Wie positionierten sich die Völkischen zum Britischen Weltreich und den Engländern? Welche Diskurse gab es innerhalb dieser Bewegung mit Blick auf "John Bull"? Dem Alldeutschen Verband etwa attestiert Michael PETERS eine "tiefwurzelnde Englandfeindlichkeit". Aber musste diese Anglophobie nicht zwangsläufig zu den verbreiteten Rassentheorien eines Arthur de GOBINEAU oder Houston Stewart CHAMBERLAIN im Widerspruch stehen, die ja gerade innerhalb der völkischen Bewegung eine derart prominente Rolle spielten wie nirgends sonst?
Letzterer, ein Engländer, wird von Uwe PUSCHNER in seinem Aufsatz Die völkische Bewegung in Deutschland als deren Säulenheiliger bezeichnet. Wenn sich mit dem sakralisierten Rassendogma nach völkischer Überzeugung sowohl die Vergangenheit und Gegenwart deuten als auch die Zukunft vorhersagen ließ und den Germanen generell Tugenden wie Tapferkeit und Edelsinn zugeschrieben wurden, man die Politik Englands aber vorzugsweise mit Adjektiven belegte, die das Gegenteil vorgenannter Tugenden bezeichnen, musste es eines oder mehrere Narrative geben, die diesen Widerspruch aufzulösen suchten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gobineau und Chamberlain
- Arthur de Gobineau
- Houston Stewart Chamberlain
- Die völkische Bewegung um 1900
- Die „Organisationsstruktur“
- Die Ideologie: „Volk“ oder „Rasse“?
- Anglophilie und Anglophobie im Spiegel der Quellen
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Narrative der völkischen Bewegung um 1900 in Bezug auf das Britische Weltreich und die Engländer. Der Fokus liegt auf dem Spannungsfeld zwischen Anglophobie und Rassentheorien, die innerhalb dieser Bewegung eine prominente Rolle spielten. Ziel ist es, zu analysieren, wie dieser scheinbare Widerspruch von Zeitgenossen wahrgenommen wurde und wie die Völkischen ihre Positionierung gegenüber England und seinen Kolonialambitionen in den Diskursen der Zeit einordneten.
- Die Rolle von Rassentheorien in der völkischen Bewegung
- Das Spannungsfeld zwischen Anglophobie und der Akzeptanz von Rassentheorien
- Die Positionierung der völkischen Bewegung gegenüber dem Britischen Weltreich
- Die Rezeption des Burenkrieges und des Ersten Weltkrieges innerhalb der völkischen Bewegung
- Die Rolle von Publikationen wie dem „Hammer“ im Kontext der völkischen Bewegung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage in den Kontext der deutsch-britischen Beziehungen im Vorfeld des Ersten Weltkrieges. Sie beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf das Verhältnis von Deutschland und England, die von einer gemeinsamen Abstammung bis zu einer tiefen Feindschaft reichten.
- Gobineau und Chamberlain: Dieses Kapitel befasst sich mit den Kerngedanken der Rassentheorien von Arthur de Gobineau und Houston Stewart Chamberlain. Es beleuchtet die zentralen Elemente ihrer Welterklärungsansätze und die Bedeutung ihrer Werke für die völkische Bewegung.
- Die völkische Bewegung um 1900: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die völkische Bewegung um 1900. Es beschreibt ihre Organisationsstruktur, ihre Ideologie und die Spannungen zwischen den Begriffen „Volk“ und „Rasse“ innerhalb der Bewegung.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselbegriffe der Arbeit umfassen: völkische Bewegung, Anglophobie, Rassentheorie, Gobineau, Chamberlain, „Hammer“, Burenkrieg, Erster Weltkrieg, deutsch-britische Beziehungen, nationale Identität, Pan-Germanismus, Kolonialismus.
- Quote paper
- Jonathan Stumpf (Author), 2019, Die völkische Bewegung um 1900 im Spannungsfeld zwischen Rassenlehre und Anglophobie. "Germanen gegen Germanen", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/997780