Die Arbeit hat zum Ziel, eine umfassende Analyse von Edouard Manets Gemälde "Un bar aux Folies-Bergère" vorzustellen. Dabei werden verschiedene Aspekte wie Farben, Kontraste, Raumwirkung und Komposition untersucht, um ein tieferes Verständnis für die künstlerischen Entscheidungen und die Bedeutung des Bildes zu gewinnen.
Darüber hinaus werden Fragen nach Realismus und Gesellschaftskritik aufgeworfen, um Manets Position als Vorläufer der Moderne zu beleuchten.Das Gemälde zeigt eine junge Frau, ein Barfräulein, das sich auf einen Marmortresen stützt, umgeben von Flaschen, Rosen und Orangen. Der Hintergrund ist von einem großen Spiegel dominiert, der das Barfräulein und andere Gäste reflektiert. Die Analyse konzentriert sich auf verschiedene Aspekte des Bildes, darunter Farben, Kontraste, Raumwirkung und Komposition. Besonderes Augenmerk liegt auf den Farbkontrasten, der räumlichen Darstellung und der Komposition, die durch senkrechte und waagerechte Linien strukturiert ist.
Die Darstellungsart und Interpretation des Bildes werfen Fragen nach Realismus und Gesellschaftskritik auf, indem sie die Beziehung zwischen dem Betrachter und dem dargestellten Szenario untersuchen. Manets Werk wird als Vorläufer der Moderne betrachtet, da es den naturalistischen Darstellungsmodus durchbricht und verschiedene Realitätsebenen miteinander verwebt.
1.Kurzbeschreibung
Zu sehen ist eine junge Frau, ein Barfräulein, das sich auf einen Marmortresen stützt. Auf dem Tresen stehen links und rechts von ihr einige Flaschen, wahrscheinlich mit alkoholischen Getränken. Außerdem steht links von ihr zum einen ein Glas mit zwei weißen Rosen darin, sowie eine hohe Schale, die mit Orangen gefüllt ist. Den gesamten Hintergrund des Bildes nimmt ein großer Spiegel ein. So sieht man auch rechts neben dem Barfräulein im Spiegelbild sie selbst in ihrer Rückenansicht, wie sie sich gerade einem schnurrbärtigen Mann mit Zylinder zuwendet. Weiter hinten sind zwei große Kronleuchter zu sehen, die die Menschenmenge der Gäste in der Bar hell beleuchten. Es ist sehr voll an diesem Abend. Das Lokal; es sind Männer mit Zylindern und Frauen mit großen Hüten zu erkennen; ist sehr edel. Auch die Kleidung des Barfräuleins; ein schwarzes tailliertes Jackett und darunter eine weiße Rüschenbluse mit weitem Ausschnitt; zeigt, daß es sich um ein Etablissement für das obere Bürgertum des 19. Jahrhunderts handelt. Genauer gesagt handelt es sich um eine Bar in Paris, wo sich viele Künstler und gutsituierte Herrschaften vergnügten. So setzt sich die Bildstruktur also aus drei Bildebenen; Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund; zusammen, die in den folgenden Seiten beschrieben werden. Außerdem sind auf Anhieb "Fehler" in der Darstellungsweise zu erkennen. So dürfte das Spiegelbild nicht rechts sichtbar sein, sondern wäre durch das Barfräulein in der Mitte verdeckt. Zudem ist der Mann viel zu groß dargestellt. Das Bild wirkt sehr üppig, es ist bepackt mit Einzelheiten. Diese sind allerdings zumeist nicht naturalistisch ausgearbeitet, sondern nur angedeutet.
2. Farben - Tonwerte - Kontraste
Silbergrau in unterschiedlichsten Abstufungen und Blauschwarz bestimmen den Farbeindruck. Hinzu kommen Ocker und Braun sowie Weiß, das fast allen Farben beigemischt ist und die Farbkontraste mildert. Weiß und Schwarz als "Nichtfarben" treten im gesamten Bild nicht auf. Nuancenreichtum und Beschränkung auf wenige Farben kennzeichnen die vorwiegend valeuristische* Farbanlage. Die Bildgegenstände sind eher unscharf dargestellt- erzeugt durch den spontanen Pinselduktus- und trotzdem konkret erkennbar. Wirklich leuchten tut keiner der Farbtöne. Ein silbergrauer Schleier liegt auf dem gesamten Bild, pastellige, marmorartige Töne, die eine Atmosphäre evozieren zwischen kalt und warm. Silbergrau als dominierende Farbe und Blauschwarz sind in allen Bildbereichen anzutreffen. Im Vordergrund sind relativ große Farbflächen zu beobachten. Das Barfräulein, noch relativ klar zu erkennen, hebt sich deutlich von dem Spiegelbild hinter ihr, welches nach hinten hin immer unschärfer wird, ab. Das Ocker, das Manet verwendet, benutzt er um
Akzente zu setzen. Damit "erwärmt" er den sonst silbergrauen, also kühlen, Raum der Bar. Von diesem Ocker heben sich deutlich die Orangen in der hohen Glasschale neben dem Barfräulein ab. Sie erscheinen fast Orange, was im Kontrast steht zum Blauschwarzen Kostüm des Mädchens. Der auffallendste Kontrast besteht zwischen dem vorherrschenden kühlen Silbergrau und dem Blauschwarz. Bildbestimmend ist weiterhin der Helldunkel- Kontrast, der innerhalb des Vordergrundes am stärksten auftritt ( silbergraue und blauschwarze Farbflächen ) sowie den gesamten Vordergrund des Bildes vom Hintergrund abhebt. Die Farben des Vordergrunds sind jedoch zum Teil nicht nur dunkler, sondern auch von größerer Reinheit und Leuchtkraft als im Hintergrund, was Intensitätskontrast genannt wird. Obwohl sich der Vordergrund derart vom Hintergrund abhebt, kann man sagen, daß das Bild, egal ob Vorder- oder Hintergrund, gleich hell ist. Die Kronleuchter an der Decke beleuchten die gesamte Bar gleichmäßig.
3.Raumwirkung
Das Spiegelbild hinter dem Barfräulein ist zwar räumlich, besitzt jedoch weniger Tiefenwirkung. Zwar ist zu erkennen, daß sehr viele Menschen der Bar beiwohnen und sie bis in die hintersten Winkel besetzt ist, doch wirkt dieser Menschenauflauf trotz Farbdifferenzierung nicht wirklich dreidimensional. Es ist mehr ein Haufen von Menschen, die über- und untereinander sowie überdeckt dargestellt sind. Je tiefer der Raum wird, desto weniger ist zu erkennen. Das Bild verschwimmt also nach hinten. Nur das Barmädchen wirkt plastisch. Durch Licht und Schatten modelliert Manet ihre Plastizität.
4. Komposition
Sieht man Manets Bild, so wird man auf eine Leinwand "bedeckt mit Farben einer bestimmten Anordnung"(M. Denis) schauen. Zu entdecken ist aber, daß die Bildfläche des Bildes wie bewusst durch Senkrechte und Waagerechte gegliedert ist, wodurch die Schrägen des Schlanken Dreiecks, das die Frau bildet, betont werden . Eine Waagerechte bildet den Tresen auf den sich das Barfräulein stützt. Die zweite Waagerechte ist eine Balustrade, an der Gäste sitzen, die im Spiegelbild zu sehen ist. Zwei Pfeiler inmitten des Lokals, die auch im Spiegelbild zu sehen sind, bilden Senkrechten. Doch nur dem rechten Pfeiler kommt eine Bedeutung zu, nämlich das Barfräulein im Vordergrund von ihrem Spiegelbild rechts im Mittelgrund des Bildes, zu trennen. Außerdem sieht man die leuchtende Farbigkeit des "Stillebens" vorne rechts, das wiederum in Kontrast zu den Schwarz- Grau- Tönen der Mittelfigur, und ihres Spiegelbildes, steht.
5. Darstellungsart + Interpretation
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Hauptthema der Analyse von "Un Bar aux Folies-Bergère"?
Die Analyse des Bildes "Un Bar aux Folies-Bergère" von Manet befasst sich mit verschiedenen Interpretationsansätzen, darunter die Verlorenheit der jungen Frau in einer oberflächlichen Welt, die Auseinandersetzung mit der Realität durch Spiegelbilder und die Überwindung des naturalistischen Darstellungsmodus hin zur Moderne. Es werden sowohl gesellschaftskritische Aspekte als auch die Kluft zwischen Schein und Sein thematisiert.
Welche Farben dominieren das Bild und wie werden sie eingesetzt?
Silbergrau in verschiedenen Abstufungen und Blauschwarz bestimmen den Farbeindruck. Ocker und Braun werden zur Akzentuierung verwendet, wobei Weiß die Farbkontraste mildert. Insgesamt herrscht eine valeuristische Farbanlage vor, die Bildgegenstände sind eher unscharf dargestellt.
Wie wird die Raumwirkung im Bild erzeugt?
Das Spiegelbild im Hintergrund besitzt weniger Tiefenwirkung, obwohl eine große Menschenmenge erkennbar ist. Nur das Barmädchen wirkt plastisch, modelliert durch Licht und Schatten. Der Raum verschwimmt nach hinten hin.
Wie ist das Bild kompositionell aufgebaut?
Die Bildfläche ist durch Senkrechte und Waagerechte gegliedert, wodurch die Schrägen der Frau betont werden. Der Tresen und eine Balustrade bilden Waagerechte, Pfeiler im Hintergrund bilden Senkrechte. Das "Stilleben" vorne rechts steht im Kontrast zu den Schwarz-Grau-Tönen der Mittelfigur.
Welche Rolle spielt das Spiegelbild im Bild?
Das Spiegelbild zeigt das Barfräulein von hinten in Interaktion mit einem Mann, was den Betrachter in die Rolle des Barbesuchers versetzt. Es stellt eine funktionierende konventionelle Beziehung dar, im Gegensatz zur gestörten Beziehungsebene im Vordergrund. Das Spiegelbild ist jedoch nicht naturalistisch korrekt wiedergegeben, was zur Aufhebung der naturalistischen Einheit beiträgt.
Inwiefern ist das Bild gesellschaftskritisch?
Das Bild thematisiert die Verlorenheit und Abwesenheit des Barfräuleins in einer Welt flimmernder Bewegung und Vergnügung. Die Scheinhülle heiterer Gesellschaft wird durchbrochen, indem das Scheitern der Kommunikation zwischen Betrachter und ihr dargestellt wird.
Warum wird Manets Darstellungsart als nicht-naturalistisch bezeichnet?
Manet bricht den naturalistischen Darstellungsmodus auf, um die Kluft zwischen Schein und Sein darzustellen. Die veränderte Haltung des Barfräuleins im Spiegelbild und die "falsche" Wiedergabe des Spiegel-Paares führen zur Aufhebung der naturalistischen Einheit. Das Bild kann als eine Montage unterschiedlicher Situationen zu einem Gesamtbild betrachtet werden.
Welche Bedeutung haben die Orangen im Bild?
Die Orangen in der Glasschale setzen einen farblichen Akzent, der sich vom Blauschwarzen Kostüm des Mädchens abhebt und den Raum der Bar "erwärmt".
Wie ist das Verhältnis zwischen dem Betrachter und dem Barfräulein dargestellt?
Im Vordergrund erwidert das Barfräulein den Blick des Betrachters nicht, was das Verhältnis stört und die geistige Abwesenheit des Mädchens betont. Im Spiegelbild sieht sich der Betrachter in seiner konventionellen Rolle als Barbesucher, der Gehör findet.
Was ist die Bedeutung des Helldunkel-Kontrasts im Bild?
Der Helldunkel-Kontrast ist innerhalb des Vordergrundes am stärksten und hebt den gesamten Vordergrund vom Hintergrund ab. Die Farben des Vordergrunds sind dunkler und von größerer Reinheit und Leuchtkraft als im Hintergrund, was als Intensitätskontrast bezeichnet wird.
- Quote paper
- Inga Knop (Author), 2001, Bildanalyse Edouard Manet "Un bar aux Folies-Bergère", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99522