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Bild von einem Pudel
18. Mai 2022 • Lesedauer: 5 min

Goethes „Faust I“ verstehen in 5 Minuten

Worum geht es im berühmten Drama und welche Ansätze zur Interpretation solltest du kennen? Wir geben einen Überblick über Inhalt, Figuren und Motive.

Was dich erwartet:

Das Wichtigste vorweg:

  • Die wichtigsten Figuren in „Faust I“ sind: Dr. Heinrich Faust,Mephistopheles und Margarete
  • „Faust I“ behandelt folgende Motive: Begierde und Liebe, Biblische Motive, Streben nach Erfolg, Magie und Raumsymbolik

„Faust I“ von Johann Wolfgang von Goethe ist wohl eines der bedeutendsten Werke der deutschen Literaturgeschichte. Ursprünglich erschienen ist es 1808 als Dramentext, die Uraufführung fand erst 1829 statt. Seitdem hat die Tragödie eine erstaunliche Resonanz erhalten. Zahlreiche Redewendungen wie „Name ist Schall und Rauch“ oder „Das also war des Pudels Kern!“ sind aus Goethes Text in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Die Bedeutung des Stücks erschließt sich zum einen aus der Fülle an Anspielungen, Verweisen und Motiven sowie philosophischen Richtungen, die darin verarbeitet werden. Es bildet so ein epochales Werk seiner Zeit. Zudem sorgt die lange Tradition der Auseinandersetzung und Adaption des Textes für eine anhaltende Rezeption des Stoffs. Goethes „Faust I“ ist Pflichtlektüre in Gymnasien und erfreut sich noch heute großer Aufmerksamkeit, sowohl im wissenschaftlichen Bereich als auch in Adaptionen in die unterschiedlichsten Genres. Und dennoch ist es für viele Leser:innen noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Wer ist Faust und welche Motivation treibt ihn um? Wer sind die wichtigsten Figuren im Stück? Und was hat das berühmte Drama mit einem Pudel zu tun? Wir möchten etwas Licht ins Dunkel bringen und haben nützliche Hilfestellungen gesammelt.

Inhaltszusammenfassung

Der Gelehrte Doktor Faust fühlt, dass ihm die Einsicht in die wahren Zusammenhänge der Welt verwehrt bleibt. In seinem Wissensdurst beschwört er den Teufel Mephistopheles herauf. Dieser verspricht ihm die ersehnte Erkenntnis, wenn Faust ihm seine Seele verkauft. Faust entscheidet sich für den Pakt mit dem Teufel. Mephisto verfolgt unterdessen seine eigenen Pläne, denn er hat mit Gott gewettet, dass er Faust vom rechten Weg abbringen kann. So führt er Faust an verschiedene irdische und magische Orte der Zerstreuung. Faust verfolgt weiter sein Streben nach Erkenntnis, wünscht sich jedoch zunehmend auch irdische Freuden. Er wird mit Mephistos Hilfe auf magische Weise verjüngt und macht die Bekanntschaft der jungen Margarete. Die beiden beginnen eine Affäre, während der Gretchen schwanger wird. Sie zerbricht am gesellschaftlichen Druck und tötet das uneheliche Kind, weshalb sie zum Tod verurteilt wird. Faust möchte Gretchen vor der Strafe retten, sie weigert sich jedoch, mit ihm zu fliehen. Er lässt sie daraufhin zurück und zieht mit Mephisto weiter.

Die wichtigsten Figuren

Dr. Heinrich Faust

Faust ist die Titelfigur und zugleich zentraler Protagonist des Dramas. Er ist Universalgelehrter und hat Philosophie, Jura, Medizin und Theologie studiert. In seiner ersten Szene befindet er sich in seinem Studierzimmer. Seine stärkste Motivation ist sein Wissensdurst, er möchte zum Kern der Dinge vordringen und transzendentale Erfahrungen machen. Da er dies mit den bekannten Wissenschaften nicht erreichen kann, ist er kurz davor, seinem Leben ein Ende zu setzen. Von Mephisto erhofft er sich Erkenntnis und unbegrenzte Möglichkeiten der Erfahrung. Die Beziehung zu Gretchen beginnt er zunächst aus erotischer Anziehung, entwickelt im Laufe des Dramas jedoch tiefere Gefühle für sie, sodass er sein Handeln am Ende bereut und sie vor der Hinrichtung retten möchte.

Grafik mit einer Charakterisierung der Figur des Faust

Mephistopheles

Mephistopheles ist ein Teufel und mit Gott die Wette eingegangen, dass er Faust vom rechten Weg abbringen kann. Er läuft Faust in der Gestalt eines Pudels zu – hier schließt sich der Kreis zum Titelbild dieses Artikels. In seiner wahren Gestalt zeigt Mephisto sich erst, nachdem Faust eine Geisterbeschwörung durchgeführt hat. Fausts Erkenntnisdrang kann er nicht nachvollziehen, der Mensch ist für Mephisto ein unbelehrbares Wesen, das immer wieder dieselben Fehler macht. Er ekelt sich vor allem Irdischen und Menschlichen. Um seine Wette zu gewinnen, verspricht er Faust jedoch, seinen Wunsch zu erfüllen. Er führt ihn an verschiedene irdische und magische Orte, um ihn sowohl von seinem eigentlichen Ziel als auch vom gottesfürchtigen Weg abzulenken.

Grafik mit einer Charakterisierung der Figur Mephisto

Margarete

Margarete ist eine schöne junge Frau, die Faust kennenlernt, nachdem er auf magische Weise verjüngt wurde. Sie ist sich seiner Absichten nicht bewusst und geht auf sein Werben ein. Schließlich wird sie von Faust schwanger und verliert ihr soziales Ansehen. Ihre Mutter stirbt, was auf die verlorene Ehre ihrer Tochter zurückgeführt wird. Gretchens Bruder möchte die Familienehre wieder herstellen, fällt jedoch im Schwertkampf mit Faust. Gretchen wird zur Verstoßenen, die ihr Kind im Wahn tötet und verhaftet wird. Als Faust sie im Kerker besucht, ist sie noch immer nicht bei Sinnen, stellt sich jedoch ihrer Schuld. Der Schluss deutet an, dass sie ihre Seele so retten kann.

Grafik mit einer Charakterisierung der Figur Gretchen

Motive und Interpretationen

Begierde und Liebe

Während das Drama keinen Zweifel daran lässt, dass Gretchen sich in Faust verliebt und auf eine glückliche Zukunft mit ihm hofft, werden Fausts Motive nicht so eindeutig vermittelt. Faust verfolgt zunächst rein erotische Interessen, er möchte Gretchen verführen, mehr jedoch nicht. Seine Worte in ihrer Gegenwart sind deshalb stets ambivalent, es bleibt Teil der Interpretation, ob man sie für listig oder aufrichtig hält. Am Ende setzt Faust sich jedoch für Gretchen ein und möchte sie nicht im Stich lassen.

Das Motiv der Liebe in Goethes „Faust I“. Die Wandlung der Liebe bis zur Begierde

Das Motiv der Liebe in Goethes „Faust I“. Die Wandlung der Liebe bis zur Begierde

13.99 €

Olaf Breithecker setzt sich in seiner Publikation mit Sehnsucht und Liebe in „Faust“ auseinander und geht dabei vor allem auf die Ausgangssituation ein. Er macht einen Wandel in Fausts Emotionen aus, da dieser zunächst nach reiner Liebe strebt. Mephisto hat eigene Interessen und verkehrt Liebe in Begierde, die im Zusammentreffen mit Gretchen realisiert wird.

Biblische Motive

Ein zentrales biblisches Motiv ist die Wette zwischen Gott und dem Teufel, die in der Szene „Prolog im Himmel“ stattfindet. Hierbei handelt es sich um ein Motiv, das ursprünglich im Buch Hiob entfaltet wurde. Dort wetten Gott und der Teufel, ob der fromme Hiob von seinem Glauben abfällt, sobald es ihm nicht mehr gut geht. Um seinen Glauben zu testen, werden Hiob seine Familie, sein Besitz und schließlich seine Gesundheit genommen. Hiob bekennt sich dennoch weiter zu Gott und erhält schließlich alles zurück.

Die Hiobsfigur in Goethes Faust

Die Hiobsfigur in Goethes Faust

13.99 €

Monique Wicklein vergleicht in ihrer Publikation die Hiobsgeschichte aus der Bibel mit dem „Prolog im Himmel“ aus Goethes „Faust“. Sie weist auf Gemeinsamkeiten, aber auch auf bedeutende Unterschiede zwischen den Figuren Hiob und Faust hin.

Fausts Streben

Fausts Wissensdurst kann durch das Studium der großen Wissenschaften nicht gestillt werden. Deshalb wendet er sich dem Transzendentalen und Übernatürlichen zu. Im Kontext der Szene „Prolog im Himmel“ ist Fausts Seele somit bereits in Gefahr, denn sein Streben führt ihn zu den Todsünden Neugierde und Hochmut. Außerdem ist er am Anfang des Dramas kurz davor, sich umzubringen. Nach der christlichen Lehre ist der Selbstmord ebenfalls eine schwere Sünde.

Fausts Streben und seine Folgen

Fausts Streben und seine Folgen

29.99 €

Ellen Günyil beleuchtet die Folgen von Fausts Streben. Das faustische Streben wurde sowohl als Merkmal seines Genies, Übermenschentums und prometheischen Wesens, als auch seiner Torheit und seines allzu menschlichen Charakters beschrieben. Es ist nicht verwunderlich, dass aus diesem Grund auch seine aus seinem Streben nach Tätigkeit resultierenden Verbrechen unterschiedlich bewertet wurden.

Magie

Der Pakt mit dem Teufel sowie die Schilderung der Walpurgisnacht auf dem Blocksberg sind berühmte Szenen, in denen Magie eine zentrale Rolle spielt. Mephisto und Faust besuchen eine Hexe, die Faust verjüngt, und Mephisto zaubert in Auerbachs Keller Wein hervor. „Faust“ kann deshalb auch als Stück interpretiert werden, in dem ein Gelehrter sich auf überirdische Mächte einlässt, denen er nicht gewachsen ist und die ihn schließlich ins Verderben reißen.

Die Bedeutung der Magie in Goethes Faust (Erster Teil)

Die Bedeutung der Magie in Goethes Faust (Erster Teil)

36.99 €

Thomas Arnt verfolgt außerdem die These, dass die Magie als dramaturgisches Mittel eingesetzt wird, um die Handlung des Stücks voranzutreiben. Er beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen Magie, Religion und Wissenschaft, da Faust sich von Religion und Wissenschaft ab- und der Magie zuwendet. Außerdem erklärt Arnt mit dem Begriff der Pansophie, was genau Faust unter Magie versteht.

Raumsymbolik

Für die Darstellung auf der Bühne ist das Drama nicht nur aufgrund der magischen Elemente eine Herausforderung. Die einzelnen Szenen im Stück spielen auch an verschiedensten Orten, sowohl in Innenräumen, als auch in der Natur. Die Ortswechsel sind Teil der Handlung und erfüllen hierfür eine wichtige Funktion. Sie dienen jedoch auch der Charakterisierung der Figuren. Dem Gelehrten Faust begegnet man eingangs in seinem Studierzimmer. Als Gretchen ein uneheliches Kind erwartet und sozial geächtet ist, betet sie in einem Zwinger, einem beengten Raum, in dem sie jedoch auch von der Außenwelt abgeschirmt ist.

Raumgestaltung und Raumsymbolik in Goethes Faust

Raumgestaltung und Raumsymbolik in Goethes Faust

15.99 €

Ann-Kathrin Müller interpretiert in ihrer Arbeit drei weitere Szenen. Zunächst wird Gretchens Stube dargestellt, deren Raumsymbolik sich besonders im Bereich der Religiosität bewegt. Das Symbol des Gartens bezieht sich ebenfalls auf die Frage nach der Religion, jedoch ist dabei auch die Frage nach Ethik und Moral von großer Bedeutung.

Verschiedene Interpretationsansätze zu Goethes „Faust“ findest du außerdem in unserem Sammelband zu diesem Thema:

Johann Wolfgang von Goethes

Johann Wolfgang von Goethes "Faust". Interpretationsansätze zur Struktur und Motivik

29.99 €

Checkliste

  • Das Stück besteht insgesamt aus 28 Szenen.
  • Es gibt drei einführende Szenen: „Zueignung“, „Vorspiel auf dem Theater“ und „Prolog im Himmel“.
  • Die eigentliche Handlung des Stücks ist in die Gelehrtentragödie und die Gretchentragödie unterteilt. In beiden Handlungssträngen wird Faust schuldig.
  • Die wichtigsten Figuren sind Faust, Mephisto und Gretchen.
  • Faust schließt einen Pakt mit dem Teufel Mephisto, weil er nach Erkenntnis und großen Taten strebt. Er lädt im Verlauf des Dramas zunehmend Schuld auf sich, unter anderem indem er ein uneheliches Kind mit Gretchen zeugt.
  • Mephisto wettet mit Gott, dass er Faust zum Sünder machen kann.
  • Gretchen erleidet aufgrund ihrer unehelichen Schwangerschaft eine soziale Ächtung und tötet ihr Kind im Wahn.
  • Die sogenannte Gretchenfrage ist eine zentrale Frage, um die Einstellung und Absichten des Gegenübers zu erfahren. Im Stück stellt Gretchen diese Frage und sie lautet: „wie hast du’s mit der Religion?“
  • Es gibt zahlreiche berühmte Inszenierungen zu Goethes „Faust I“. Inzwischen ein echter Klassiker ist die Verfilmung von Gustaf Gründgens aus dem Jahr 1960. Weitere Infos dazu findest du in unserem Artikel 10 Film- und Serientipps für Studierende der Germanistik.
  • In „Faust II“ strebt Faust weiterhin nach großen Taten. Der zweite Teil des Dramas erschien erst 1832 postum und ist sehr philosophisch sowie mit zahlreichen intertextuellen Bezügen zur Weltliteratur angereichert. Am Ende stirbt Faust und müsste eigentlich seinen Teil des Pakts mit Mephisto erfüllen. Seine Seele wird jedoch von Gott gerettet.

Quelle: 

Goethe, Johann Wolfgang von: „Faust. Der Tragödie Erster Teil“, Stuttgart: Reclam, 2000.

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