In dieser Arbeit geht es um das Image jener Polizei zu Zeiten der NS-Herrschaft. Während Hitlers Schutzstaffel und auch die Truppen der deutschen Wehrmacht innerhalb der breiten Bevölkerung mittlerweile als Täter bekannt sind, wurde die Untersuchung der Polizeiverbände bisweilen sträflich vernachlässigt. Die vorliegende Arbeit soll sich deshalb mit der deutschen Ordnungspolizei und der Frage nach ihrer (Mit-)Schuld an den Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkrieges befassen.
Nach der Untersuchung verschiedener Schriftzeugnisse wird es schließlich um die Beurteilung gehen, inwieweit das Bild vom tüchtigen, braven und volksnahen Ordnungshüter Bestand hat oder es sich vielleicht doch um eine eiskalte Truppe von professionalisierten Mördern handelt.
Als Quellen dienen hier die Werke ausgewiesener Experten in der Thematik Ordnungspolizei & Holocaust, wie Stefan Klemp, Wolfgang Curilla und Christopher Browning, welche umfassende Arbeiten zum Wirken der deutschen Polizei im gesamten europäischen Raum vorgelegt haben. Ebenso werden auch ältere oder umstrittenere Werke, wie die Schriften Georg Tessins oder Daniel Jonah Goldhagens zur Klärung der vorliegenden Forschungsfrage herangezogen.
„Polizei – Dein Freund und Helfer“ dieses, gemeinhin dem sozialdemokratischen Innenminister Carl Severing zugeschriebene, Zitat findet sich auch heute noch in den Köpfen der meisten Bundesbürger wieder. Dabei war es erst Heinrich Himmler, welcher als Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei, in seiner Rede vom 17.12.1934, den Spruch wieder aufgriff und damit wirklich Publik machte. Sein Ziel war es hierbei, mittels einer aufwendigen Medienkampagne, der Polizei zu einem besseren Ansehen zu verhelfen und insbesondere Volksnähe, (im nationalsozialistischen Sinne) gegenüber dem, wortwörtlich, eher distanzierten Verhältnis aus der wilhelminischen Ära, zu demonstrieren. Hierzu wurde die enorme Propagandamaschinerie der Nationalsozialisten bemüht und u.a. zahllose Plakate im gesamten Reich, mit entsprechendem Inhalt, veröffentlicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Polizei im NS-Staat
- Struktur der Polizei
- Militarisierung der Ordnungspolizei
- Ideologische Schulung innerhalb der Ordnungspolizei
- Von Menschen und Mördern
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Ordnungspolizei im NS-Staat und deren Mitschuld an den Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkriegs. Sie analysiert die strukturellen Veränderungen der Polizei unter nationalsozialistischer Herrschaft, die zunehmende Militarisierung und die ideologische Indoktrination der Beamten. Im Mittelpunkt steht die Frage, inwieweit das Bild des "tüchtigen Ordnungshüters" mit der Realität der Beteiligung an Massenverbrechen in Einklang zu bringen ist.
- Strukturelle Veränderungen der deutschen Polizei unter dem Nationalsozialismus
- Militarisierung und die enge Verknüpfung von Ordnungspolizei und Wehrmacht
- Ideologische Indoktrination und die Rolle der NS-Propaganda
- Beteiligung der Ordnungspolizei an Kriegsverbrechen und Massenmorden
- Motivation und Handlungsspielräume der einzelnen Polizisten
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage nach der Mitschuld der Ordnungspolizei an den Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkriegs. Sie beleuchtet das propagandistisch geprägte Image der Polizei im NS-Staat und hebt die bisherige Forschungslücke hinsichtlich der Rolle der Polizeiverbände hervor. Die Arbeit kündigt die methodische Vorgehensweise an, die auf der Auswertung einschlägiger Literatur basiert, inklusive der Werke von Experten wie Stefan Klemp, Wolfgang Curilla und Christopher Browning.
Polizei im NS-Staat: Dieses Kapitel beschreibt die Struktur der deutschen Polizei während der Weimarer Republik, die aus Verwaltungspolizei, Schutzpolizei und Kriminal- und politischer Polizei bestand. Es analysiert die schrittweise Zentralisierung und Umstrukturierung der Polizei unter den Nationalsozialisten, die durch Maßnahmen wie die Reichstagsbrandverordnung, die Gleichschaltungsgesetze und die Eingliederung der politischen Polizei in die Gestapo gekennzeichnet war. Die Eingliederung der Polizei in das NS-System erfolgte durch die Auswechselung der Führungsebenen und die Besetzung wichtiger Positionen mit regimetreuen Unterstützern.
Militarisierung der Ordnungspolizei: Das Kapitel beschreibt den Prozess der Militarisierung der Ordnungspolizei. Es zeigt auf, wie die Polizei durch die Errichtung von Landespolizeiinspektionen, die Einführung neuer Uniformen und die Unterordnung unter die Heeresleitung zunehmend militärischen Charakter annahm. Die Eingliederung der Landespolizeitruppen in die Wehrmacht wird detailliert dargestellt, ebenso wie die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf die Personalbeschaffung und Ausbildung der Polizisten. Die Zunahme der Personalstärke durch Mobilmachung wird dokumentiert.
Ideologische Schulung innerhalb der Ordnungspolizei: Dieses Kapitel beleuchtet die ideologischen Schulungen und die propagandistische Beeinflussung der Ordnungspolizei. Es analysiert die Verhaltensregeln für Polizisten, die Loyalität zum „Führer“ und die Forderung nach „Rücksichtslosigkeit“ im Kampf gegen Feinde des Staates betonen. Die Rolle des „Kameradschaftsbundes Deutscher Polizeibeamter“, die ideologisch geprägte Verbandszeitschrift und die weltanschaulichen Schulungen werden untersucht. Die Integration der SS in die Ordnungspolizei und deren Einfluss auf die Ausbildung der Offiziere wird thematisiert.
Von Menschen und Mördern: Dieses Kapitel präsentiert Fallbeispiele von Kriegsverbrechen, an denen die Ordnungspolizei beteiligt war, unter Bezugnahme auf das Werk von Daniel Jonah Goldhagen und Stefan Klemp. Es wird die Willkür und Brutalität der Taten, die oft ohne direkte Befehle erfolgten, herausgestellt. Die unterschiedlichen Motivationen der Täter werden anhand von Zeugnissen und Berichten analysiert, wobei die Rolle der NS-Propaganda, der blinde Gehorsam und die Verlagerung der Verantwortung auf die Führungsebene thematisiert werden. Die "Mordkultur" innerhalb der Polizeieinheiten wird anhand von Beispielen beleuchtet, inklusive der Kategorisierung der Täter nach Klemp.
Schlüsselwörter
Ordnungspolizei, NS-Staat, Kriegsverbrechen, Holocaust, Militarisierung, Ideologie, Massenmord, Schuldfrage, Propaganda, Polizeibataillone, Gehorsam, Tätermotivation.
FAQ: Rolle der Ordnungspolizei im NS-Staat
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Rolle der Ordnungspolizei im NS-Staat und deren Mitschuld an den Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkriegs. Sie analysiert die strukturellen Veränderungen, die Militarisierung und die ideologische Indoktrination der Polizei unter nationalsozialistischer Herrschaft.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt die strukturellen Veränderungen der deutschen Polizei unter dem Nationalsozialismus, die Militarisierung und die enge Verknüpfung von Ordnungspolizei und Wehrmacht, die ideologische Indoktrination und die Rolle der NS-Propaganda, die Beteiligung der Ordnungspolizei an Kriegsverbrechen und Massenmorden sowie die Motivation und Handlungsspielräume der einzelnen Polizisten.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel über die Polizei im NS-Staat (inklusive Struktur, Militarisierung und ideologischer Schulung), ein Kapitel über Fallbeispiele von Kriegsverbrechen ("Von Menschen und Mördern") und ein Fazit.
Wie wird die Struktur der Ordnungspolizei unter dem Nationalsozialismus beschrieben?
Das Kapitel "Polizei im NS-Staat" beschreibt die Struktur der deutschen Polizei während der Weimarer Republik und analysiert die schrittweise Zentralisierung und Umstrukturierung unter den Nationalsozialisten. Die Eingliederung der Polizei in das NS-System erfolgte durch die Auswechselung der Führungsebenen und die Besetzung wichtiger Positionen mit regimetreuen Unterstützern.
Wie wird die Militarisierung der Ordnungspolizei dargestellt?
Das Kapitel zur Militarisierung der Ordnungspolizei beschreibt den Prozess der zunehmenden Militarisierung durch die Errichtung von Landespolizeiinspektionen, neue Uniformen und die Unterordnung unter die Heeresleitung. Die Eingliederung der Landespolizeitruppen in die Wehrmacht und die Auswirkungen auf Personalbeschaffung und Ausbildung werden detailliert dargestellt.
Wie wird die ideologische Indoktrination behandelt?
Das Kapitel zur ideologischen Schulung beleuchtet die propagandistische Beeinflussung der Ordnungspolizei. Es analysiert Verhaltensregeln, die Loyalität zum „Führer“, die Forderung nach „Rücksichtslosigkeit“ und die Rolle des „Kameradschaftsbundes Deutscher Polizeibeamter“. Die Integration der SS und deren Einfluss werden thematisiert.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf der Auswertung einschlägiger Literatur, inklusive der Werke von Experten wie Stefan Klemp, Wolfgang Curilla und Christopher Browning. Das Kapitel "Von Menschen und Mördern" bezieht sich auch auf das Werk von Daniel Jonah Goldhagen.
Wie werden die Kriegsverbrechen der Ordnungspolizei dargestellt?
Das Kapitel "Von Menschen und Mördern" präsentiert Fallbeispiele von Kriegsverbrechen unter Bezugnahme auf die genannten Experten. Es wird die Willkür und Brutalität der Taten, oft ohne direkte Befehle, herausgestellt. Die unterschiedlichen Motivationen der Täter werden anhand von Zeugnissen und Berichten analysiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Ordnungspolizei, NS-Staat, Kriegsverbrechen, Holocaust, Militarisierung, Ideologie, Massenmord, Schuldfrage, Propaganda, Polizeibataillone, Gehorsam, Tätermotivation.
- Quote paper
- Fabian Lenz (Author), 2020, Die Ordnungspolizei zur NS-Zeit und die Schuldfrage. Eine Beurteilung der Beteiligung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/999389