Die vorgehängte und belüftete Fassade
System-Definition Eine vorgehängte und belüftete Fassade ist eine Aussen-wandbekleidung, bei der die Aussenatmosphäre mit der Belüftungsebene zusammenhängt. Diese Fassadenbekleidung umhüllt den geschlossenen, winddichten Baukörper.
Die vorgehängte, belüftete Fassade setzt sich im wesentlichen aus fünf grundlegenden Komponenten zusammen. Der Wandaufbau von innen nach aussen, stellt sich wie folgt dar:
- Tragwerk
- Unterkonstruktion
- Wärmedämmung/Trennfolien
- Belüftungsebene
- Fassadenbekleidung
Funktionsweise Entsprechend der Funktionsweise der belüfteten Fassade wird die im Baukörper befindliche Feuchtigkeit durch die dampfdiffusionsoffene Wärmedämmung in den ausreichend dimensionierten Belüftungsraum abgeführt. Ziel ist es, den feuchten Baukörper beispielsweise bei einer Sanierung oder auch bei einem Neubau sehr schnell austrocknen zu lassen. Die Unterkonstruktion, aus Holz, Metall oder einer Kombination aus von beiden Materialien, trägt die Fassadenbekleidung und sichert den erforderlichen Wandabstand der für die Belüftung und die Wärmedämmung notwendig ist.
Wesentlich bei der Planung und Konstruktion einer vorgehängten, belüfteten Fassade ist die mechanischen Befestigung der Konstruktion. Die Unterkonstruktion muss sicher im Verankerungsgrund befestigt werden und selbst die erforderlichen Befestigungspunkte der Bekleidung liefern und weiterhin die aus der Windbelastung resultierenden Kräfte wie Sog- und Druckkräfte sicher in die Konstruktion abführen.
Für die Ausführung belüfteter Aussenwandbekleidungen mit Unterkonstruktionen einschliesslich der Verbindungen, Befestigungen und Verankerungen gilt die DIN 18 516 Teil1, zu definieren sind in diesem Zusammenhang folgende Begriffe:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tragwerk
Unterkonstruktion ein-/mehrteilig
Wärmedämmung
Hinterlüftungsebene
Fassadenbekleidung
Abbildung 1 : Systemdarstellung der vorgehängten und belüfteten Fassade
Verankerungsmittel Als Verankerungsmittel bezeichnet man handelsübliche Dübel-/ Schraubenkombination, die die Wandhalter der Unterkonstruktion im Verankerungsgrund kraftschlüssig sichern. Grundsätzlich bedürfen diese einer bauaufsichtlichen Zulassung. Ihre Dimensionierung und die Anzahl ist abhängig von der Eigenlast der Fassadenbekleidung und der Güte und Festigkeit des Verankerungsgrundes, so dass in jedem Fall ein rechnerischer und statischer Nachweis zu erbringen ist.
Die Verankerung der Unterkonstruktion hat mit zugelassenen Dübeln zu erfolgen, alle metallischen Verankerungsmittel, die nach dem Einbau nicht mehr zugänglich sind, müssen der Korrosionsschutzklasse II nach den Normen der Reihe DIN 55 928 genügen.
Diese Verankerungsmittel können aus einem polymeren Werkstoff sein, es sind aber auch Metalldübel, Injektions- oder Verbunddübel üblich.
Verbindungsmittel Als Verbindungsmittel werden Nieten oder Schrauben bezeichnet, die die einzelnen Bauteile der Unterkonstruktion miteinander verbinden. Die Art der Verbindungen der Einzelteile der Unterkonstruktion bzw. der Bekleidungselemente untereinander bleibt dem Auftragnehmer überlassen, sofern die Zulassungen keine entgegenstehenden Aussagen treffen.
Für Verbindungen dürfen nur korrosionsbeständige Baustoffe verwendet werden z.B. für Klammern, Klipse, Haken, Schrauben, Nieten, etc.
Verbindungen sind so auszuführen, dass sie die Bewegungen an den Bauteilen und dem Bauwerk geräuscharm aufnehmen können. Schraubverbindungen sind gegen selbstständiges Lösen zu sichern. Beim Zusammenbau von Bauteilen verschiedener Stoffe ist Kontaktkorrosion auszuschliessen.
Befestigungsmittel Als Befestigungsmittel werden meist die sichtbaren Teile bezeichnet, die die Bekleidung auf der Metall- oder Holzunterkonstruktion dauerhaft fixieren. Der Nachweis der Eignung (Dimensionierung, Anzahl, Abstände untereinander, Werkstoffe) ist auch hier zu erbringen.
Unterkonstruktion Das konstruktive Bindeglied zwischen Verankerungsgrund und Bekleidung, ist die Unterkonstruktion. Sie wird abgestimmt auf die Anforderung aus dem Verankerungsgrund (z.B. Mauerwerk, Stahlbeton) und der gewählten Fassadenbekleidung.
Wärmedämmung Vorgehängte belüftete Fassaden, sind mehrschichtige Systeme, die bei korrekter Ausführung die Gebäude effektiv vor Wärmeverlusten schützen. Grundlage für die Dimensionierung und Anordnung der Wärmedämmung in der Fassadenkonstruktion ist die gesetzliche Wärmeschutzverordnung in ihrer aktuellen Fassung.
Dämmstoffhalter Dämmstoffhalter sind Kunststoffdübel (z.B. aus Polyethylen) mit aufgesetztem kreisförmigen Dämmstoffhalter, geeignet für Dämmstoffdicken von ca. 50 mm bis einschl. 140 mm Dicke bei vorgehängten und belüfteten Fassaden.
Belüftung Abstand zwischen der Innenseite der Bekleidung und der Oberseite der Wärmedämmung zur Reduzierung der Luftfeuchte und zur Ableitung von Niederschlagsbzw. Tauwasser. In der Regel ist ein Abstand von ca. 20 mm ausreichend, örtlich ist eine Reduzierung des Abstands bis auf 5 mm möglich.
Verankerungsgrund Als Verankerungsgrund bezeichnet man den Teil der tragenden oder nichttragenden Gebäudehülle, in welcher die belüftete Aussenwandbekleidung verankert werden kann.
Die vorgehängte und nichtbelüftete Fassade
Definition Als nichtbelüftete Fassade bezeichnet man Wandkonstruktionen die im Gegensatz zur vorgehängten und belüfteten Fassade auf die rückseitige Belüftungsebene verzichten und durch spezielle Trennlagen die bauphysikalischen Prozesse steuern.
Bauphysik Um die Diffusion von wasserdampfhaltiger Luft in die Konstruktion auszuschliessen ist der Einbau einer Dampfsperre (sd 100 m) an der Innenseite der Konstruktion notwendig. Aufgrund des geschlossenen Schichtaufbaus mit äusserem dichten Abschluss ist ein Eindiffundieren von wasserdampfhaltiger Luft aufgrund der vorhandenen Stauwirkung kaum möglich.
Geringe Feuchtemengen aus Restfeuchte und Stauwasser können, durch temperaturbedingte Luftdruckschwankungen ausdiffundieren und über Falze, Fugen und Anschlussprofile abgeführt werden.
Ist konstruktiv bedingt eine zusätzliche Trennlage erforderlich (z.B. Winkelstehfalzbekleidungen auf vollflächiger Holzschalung) ist eine diffusionsoffene Trennlage zu verwenden, um den Feuchtetransport nicht zu beeinträchtigen.
Bekleidungsysteme Denkbar sind, neben der traditionellen Aussenwandbekleidung in Winkelstehfalztechnik, Fassadensysteme z. B. in Sandwichtechnik. Sandwichelemente sind industriell vorgefertigte und einbaufertige Wandelemente ohne Belüftungsraum. Eine Kernschicht aus steggerichteten Mineralfasern (z.B. Rockwool Conrock) oder PUR- Dämmelemente verbinden zwei dünne Kupferbleche schubsteif miteinander.
Einsatzgebiet Zum Einsatz kommt die nichtbelüfteten Fassade in der Regel als:
Häufig gestellte Fragen
Was ist eine vorgehängte und belüftete Fassade?
Eine vorgehängte und belüftete Fassade ist eine Aussenwandbekleidung, bei der die Aussenatmosphäre mit der Belüftungsebene zusammenhängt. Sie umhüllt den geschlossenen, winddichten Baukörper.
Aus welchen grundlegenden Komponenten besteht eine vorgehängte, belüftete Fassade?
Sie besteht im Wesentlichen aus fünf Komponenten: Tragwerk, Unterkonstruktion, Wärmedämmung/Trennfolien, Belüftungsebene und Fassadenbekleidung.
Wie funktioniert eine belüftete Fassade?
Feuchtigkeit im Baukörper wird durch die dampfdiffusionsoffene Wärmedämmung in den Belüftungsraum abgeführt, wodurch der Baukörper schnell austrocknen kann. Die Unterkonstruktion trägt die Fassadenbekleidung und sichert den erforderlichen Wandabstand für Belüftung und Wärmedämmung.
Was ist bei der Planung und Konstruktion einer belüfteten Fassade wesentlich?
Die mechanische Befestigung der Konstruktion ist entscheidend. Die Unterkonstruktion muss sicher im Verankerungsgrund befestigt werden und die aus der Windbelastung resultierenden Kräfte sicher ableiten.
Welche Norm gilt für belüftete Aussenwandbekleidungen?
Die DIN 18 516 Teil 1 gilt für die Ausführung belüfteter Aussenwandbekleidungen mit Unterkonstruktionen.
Was sind Verankerungsmittel?
Verankerungsmittel sind Dübel-/Schraubenkombinationen, die die Wandhalter der Unterkonstruktion im Verankerungsgrund kraftschlüssig sichern. Sie benötigen eine bauaufsichtliche Zulassung und ihr Anzahl/Dimensionierung ist abhängig von der Eigenlast der Fassade und Beschaffenheit des Verankerungsgrundes.
Was sind Verbindungsmittel?
Verbindungsmittel sind Nieten oder Schrauben, die die einzelnen Bauteile der Unterkonstruktion miteinander verbinden. Es dürfen nur korrosionsbeständige Baustoffe verwendet werden.
Was sind Befestigungsmittel?
Befestigungsmittel sind die sichtbaren Teile, die die Bekleidung auf der Metall- oder Holzunterkonstruktion dauerhaft fixieren. Der Nachweis der Eignung ist zu erbringen.
Welche Funktion hat die Unterkonstruktion?
Die Unterkonstruktion ist das konstruktive Bindeglied zwischen Verankerungsgrund und Bekleidung, abgestimmt auf die Anforderungen aus dem Verankerungsgrund und der Fassadenbekleidung.
Welchen Zweck hat die Wärmedämmung in einer belüfteten Fassade?
Sie schützt Gebäude effektiv vor Wärmeverlusten. Die Dimensionierung und Anordnung basiert auf der aktuellen Wärmeschutzverordnung.
Was ist der Zweck der Belüftungsebene?
Der Abstand zwischen Bekleidung und Wärmedämmung reduziert die Luftfeuchte und leitet Niederschlags- bzw. Tauwasser ab. In der Regel ist ein Abstand von ca. 20 mm ausreichend.
Was versteht man unter dem Verankerungsgrund?
Der Verankerungsgrund ist der Teil der tragenden oder nichttragenden Gebäudehülle, in welcher die belüftete Aussenwandbekleidung verankert werden kann.
Was ist eine vorgehängte und nichtbelüftete Fassade?
Eine nichtbelüftete Fassade verzichtet auf die rückseitige Belüftungsebene und steuert bauphysikalische Prozesse durch spezielle Trennlagen.
Welche bauphysikalischen Aspekte sind bei nichtbelüfteten Fassaden zu beachten?
Der Einbau einer Dampfsperre ist notwendig, um die Diffusion von wasserdampfhaltiger Luft in die Konstruktion auszuschliessen. Geringe Feuchtemengen können über Falze, Fugen und Anschlussprofile abgeführt werden.
Wo werden nichtbelüftete Fassaden eingesetzt?
Sie werden in der Regel als nichttragende Aussenwand im Wirtschafts- und Industriebau, bei Regal- und Hochregallagern, zur Umhausung von haustechnischen Anlagen, Lüftungskanälen und Installationsschächten sowie im Anschlussbereich von Brandwänden eingesetzt.
- Quote paper
- Jan Giesenkaemper (Author), 2000, Fassadensysteme, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99382