Inhalt
1.) Personen
2.) Inhalt
3.) Personencharakterisierung
4.) Aufbau
5.) Interpretationen
6.) Bemerkungen
7.) Textbeispiel
Zu 1.):
Antigone: Verlobte von Haimon Ismene: Schwester Antigone Kreon: König von Theben Haimon: sein Sohn Eurydike: Frau von Kreon Teiresias: ein blinder, weiser Seher, Freund und Ratgeber Kreons Chor: Vermittlerrolle zwischen den Personen, kommentiert Handlung Wächter Bote
Zu 2.):
Antigone, die Tochter des Ödipus, führt ihre Schwester Ismene am Morgen vor den Palast, um sie zur Mithilfe an der Beerdigung ihres toten Bruder Polyneikes zu bewegen, dessen Bestattung Kreon, der neue König von Theben, ausdrücklich verboten hat, während er die Beerdigung des Eteokles anordnete. Beide Brüder fielen im Kampf um Theben, Polyneikes als der Angreifer, Eteokles als der Verteidiger.
Ismene lehnt ab und bittet die Schwester vergeblich, von ihrem Tun, auf dem der Tod steht, abzulassen. Antigone vollzieht die geheiligten Bestattungsbräuche an der Leiche des Polyneikes, wie der Wächter alsbald Kreon zu vermelden weiß. Bei der nun folgenden Auseinandersetzung zwischen Kreon und Antigone vertritt Antigone das göttliche Gebot, dessen Ruf sie im Herzen vernimmt, gegenüber dem irdischen, das Kreon als Staatsoberhaupt verkörpert. Kreon bleibt hart und verurteilt sie zum Tode durch Einmauerung. Vergeblich versucht sein Sohn Haimon, der mit Antigone verlobt ist, ihn umzustimmen. Auch als der blinde Seher Teiresias ihn zur Besonnenheit mahnt, verharrt Kreon zunächst trotzig auf seinen Standpunkt und bezichtigt den Greis, bestochen zu sein. Erst als dieser dem König selbst ein furchtbares Schicksal als Strafe für seine vermessene Tat weissagt, wird Kreon unsicher und folgt der Mahnung des Chores, von seinem Starrsinn abzulassen - jedoch zu spät! Als er seine Befehle rückgängig macht, hat sich Antigone bereits erhängt, Haimon an ihrer Leiche sich erstochen und Eurydike, Kreon Frau, auf diese Schreckenssekunde hin sich selbst das Leben genommen. Mit Kreons schuldbewussten Klagerufen endet das Stück.
Zu 3.):
Antigone:
- handelt nach Gotteswillen, entschlossen, widersetzt sich Kreon,
- nicht vorausschauend, stur, stolz, keine Diplomatie, mit dem Kopf durch die Wand
- beklagt sich nicht, dass sie sterben muss (starke Persönlichkeit, akzeptiert ihr Schicksal, denkt an Familie, Leid begann mit ihrem Vater und Mutter, Trost: Wiedersehen mit geliebten Toten)
Fazit: Antigone glaubt an eine göttliche Weltordnung und das bestimmt ihr Handeln!
Kreon:
- religiöse Pflichten an zweiter Stelle, Staat wichtiger als Religion (handelt nach Staats- und Gesetzeswille)
- starrsinnige Überzeugung im Recht zu sein
- Volk hat Angst vor ihm, Art Tyrann, er hat Angst vor den Weißsagungen
- Gesetz wichtiger als Moralvorstellung, nimmt dafür auch die Zerstörung seines eigenen Lebens in Kauf (Strafe nicht der Tod, sondern ein Leben mit der Last)
- Besonderer Konflikt: Antigone ist eine FRAU (Frau könnte ihm, dem König, ihren
Willen aufzwingen!)
Haimon:
- Mag Vater, hat viel Respekt, dennoch
- Verbissen, versucht Kreon zu überzeugen, Antigone am Leben zu lassen
- Will sie selber befreien, würde alles für Antigone tun
- Um endlich mit ihr zusammen zu sein, ersticht er sich
- Frage: Haimons Selbstmord aus Verzweiflung über den Verlust Antigones oder aus der Verzweiflung über die Unrechtshandlung Kreons? ( Er hat seine Braut verloren durch die Verblendung des Vaters, gegen die er - ihr natürlicher Beschützer - sie nicht hat schützen können, weil der Schuldige sein Vater war. Und er hat seinen Vater verloren, auf einen viel schlimmere Weise als durch den Tod. In diesem Augenblick, wo er vor seiner Braut steht, die von seinem eigenen Vater wegen ihrer herrlichsten Tat gemordet wurde, ist die Situation an der Spitze: da wendet er sich mit dem Schwert gegen seinen Vater, und dann, als ihm zum Bewusstsein kommt, was er tut, wendet er das Schwert gegen sich selbst und tötet sich.
Ismene:
- Passiver als Antigone, vernünftiger, aber trotzdem mutig (sucht Anteil an Antigones Schuld und bekennt sich dazu gegenüber Kreon)
- Auf Seite der irdischen Macht, aber auch auf der Antigones
Teiresias:
- Kein Verständnis für Kreons Handeln und Sturheit, ist über Kreon verärgert, will ihn warnen Chor (=Volk):
- Einerseits auf Antigones Seite, andererseits Ratschläge für Kreon
- Ängstlich, da Kreons ein strenger Herrscher ist
- Steht Kreons Handeln skeptisch gegenüber
Zu 4.):
Prolog: Dialog Antigone - Ismene; Antigones Vorhaben Parados: Einzugslied des Chors; Aufruf zur Siegesfeier
1. Epeisodion: Kreons Rede, bericht des Wächters von der Tat
1. Stasimon: Chorgesang über die Fähigkeiten des Menschen
2. Epeisondion: Bericht des Wächters von der Entdeckung der Täterin, Urteil Kreons über Antigone, Ismenes Bereitschaft, die Schuld der Schwester zu teilen
2. Stasimon: Chorgesang über das Ausgeliefertsein des Menschen an die Macht der Götter
3. Epeisondion: Haimons Abrücken von seinem Vater. Kreons Beharren auf der Urteilsvollstreckung
3. Stasiomon: Chorgesang über die Macht des Eros, der Haimon in einen Zusammenstoß mit dem Vater getrieben hat
4. Epeisondion: Antigones Schicksalsklage gegenüber dem Chor
4. Stasimon: Chorgesang über Präzedenzfälle zu Antigones Geschick
5. Epeisodion: Die Mahnung des blinden Sehers Teiresias, Kreons Verblendung, Ankündigung des Unheils, Kreons zu später Einsicht
5. Stasimon: Chorgesang an Dionysos als hoffnungsvolles Gebet
Exodus: Botenberichte über die Vollendung der Katastrophe, Haimons Tod, Selbstmord der Eurydike Kreons Klage, Auszug des Chores EINHEIT DER ZEIT: ein Tagesablauf, Chor begrüßt ,,Strahl der Sonne", in Exodus spricht Kreon vom ,,endigenden Todestag"
Zu 5.):
Antigone zeichnet der Modellfall eines Streites. Zwei Positionen stehen sich gegenüber.
1. Kreon, der starke autoritäre Führer des Staates vertritt die Interesse des Gemeinwesens. Als der gegen die eigene Vaterstadt kämpfende Bruder Antigones vor den Toren der Stadt fällt, verbietet Kreon bei Todesstrafe seine Bestattung.
2. Antigone als Schwester vertritt die Gegenposition und fühlt sich an das weit ältere Gesetz der Sippe gebunden, das den Familienangehörigen zur Pflicht macht, die eigenen Toten würdig zu bestatten, vor allem dann, wenn es sich um Geschwister handelt.
Sophokles lässt keinen Zweifel daran, dass Kreon im unrecht ist. Zwar lässt er ihn durch den Mund des blinden Seher Teiresias las einen Herrscher bezeichnen, der "den Staat auf gradem Kurs" hielt. Aber der gleiche Seher verkündet dem Tyrann auch, dass er moralisch gefehlt hat, als er verbot den Leichnam zu bestatten.
1. Kreon wird das Opfer der beiden schlimmsten Gefährdungen, die nach Meinung der Griechen den Menschen befallen können: Hybris, die menschliche Anmaßung und Überheblichkeit, und ate, die Verblendung. Diese beiden größten Versuchungen stehen als positive Richtpunkte, die als Göttinnen verehrten sittliche Werte der Metis (Weisheit und guter Rat), Themis (Sitte und Ordnung) und Dike (Ausgleich und Gerechtigkeit), gegenüber, gegen alle drei hat Kreon verstoßen.
2. Antigone ist auch nicht ohne Schuld. Vergebens mahnt Ismene sie zur Besonnenheit. Die trotzige Härte, mit der Antigone das ganze Stück hindurch ihrer Schwester gegenübertritt und mit der sie diese auch dann noch zurückstößt, als Ismene mit ihr den Tod gehen will, ist ihre tragische hamartia, ihr Fehlverhalten, das als moralischer Widerspruch in ihrem Handeln zum Ausdruck kommt. Und doch schleudert sie ihrer Schwester trotziger Anmaßung ihren Hass ins Gesicht. Auch sie verstößt das ethische Gebot der Wohlberatenheit und weisen Mäßigungen.
Die Unfähigkeit, zu weichen und sich unterm Sturm zu ducken, wird vom Chor immer wieder warnend als Gefahr beschrieben. Diese Warnung durch zieht in wechselnden Bildern die ganze Tragödie, meist vom Chor vorgetragen, aber auch von Haimon und Ismene. Sie geht sowohl an Kreon als auch an Antigone. Beide gehen schließlich an ihrer Hybris zu Grunde.
Zu 6.):
Seit Sophokles den Schicksalskonflikt der Ödipus- Tochter zwischen ungeschriebenem Sittengesetz und todesdrohendem Herrschergebot auf dem Dionysostheater spielen ließ, hat der Stoff Interpreten, Nachschöpfer und Neubearbeiter immer wieder in seinen Bann gezogen. Uraufführung ca. 442 v. Chr.
7.) Textbeispiel: Chor - Einzugslied:
- Sonnenaufgang, Freunde über das Ende des Krieges,
- Siegesfeier, der schönste Morgen, den Theben je erlebte
- Schrecken des Krieges sind schon Vergangenheit
- Optimistische Erinnerung an den Kampf aus optimistischer Sicht
- Chor stellt die Schuld des Brudermordes und den Tod der Brüder gleich (,,Vergessen sei vergangener Krieg")
- Stimmung steht im Kontrast zu der düsteren Atmosphäre des Prologs
Häufig gestellte Fragen
Wer sind die Hauptpersonen in Sophokles' Antigone?
Die Hauptpersonen sind Antigone, Ismene, Kreon, Haimon, Eurydike und Teiresias. Der Chor spielt eine Vermittlerrolle.
Was ist der Inhalt von Antigone?
Antigone will ihren Bruder Polyneikes bestatten, obwohl Kreon dies verboten hat. Es kommt zum Konflikt zwischen Antigone und Kreon, der in einer Tragödie endet.
Wie werden Antigone und Kreon charakterisiert?
Antigone handelt nach Gotteswillen und widersetzt sich Kreon. Kreon handelt nach Staats- und Gesetzeswillen und ist starrsinnig.
Wie ist das Stück Antigone aufgebaut?
Das Stück besteht aus Prolog, Parados, Epeisodien, Stasimons und Exodus.
Welche Interpretationen gibt es zu Antigone?
Antigone zeigt den Konflikt zwischen göttlichem Gesetz und staatlichem Gesetz. Kreon leidet unter Hybris und Ate, Antigone unter Hamartia.
Was ist Hybris und Ate im Kontext von Antigone?
Hybris ist die menschliche Anmaßung und Überheblichkeit, während Ate die Verblendung ist. Beide treffen Kreon.
Was ist Hamartia im Kontext von Antigone?
Hamartia ist das Fehlverhalten, der moralische Widerspruch im Handeln Antigones.
Welche Rolle spielt der Chor in Antigone?
Der Chor vermittelt zwischen den Personen, kommentiert die Handlung und warnt vor Gefahren.
Welche Bedeutung hat die Einheit der Zeit in Antigone?
Die Handlung spielt sich innerhalb eines Tagesablaufs ab.
Was ist das zentrale Thema in Antigone?
Das zentrale Thema ist der Konflikt zwischen individuellem Gewissen und staatlicher Autorität.
Was sagt der blinde Seher Teiresias in dem Stück aus?
Teiresias warnt Kreon vor seinen Handlungen und sagt ihm ein furchtbares Schicksal voraus, wenn er seinen Starrsinn nicht aufgibt.
Warum begeht Haimon Selbstmord?
Haimon begeht Selbstmord aus Verzweiflung über den Verlust Antigones und die Unrechtshandlung Kreons.
Warum begeht Eurydike Selbstmord?
Eurydike begeht Selbstmord, nachdem sie vom Tod ihres Sohnes Haimon erfahren hat.
Welche Rolle spielt Ismene in dem Stück?
Ismene ist passiver als Antigone und steht sowohl auf der Seite der irdischen Macht als auch auf der Antigones.
Was ist die Bedeutung des Textbeispiels des Chors (Einzugslied)?
Das Einzugslied des Chors beschreibt eine Siegesfeier und steht im Kontrast zu der düsteren Atmosphäre des Prologs. Es deutet darauf hin, dass der Chor sich nicht der ungelösten Problematik bewusst ist.
- Quote paper
- Claudia Vollmer (Author), 2000, Sophokles - Antigone, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99510