzeige handelt, obwohl die Seite mit „Anzeige“ übertitelt ist (siehe Anhang XXV). Allerdings handelt es sich nicht um eine klassische Werbeanzeige, sondern um die Beschreibung eines von BRIGITTE WOMAN-Leserinnen durchgeführten Produkttests. Die Anzeige selbst besteht also nicht, wie bei den meisten Anzeigen üblich aus bildlastigem Material, sondern ist überwiegend in Textform gestaltet. Ein Teil dieses Textes besteht aus Bewertungen durch Leserinnen, der andere Teil bildet einen Informationstext, wobei es scheint, dass dieser Text von einem BRIGITTE WOMAN-Mitarbeiter verfasst worden ist. Da sich dieser Text vor allem auf die Empfehlung durch die Markenjury bezieht, kommt das Mischkompositum Markenjury insgesamt achtmal vor (siehe Anhang XXV). Darüber hinaus stehen die meisten Entlehnungen in Verbindung mit dem Anglizismus Test (Tester, Testerinnen, Testen) (siehe Anhang XXV). Da diese Seite nicht eindeutig dem journalistischen Teil der Zeitschrift zugeordnet werden kann, sondern auch Werbeaspekte beinhaltet, soll hier zusätzlich noch die Seite der Zeitschrift BRIGITTE WOMAN mit dem zweithäufigsten Auftreten an Anglizismen beschrieben werden. Bezogen auf die Verwendungsfrequenz folgt darauf eine Seite mit einer Häufigkeit von 20 Anglizismen, die sich in der Maiausgabe findet (BW V, 158; siehe Anhang XXVI). Es handelt sich hierbei um eine Reisebeschreibung über New York, sodass viele Anglizismen zur Erzeugung von Lokalkolorit verwendet werden und sich die Häufigkeit noch einmal deutlich erhöhen würde, wenn in dieser Arbeit auch geographische Namen miteinbezogen werden würden (zum Beispiel East River, City Hall Park, Manhattan Bridge, China Town (BW V, 158)).
Demgegenüber wurden die Seiten mit der niedrigsten Anzahl an Anglizismen ohne speziellen Verweis auf eine Seite angegeben, da in jeder Zeitschrift und auch in jeder Ausgabe mehr als eine Seite ohne Anglizismen vorgefunden wurde. Zur Verdeutlichung dient folgende Tabelle:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 6: Anzahl der Seite ohne Anglizismen
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1 Hervorhebung durch SD, Eigennamen wurden nicht kursiv hervorgehoben
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