Thomas Mann: Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (1954)
1) Biographie des Autors:
6.6.1875 Geburt von Thomas Mann als zweiter Sohn des Senators Thomas Johann Heinrich Mann und Tochter einer Halb-Brasilianerin in Lübeck
1891 Tod des Vaters
1893 Abgang vom Gymansium und Übersiedlung nach München
1895 Studium an der technischen Hochschule und erste literarische Beiträge für Zeitschriften
1900 Militärdienst
1901 Erscheinen seines ersten großen Romans ,,Buddbrocks"
1905 Heirat mit Katharina Pringsheim und Geburt seiner ersten Tochter Ab 1905 Völlige Widmung Thomas Manns auf sein literarisches Schaffen 1914 Bau und Bezug des Hauses in München
1929 Nobelpreis für Literatur (vor allem für sein Werk ,,Buddenbrocks") 1933 Emigration aus Hitler-Deutschland nach Zürich
1938 Übersiedlung in die USA nach Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft; Gastprofessor an der Universität in Princeton, N.J.
1944 Amerikanischer Staatsbürger 1952 Rückkehr nach Europa (Schweiz) 1955 Ehrenbürger der Stadt Lübeck
12.8.1955 Tod im Kantonspital in Zürich im Alter von 80 Jahren
2) Weitere wichtige Werke:
- 1901: Buddenbrocks
- 1906: Fiorenza
- 1909: Königliche Hoheit
- 1912: Der Tod in Venedig
- 1918: Betrachtungen eines Unpolitischen
- 1919: Herr und Hund
- 1930: Mario und der Zauberer
- 1939: Lotte in Weimar
- 1947: Doktor Faustus
- 1954: Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
2) Inhalt des Romans
Der Roman ist in drei Bücher aufgeteilt.
Am Anfang des ersten Buches erfährt der Leser, dass die Hauptfigur Felix Krull eine Autobiographie schreiben will. So berichtet Felix Krull, dass er aus einer feinbürgerlichen Familie stammt und sein Vater eine Sektfirma im Rheingau besitzt. Dank seiner großartigen Phantasie und Selbstbeherrschung gelingt es ihm immer wieder sich in andere Personen zu versetzen und diese zu spielen. Felix Krull geht sehr ungern zur Schule und stellt sich deswegen oft krank, wobei er dank seiner Schauspielkunst sogar den Hausarzt überlisten kann.. Gegen Ende des ersten Buches erfährt man, dass die Sektfirma des Vaters Konkurs macht und der Vater deswegen Selbstmord begeht.
Der Anfang des zweiten Buches handelt von der Beerdigung des Vaters. Viele Freunde und Bekannte distanzieren sich ab diesem Zeitpunkt von der Familie Krull. Nun kümmert sich sein Pate Schimmelpreester um die Familie. Bei seiner Musterung täuscht Felix einen epileptischen Anfall vor, was schließlich dazu führt, dass er ausgemustert wird. Nach einer Beziehung zu einer Prostituierten reist er schließlich nach Paris um eine Stelle im Hotel ,,Saint James und Albany" als Liftboy anzutreten. Außerdem bekommt er vom Hoteldirektor einen neuen Namen, nämlich ,,Armand Kroull". Während seiner Zeit als Hotelangestellter in Paris unterhält er eine Liebesbeziehung zu einer verheirateten Frau, die er zwischendurch immer wieder bestielt.
Das dritte Buch schließt sich inhaltlich nahtlos an das Zweite an. Aufgrund seiner Diebstähle gelingt es Felix Krull, größere Geldsummen anzuhäufen, womit er sich teuere Anzüge kauft. Im Laufe der Zeit steigt er auch in der Hierarchie des Hotels auf. Nach einiger Zeit beginnt er ein Doppelleben zu führen: Während des Tages arbeitet er im Hotel und am Abend versucht er sich in den höheren Gesellschaftsschichten aufzuhalten, was ihm aufgrund seiner noblen Kleidung auch gelingt. So trifft er den Marquis de Venosta, den er bereits als Gast seines Hotels kennt. Dieser bietet ihm aufgrund familiärer Schwierigkeiten einen Rollentausch mit seiner Person an. So gelingt es Felix Krull aus seinem Beruf auszusteigen und nun durch Pässe und Gelder des Marquis als adeliger Mann eine Weltreise zu unternehmen. Er hat den Plan über Lissabon nach Argentinien zu reisen. Dabei lernt er Professor Kuckuck, seine Frau und seine Tochter Zouzou kennen. Krull verliebt sich in Zouzou, welche aber erst am Schluss des dritten Buches seine Liebe zu erwidern beginnt. Doch dann tritt plötzlich Professor Kuckucks Ehefrau in Erscheinung, die ebenfalls Gefühle für Krull hat. An dieser Stelle nimmt der Roman ein abruptes Ende.
3) Aufbau und Erzählstruktur
Den Roman ,,Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" schrieb Thomas Mann mit vielen Unterbrechungen von 1905 bis 1954. Er besteht aus drei Büchern, wobei das dritte das mit Abstand längste Buch ist. Die Erzählzeit ist am Anfang um ein Vielfaches kürzer als die erzählte Zeit, was sich aber im Laufe des Romans ändert, da die einzelnen Szenen immer ausführlicher und realitätsnaher beschrieben werden.
Bei diesem Roman handelt es sich um eine fiktive Autobiographie mit einem fiktiven Ich- Erzähler. Dieser wendet sich oft an den hypothetischen Leser, indem er ihn direkt anspricht (z.B. ,,Unbekannter Leser!") und ihn unterschiedlich charakterisiert.
Außerdem lässt sich eine Rahmenhandlung erkennen. Im Laufe des Romans löst sich die Handlung immer mehr in szenische Darstellungen auf, weshalb auch der Ich-Erzähler zurücktritt. Das abrupte Ende könnte man dadurch erklären, dass Thomas Mann vielleicht noch ein viertes Buch schreiben wollte, was aber durch seinen Tod verhindert worden ist.
4) Sprache
Die Sprache des Romans ,,Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" ist gehoben und stilvoll. Oft tauchen auch fremdsprachige Textpassagen auf (Französisch, Englisch, Italienisch). Die Sätze sind meist sehr lang und stark ineinander verschachtelt und erstrecken sich in Ausnahmefällen sogar auf über eine halbe Seite. Das Stilmittel der Ironie wird in diesem Roman sehr häufig verwendet. Schon der Titel zeigt, dass das Werk sehr parodistisch geschrieben ist.
5) Interpretation
Wie auch während seines ganzen Lebens stand für Thomas Mann auch in diesem Roman der Gegensatz zwischen Künstlertum und Bürgertum im Vordergrund. Der Begriff ,,Künstlertum" wurde von Nietzsche und Schoppenhauer vertreten und war um die Jahrhundertwende seht populär. Dabei geht es darum, dass der Künstler an sich außerhalb der Gesellschaft steht, er ist ein Außenseiter, der einsam und isoliert lebt. Er wird vom Bürgertum kaum ernst genommen. Beide Gruppen wirken aufeinander unwirklich und illusionär.
In dem Roman ,,Der Hochstapler Felix Krull" kann man Felix Krull als einen Künstler der Schwindelei und Hochstaplerei bezeichnen. Er sieht die Welt als ein großes Theater.
Für Thomas Mann bedeutet der unbemerkte Rollentausch Felix Krulls ein Sieg des Künstlertums über das Bürgertum.
6) Quellen
- Thomas Mann: Gesammelte Werke dreizehn Bänden; Band VII: Der Erwählte (Roman) und
,,Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull; Fischer Taschenbuch Verlag GmbH; S.265 - 661
- Eichner, Hans: Thomas Mann - Eine Einführung in sein Werk, Francke Verlag Bern und München
- Klaus Schröter: Thomas Mann; Rowohlt Taschenbuch GmbH (1964)
Häufig gestellte Fragen
Wer ist Thomas Mann?
Thomas Mann war ein deutscher Schriftsteller, geboren am 6. Juni 1875 in Lübeck und gestorben am 12. August 1955 in Zürich. Er erhielt 1929 den Nobelpreis für Literatur, vor allem für sein Werk ,,Buddenbrocks".
Welche weiteren wichtigen Werke hat Thomas Mann verfasst?
Zu seinen weiteren bedeutenden Werken gehören unter anderem ,,Buddenbrocks" (1901), ,,Fiorenza" (1906), ,,Königliche Hoheit" (1909), ,,Der Tod in Venedig" (1912), ,,Betrachtungen eines Unpolitischen" (1918), ,,Herr und Hund" (1919), ,,Mario und der Zauberer" (1930), ,,Lotte in Weimar" (1939), ,,Doktor Faustus" (1947) und ,,Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" (1954).
Worum geht es in ,,Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull"?
Der Roman handelt von Felix Krull, der aus einer bürgerlichen Familie stammt und dank seiner Phantasie und Selbstbeherrschung verschiedene Rollen spielen kann. Nach dem Konkurs der Sektfirma seines Vaters und dessen Selbstmord wird er Liftboy in einem Pariser Hotel. Durch Diebstähle häuft er Geld an und steigt in der Hotelhierarchie auf. Schließlich tauscht er mit einem Marquis de Venosta die Rollen und plant eine Weltreise.
Wie ist der Roman ,,Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" aufgebaut?
Der Roman ist in drei Bücher aufgeteilt und wurde mit Unterbrechungen von 1905 bis 1954 geschrieben. Es handelt sich um eine fiktive Autobiographie mit einem Ich-Erzähler. Die Erzählzeit verändert sich im Laufe des Romans.
Welche sprachlichen Besonderheiten weist der Roman auf?
Die Sprache ist gehoben und stilvoll, mit vielen Fremdsprachpassagen (Französisch, Englisch, Italienisch). Die Sätze sind oft lang und verschachtelt. Ironie ist ein häufig verwendetes Stilmittel.
Wie wird das Thema Künstlertum vs. Bürgertum im Roman dargestellt?
Der Roman thematisiert den Gegensatz zwischen Künstlertum und Bürgertum. Felix Krull wird als ein Künstler der Schwindelei und Hochstapelei dargestellt, der die Welt als ein großes Theater sieht. Der Rollentausch Felix Krulls wird als Sieg des Künstlertums über das Bürgertum interpretiert.
Wo finde ich Quellen zu Thomas Mann und dem Roman?
Mögliche Quellen sind:
- Thomas Mann: Gesammelte Werke dreizehn Bänden; Band VII: Der Erwählte (Roman) und ,,Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull; Fischer Taschenbuch Verlag GmbH; S.265 - 661
- Eichner, Hans: Thomas Mann - Eine Einführung in sein Werk, Francke Verlag Bern und München
- Klaus Schröter: Thomas Mann; Rowohlt Taschenbuch GmbH (1964)
- Jakob Lehmann (Hrsg.): Deutsche Romane von Grimmelshausen bis Walser - Interpretationen für den Literaturunterricht (Band 2); Skriptor Taschenbücher (1983); S. 357- 376
- Quote paper
- Uwe Schlötter (Author), 2000, Mann, Thomas - Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (1954), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99679