Interpretieren
von Oliver Kuna
Einleitung der Interpretation
- Assoziation zu dem Titel
- Wiederholtes Lesen u. Bearbeiten des Textes:
- Textstellen markieren
- erste Eindrücke aufschreiben
- Fragen zum Text formulieren
- Formulieren des Themas
- Erste Deutungshypothese bilden
Zeitgestaltung - Das Verhältnis zwischen Erzählzeit und erzählter Zeit Erzählzeit = Zeit, die man benötigt um den Text zu lesen erzählte Zeit = dargestellter Zeitraum
Folgen: Zeitdehnung, Zeitraffung u. Zeitdeckung.
In der Kurzgeschichte liegt häufig die Zeitdehnung vor (= die Erzählzeit ist größer als die erzählte Zeit; z. B. durch Darstellung von Gedankengängen, vgl. Kafka: „Heimkehr“)
Vergleich der Erzählhaltungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Gesichtspunkte bei der Erschließung von Texten erzählender Prosa
I. Was für eine Geschichte wird erzählt (Inhaltsangabe)?
- Ereignisse und Handlung
- Informationen zum Autor, Werk, Epoche
- Personen
- Zeitpunkt, Zeitdauer, zeitliche Abfolge
- Räumliche Situierung, Räumlichkeit, Orte, Schauplatz der Geschichte
II. Wie wird die Geschichte erzählt (Formanalyse)?
Gestaltung der inhaltlichen Elemente:
>>Handlungsstruktur, Handlungsverlauf, äußere/innere Handlung
>>Charakterisierung der Figuren, Wertung durch Erzähler, indirekt durch Handeln, Verhalten, sprachliche Äußerungen, Beziehung zwischen den Charakteren, Generationskonflikt, Ehekrise
>>Zeitgestaltung (Raffung, Dehnung, Erzähltempo, Vorausdeutung, Rückblick)
>>Raumgestaltung (Milieu, Handlungsraum, Stadt, Land, Heimat, Freunde, räumliche Kontraste, Raumsymbol)
Sprache, Stil und Komposition:
>>Sprache und Stil (Beispiele: Umgangssprache, alltägl. Sprache, Bildbereiche, Landessprache) >>Komposition durch Leitmotive, Wortwiederholungen, Gliederungssignale (Satzbau, Worte)
>>Verwendung von Verben, Adjektiven, Nomen, ...
Erzählperspektive und Darstellungsformen:
>>Erzählperspektive (auktorial vs. personal/neutral; Ich- vs. Er-Erzähler), Erzählhaltung
>>Darstellungsformen (Erzählerbericht, Kommentar, Figurenrede, innerer Monolog, erlebte Rede)
III. Wie wird die Geschichte erzählt (Formanalyse)?
>>Thematik | (Autorintention,
>>Aussage zur Thematik | Aussageabsicht)
>>Gattung | (Leser-
>>Epoche | erwartungen)
Darstellungsformen in erzählenden Prosatexten
Erzählerrede:
- Erzählerbericht: Der Erzähler informiert über Geschehen, Handlung, Figuren, Ort und Zeit
- Gedankebericht: Der Erzähler berichtet, was Figuren denken und empfinden (Innensicht)
- Redewiedergabe: Der Erzähler gibt Figurenrede und Gespräche in direkter Rede wieder
- Beschreibung: Der Erzähler schildert den augenblicklichen oder dauernden Zustand eines Gegenstandes oder einer Person unabhängig vom zeitlichen Verlauf der Handlung
- Kommentar: Der Erzähler unterbricht seinen Bericht durch Erläuterungen des Geschehens, allgemeine Überlegungen und Sentenzen (Abschnitte), die sich aus dem Text herauslösen lassen
- Fazit: Beinhaltet immer eine Bewertung!
Personenrede:
- Szenische Darstellung: Der Erzähler überlässt das Wort den Figuren, deren Äußerungen in direkter Rede mitgeteilt werden - Mit oder ohne inquit’-Formel (sie/es sagt)
- Bewusstseinswiedergabe: (Gedankengänge)
- Erlebte Rede (3. Person, Indikativ, Präteritum, Hauptsatzwortstellung)
- Innerer Monolog (Stummes Selbstgespräch in direkter Rede), Präsens
- Bewusstseinsstrom (Assoziationen, Erinnerungsfetzen u. ä., grammatisch unvollständig wiedergegeben)
Möglichkeiten des Satzbaus in erzählenden Texten:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Erzählsituationen
Auktoriales Erzählen: Allwissender Erzähler (olympische Sicht), er weiß mehr als die handelnden Figuren, kennt ihre Absichten und Gefühle (Innensicht d. Figuren), er kann detaillierte Ortsbeschreibungen machen, Vorausdeutungen oder zeitliche Rückbezüge machen
Personales Erzählen: Erzähler berichtet aus der Sicht einer Figur, von den anderen Figuren beschreibt er nur die äußere Handlung - perspektivisches Erzählen
Neutrales Erzählen: Schreiben aus einer berichtenden/beobachtenden Position heraus. Beschreibung der äußeren Handlung ohne Innensicht (über die Innensicht von Figuren können nur Vermutungen angestellt werden).
- Arbeit zitieren
- Oliver Kuna (Autor:in), 2000, Interpretieren - eine Anleitung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99840
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