Rezension des Buches ,,Kindheit im Wandel"
1.Bibliographische Angaben
Die Autoren des Buches ,,Kindheit im Wandel" sind Dr. rer. pol. Hans-Günter Rolff und Dr. paed. Peter Zimmermann.
Hans-Günter Rolff wurde 1939 geboren. Er ist Diplom-Soziologe und Professor für Schulpädagogik und Bildungsplanung an der Universität Dortmund. Außerdem ist Hans-Günter Rolff Leiter des Institutes für Schulentwicklungsforschung in Dortmund. Der Diplom-Pädagoge Peter Zimmermann wurde 1950 geboren. Er ist Mitglied im akademischen Rat im Institut für Schulentwicklungsforschung in Dortmund.
Das Buch ,,Kindheit im Wandel" ist im Beltz-Verlag in der Reihe Pädagogik erschienen. Für diese Rezension wurde die 1990 erschienene überarbeitete Neuausgabe zugrunde gelegt. Dieses Werk umfasst 167 Seiten, zuzüglich vier Seiten Glossar.
2.Inhalt und Behandlung der Fragestellung
In dem Buch wird der Sozialisationsprozess von Kindern beschrieben. Weiterhin gehen die Autoren auf die Veränderungen der familiären Verhältnisse und die der Umwelt sowie der daraus resultierenden Veränderungen in der Entwicklung der Kinder ein.
Das Buch ist in drei Teile untergliedert, die folgende Schwerpunkte beinhalten:
- Wandel der familiären Strukturen und der Eltern-Kind-Beziehung
- Veränderungen der Umwelteinflüsse (Wohnen, Medien etc.) ; Entstehung neuer Sozialisationsformen
- Konturen des neuen Sozialcharakters; Fazit
Es werden also zunächst Beobachtungen und Resultate zahlreicher Studien über die Entwicklung des Sozialisierungsprozesses von Kindern im Laufe der letzten Jahrzehnte vorgestellt. Im Anschluss daran werden die neuen Rahmenbedingungen für die Kinder zusammengefasst und ein Fazit gezogen.
3.Bearbeitung des Themas ,,Wandel in der Familie"
Zunächst wird eine Unterscheidung der einzelnen Familienstrukturen gemacht. Nach Nave- Herz differenziert man zwischen der Drei-Generationen-Familie (Großeltern, Eltern, Kind), der ,,klassischen" Eltern-Kind-Familie und der Ein-Eltern-Familie. Innerhalb dieser Ein- Eltern-Familie unterscheidet man noch einmal zwischen der Mutter- und der Vater-Familie.
Die Tendenz zu den Eltern-Kind-Familien ist seit den 60er Jahren rückläufig; es gibt immer mehr alleinerziehende Eltern, also Ein-Eltern-Familien. Auch die Zahl der erwerbstätigen Mütter sowie die der Einzelkinder nimmt zu.
Durch die zunehmende Erwerbstätigkeit der Eltern bekommen Kinder häufig eine weitere Bezugsperson. Die Schlussfolgerung, das sich dieses negativ auf die Entwicklung der Kinder auswirkt, ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Eine kürzere, aber dafür intensivere ElternKind-Beziehung kann sich durchaus positiv auf die Kinder auswirken.
Wichtig dabei ist, dass die Rahmenbedingungen für die außerfamiliäre Erziehung stimmen.
,,Die Zufriedenheit der Mutter mit ihrer Situation als Frau, ihre Sicherheit, mit der sie ihre eigenen Interessen, Berufstätigkeit und Mutterrolle balanciert, beeinflusst die Entwicklung des Kindes und die Mutter-Kind-Beziehung langfristig stärker als die Umstände der Betreuungsform," so eine Aussage von Gudat (,,Kinder bei der Tagesmutter", 1982).
Ebenso ist das Vorurteil gegenüber Einzelkindern, sie seien eigensinnig und schwierig, wissenschaftlich nicht belegt; im Gegenteil- neue Studien widerlegen dieses Vorurteil sogar. Wichtig in der Entwicklung von Einzelkindern ist, dass sie Kontakte zu anderen Kindern bekommen, sei es in Kindergärten oder später in der Schule.
Problematisch gestaltet sich die Entwicklung nur dann, wenn Einzelkinder sozial isoliert aufwachsen und sich die soziale Beziehung auf die Mutter fixiert. In diesen Fällen kann es zu einer zu starken Mutter-Kind-Beziehung kommen; man spricht dann von einer Mutter-Kind- Symbiose oder Übermutterung.
Schwierig für Kinder ist es, den Verlust eines Elternteiles zu verkraften. Je enger diese Beziehung war und je länger es dauert, bis eine neue Bezugsperson Ersatz bietet, desto schwieriger ist es für Kinder, eine solche Situation zu verarbeiten.
Ähnlich wie Einzelkinder werden auch Scheidungskinder oftmals als ,,Problemkinder" bezeichnet. Es gibt jedoch nur wenig repräsentative Studien zu diesem Thema. Eine schmerzhafte Folge einer Scheidung kann für Kinder der daraus resultierende Umzug der Familie sein, denn dadurch werden sie aus der gewohnten Umgebung herausgerissen. Scheidungskinder, deren Eltern in einer neuen Partnerschaft leben, haben oftmals Probleme, den Stiefelternteil als ,,Elternteil" anzuerkennen. Sie denken oftmals noch in den alten Verwandschaftsverhältnissen.
Außerdem berichten Scheidungskinder, dass ihnen häufig das Gefühl der Geborgenheit fehlt und sie sich emotional und Psychisch alleine fühlen. Noch nach 15 Jahren der Scheidung beeinflusst Kinder dieses Erlebnis in ihren eigenen Beziehungen.
Bei rücksichtsvoll durchgeführten Scheidungen jedoch können Kinder das Meistern von Problemen in der Partnerschaft sowie den Umgang mit Trennungsprozessen lernen.
4.Gesamteinschätzung
Meiner Meinung nach lässt sich das Buch sehr gut lesen; es ist leicht verständlich, da es auf Fremdworte weitgehend verzichtet. Somit ist es gerade für Studienanfänger gut geeignet. Der systematische Aufbau macht die Veränderungen im sozialen Umfeld der Kinder deutlich und regt auch zum Nachdenken an.
Ich denke, ein lesenswertes Buch, das einen guten Überblick über die Thematik verschafft, dabei aber nicht sehr auf Einzelheiten eingeht.
S.Opitz, November 2000
- Arbeit zitieren
- Sanne Opitz (Autor:in), 2000, Rezension des Buches ,,Kindheit im Wandel", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99849