Das Ziel dieser Arbeit ist es, die zentrale Bedeutung dieser drei Orte im Neuen Testament zu verstehen und ihre historischen, geographischen und religiösen Zusammenhänge herauszuarbeiten.
Jerusalem war nicht nur eine historische Stadt, sondern auch ein religiöses und politisches Zentrum. Es wird die geographische Lage, die geschichtliche Entwicklung und die wirtschaftliche Bedeutung beleuchtet. Besonderheiten wie die Beziehung zum Leben Jesu und anderen neutestamentlichen Ereignissen werden ebenfalls behandelt.
Die Stadt Nazareth wird in ihrer geographischen Lage, geschichtlichen Entwicklung und wirtschaftlichen Bedeutung betrachtet. Besondere Aufmerksamkeit wird auf die Beziehung zu Jesus und die Ereignisse seines Lebens in dieser Stadt gelegt.
Kapernaum, eine Stadt am Ufer des Sees Genezareth, wird in Bezug auf ihre geographische Lage, geschichtliche Entwicklung und wirtschaftliche Bedeutung untersucht. Die Rolle von Kapernaum in den Evangelien und seine Beziehung zu Jesus und seinen Taten werden ebenfalls analysiert.
Diese Zusammenfassung bietet einen Überblick über die wichtigsten Aspekte der drei Städte im Neuen Testament und ihre Bedeutung für das Verständnis der biblischen Ereignisse.
Jerusalem
1 Jerusalem
1.1 Geographische Lage
Zur Zeit des NT gehörte Jerusalem zur römischen Provinz Judäa. Es liegt auf der Höhe des Ge- birges Juda, rund 760 m ü. d. M. und etwa 25 km westl. vom Nordende des Toten Meeres. Das Kalksteinplateau des Stadtgebietes fällt nach Süden hin ab und wird von dem heute fast vollig zugeschütteten Stadttal in nordsüdlicher Richtung durchschnitten. Östlich davon liegt der Hügel Ophel (720 m) und der Tempelberg (744 m), westlich erhebt sich die Oberstadt (772 m). Inner- halb der Stadt bestehen also beträchtlich Höhenunterschiede. Von den umgebenden Bergen trennt Jerusalem im Westen und Süden das Hinnomtal, von der Ölbergkette (über 800 m) im Osten das Kidrontal.
1.2 Geschichtliche Entwicklung
Das älteste Jerusalem, die Jebusiterstadt Jebus (Ri 19,10) oder die Burg Zion (2. Sam 5,7), die trotz einer ersten Eroberung jebusitisch geblieben war (Ri 1,8.21), lag auf dem Südosthügel an der Gihonquelle. Sie besaß 4 Tore und umfaßte ein Gebiet von 3 ha. Seit der Eroberung durch David hieß sie Davids Stadt (2 Sam 5,9). Durch ihn, seinen Sohn Salomo und die folgen- den Könige wurde Jerusalem immer weiter ausgebaut und vergrößert. Allerdings wurde die Stadt mehrmals von verschiedenen Feinden bedroht und teilweise eingenommen bzw. geplün- dert. Zweimal nahm sie Nebukadnezar ein (605 u. 597 v. Chr; Dan 1,1f; 2.Kö 24,10ff), ehe er sie nach zweieinhalbjähriger Belagerung (588-586 v. Chr.) endgültig zerstörte (2. Kö 25).
Der Wiederaufbau begann nach 538 v. Chr. Als Alexander d. Gr. das Perserreich eroberte, wurde die Stadt griechisch (332 v. Chr.). In den Kämpfen seiner Nachfolger und während der Makkabäerzeit wechselte Jerusalem wiederholt den Besitzer.
63 v. Chr. eroberte Pompejus Jerusalem für Rom. 40 v. Chr. fiel es den Parthern in die Hände, ehe Herodes d. Gr. es 37 v. Chr. einnahm. Unter seiner Herrschaft erlebte die Stadt eine neue Blüte äußerer Prachtentfaltung. Nach einer letzten Erweiterung um 30 n. Chr. unter Herodes Agrippa I. wurde Jerusalem im jüdischen Krieg (70. n. Chr.) völlig zerstört.
1.3 Die wirtschaftliche Bedeutung
Jerusalem hatte gute Verkehrsverbindungen nach allen Seiten. Wirtschaftlich war das Leben in Jerusalem durch die Existenz des Tempels geprägt. Er sicherte mit seinen Opfer- und Pilgerbetrieb den Lebensunterhalt des größten Teils der Bevölkerung. Durch die Wallfahrten (z.B. Passafest) wurde die Stadt zum Bezugspunkt der gesamten jüd. Diaspora. Außerdem kann man davon ausgehen, daß die Mittelschicht der Handwerker stark vertreten war, denn die über 30- jährige Regierungszeit des Herodes brachte der Stadt einen enormen Aufschwung und eines der ehrgeizigsten Bauprogramme der Antike.
1.4 Besonderheiten
David machte Jerusalem zur Hauptstadt seines Doppelreiches. Sie war der Ort, an dem der Name des Herrn wohnen soll (1.Kö 8,29). Durch den Tempel hatte die Stadt einen heiligen Cha- rakter. In Mt 4,5 und 27,53 wird sie auch als „Heilige Stadt“ bezeichnet. Neben dem irdischen Jerusalem wird im NT auch von einem „Neuen Jerusalem“ (Offb 21,3+4) bzw. „Himmlischen Je- rusalem“ (Heb 12,22) berichtet, wo Gottes Volk ewig in Gemeinschaft mit ihm und Christus le- ben wird.
1.5 Die Beziehung zum Leben Jesu oder anderen neutestamentl. Begebenheiten
In NT wird Jerusalem sehr häufig (144 mal) erwähnt. Es nimmt im Leben Jesu und der Gemein- de eine zentrale Rolle ein. Einige wichtige Berichte sind folgende: Der 12-jährige Jesus disku- tiert im Tempel mit den Schriftgelehrten (Lk 2,41ff.). Bei seiner letzten Reise nach Jerusalem weinte Jesus über die unbußfertige Stadt (Mt 23,37-39). Später prophezeite er ihre Zerstörung (Lk 19,41-44). Jesus zieht in Jerusalem als verhüllter König ein (Mt 21,12-16), reinigt den Tem- pel (Mt 21,12-16) und diskutiert mit den Pharisäern und Schriftgelehrten im Tempelvorhof (Mt 21,23-22,46).
Jerusalem und seiner näheren Umgebung war auch Schauplatz der Passionsberichte (Von der Einsetzung des Abendmahls über die Verhaftung bis Kreuzigung) sowie der Auferstehung und der Himmelfahrt Jesu. Auch die Berichte in der Apostelgeschichte über die Ausgießung des Heiligen Geistes, sowie die Entstehung der Urgemeinde sind fest mit Jerusalem verbunden. Auch die für die Heidenmission wichtige Apostelversammlung (Apg 15) fand in Jerusalem statt.
2 Nazareth
2.1 Die geographische Lage
Nazareth lag in (Unter-)Galiläa an der Römerstraße nach Jerusalem in einem Hochtal auf einem der Südausläufer der Kalkberge des Libanon. Nach Süden fällt der Bergzug steil zur JesreelEbene (um 100 m) ab. Die durchschnittliche Höhe des Talbodens beträgt 350-370 m. Die Randberge erheben sich mit dem Nebi Sain in Norden bis 488 m. Von dieser Höhe reicht der Blick im Westen bis zum Karmel und auf das Mittelmeer, im Norden zum Hermon, im Osten ü- ber den Tabor und die Jordan-Senke bis zu den Bergen von Gilead, im Süden über die JesreelEbene bis zum Gebirge von Samaria.
2.2 Die geschichtliche Entwicklung
Nazareth wird im AT nicht erwähnt, obwohl Ausgrabungen Hinweise auf eine Besiedlung der Gegend von der Bronzezeit an erbrachten und Grabstätten von der Eisenzeit bis zur Zeit der Hasmonäer gefunden wurden.
2.3 Die wirtschaftliche Bedeutung
Das milde Klima schafft gut Voraussetzungen für eine ertragreiche Landwirtschaft. Der Talgrund eignet sich für Getreide- und Flachsanbau, die Berghänge für Wein, Feigen- und Ölbäume. Durch die hervorragende Verkehrsanbindung hatte Nazareth gute Verbindungen zur Außenwelt
2.4 Besonderheiten
Der sonst unbedeutsame Ort Nazareth lag im gering bzw. heidnisch angesehenen Galiläa (Joh 1,46) und es war für die Juden unbegreiflich, daß aus dieser Stadt der Messias kommen sollte.
2.5 Die Beziehung zum Leben Jesu oder anderen neutestamentl. Begebenheiten
In Nazareth wuchs Jesus auf. Er bekam die Stadt als Beinamen: „Jesus von Nazareth“ bzw. „Nazarener“ (z.B. Mk 10,47). Sogar die ersten Christen bekamen diese Bezeichnung (Apg 24,5). Die Evangelien berichten, daß er in seiner Heimatstadt nicht anerkannt wurde und keinen Glauben fand (z.B. Mt 13,53-58). Er sprach dort in der Synagoge über die Erfüllung der Jesaja- verheißung (Lk 4,16ff). Nachdem er aus der Stadt hinausgestoßen wurde, kehrte er offensicht- lich nicht mehr nach Nazareth zurück, auch wenn es als seine Vaterstadt bekannt war (Mt 21,11).
3 Kapernaum
3.1 Die geographische Lage
Kapernaum war eine Stadt am Nordwestufer des Sees Genezareth, an der Straße von der Mittelmeerküste nach Damaskus, mit einem kleinen Fischerhafen. Es lag in (Ober-)Galiläa an der Grenze zwischen den Herrschaftsgebieten des Philippus und des Herodes Antipas.
3.2 Die geschichtliche Entwicklung
Der Name geht auf ein hebräisches „kephar nachum“ (= Dorf des Nahum) zurück. Einzelfunde aus der Stein- und Bronzezeit bezeugen eine sporadische Besiedlung. Frühe Gebäudereste sind bisher nur aus dem 13. Jh.v.Chr. nachgewiesen. Die eigentliche Geschichte von Kapernaum beginnt nach dem Exil mit Funden aus dem 5. Jh.v.Chr. Dort war es eine persische Siedlung, die sich in hellinistischer Zeit ab dem 2. Jh.v.Chr. weiter ausbreitete.
3.3 Die wirtschaftliche Bedeutung
Kapernaum war ein vergleichsweise wohlhabendes Großdorf. Es besaß ausgedehnte Hafenan- lagen für den damals sehr ertragreichen Fischfang. Die Landwirtschaft muß relativ hochentwi- ckelt gewesen sein, da zahlreiche Ölpressen und Getreidemühlen gefunden wurden, für die Ka- pernaum ein Herstellungsort war. Außerdem gab es eine Produktion von Glaswaren. Wegen der politischen Grenze befand sich im Ort eine Zollstation (Mt 9,9) und eine römische Truppen- abteilung (Lk 7,2).
3.4 Besonderheiten
Kapernaum ist einer der am häufigsten in den Evangelien erwähnten Orte. Obwohl Jesus dort mächtige Taten vollbrachte, kam es zu keiner Umkehr. Es wurde von Jesus verstoßen (Mt 11,23).
3.5 Die Beziehung zum Leben Jesu oder anderen neutestamentl. Begebenheiten
Häufig gestellte Fragen
Was ist die geographische Lage von Jerusalem zur Zeit des Neuen Testaments?
Jerusalem gehörte zur römischen Provinz Judäa und lag auf dem Gebirge Juda, etwa 760 m über dem Meeresspiegel, ungefähr 25 km westlich vom Nordende des Toten Meeres.
Wie entwickelte sich Jerusalem geschichtlich?
Jerusalem begann als Jebusiterstadt Jebus, wurde von David erobert und als Davids Stadt ausgebaut. Die Stadt wurde mehrmals von Feinden bedroht, zweimal von Nebukadnezar eingenommen und schließlich 586 v. Chr. zerstört. Nach 538 v. Chr. begann der Wiederaufbau. Alexander d. Gr. machte sie griechisch (332 v. Chr.), und 63 v. Chr. eroberte Pompejus Jerusalem für Rom. Herodes d. Gr. baute die Stadt aus, bevor sie im jüdischen Krieg (70 n. Chr.) völlig zerstört wurde.
Welche wirtschaftliche Bedeutung hatte Jerusalem?
Jerusalem hatte gute Verkehrsverbindungen und profitierte wirtschaftlich vom Tempel, der mit seinem Opfer- und Pilgerbetrieb den Lebensunterhalt der Bevölkerung sicherte. Wallfahrten machten die Stadt zum Bezugspunkt der jüdischen Diaspora. Es gab auch eine starke Mittelschicht von Handwerkern.
Was sind die Besonderheiten Jerusalems?
David machte Jerusalem zur Hauptstadt seines Reiches. Der Tempel verlieh der Stadt einen heiligen Charakter. Im Neuen Testament wird auch von einem „Neuen Jerusalem“ bzw. „Himmlischen Jerusalem“ berichtet.
Welche Beziehung hat Jerusalem zum Leben Jesu und anderen neutestamentlichen Begebenheiten?
Jerusalem wird im Neuen Testament oft erwähnt und spielt eine zentrale Rolle im Leben Jesu und der Gemeinde. Wichtige Ereignisse sind Jesu Diskussion mit Schriftgelehrten im Tempel, seine Weissagung über die Zerstörung der Stadt, sein Einzug als König, die Tempelreinigung, die Passionsberichte, Auferstehung, Himmelfahrt und die Ausgießung des Heiligen Geistes.
Wo lag Nazareth geographisch?
Nazareth lag in Galiläa an der Römerstraße nach Jerusalem, in einem Hochtal auf einem Ausläufer der Kalkberge des Libanon.
Wie entwickelte sich Nazareth geschichtlich?
Nazareth wird im Alten Testament nicht erwähnt, obwohl es Hinweise auf eine Besiedlung seit der Bronzezeit gibt.
Welche wirtschaftliche Bedeutung hatte Nazareth?
Das milde Klima ermöglichte eine ertragreiche Landwirtschaft. Nazareth hatte gute Verkehrsverbindungen.
Was sind die Besonderheiten von Nazareth?
Nazareth lag im gering angesehenen Galiläa, und es war für Juden unbegreiflich, dass von dort der Messias kommen sollte.
Welche Beziehung hat Nazareth zum Leben Jesu?
Jesus wuchs in Nazareth auf und wurde als "Jesus von Nazareth" bekannt. Er wurde dort nicht anerkannt und fand keinen Glauben. Er predigte in der Synagoge über die Erfüllung der Jesaja-Verheißung.
Wo lag Kapernaum geographisch?
Kapernaum lag am Nordwestufer des Sees Genezareth, an der Straße von der Mittelmeerküste nach Damaskus. Es lag in Galiläa an der Grenze zwischen den Herrschaftsgebieten des Philippus und des Herodes Antipas.
Wie entwickelte sich Kapernaum geschichtlich?
Kapernaum geht auf ein hebräisches "kephar nachum" zurück und wurde ab dem 2. Jh.v.Chr. in hellenistischer Zeit ausgebaut.
Welche wirtschaftliche Bedeutung hatte Kapernaum?
Kapernaum war ein wohlhabendes Großdorf mit Hafenanlagen für Fischfang, hochentwickelter Landwirtschaft, Ölpressen, Getreidemühlen und einer Produktion von Glaswaren. Es gab eine Zollstation und eine römische Truppenabteilung.
Was sind die Besonderheiten von Kapernaum?
Kapernaum wird in den Evangelien oft erwähnt. Obwohl Jesus dort wirkte, kam es nicht zur Umkehr und er verstieß die Stadt.
Welche Beziehung hat Kapernaum zum Leben Jesu?
Jesus machte Kapernaum zu seinem Wohnsitz und wirkte dort. Er heilte die Schwiegermutter des Petrus, den Gelähmten, den Knecht des Hauptmanns und den Sohn des königlichen Beamten. Er erweckte die Tochter des Jairus von den Toten und wohnte beim Zöllner Matthäus. In der Synagoge heilte er den Besessenen und den Mann mit der verdorrten Hand und hielt die Rede vom Brot des Lebens.
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- Christine Schneider (Author), 2000, Jerusalem, Nazareth, Kapernaum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99600