Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Außerschulischer Lernort
2.1. Definition außerschulisches Lernen
2.2. Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen
3. Bedeutung der Gotteshäuser als außerschulischer Lernort
4. Fazit
1. Einleitung
„Erzähle mir und ich vergesse. Zeige mir und ich erinnere. Lass es mich tun und ich verstehe.“ Diese Worte äußerte der chinesische Philosoph Konfuzius bereits in den Jahren 551-479 v. Chr. und auch in der heutigen Schulpädagogik sind seine Worte aktueller denn je.
So stellt das Aufspüren einer Unterrichtsweise, bei welcher die Lehrkraft weniger lehren braucht, die Schüler und Schülerinnen (im Folgenden SuS genannt) dennoch mehr lernen, eines der vielen, im Laufe der Geschichte formulierten Ziele, unseres Bildungssystems dar.
Vor allem seit vergleichenden Leistungsstudien wie zum Beispiel der PISA-Studie ist die Frage der Qualität von Schule und Unterricht ein beherrschendes Thema der bildungspolitischen Auseinandersetzung. Auch die Handlungsweisen der Lehrkräfte allgemein, fällt dabei scharf ins Auge. In Folge dieser Auseinandersetzung wurden viele Konzepte hinsichtlich der Verbesserung von Lehr- und Lernprozesse erstellt und erprobt. Diese sind dabei oft auf Ideen der Vergangenheit zurückzuführen. Eines dieser Konzepte stellt das hier behandelte Konzept des außerschulischen Lernens dar. Auch dieses ist auf die Klassiker der Pädagogik rückführbar. So entwickelte unter anderem Célestin Freinet in den Jahren 1861-1919 erstmalig ein Schulkonzept, in dem Lehren und Lernen an außerschulischen Lernorten zum direkten Bestandteil der Schule wurden. Dabei galt es, dass Eindrücke und Erfahrungen der SuS, welche diese außerhalb der Schule sammelten, im schulischen Rahmen zu vertiefen. Aber auch Pestalozzi trägt mit seiner Idee der Anschauungspädagogik zur Entwicklung des außerschulischen Lernens bei. Und auch heute haben die Motive der Reformpädagogik ihre Berechtigung, jedoch sind sie aufgrund von sozioökonomischen, kulturellen und historischen Umständen, verändert oder erweitert worden. Doch inwieweit das Konzept des außerschulischen Lernens sinnvoll im Kontext der Schule umgesetzt werden sollte, steht besonders im deutschen Bildungssystem noch immer zur Debatte. In der vorliegenden Arbeit möchte ich mich aufgrund dessen mit der Frage der Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen von außerschulischen Lernorten auseinandersetzen. Insbesondere wird dabei die Bedeutung der Gotteshäuser, als außerschulische Lernorte betrachtet. [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Außerschulischer Lernort
2.1. Definition außerschulisches Lernen
2.2. Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen
3. Bedeutung der Gotteshäuser als außerschulischer Lernort
4. Fazit
1. Einleitung
„Erzähle mir und ich vergesse. Zeige mir und ich erinnere. Lass es mich tun und ich verstehe.“ Diese Worte äußerte der chinesische Philosoph Konfuzius bereits in den Jahren 551-479 v. Chr. und auch in der heutigen Schulpädagogik sind seine Worte aktueller denn je.
So stellt das Aufspüren einer Unterrichtsweise, bei welcher die Lehrkraft weniger lehren braucht, die Schüler und Schülerinnen (im Folgenden SuS genannt) dennoch mehr lernen, eines der vielen, im Laufe der Geschichte formulierten Ziele, unseres Bildungssystems dar.
Vor allem seit vergleichenden Leistungsstudien wie zum Beispiel der PISA-Studie ist die Frage der Qualität von Schule und Unterricht ein beherrschendes Thema der bildungspolitischen Auseinandersetzung. Auch die Handlungsweisen der Lehrkräfte allgemein, fällt dabei scharf ins Auge. In Folge dieser Auseinandersetzung wurden viele Konzepte hinsichtlich der Verbesserung von Lehr- und Lernprozesse erstellt und erprobt. Diese sind dabei oft auf Ideen der Vergangenheit zurückzuführen. Eines dieser Konzepte stellt das hier behandelte Konzept des außerschulischen Lernens dar. Auch dieses ist auf die Klassiker der Pädagogik rückführbar. So entwickelte unter anderem Célestin Freinet in den Jahren 1861-1919 erstmalig ein Schulkonzept, in dem Lehren und Lernen an außerschulischen Lernorten zum direkten Bestandteil der Schule wurden. Dabei galt es, dass Eindrücke und Erfahrungen der SuS, welche diese außerhalb der Schule sammelten, im schulischen Rahmen zu vertiefen. Aber auch Pestalozzi trägt mit seiner Idee der Anschauungspädagogik zur Entwicklung des außerschulischen Lernens bei. Und auch heute haben die Motive der Reformpädagogik ihre Berechtigung, jedoch sind sie aufgrund von sozioökonomischen, kulturellen und historischen Umständen, verändert oder erweitert worden. Doch inwieweit das Konzept des außerschulischen Lernens sinnvoll im Kontext der Schule umgesetzt werden sollte, steht besonders im deutschen Bildungssystem noch immer zur Debatte. In der vorliegenden Arbeit möchte ich mich aufgrund dessen mit der Frage der Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen von außerschulischen Lernorten auseinandersetzen. Insbesondere wird dabei die Bedeutung der Gotteshäuser, als außerschulische Lernorte betrachtet.
2. Außerschulischer Lernort
2.1. Definition außerschulisches Lernen
Der Terminus des außerschulischen Lernortes setzt sich aus zwei Begriffen zusammen. So beschriebt dieser zum einen den Ort, an dem das Lernen stattfindet, aber auch die Tätigkeit, die an diesem Ort ausgeführt wird. In der Literatur ist dazu keine eindeutige Definition auffindbar.
Bei näherer Betrachtung des geschichtlichen Hintergrundes wird jedoch deutlich, dass außerschulische Lernorte Lernerfahrungen ermöglichen sollen, die so für SuS nur außerhalb der Schule und des Klassenraumes erfahrbar sind. Es gilt dabei zu verhindern, dass die Schule und der Unterricht im Sinne der bloßen Weitergabe von Wissensbeständen und der damit einher gehenden Entfremdung der außerschulischen Realität, agiert. SuS sollen nicht mehr ausschließlich theoretisch und textbasiert, sondern in realitätsnahen Situationen, welche an ihre Lebenswelt anknüpfen, lernen. Das Konzept des außerschulischen Lernens kann demnach zudem als eine Reaktion der Pädagogik auf veränderte Lebenswelten der SuS, verstanden werden. So weisen immer mehr SuS fehlendes Verständnis, sowie fehlende Primärerfahrungen in der Natur, der Kultur und dem eigenen Umfeld auf. Zurückzuführen ist dies auch auf den immer weiter steigenden medialen Konsum dieser. So werden oft unbewusst Primärerfahrungen durch den Konsum von Filmen oder Videospielen, ersetzt. Eine in der Literatur vertretende Definition besagt, dass „An außerschulischen Lernorten [..] die unmittelbare Auseinandersetzung des Lernenden mit seiner räumlichen Umgebung“ stattfindet.1 So lässt sich vermuten, dass außerschulische Lernorte all jene sind, die sich außerhalb des Schulgebäudes befinden. Doch dabei ist zu beachten, dass grundsätzlich jeder Ort zu einem schulischen Lehrort bzw. Lernort werden kann. Unterscheiden lassen sich aber außerschulische Lernorte und Einrichtungen, die pädagogischen Zwecken dienen und einen Bildungsauftrag erfüllen, von all jenen, die ohne pädagogische Zwecke bestehen.2 Ein außerschulsicher Ort wird also nur zu einem außerschulischen Lernort, wenn dieser spezifische pädagogisch-didaktische Funktionen beinhaltet, die sich auf die Vermittlung allgemeiner Qualifikationen der SuS beziehen. Zudem ist es vordergründig, dass die Lehrkraft den außerschulischen Lernort bestmöglich in den eigentlichen Unterrichtsprozess integriert. Dabei ist es zentral, dass das Konzept keinen Ersatz des herkömmlichen Klassenzimmerunterrichts darstellen soll, sondern diesen ergänzen soll. Denn nur im Zusammenspiel des eigenen Erfahrens und der Reflexion dieses Erfahrens liegt der eigentliche Wert der Methode. Es ist für das Ausschöpfen der Lernpotenziale der SuS also wichtig, dass sowie vor dem Unterricht, als auch danach im Klassenverband theoretisch vorgearbeitet und hinterher reflektiert wird.
2.2. Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen
Neben zahlreichen Chancen hinsichtlich des Lernerfolges der SuS, treten in Verbindung mit dem außerschulischen Lernen auch einige Herausforderungen auf, welche die Lehrkraft bewältigen muss. Im folgendem möchte ich mich jenen Chancen und Möglichkeiten, die für die Umsetzung des Konzeptes sprechen, aber auch die Hindernisse, die dabei auftreten, widmen.
In der heutigen Zeit werden außerschulische Lernorte für SuS von immer größer Bedeutung. So weisen diese immer weniger Kompetenzen hinsichtlich des sozialen Verhaltens, aber auch den Primärerfahrungen in Kultur und Natur auf. Auch hinsichtlich der wandelnden Schulkultur, aufgrund vieler SuS mit Migrationshintergrund, stellt das Konzept des außerschulischen Lernens eine große Bildungschance dar.
Gerade hinsichtlich der Bildungsungleichheiten von SuS mit Migrationshintergrund, gibt es in der Schulpädagogik viele Debatten. So ist die ungleiche Behandlung der SuS mit einigen Studien belegt worden und diese zeigen zudem, dass die Institution Schule selbst, diese Ungleichheiten reproduzieren. Es wird demnach klar, dass auch dies ein wichtiger Kernaspekt im schulischen Raum ist, welcher bestmöglich verhindert werden sollte. Andrea Lange-Vester schreibt diesbezüglich, dass die Kultur der unteren sozialen Klassen im schulischen Kontext oft als „defizitär“ wahrgenommen wird.3 Das Konzept des außerschulischen Lernens könnte an dieser Stelle anknüpfen. So bietet dies nicht einzig die Möglichkeit, dass die SuS situationsbezogen Lernen können und dabei selbstständig Erkunden, Erforschen und gestalten können, sondern auch die Verbesserung der sozialen Kompetenzen der SuS. Da diese mit ihrem direkten Umfeld konfrontiert werden, lernen sie neben dem aktiven und selbstständigen Erarbeiten von Wissensinhalten, auch gewisse gesellschaftliche Werte und Normen und können diese in Folge verinnerlichen. Das außerschulische Lernen ist nämlich immer auch mit der Auseinandersetzung der Menschen im eigenen Umfeld verknüpft. Es agiert demnach nicht mehr einzig die Lehrkraft als gewisser „Experte“, sondern vielmehr die Personen vor Ort. Eben jene Personen sind den SuS zu Beginn eines Besuchs eines außerschulischen Lernortes jedoch meist unbekannt. SuS sind also damit konfrontiert sich diesen Personen zu nähern, um sich mit den realen Gegenständen, konkreten Situationen und authentischen Phänomenen wie Problemen auseinanderzusetzen. Nur so ist es ihnen möglich neue Erfahrungsräume zu erschließen. Da die SuS in ihrem Lernprozess auch Fragen stellen und sich mit den Thematiken kritisch auseinandersetzen müssen, beinhaltet ihr Lernprozess meist auch gesellschaftliche Verhaltensregeln, welche diese sich mit der Zeit aneignen. Dies hat zur Folge, dass die SuS untereinander aber auch zur Lehrkraft eine bessere Beziehung pflegen. Aufgrund der Nähe der außerschulischen Lernorte zum Leben der SuS werden zudem die wissenschaftlich orientierten Unterrichtsinhalte für diese begreiflich gemacht. Gerade diese Nähe führt dazu, dass SuS den emotionalen Bezug, sowie die eigene Identifikation hinsichtlich des eigenen Lebensraumes stärken. Auch dies könnte positive Auswirkungen auf SuS mit Migrationshintergrund und die damit verbunden Bildungsungleichheiten haben. So ist in einigen Studien nahegelegt, dass vor allem das familiäre Kapital eine große Auswirkung auf das Schulleben der betroffenen SuS hat. So bilden wir aufbauend auf unseren familiär ausgelebten Kulturen, nicht nur Werte und Normen aus, welche sich unterscheiden können, sondern ein individuelles Habitusmuster. Dieses Habitusmuster stellt kurzgefasst die Position eines jeden Menschen, sowie die damit einher gehenden Verhaltens- und Lebensweisen dar. Vor allem SuS mit Migrationshintergrund besitzen jedoch überwiegend Habitusmuster, welche so im schulischen Kontext kaum vertreten sind, während SuS ohne Migrationshintergrund die Möglichkeit haben auf Lehrkräfte zu treffen die den gleiche oder ähnliche Habitusmuster vertreten. So liegt der Anteil an Studienberechtigten dieser sozialen Klasse deutlich geringer, als jener der mittleren oder höheren Klassen.4 Wird bei dem außerschulischen Lernen also die Auseinandersetzung mit dem Umfeld bezweckt und führt zu einer besseren sozialen Kompetenz, so werden die SuS damit einhergehend auch der kulturellen Teilhabe näher gebracht. Sie können bei dieser Wechselwirkung von Schule und außerschulischem Lernort die eigene, sowie andere Kulturen kennenlernen, aber auch lebensprägende Erfahrungswerte sammeln und mit ethnischen Herausforderungen konfrontiert werden. Es findet also auch in diesem Bereich des Lebens der SuS ein Lernprozess statt, der auch hier zu einer gesteigerten Motivation und Interessen seitens der SuS führen kann. Hinsichtlich der kulturellen Teilhabe sind besonders außerschulische Lernorte wie Gotteshäuser, Denkmäler oder Einrichtungen wie die Diakonie, von großem Stellenwert. Veranschaulichen werde ich dies in Kapitel drei „Bedeutung der Gotteshäuser als außerschulischer Lernort“.
Neben den oben aufgeführten Möglichkeiten, ist besonders die entsprechende Lehrkraft aber auch mit einigen Herausforderungen konfrontiert. So wird bereits bei der Begriffserklärung des außerschulischen Lernortes deutlich, dass das außerschulische Lernen nicht inszeniert werden kann und die Lernsituation von der Lehrkraft, gut in den Unterrichtsprozess integriert sein muss. Nur wenn ein Verhältnis zwischen Schulpraxis und außerschulischem Lernort besteht, können Lernpotenziale der SuS ausgeschöpft werden. Es gilt also, dass sich die Lehrkraft vor einem Besuch eines außerschulischen Lernortes, mit den Fragen Wie, Warum und mit welchem Ziel werden außerschulische Orte in den Unterricht einbezogen? beschäftigt. Doch auch strukturelle und organisatorische Rahmenbedingungen stellen für viele Lehrkräfte, hinsichtlich des außerschulischen Lernens, Probleme dar. In einer Studie betrachteten Burk und Claussen die Problematik der mangelnden Umsetzung des außerschulischen Lernortes näher und befragten dazu Lehrkräfte zu ihrer Meinung. Dabei wurde deutlich, dass die Mehrzahl der befragten Lehrkräfte mit außerschulischen Lernorten vielfältige Schwierigkeiten verknüpfen. So stellt dies zunächst einen großen Arbeits- aber auch Zeitaufwand dar. Der Zeitaufwand wird von den Lehrkräften jedoch als problematischer angesehen. So wissen diese nicht, wie sie einen Unterrichtsgang mit ausführlicher Vor- und Nachbereitung in ihr zeitlich knappes Management einbauen sollen. Oftmals ist es zudem schwer den Ausflug an außerschulische Lernorte im Rhythmus des Fächerunterrichts unterzubringen und somit umzusetzen. Dies zieht meist Studenplanänderungen und Vertretungsstunden mit sich, welche zuvor mit der Schulleitung aber auch den Kollegen abgesprochen werden müssen. Doch gerade dieser Punkt ist ebenfalls ein häufiges Problem, so benennen viele Lehrkräfte, dass vor allem die fehlende Unterstützung der Schulleitung und des Kollegiums, sie von der Umsetzung außerschulischen Lernens abhalten. Auch die Problematik der Finanzierung, sowie der nötigen Begleitperson wird von einigen Lehrkräften in der Befragung genannt. So würde eine weiter Lehrkraft als Begleitperson zudem weiteren Unterrichtsausfall mit sich bringen. Dieses Problem könnte jedoch mit Hilfe einer Begleitperson aus der Familie der SuS behoben werden. Zuletzt lässt sich die Schwierigkeit der Disziplin der Klasse nennen. So führen zu große Klassen, sowie verhaltensauffällige SuS dazu, dass Lehrkräfte sich einhergehend mit ihrer unzureichenden Absicherung, dieser Herausforderung nicht stellen wollen.
[...]
1 Sauerborn, Petra/ Brühne, Thomas: Didaktik des außerschulischen Lernens.
2 Vgl. Burk, Ksrlheinz/ Rauterberg, Markus/ Schönknecht, Gudrun: Schule außerhalb der Schule. Lehren und Lernen an außerschulischen Orten, S.11.
3 Vgl. Andrea Lange-Vester: Habitusmuster von Lehrpersonen – auf Distanz zur Kultur der unteren sozialen Klassen, S. 361.
4 Vgl. Ebd.
- Quote paper
- Anonymous,, 2020, Außerschulische Lernorte im Kontext des Religionsunterrichts anhand der Gotteshäuser, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/998068
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