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grin |
8. Januar 2025 • Lesedauer: 5 min

Homers „Ilias“ verstehen in 5 Minuten

Die "Ilias" fasziniert mit epischen Kämpfen und mythischer Tiefe, doch bis heute bleibt die Frage nach ihrer Urheberschaft ein Rätsel. Wir erklären dir, worum es geht.

Was dich erwartet:
Das Wichtigste vorweg:
  • Die Ilias ist das älteste schriftlich überlieferte Werk der abendländischen Literatur.
  • Die genaue Entstehungsgeschichte ist ebenso ungeklärt wie die Frage, ob Homer überhaupt gelebt hat.
  • Die Handlung setzt im letzten Kriegsjahr des Trojanischen Krieges an und schildert erst den Konflikt innerhalb des griechischen Heeres und dann zwischen den Griechen und den Troern.
  • Helden wie Achilleus, Hektor und Odysseus prägen die Geschichte mit ihren tiefen menschlichen Gefühlen.
  • Themen wie Ehre, Zorn, Schicksal und Vergänglichkeit sind zentrale Motive des Werks.

Urheberschaft / Homerische Frage

Sind Ilias und Odyssee die Werke je nur eines (evtl. ein und desselben) oder je mehrerer Dichter? Diese Frage stellt sich die Klassische Philologie seit dem 19. Jahrhundert. Bis heute ist umstritten, ob es tatsächlich einen griechischen Dichter namens „Homer“ gab, allerdings hält sich mit dem Aufkommen des neuen Forschungszweigs der Oral Poetry (die sich mit mündlichen Überlieferungen befasst) seit dem 20. Jahrhundert die Theorie, dass die Inhalte der Ilias und Odyssee zuerst mündlich und erst deutlich später ab der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts schriftlich tradiert wurden. Ein Indiz dafür ist das gehäufte Vorkommen formelhafter Ausdrücke und Wiederholungen im Epos, die Erzählern halfen, große Mengen an Text zu erinnern und zu rezitieren. Denkbar ist jedoch auch, dass „Homer“ eine kollektive Berufsbezeichnung für Sänger im Allgemeinen war.

Datierung

Die Frage nach der Datierung der Ilias ist ebenso umstritten wie die nach dem Autor bzw. den Autoren. Schon in der Antike schwankten die Meinungen zwischen dem 13./12. Jahrhundert und dem 7. Jahrhundert v. Chr. Neuere philologische Forschungen plädieren eher für eine spätere Datierung zwischen 670 und 640 v. Chr.

Mehr über dieses spannende Thema kannst du im Artikel Orientalische Motive im 6. Gesang der Ilias von Egert Pöhlmann aus dem Jahr 2015 nachlesen, der die Belege sehr gut zusammenfasst.

Handlung

Homers Epos, die Ilias, ist eines der bedeutendsten Werke der antiken Literatur und schildert einen kurzen, aber entscheidenden Abschnitt aus dem Trojanischen Krieg. Die Handlung spielt im 10. und letzten Jahr des Krieges und konzentriert sich auf die Konflikte zwischen den griechischen Helden sowie ihre Kämpfe gegen die Troer. In Rückblenden wird außerdem die ganze Auseinandersetzung ausgebreitet, inklusive der Beteiligung der griechischen Götterwelt.

Der zentrale Konflikt

Die Griechen haben die Stadt Troja umstellt und ihre Helden haben wichtige Gefangene genommen. Als ein Priester des Apollon, Chryses, eintrifft, um vom griechischen Heerführer Agamemnon die Freilassung seiner gefangenen Tochter Chryseïs zu verlangen, entehrt und verjagt ihn dieser vor dem versammelten Heer. Apollon bestraft daraufhin das griechische Heer mit einer Seuche.

Achilleus, der mutigste Held aus ihren Reihen, beruft eine Versammlung ein und fordert die Freilassung von Chryseïs. Er erregt Agamemnons Zorn. Der Heerführer gibt nach, fordert als Ausgleich für die Freigabe von Chryseïs aber ausgerechnet Briseïs, eine von Achilleus‘ Gefangenen, die dieser sehr schätzt.

Im tiefen Groll zieht sich Achilleus vom Kampfgeschehen zurück und ruft seine Mutter, die Meeresgöttin Thetis, an. Diese handelt mit Zeus aus, dass die Griechen so lange sieglos bleiben, bis Agamemnon die Schmach sühnt, die er dem Helden zugefügt hat.

Die Kämpfe vor Troja

Ohne Achilleus geraten die Griechen zunehmend unter Druck. Die Troer, angeführt von ihrem Prinzen Hektor, gewinnen die Oberhand. Es kommt zu zahlreichen Kämpfen, in denen wichtige griechische und trojanische Krieger, wie Diomedes, Odysseus und Aias, eine Rolle spielen.

Der Tod des Patroklos

Um die Griechen zu unterstützen, leiht Achilleus seinem besten Freund Patroklos seine Rüstung. Patroklos führt die Griechen zunächst erfolgreich, wird jedoch, weil er übermütig wird und nicht auf Achilleus‘ Rat hört, von Hektor getötet. Dieser Verlust trifft Achilleus tief und er kehrt in den Kampf zurück, getrieben von Rache. Agamemnon sieht seinen Fehler ebenfalls ein und gibt Achilleus dessen geliebte Sklavin Briseïs zurück.

Der Höhepunkt – Der Kampf zwischen Achilleus und Hektor

Achilleus tötet Hektor in einem erbitterten Duell vor den Toren Trojas und spießt ihn auf. Um seinen Sieg zu demonstrieren, schändet er Hektors Leichnam, indem er ihn an seinem Streitwagen hinter sich herzieht, zum Grab seines gefallenen Freundes Patroklos. Dies sorgt für Trauer und Empörung bei den Troern.

Die Versöhnung

Achilleus kündigt an, Hektors Leiche am nächsten Tag den Hunden zum Fraß vorzuwerfen. Dies geht selbst den Göttern zu weit. Thetis bittet ihren Sohn, von seiner blindwütigen Totenschändung abzulassen und den Leichnam Hektors zur würdevollen Bestattung freizugeben. Unter dem Schutz des Götterboten Hermes betritt außerdem Priamos, König von Troja und Vater von Hektor, das Zelt des zürnenden Achilleus. Priamos erinnert den griechischen Helden an seinen eigenen Vater Peleus, und so schlägt die scheinbar unstillbare Wut in Mitgefühl um. Priamos darf den gefallenen Sohn mitnehmen. Die Ilias endet mit Hektors Begräbnis, ohne den Fall Trojas zu schildern (dieser wird in Homers Odyssee ausführlich beschrieben).

Die wichtigsten Figuren

Achilleus:

  • Sohn der Meeresgöttin Thetis und des Peleus
  • bester Kämpfer der Griechen
  • zieht sich nach Kränkung durch Agamemnon in tiefem Groll aus dem Kampfgeschehen zurück, was beinahe dazu führt, dass die Troer die Griechen verjagen können
  • kehrt nach dem Tod seines Freundes Patroklos aus Rache zurück
  • tötet Hektor, schändet dessen Leiche, zeigt aber später Mitgefühl gegenüber Priamos

Agamemnon:

  • der mächtigste König des griechischen Heeres
  • Ursache für Achilleus‘ Groll, da er ihm dessen Lieblingssklavin Briseïs wegnimmt
  • versöhnt sich später mit Achilleus

Patroklos:

  • enger Freund und Gefährte von Achilleus, möglicherweise mit homoerotischer Konnotation
  • tritt in Achilleus‘ Rüstung an, um die Griechen zu retten
  • wird von Hektor getötet, was Achilleus‘ Zorn entfacht

Odysseus:

  • listenreicher und kluger Held der Griechen
  • Diplomat und Ratgeber, der oft zwischen den Streitenden vermittelt
  • die Irrfahrten des Odysseus werden später in der Odyssee, dem zweiten großen Epos, das Homer zugeschrieben wird, ausführlich beschrieben

Hektor:

  • größter Held der Troer und ältester Sohn des Priamos
  • verkörpert Pflichtbewusstsein und Familienliebe
  • tötet Patroklos, wird jedoch später von Achilleus im Zweikampf besiegt
  • sein Tod und die Schändung seiner Leiche markieren den emotionalen Höhepunkt der Ilias

Priamos:

  • König von Troja und Vater von Hektor
  • verkörpert Weisheit und väterliche Liebe
  • bittet Achilleus um die Herausgabe von Hektors Leichnam und zeigt menschliche Größe

Paris:

  • Prinz von Troja und Bruder von Hektor
  • löst durch die Entführung Helenas den Trojanischen Krieg aus (diese Episode wird nur beiläufig in einer Rückblende im 24. Gesang der Ilias erzählt)
  • eher als feige dargestellt, bleibt im Hintergrund der Kämpfe

Helena:

  • Ehefrau von Menelaos (dem Bruder von Agamemnon), wurde von Paris nach Troja entführt
  • Ursache für den Krieg, zugleich ambivalente Figur (mit Schuldgefühlen)
  • verkörpert Schönheit und deren zerstörerische Wirkung

Exkurs: Das Parisurteil

Eng verknüpft mit der Vorgeschichte des Krieges ist das sogenannte Parisurteil. Einst säte die Göttin Eris Zwietracht unter den Göttinnen Hera, Athena und Aphrodite, indem sie bei einer Hochzeit einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „Für die Schönste“ in die Menge warf. Zeus wollte nicht entscheiden und bestimmte Paris zum Schiedsrichter. Jede Göttin verspricht Paris eine Belohnung, falls er sie wählt: Hera die Macht und Herrschaft über ganz Asien. Athene Unbesiegbarkeit und Weisheit im Krieg. Aphrodite die schönste Frau der Welt (Helena). Paris entscheidet sich für Aphrodite, das führt zur Entführung Helenas und somit zum Trojanischen Krieg.

Das Parisurteil symbolisiert die verheerenden Folgen von Eitelkeit und göttlichem Eingreifen in die Geschicke der Menschen.

Motive und Interpretationen

Ehre und Ruhm

Die griechischen Krieger kämpfen oft, um Ehre und Ruhm zu gewinnen, ihr Status basiert auf ihrem Erfolg im Kampf und sie zeigen ihre Kriegsbeute stolz herum. Aristokratische Werte wie Ehre, Ruhm, Tapferkeit und Treue spielen eine große Rolle im Epos. Wer seiner Verantwortung nicht nachkommt, wird verurteilt, so geschehen mit Achilleus, dessen Rückzug aus dem Kampfgeschehen auf viel Unverständnis seitens seiner Kampfgefährten trifft.

Agamemnons und Achilleus‘ Streit wird zudem oft als Warnung vor den Gefahren von Stolz und Eitelkeit verstanden, die größere Gemeinschaften ins Unglück stürzen können.

Zorn

Das zentrale Thema ist der Zorn des Achilleus, der nicht nur den Verlauf der Handlung, sondern auch die Beweggründe vieler Charaktere beeinflusst. Sein Wüten schadet immer wieder seinen eigenen Landleuten und ihm selbst: erst entzieht er sich der Schlacht, sodass die Troer die Oberhand gewinnen, dann schändet er Hektors Leichnam und zieht damit den Zorn der Götter auf sich. Kriegerische Tapferkeit und Ehre sind also nicht die einzigen wichtigen Tugenden in der Ilias, sondern eben auch Maßhalten, Selbstbeherrschung und Mitgefühl.

Achilleus’ Zorn wird oft als Symbol für menschliche Leidenschaften und deren zerstörerische Wirkung interpretiert. Gleichzeitig zeigt seine Entwicklung die Möglichkeit zur Reue und Läuterung.

Schicksal und göttliche Intervention

Die Götter spielen eine aktive Rolle im Trojanischen Krieg und beeinflussen das Schicksal der Krieger durch direkte und indirekte Einmischung. Dennoch zeigt sich, dass das vorherbestimmte Schicksal auch von ihnen nicht aufgehalten werden kann. Die Tode von Patroklos, Hektor und Achilleus sind ebenso unausweichlich wie der Untergang Trojas.

Ehre nach dem Tod

Der Wunsch nach ewiger Ruhmesbewahrung motiviert viele Helden. Der Tod wird oft als Mittel zur Erreichung von Unsterblichkeit im Gedächtnis der Nachwelt dargestellt, und nicht als etwas, das man fürchten müsste. Achilleus steht im Konflikt zwischen einem ruhmreichen, aber kurzen Leben und einem langen, unspektakulären Dasein.

Menschlichkeit und Mitgefühl

Trotz der kriegerischen Brutalität zeigt die Ilias auch die Zerbrechlichkeit der Menschheit. Besonders die Begegnung zwischen Priamos und Achilleus verdeutlicht die Fähigkeit zu Mitgefühl und Versöhnung, aber auch Hektor wird vor seinem Kampf gegen Achilleus in einem friedvollen, verletzlichen Moment gezeigt, als er sich von seiner Frau und seinem Sohn verabschiedet. Das Leid der Frauen und Kinder, die als Opfer des Krieges dargestellt werden, spiegelt die zerstörerischen Folgen des Krieges wider.

Fazit

Die Ilias ist weit mehr als ein Epos über Helden und Krieg – sie beleuchtet zeitlose Themen wie Zorn, Ehre, Mitgefühl und die Vergänglichkeit des Lebens. Ihre vielschichtigen Figuren, die Einbindung der Götterwelt und die packende Darstellung von Konflikten macht sie zu einer universellen Erzählung über Krieg, Leid und die Fähigkeit zur Menschlichkeit inmitten der Zerstörung.

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Häufig gestellte Fragen

Die Urheberschaft ist umstritten. Traditionell wird das Epos Homer zugeschrieben, doch es könnte auf mündlichen Überlieferungen mehrerer Dichter basieren.

Die Ilias schildert einen Abschnitt des Trojanischen Krieges, mit Fokus auf Achilleus‘ Zorn, den Konflikt zwischen Griechen und Troern sowie zentrale Themen wie Ehre und Vergänglichkeit.

Die Ilias konzentriert sich auf den Trojanischen Krieg, während die Odyssee die Irrfahrten von Odysseus nach dem Krieg und seine Heimkehr behandelt.

Die Ilias gehört zu den bedeutendsten Werken der Weltliteratur. Sie prägt das Verständnis antiker Werte wie Ehre und Ruhm und bietet tiefgründige Einblicke in die menschliche Natur.

Zentrale Themen sind Zorn, Ehre, Mitgefühl, Vergänglichkeit, göttliche Intervention und der Konflikt zwischen persönlichem Stolz und gemeinschaftlicher Verantwortung.

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