Die Seminararbeit thematisiert, wie sich der soziale Vergleich auf Instagram auf das Selbstwertgefühl der Nutzer/-innen auswirkt. Zunächst wird auf die Theorie des sozialen Vergleichs nach Leon Festinger eingegangen sowie auf die Weiterentwicklung der Theorie. In Abschnitt 3 geht es um den sozialen Vergleich auf Instagram. Darin werden allgemeine Daten und Fakten von Instagram beleuchtet und erklärt, inwiefern soziale Vergleiche gemacht werden und warum die Nutzer immer wieder auf die sozialen Netzwerke zurückgreifen. Es wird eine britische Studie aufgeführt, die sich mit den Auswirkungen der sozialen Netzwerke auf die psychische Gesundheit beschäftigt hat. An dieser Studie wird verdeutlicht, welchen Effekt der soziale Vergleich auf die Menschen haben kann.
Wie viele Likes hat mein neu gepostetes Bild bekommen? Was? Meine Kommilitonin ist schon wieder im Urlaub? Wie kann sie nur einen so schönen und durchtrainierten Körper haben? Wieso sehe ich nicht so gut aus? Diese und viele weitere Fragen stellt man sich beim Scrollen durch das soziale Netzwerk Instagram. Sie begleiten die Nutzer jeden Tag. 80 Millionen Fotos, die an einem durchschnittlichen Tag geteilt werden, laden zu Vergleichen zwischen sich selbst und anderen Nutzern ein. Die Nutzung von Instagram hat sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt, Tendenz weiterhin steigend. 60,4 Prozent der Nutzer sind junge Leute zwischen 18 und 24, die somit noch mitten im Prozess der Identitätsbildung sind. Gerade der Körper spielt in diesen Jahren eine entscheidende Rolle. Durch den sozialen Vergleich lastet ein enormer psychischer Druck auf den Nutzern/-innen, auf den im Laufe der Seminararbeit noch eingegangen wird.
Inhaltsverzeichnis
1 Sozialer Vergleich – Soziale Netzwerke
2 Die Theorie des Sozialen Vergleichs
3 Sozialer Vergleich auf Instagram
4 Was lernt man daraus?
5 Literaturverzeichnis
1 Sozialer Vergleich – Soziale Netzwerke
„Wie viele Likes hat mein neu gepostetes Bild bekommen?“, „Was? Meine Kommilitonin ist schon wieder im Urlaub?“, „Wie kann sie nur einen so schönen und durchtrainierten Körper haben? Wieso sehe ich nicht so gut aus?“ Diese und viele weitere Fragen stellt man sich beim Scrollen durch das soziale Netzwerk Instagram. Sie begleiten die Nutzer jeden Tag. 80 Millionen Fotos, die an einem durchschnittlichen Tag geteilt werden (Smith, 2018), laden zu Vergleichen zwischen sich selbst und anderen Nutzern ein. Die Nutzung von Instagram hat sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt, Tendenz weiterhin steigend. 60,4% der Nutzer sind junge Leute zwischen 18 und 24 (Smith, 2018), die somit noch mitten im Prozess der Identitätsbildung sind. Das junge Individuum beobachtet Veränderungen beim Erwachsenwerden an sich und erarbeitet seine Identität über das Äußere (Misoch, 2007, S. 140-141). Gerade der Körper spielt in diesen Jahren eine entscheidende Rolle. Durch den sozialen Vergleich lastet ein enormer psychischer Druck auf den Nutzern/-innen, auf den im Laufe der Seminararbeit noch eingegangen wird.
Schon 1954 begründete Leon Festinger die Theorie des Sozialen Vergleichs und seitdem wird diese ständig weiterentwickelt. Sie besagt, dass der Mensch Informationen über das eigene Selbst durch den Vergleich mit anderen gewinnen kann. Dabei gibt es verschiedene Arten des Vergleichs. Die Forschung, wie sich Instagram aufgrund von ständig gemachten sozialen Vergleichen auf die zum größten Teil noch sehr jungen Nutzer auswirkt, ist wie Wissenschaftler sagen, kompliziert zu beantworten und steckt außerdem noch in den Kinderschuhen („Was macht Instagram mit uns?“, 2017). Doch durch die alltägliche Präsenz von Instagram im Leben von circa 500 Millionen täglichen Nutzern (Smith, 2018) und dem Wissen über soziale Vergleiche hat dieses Thema enorm an Wichtigkeit und Aufmerksamkeit gewonnen.
In dieser Seminararbeit wird es aus diesen Gründen darum gehen, wie sich der soziale Vergleich auf Instagram auf das Selbstwertgefühl der Nutzer/-innen auswirkt. Zunächst wird auf die Theorie des Sozialen Vergleichs nach Leon Festinger eingegangen sowie auf die Weiterentwicklung der Theorie. In Abschnitt 3 geht es um den sozialen Vergleich auf Instagram. Darin werden allgemeine Daten und Fakten von Instagram beleuchtet und erklärt inwiefern soziale Vergleiche gemacht werden und warum die Nutzer immer wieder auf die sozialen Netzwerke zurückgreifen. Es wird eine britische Studie aufgeführt, die sich mit den Auswirkungen der sozialen Netzwerke auf die psychische Gesundheit beschäftigt hat. An dieser Studie wird verdeutlicht, welchen Effekt der soziale Vergleich auf die Menschen haben kann. Die Zusammenfassung der Ergebnisse, ein Ausblick auf offene Fragen und das Literaturverzeichnis führen die Hausarbeit zu einem Abschluss.
2 Die Theorie des Sozialen Vergleichs
1954 entwickelte der US-amerikanische Sozialpsychologe Leon Festinger die Theorie des Sozialen Vergleichs. In der von ihm verfassten Theorie kann man über seine Forschung über informale soziale Kommunikation lesen (Lück, 2018), aus der im Folgenden indirekt zitiert wird. Für Festinger gelten soziale Vergleiche in erster Linie zur akkuraten Selbsteinschätzung. Menschen hätten ein grundlegendes Bedürfnis nach einem korrekten Selbstbild. Dabei wird zwischen den zwei Vergleichsaspekten Meinungen und Fähigkeiten unterschieden. Die Person, die sich vergleicht, wird dabei Zielperson genannt und die Person oder Gruppe, mit der sich verglichen wird, Vergleichsstandard. Die Zielperson möchte eine Bestätigung und ein akkurates Selbstbild über Meinung und Fähigkeit etwas zu tun. Dafür ist ein Vergleich mit einem Standard, der der Zielperson ähnlich ist, wahrscheinlicher. Festinger fand heraus, dass Vergleiche mit einer Gruppe oder einer Person, bei denen eine große Diskrepanz vorliegt sogar vermieden werden, da es so nicht zu einem akkuraten Selbstbild kommen kann. Oft sucht man sich dann unbewusst Personen zum Vergleich aus, die einem entweder nahe stehen oder von denen man weiß, dass sie eine ähnliche Meinung haben bzw. auf einem ähnlichen Level für eine bestimmte Fähigkeiten sind. Dabei ist zu beachten, dass es bei Fähigkeiten einen Antrieb nach oben, sprich nach Verbesserung gibt, der bei Meinungen nicht vorliegt. Kann jemand beispielsweise eine bestimmte Strecke in einer etwas kürzeren Zeit zurücklegen, wird man versuchen die eigene Leistung zu steigern. Allerdings gibt es bei Fähigkeiten manchmal soziale Einschränkungen, die verhindern, dass man sich verbessern kann.
Bei Meinungen sieht das etwas anders aus. Es gibt keine schlechte oder gute Meinung. Der Wert der Meinung ist subjektiv. Nach Festinger kann der Mensch zwar sehr stark an seiner Meinung festhalten, jedoch ist er in einer Gruppe, in der alle eine andere Meinung vertreten, nicht mehr so selbstbewusst. Herrscht eine große Diskrepanz zwischen Gruppe oder Person und der Zielperson, wird es Tendenzen geben den Vergleich einzustellen. Spielt die Gruppe bzw. Person jedoch eine große Rolle in dem Leben der Zielperson ist es wahrscheinlich, dass man seine eigene Position hin zu der des Standards ändert.
Festingers Theorie wurde im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Zu der Motivation einen sozialen Vergleich aufgrund einer akkuraten Selbstwahrnehmung durchzuführen, kamen aufwärtsgerichtete und abwärtsgerichtete Vergleiche. Aufwärtsgerichtete Vergleiche können zu einer Selbstverbesserung führen (Mussweiler, 2006, S. 103-111). Man vergleicht sich mit einem Standard, von dem man weiß, dass er besser ist, als man selbst. Dies kann motivierend wirken und die eigene Leistung verbessern bzw. auch neue entwickeln. Abwärtsgerichtete Vergleiche werden vor allem dann gemacht, wenn das Selbstwertgefühl bedroht ist (Kessler & Fritsche, 2018, S. 75) . Dazu wird ein Standard genommen, von dem man weiß, dass er schlechter bzw. weniger glücklich in einer bestimmten Sache ist, was dem subjektiven Wohlbefinden hilft (Wills, 1981, S. 245f).
Im Alltag werden Vergleiche oftmals auch unbewusst und automatisch gemacht. Zum Beispiel, wenn man eine neue Person kennenlernt (Mussweiler, 2006, S. 103-111) Oftmals greift man immer wieder auf einen sogenannten Routinestandard zurück. Sprich auf einen Standard, mit dem man sich schon öfter verglichen hat, da man diesen besser einschätzen kann und nicht nach einem neuen Standard suchen muss (Kessler & Fritsch, 2018, S. 75).
Soziale Vergleiche sind ein wichtiges psychologisches Grundbedürfnis (Kessler & Fritsch, 2018 S. 75). Ein falsches Selbstbild von sich selbst, seinen Fähigkeiten und Meinungen zu haben, ist laut Festinger (1954, S. 118) fatal.
3 Sozialer Vergleich auf Instagram
Mittlerweile sind auf Instagram 800 Millionen monatliche Nutzer registriert (Smith, 2018). Der größte Teil der Nutzer sind 18 bis 24 jährige, wovon 128 Millionen weiblich und 117 Millionen männlich sind („Anzahl der Instagram-Nutzer nach Altersgruppen und Geschlecht weltweit im Januar 2018“, 2018). Genau diese Zielgruppe ist auch die am ehesten bedrohte, wenn es um das Thema „Soziale Vergleiche“ geht. Während Männer sich eher hinsichtlich ihres sozialen Status vergleichen, vergleichen sich Frauen hinsichtlich ihrer körperlichen Attraktivität (Döring, S. 295, 2013). Auf Instagram findet man unzählige Fotos, die nur die besten Seiten einer Person zeigen. Models mit einer sehr dünnen Figur und den richtigen Kurven posieren an den Traumstränden der Welt. Fast jeder postet nur die Highlights aus seinem Leben. Kaum jemand von den sogenannten Influencern mit einer Reichweite von über eine Million zeigt die unschönen Seiten. Sei es von sich selbst oder von ihrem Lebensstil. Es wird nun besonders auf die Auswirkungen bei Mädchen und Frauen eingegangen.
Dies führt meist dazu, dass den Betrachter/-innen das eigene Leben im Vergleich weniger spannend vorkommt. Dies kann sogar zu depressiven Symptomen führen (Steers et al. 2014). Eine Studie von Dohnt und Tiggemann zeigt, dass das Verlangen schlank zu sein bei Mädchen schon im Alter von sechs Jahren beginnt und dass je mehr Zeit Mädchen und junge Frauen mit dem Konsum von Bildern verbringen, auf denen dünne Models abgebildet sind, desto größer die Unzufriedenheit mit sich selbst wird (2006, S. 148f). Eine Studie von Field et al. (1999) fand heraus, dass sich 69 % der 548 befragten jungen Frauen hinsichtlich des Körperbilds beeinflussen lassen, nachdem sie ein Bild eines Models aus einem Magazin gesehen haben. 47 % geben an, dass sie nun abnehmen wollen. Instagram ist heutzutage das Magazin, das jeden Tag konsumiert wird. Laut dem Stand von 2017 verbringen die unter 25 jährigen im Schnitt mehr als 32 Minuten pro Tag auf Instagram (Roth, 2018), was genug Zeit ist, um die Bilder von den Medienpersonen zu betrachten, die in den meisten Fällen bearbeitet und inszeniert wurden (Döring, S. 301, 2013). Dabei werden aufwärtsgerichtete Vergleiche durchgeführt, die jedoch in fast allen Fällen nicht assimilativ ausfallen, sondern kontrastiv (Döring, S. 301, 2013). Dies bedeutet, dass man sich nicht im geringsten vorstellen kann, diese Schönheit oder diese Umstände jemals zu erreichen. Besonders gefährdet von diesen Vergleichen sind Frauen, die ohnehin schon ein niedriges Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl haben (Vartanian, 2009). Außerdem neigen vor allem junge Frauen zu sozialen Vergleichen (López-Guimerà, Levine, Sànchez-Carracedo & Fauquet, 2010, S.400).
Interessant ist es nun zu wissen, welche Nutzer/-innen Seiten auf Instagram konsumieren, die diese Art von Bildern veröffentlichen. An einer Studie aus Australien von Carrotte, Vella und Lim (2015) nahmen 1001 Menschen teil, wovon 723 Frauen und Mädchen waren. Man wollte herausfinden, wer welcher Art von Fitness-Inhalt auf Instagram folgt. Typ 1 sind Accounts, die zum Thema Gewichtsverlust Beiträge hochladen. Diesem Typ folgen 308 der Teilnehmer. Typ 2, Detox Seiten, folgen 145 und Typ 3, Seiten, die zum Thema Diät und Fitnesspläne posten, folgen 235. 37,76 % der Teilnehmer gaben an mindestens einer dieser Seiten zu folgen. So schaffen sich vor allem junge Frauen einen alltäglichen Druck, dünn zu sein. Eine Studie von Utter, Neumark-Sztainer, Wall und Story (2003) zeigt, dass Mädchen, die täglich Bilder von dünnen Frauen konsumieren, sechsmal wahrscheinlicher ungesunde Wege gehen, um Gewicht zu verlieren. Damit sind Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht gemeint, aber auch sogenannte Diätpillen, die einem versprechen abzunehmen.
3.1 Warum man immer wieder auf die sozialen Netzwerke zugreift
Die oben genannten Begleiterscheinungen beim Konsumieren solcher Inhalte auf Instagram sind den meisten Nutzer/-innen nicht unbekannt. Manche Nutzer/-innen merken es bewusst, dass sie sich gerade mit einem unrealistischen Modelbild vergleichen, andere merken vielleicht, dass sie sich nicht mehr wohl in ihrem Körper fühlen, nachdem sie solche Fotos gesehen haben. Viele wissen es und doch wächst die Zahl der Nutzer/-innen auf Instagram stetig (Roth, 2018). Zu der Frage, warum der Mensch immer wieder auf das Smartphone und insbesondere die Sozialen Netzwerke zugreift, hat der Psychologe Christian Montag den Text „Homo Digitalis“ (2018) verfasst. Dass die Menschen dazu neigen immer wieder ein Smartphone in der Hand zu halten, kann mit dem Konditionierungskonzept der Psychologie erklärt werden. Meistens holt man das Smartphone raus in einer Situation, in der man nichts mit sich anzufangen weiß. Hinzu kommen meistens noch intermittierende Verstärker, die diesen „Smartphone-Reflex“ fördern wie eine nette Mail, lustige Bilder oder Artikel, die einen interessieren. Beispielsweise kommt man eine Bushaltestelle, welche Warten und Langeweile symbolisiert. Dann ist die Bushaltestelle der Hinweisreiz und man nimmt sein Smartphone, um die Zeit zu überbrücken. Montag beschreibt, dass intermittierende Verstärker besonders löschungsresistent sind. Meistens, wenn man Wartezeiten am Handy überbrückt, ist man auf einem der sozialen Netzwerke unterwegs. Das liegt daran, dass es auf beispielsweise Instagram die Möglichkeit – wie auf den meisten sozialen Medien –von Zustimmung gibt: die sogenannten Likes. Postet man ein Bild wird es den Leuten angezeigt, die einem folgen und diese Leute haben die Möglichkeit deinem Bild ein „Like“ zu geben. Viele „Likes“ führen bei demjenigen, der das Bild hochgeladen hat, zu einer erhöhten Hirnaktivität im Belohnungssystem. Man geht immer wieder zurück auf Instagram in der Erwartung eines positiven Feedbacks, was dann Freude in uns auslöst. Des Weiteren kann, laut Montag, die Nutzung der sozialen Netzwerke, in diesem Fall Instagram, mit dem Konsumieren von Drogen verglichen werden.
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- Arbeit zitieren
- Caroline Kraft (Autor:in), 2018, Soziale Vergleiche auf Instagram. Wie beeinflussen Vergleiche mit Influencern die Instagram-Nutzer/-innen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/993259
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