Peter der Große war eine nicht unumstrittene Person, die teils über alle Maßen verherrlicht und teils "ausgesprochen negativ beurteilt wurde".
In der vorliegenden Arbeit untersucht der Verfasser die erste Europa-Reise des Zaren von Russland. Peters I. Auslandsreise war die erste Reise, die je ein Zar bis dato unternahm. Die Person Peters I., die Große Gesandtschaft und die oben genannte Reise beschäftigten daher sowohl damals, aber auch zu späteren Zeiten die Gemüter Europas. Im Vorfeld der Arbeit wird daher kurz auf die Person Peter des Großen, seine Jugend und seinen Werdegang eingegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Peters Jugend, Thronbesteigung und Erziehung
1.2. Peter in der Moskauer Ausländervorstadt
2. Die große Gesandtschaft
2.1. Idee, Planung und Aufgaben
2.2. Stationen der Reise
2.2.1. Livland, Riga
2.2.2. Kurland, Mitau
2.2.3. Brandenburg, Königsberg
2.2.4. Holland
2.2.5. England
3. Peter der Große in Wien
4. Das Treffen von Rawa und seine Folgen
5. Schlussbemerkungen
6. Literatur
1. Einleitung
Peter der Große war eine nicht unumstrittene Person, die teils über alle Maßen verherrlicht und teils „ausgesprochen negativ beurteilt wurde“.[1]
In der vorliegenden Arbeit untersucht der Verfasser die erste Europa-Reise des Zaren von Russland. Peters I. Auslandsreise war die erste Reise, die je ein Zar bis dato unternahm.[2] Die Person Peters I., die Große Gesandtschaft und die oben genannte Reise beschäftigten daher sowohl damals, aber auch zu späteren Zeiten die Gemüter Europas. Im Vorfeld der Arbeit wird daher kurz auf die Person Peter des Großen, seine Jugend und seinen Werdegang eingegangen werden.
1.1. Peters Jugend, Thronbesteigung und Erziehung
„Peter I. wurde am 30. Mai 1672 als Sohn des Zaren Aleksej Michajlovič und seiner zweiten Frau Natal´ja Naryškina (1651-1694) geboren.[3] Die Kindersterblichkeit zur damaligen Zeit war sehr hoch. Aus der ersten Ehe des Zaren Alexej waren von 13 Kindern fünf Knaben. Zwei, Fedor und Ivan, waren bei Peters Geburt noch am Leben.[4]
Peters I. Thronbesteigung erfolgte bereits 1682 zusammen mit seinem kranken Halbbruder Ivan V. Machtkämpfe und Intrigen waren diesen Veränderungen vorausgegangen. Aufgrund derer Minderjährigkeit übernahm Ivans V. Schwester und Peters I Halbschwester, Sof´ja Alekseevna, die Regierungsgeschäfte. Peters Mutter Natal´ja hielt Peter seit 1682 fern vom russischen Hof und sorgte dafür, dass er eine „traditionelle altmoskowitische Erziehung genoss“[5] „Alles in allem war es eine recht bescheidene Erziehung, die Natal´ja ihrem Sohn Peter angedeihen liess“, folgerte daher Erich Donnert.[6]
Um seine Kindheit und Jugend sind nicht wenige Legenden entstanden, so auch diejenige, dass „Peter mit seiner Mutter vom Hofe verbannt gewesen sei und auf einer Sommerresidenz in der Umgebung Moskaus ein ärmliches Dasein geführt habe“[7]. In Wirklichkeit lebten beide im Kreml in Moskau. Nur in den Sommermonaten war Peter außerhalb Moskaus. In den folgenden, späteren Jahren war er mit seiner Mutter zu meist in Preobrženskoe. In diesen Sommermonaten ging Peter seinen Interessen nach. „Seine große Leidenschaft war von früh an das Soldatenspielen. Schon seit 1683 findet sich in den Akten der Ausdruck „Potešnye polki“ – Spielregimenter. Aktenkundig wurde Peters Soldatenspielen deshalb, weil es Geld kostete.“[8] Diesen jugendlichen Kriegsspielen darf nicht zu wenig Beachtung geschenkt werden. Denn wie Günther Stökl hervorhebt, wurden „die ständig größer werdenden Spielregimenter (...) nach allen Regeln der Kriegskunst ausgebildet. Der „Dienst“ in ihnen war um nichts leichter als der in regulären Truppenteilen, und das Ergebnis waren am Ende der Regentschaftsperiode auch zwei reguläre Regimenter“[9].
Im Sommer 1689 gelang es Peters Mutter Natal´ja seine Halbschwester Sof´ja politisch zu verdrängen und sich und damit für später ihrem Sohn Zar Peter die Macht zu sichern. In den frühen neunziger Jahren schien er noch nicht übermäßig an der Regentschaft beteiligt gewesen zu sein und sich für die Staatsbelange zu interessieren.
1.2. Peter in der Moskauer Ausländervorstadt
Stattdessen interessierte er sich für das Leben der deutschen, schottischen, englischen und holländischen Handwerker, Kaufleute, Ärzte und Militärs, die sich nach 1550 in der Moskauer Vorstadt – der Nemeckaja sloboda - angesiedelt hatten. Allerdings war Peters Haltung in dieser Frage in Russland nicht weit verbreitet, denn „Ausländer galten als Häretiker, und der Kontakt mit ihnen war verpönt.“[10]
Peters Interessen galten besonders technischen Neuerungen aus der Schifffahrt, aus der Kriegsführung, der Medizin und vielen anderen Bereichen. Hier muss erwähnt werden, dass damals im westlichen Europa revolutionäre Erfindungen gemacht worden sind, die bis in unsere Zeit hinein nicht an Bedeutung verloren haben. „Neue Instrumente wurden erfunden, ...das Teleskop, das Mikroskop, der Thermometer, das Barometer, der Kompass, die Uhr, der Wecker, die Wachskerzen und die Straßenbeleuchtung.“[11] Die Fortschritte waren nicht nur technischer Art, sondern sie wurden auch auf dem Gebiet der Wissenschaft, der Musik, Kunst und Literatur erreicht. Peter war fasziniert vom modernen Europa der damaligen Zeit und er war willens, Russland in diesem Sinne zu modernisieren. Sein Interesse jedoch war nicht nur auf technische Neuerungen beschränkt: Anna Mons, die Tochter eines deutschen Weinhändlers aus der Moskauer Vorstadt, nahm als Geliebte des jungen Zaren, die Stelle der etwas älteren Ehefrau Peters, Evdokija Lopuchina (1670-1731), mit der er 1689 von seiner Mutter verheiratet worden war, ein.[12] Der Umgang mit den Fremden weckte in ihm den Wunsch einmal selbst diese fremden Länder und ihre Herrscher persönlich zu bereisen und mit eigenen Augen zu sehen. Zu dieser Zeit lernte er u.a. auch Patrick Gordon, einen katholischen Adligen aus Schottland und François Lefort, einen kalvinistischen Kaufmannssohn aus Genf, kennen. Beide waren bereits seit Jahren in russischen Diensten, Gordon als General und Lefort als Oberstleutnant der russischen Armee.[13] Der junge Zar schenkte beiden großes Vertrauen und betraute sie mit besonderen Aufgaben. General Patrick Gordon beriet den Zaren später in militärischen Dingen, während Lefort mehr über die Fähigkeit verfügte Peter „eine Atmosphäre des unbeschwerten Lebensgenusses zu schaffen“, in der Peter frei atmen konnte. Lefort war es, der Peter in das gesellschaftliche Leben der Ausländervorstadt hineinzog, der ihn aus der Enge der altmoskauer Vorurteile herausführte in eine aufgeklärte und tolerante Welt.“[14]
2. Die Große Gesandtschaft
Die Eroberung Asovs und die Erringung der Herrschaft unter Lefort, dem ersten russischen Admiral im Asovschen Meer, im Juli 1696, im Vorfeld der Großen Gesandtschaft, war nicht nur ein militärischer Erfolg im Krieg gegen die Türken, sondern für den jungen Herrscher auch ein politisch durchaus notwendiger. Peter benötigte ein „Faustpfand für kommende Verhandlungen mit den Türken, Separatabschlüsse der Verbündeten konnte man mit mehr Ruhe entgegensehen, und für sein Prestige brauchte Peter, den der Sieg mit einem Schlage in Europa berühmt gemacht hatte, nicht mehr zu fürchten.“[15] Günther Stökl stellt die Vermutung auf, dass die Reise „vielleicht schon“ bereits vor den militärischen Erfolgen von Asov geplant worden war.[16]
2.1. Das Ziel, die Mitglieder und ihre Aufgaben
Am 20. März 1697[17] brach der junge Zar Peter zu seiner unter verschiedenen Namen bekannt gewordenen Reise durch Europa auf. Achtzehn Monate sollte diese einmalige Erkundungsreise dauern. „Die große Ambassade wurde zu einer europäischen Sensation.“[18]
Geleitet wurde die Große Gesandtschaft von Peters Freund und Ratgeber Lefort, weiter von Fjodor Golowin, der einer der erfahrensten Diplomaten des russischen Reiches, und von Wosnizin, der ebenfalls als Diplomat im Ausland tätig war.[19] Der Gesandtschaft gehörten circa 250 Personen[20], wie z.B. „Kammerherren, Priester, Sekretäre, Dolmetscher, Musiker, Sänger, Köche, Kutscher, siebzig Soldaten und vier Zwerge“[21], an.
[...]
[1] Vgl.: Torke, Hans-Joachim (Hrsg.): Die russischen Zaren 1547-1917. München 1999. S.155-156.
Vgl.: Stökl, Günther: Russische Geschichte. Stuttgart 1997. S. 331-332.
[2] Massie, Robert K.: Peter der Große und seine Zeit. Königstein/TS 1992. S. 143.
[3] Torke, Hans-Joachim (Hrsg.): Die russischen Zaren 1547-1917. München 1999. S. 156.
[4] Stökl, Günther: Russische Geschichte. Stuttgart 1997. S. 332.
[5] Torke, Hans-Joachim (Hrsg.): Die russischen Zaren 1547-1917. München 1999. S. 156.
[6] Torke, Hans-Joachim (Hrsg.): Die russischen Zaren 1547-1917. München 1999. S. 156.
[7] Stökl, Günther: Russische Geschichte. Stuttgart 1997. S. 336.
[8] Ebenda. S. 337.
[9] Ebenda. S. 337.
[10] Massie, Robert K.: Peter der Große und seine Zeit. Königstein/TS 1992. S. 152.
[11] Ebenda. S. 149.
[12] Vgl.: Torke, Hans-Joachim (Hrsg.): Die russischen Zaren 1547-1917. München 1999. S. 157.
[13] Ebenda. S. 157.
[14] Stökl, Günther: Russische Geschichte. Stuttgart 1997. S. 341.
[15] Ebenda. S. 343.
[16] Ebenda. S. 342.
[17] Massie, Robert K.: Peter der Große und seine Zeit. Königstein/TS 1992. S. 156.
[18] Torke, Hans-Joachim (Hrsg.): Die russischen Zaren 1547-1917. München 1999. S. 159.
[19] Vgl.: Massie, Robert K.: Peter der Große und seine Zeit. Königstein/TS 1992. S. 154.
[20] Beskrovniji, L.G., u.a.: Istorija SSSR. Bd. 3. Moskau 1967. S. 156.
[21] Massie, Robert K.: Peter der Große und seine Zeit. Königstein/TS 1992. S. 154.
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