Die Theorie der sozialen Identität
1. Die Theorie der sozialen Identität
Die SIT (social identity theory, Tajfel, 1970) befaßt sich mit dem Vergleich zwischen Gruppen und versucht, die dahinterliegenden Mechanismen zu beleuchten. Es gibt vier Hauptelemente, die die SIT kennzeichnen. Dies sind:
- Soziale Kategorisierung
- Soziale Identität
- Sozialer Vergleich · Soziale Distinktheit
1.1. Soziale Kategorisierung
„ Jeder einzelne Mensch gehört im Laufe seines Lebens vielen verschiedenen Gruppen an; dies beginnt mit der Mitgliedschaft in der Familie und setzt sich von dort aus fort. Soweit sich nun diese Gruppen in ihrer sozialen Ausprägung unterscheiden, legt das Subjekt die Bedeutung der einzelnen Gruppen nach dem für ihn identifikationswichtigsten Kriterien auf einer persönlichen Rangskala fest. “ (1)
Soziale Kategorisierung bedeutet die Klassifizierung anderer Personen innerhalb eines Systems. Die Umwelt wird auf verschiedene Merkmalsdimensionen hin geordnet und durch die Ordnung dieser Merkmalsdimensionen gelangt man zu sich gegenseitig abgegrenzte Gruppen bzw. Kategorien. Sich selbst als einer Gruppe zugehörig zu empfinden, entspringt dem Streben nach einen positiven Selbstbild. Eine Gruppe, die in den wichtigsten Wertdimensionen mit denen des Individuums übereinstimmt, ist für dieses Individuum selbstwertsteigernd. Die soziale Kategorisierung ist notwendig um die im nächsten Abschnitt angesprochene soziale Identität zu erreichen. eigenständiges Individuum beinhaltet. Die soziale Identität beinhaltet hingegen die Selbstinterpretation als ein an einer Gemeinschaft teilnehmendes Individuum, als Teil des Ganzen. Die soziale Identität betrifft stets nur das einzelne Individuum, die Gruppe wird dadurch nicht beeinflußt. Man versucht, zu einer positiven sozialen Identität zu gelangen, indem man versucht, die Eigengruppe von der Fremdgruppe positiv abzugrenzen. Unterschiede zwischen der Ingroup und der Outgroup werden hervorgehoben. Die Eigengruppe wird stets als die bessere wahrgenommen. Soziale Identität ist der kognitive Mechanismus, der Gruppenverhalten möglich macht.
1.2. Soziale Identität
Die Summe all dieser Zuschreibungen, die man für sich selbst trifft, also die Summe aller sozialen Identifikationen, ergeben die soziale Identität. Sie entsteht, indem die eigenen Merkmale mit Merkmalen in der Gruppe verglichen werden. Die soziale Identität steht im Gegensatz zu individuellen Identität, die die Selbstinterpretation als Zwei Prinzipien bestehen in dieser Verbindung, nämlich die kognitiven Prozesse der sozialen Kategorisierung und den motivationalen Prozessen denen das Bedürfnis nach positiver sozialer Identität entspringt.
1.3. Sozialer Vergleich
Um also eine positive soziale Identität zu erlangen, ist es nötig, daß sich Gruppen mit anderen Gruppen vergleichen. Die andere Gruppe muß (soll die soziale Identität positiv sein) immer schlechter sein als die Vergleichsgruppe.
Positive Ergebnisse für die eigene Gruppe können durch zweierlei Art und Weisen zustande kommen. Entweder man favorisiert die Ingroup oder man wertet die Vergleichsgruppe ab. Der Unterschied zwischen den beiden Strategien liegt darin, das im ersten Fall die Outgroup zwar positiv bewertet wird, daß aber die Eigengruppe trotzdem besser ist. Im zweiten Fall läßt man die Vergleichsgruppe schlechter abschneiden.
Beide Strategien beruhen auf der Überlegenheit der Ingroup der Outgroup gegenüber. Es geht darum, sich möglichst von der Vergleichsgruppe abzuheben. Man möchte wesentlich besser sein als die Vergleichsgruppe.
Möglichst viele positive Vergleichsergebnisse führen zu einer positiven sozialen Identität. Je mehr sich die eigene Gruppe von der Vergleichsgruppe abhebt, desto positiver wird die soziale Identität erlebt.
Voraussetzung dafür ist die Vergleichbarkeit der Gruppen. Je ähnlicher sich Gruppen in verschiedenen relevanten Vergleichsdimensionen sind, desto eher kommt es zu sozialen Wettbewerb und kompetetiven Verhalten bzw. Anschauungen. Je größer die Relevanz des Gruppenvergleichs ist, desto höher werden die Anstrengungen der einzelnen Gruppenmitglieder sein um positive Vergleichsergebnisse für die eigene Gruppe zu erzielen. Auch räumlich/zeitliche Nähe spielen eine große Rolle. Die Selbstwerterhaltungstheorie von TESSER erklärt diese Zusammenhänge sehr gut. Der Selbstwert ist demnach am meisten gefährdet, wenn die Relevanz der Vergleichsdimension groß ist, die (räumliche, psychologische) Nähe gegeben ist und die Leistungen ähnlich sind.
Die Theorie der sozialen Identität steht somit im Gegensatz zu Theorien, die einen positiven Zusammenhang zwischen Ähnlichkeit und Attraktivität postulieren (wie etwa die Verstärkungstheorie von BYRNE). Ähnliche Individuen beurteilen sich gegenseitig positiver, als Individuen die sich verschieden erleben. Im Rahmen der Theorie der sozialen Identität nimmt der soziale Wettbewerb zwischen Gruppen zu, je ähnlicher sie sich sind. Ähnlichkeit wird als aversiv erlebt, man versucht, Unterschiede zu vergrößern.
Allerdings schließen sich die Theorien gegenseitig nicht aus. Die ÄhnlichkeitsAttraktivitäts-Hypothese wird lediglich auf interpersonale Beziehungen beschränkt, während die Theorie der sozialen Identität für intergruppale Phänomene zur Erklärung herangezogen wird.
Nach der Theorie der sozialen Vergleichsprozesse von FESTINGER ( die sich auch auf Gruppen beziehen läßt) ist das entscheidende Motiv des sozialen Vergleichs die Selbstwerterhaltung. Die Gruppe, die sich mit einer Gruppe vergleicht, die höhere Fähigkeiten hat als die Ingroup, bedroht ihren Selbstwert. Deshalb vermeiden Gruppen den Vergleich mit offensichtlich besseren Gruppen um den Wert der eigenen Gruppe nicht in Gefahr zu bringen.
Eine wichtige Rolle beim sozialen Vergleich spielt die Relevanz der Vergleichsdimension. Es ist notwendig, daß beide Gruppen der Vergleichsdimension einen hohen Stellenwert beimessen. Nur so kommt es zu sozialen Wettbewerb. Weitere Faktoren, die auf soziale Vergleiche einwirken, sind die Stabilität/Instabilität der Unterschiede zwischen Gruppen und die Bewertung ob die Unterschiede als legitim oder illegitim angesehen werden. Wenn die Unterschiede als instabil und illegitim erlebt werden, kommt es zwingend zu sozialen Wettbewerb. Der soziale Vergleich ist mit der Erwartung gekoppelt, ein für die eigene Gruppe positives Ergebnis zu erzielen um positive Distinktheit der Ingroup zu erlangen.
Die Theorie der sozialen Identität postuliert, daß es zwingend zu sozialen Wettbewerb zwischen Gruppen kommt, wenn wechselseitige Vergleiche auf einer gemeinsam relevanten Wertdimension möglich ist. Jede Gruppe möchte ein positives Ergebnis für sich selbst erzielen. Daraus ergibt sich, das beide Gruppen sozial negativ interdependent sind. Das heißt, das sie negativ voneinander abhängig sind. Dies wurde durch Experimente bestätigt. Schon unter minimalen Bedingungen (minimal group paradigm) versuchen Gruppenmitglieder (auch, wenn sie nur nach Zufall oder einfachen Bedingungen einer Gruppe zugeteilt wurden) „ihre“ Gruppe maximal von der Outgroup abzugrenzen. Es wurde dabei nicht der maximale Gewinn, sondern die maximale Differenzierung angestrebt.
1.4. Soziale Distinktheit
Wenn das Ergebnis eines Vergleichs als befriedigend für die eigene Gruppe erlebt wird, entsteht positive soziale Distinktheit. Die eigene Gruppe wird als besser erlebt. Es handelt sich beim Konzept der sozialen Identität um eine veränderliche Dimension, wobei die Veränderung einerseits durch Vergleichsprozesse und andererseits von Versuchen, Beziehungen zwischen den Gruppen zu verändern, bestimmt ist. Die Veränderung der sozialen Identität wird in der S.I.T. unter den Begriff der „ungesicherten“ sozialen Identität zusammengefaßt. Ungesicherte soziale Identitäten entstehen nach TAJFEL immer dann, wenn die Veränderung von Gruppenbeziehungen möglich erscheint.
Die verschiedenen Veränderungsstrategien der Beziehungen werden auf einen Kontinuum zwischen sozialer Mobiltät und sozialer Veränderung unterschieden. Eine rein individuelle Lösung des Problems, das sich auftut, wenn zwischen dem Individuum und der Eigengruppe negative Distinktheit besteht, ist die soziale Mobilität:
„ Individuen können als zukünftige Mitglieder einer Gruppe oder infolge einer Negierung der bisherigen Eigengruppenwerte und einen beabsichtigten Wechsel der Bezugsgruppe das Wert- und Normsystem einer Fremdgruppe vorab als Orientierungsrahmen für das eigene soziale Verhalten annehmen. Daraus resultiert dann meist ein definitiver Wechsel der Bezugsgruppe, d.h. die Loslösung von der bisherigen Bezugsgruppe durch dieübernahme der neuen normativen Leitbilder einer anderen Bezugsgruppe und deren Verbindlichkeit für das eigene soziale Verhalten. “ 2
Neben dieser individuellen Lösung des Problems der negativen Distinktheit der Eigengruppe gibt es im Rahmen der SIT zwei weitere Strategien, die im Gegensatz zur sozialen Mobilität für die gesamte Eigengruppe gelten.
- Social Creativity Strategies
- Social Change Strategies
Bei den Strategien der sozialen Kreativität werden neue Vergleichsdimensionen geschaffen, in denen die Eigengruppe im Vergleich zur Fremdgruppe zu einen besseren Ergebnis kommen kann. Es ist auch möglich überhaupt die Vergleichsgruppe zu verändern, sodass der Vergleich mit überlegenen Fremdgruppen überhaupt vermieden wird und nur noch jene Fremdgruppen zum Vergleich herangezogen werden, bei dem die Eigengruppe positiver abschneidet als die Fremdgruppe.
In den Strategien der sozialen Veränderung wird der direkte Wettbewerb mit der Fremdgruppe gesucht, um die Stellung der Eigengruppe zu verbessern. Die Mitglieder der Eigengruppe werden vermehrt Verhalten zeigen, das auf eine Abwertung der Fremdgruppe abzielt.
2. Diskriminierung zwischen Gruppen und Möglichkeiten zum Abbau
Es gibt in der Sozialpsychologie zwei Ansätze, die versuchen, auf Vorurteile und Diskriminierungen zwischen Gruppen einzugehen.
Im ersten Ansatz, der Kontakthypothese, geht man davon aus, das intergruppale soziale Kontakte Vorurteile abbauen können. Dieser Ansatz geht im wesentlichen von der Ähnlichkeits-Attraktivitätsannahme aus. Man nimmt an, das Kontakte zu Mitgliedern der Outgroup Gelegenheit geben, Ähnlichkeiten zwischen eigener und fremder Gruppe zu entdecken und das so Sympathie entstehen kann. Der zweite Ansatz geht davon aus, das Kooperation im Hinblick auf ein gemeinsames Ziel soziale Vorurteile und Diskriminierung abbaut.
Allerdings kam man in Bezug auf die Kontakthypothese zu den Schluß, das Kontakte zwischen den Gruppen keine Veränderung der Vorurteile beobachtet werden konnte, sondern das teilweise sogar eine Steigerung der Vorurteile zu bemerken war. Auch die Hypothese, das Kooperation zwischen Gruppen zu einen Abbau der Diskriminierung führt, mußte eingeschränkt werden. Diese Annahme ist nur dann erfüllt, wenn ganz bestimmte Bedingungen gegeben sind (z.B. Anzahl der gemeinsamen Aktivitäten, Eigenschaften der Gruppen, etc.).
Im Rahmen der S.I.T. geht man von einen anderen Ausgangspunkt aus. Zentral ist die Funktion des sozialen Vergleichs zwischen Gruppen um zu einer positiven Distinktheit der eigenen Gruppe zu gelangen. Man kann auch den Druck zu sozialen Wettbewerb variieren indem man die Bedingungen verändert, die die positive Distinktheit in Frage stellen. Eine Möglichkeit ist die Verringerung der Salienz der Kategorisierung in Ingroup und Outgroup. Das heißt, man lockert die Kategorien auf, indem sich Individuen entweder anhand des einen oder des anderen Kriteriums kategorisieren. Es bilden sich so Gruppen, die in einer Dimension streng kategorisiert sind, in den restlichen Dimensionen allerdings gemischt sind. Die Kategorisierungen überlappen sich also.
Es zeigten sich bei Untersuchungen, das es tendenziell zu einer Verringerung der Outgroupdifferenzierung kommt, wenn sich die Kategorien überlappen. Die Gleichförmigkeit der Outgroup wird verringert wahrgenommen, wenn man Gruppenmitglieder über Meinungs-und Einstellungsunterschiede innerhalb der Outgroup informiert. Durch Individualisierung der Outgroup ist es also möglich, Diskriminierung zu verringern.
Diese beiden Ansätze, überlappende Kategorisierung und Individualisierung, lockern also die Kategorisierungssalienz. Der instrumentelle Wert des sozialen Vergleichs für die soziale Identität wird vermindert wodurch es zu einer Verminderung der Outgroupdiskriminierung kommt.
Im Bezug auf die Frage nach den Effekten von Kooperation zwischen Gruppen (DESCHAMPS & BROWN, 1983) stellte man fest, das sich Outgroupdiskriminierung nur verringerte, wenn die Funktionen der Gruppen in Hinblick auf Erreichung des Ziels unterschiedlich waren und sich gut differenzieren ließen. Wenn die beiden Gruppen sehr ähnliche Funktionen haben, werden group bias und OutgroupDiskriminierung verstärkt, da die positive Distinktheit in Bezug auf gleiche Dimensionen gewahrt werden muß.
Wenn die sozialen Vergleiche zwischen Gruppen auf nicht-identischen Dimensionen angestellt werden, verringert sich die Outgroup-Diskriminierung zugunsten einer fairen Beurteilung. Die eigene Gruppe wird nicht unbedingt besser sondern als anders erlebt als die Outgroup.
3. Kritik an der S.I.T.
In jüngster Zeit wurde die Theorie der sozialen Identität mehrfach kritisiert. Einerseits zeigten SCHIFFMAN und WICKLUND (1989), daß man die Ergebnisse der Minimalgruppenexperimente (wo Individuen nach Zufall einer Gruppe zugeteilt wurden und für die eigene Gruppe das Beste Ergebnis erzielen sollten) auch anders interpretiert werden können. Die Begünstigung der eigenen Gruppe könnte auch Zustande kommen, weil die Zugehörigkeit zur Gruppe die Sympathie zu dieser wachsen läßt. Die Begünstigung hätte demnach also nichts mit der Kategorisierung als solche, sondern mit der dadurch bedingten Sympathie zu tun.
Auch wurden Einseitigkeiten der S.I.T. aufgezeigt, nämlich, daß soziale Identität nur aus Zugehörigkeiten zu Gruppen besteht und daß die Art der Beziehungen zwischen Gruppen auf sozialen Wettbewerb und Diskriminierung beschränkt werden.
4. Zusammenfassung
Die Theorie der sozialen Identität (S.I.T.) von Henri Tajfel ist eine sozialpsychologische Theorie, die versucht, individuelle Aspekte mit Aspekten des sozialen Kontextes zu verknüpfen. Es wird versucht, kollektive Bewegungen, Interaktionen zwischen Gruppen zu erklären. Diese Theorie bietet einen interessanten Erklärungsbeitrag zur Frage nach dem Abbau von Diskriminierung zwischen Gruppen.
Das Individuum sieht sich selbst im Kontext mit seiner Umwelt als Teil einer oder mehrerer Gruppen. Man teilt sich selbst und andere Individuen in Kategorien ein. Im Rahmen der S.I.T. wird dieser kognitive Prozeß als soziale Kategorisierung bezeichnet.
Mitglied einer Gruppe zu sein, sich als Teil eines Ganzen zu fühlen, entspringt dem Bedürfnis nach sozialer Identität, die als Teil des gesamten Selbstkonzeptes angesehen wird. Die soziale Identität läßt sich insofern aus dem Prozeß der sozialen Kategorisierung ableiten, da diese als Definition des eigenen Platzes innerhalb eines Systems, einer Gruppe gesehen werden muß. Da jedes Individuum nach positiv bewerteter sozialer Identität strebt, ist es nötig, Vergleiche zu ziehen. Um die eigene Gruppe zu rechtfertigen muß man Vergleiche mit einer anderen - vergleichbaren - Gruppe ziehen. Die eigene soziale Identität ist umso positiver, je größer die Distanz zur Vergleichsgruppe ist, d.h. je mehr sich die eigene Gruppe (Ingroup) von der Vergleichsgruppe (Outgroup) abhebt. Ähnlichkeit zwischen Gruppen erhöht den Druck, sich wechselseitig zu differenzieren. Der soziale Vergleich hat also die Funktion, Unterschiede zwischen Ingroup und Outgroup entweder zu schaffen oder zu erhalten.
Unterschiede zwischen Gruppen können desweiteren als legitim oder illegitim, als stabil oder instabil angesehen werden. Die S.I.T. postuliert in diesen Zusammenhang, daß sozialer Wettbewerb dann entsteht, wenn soziale Vergleiche auf gemeinsamen Wertdimensionen möglich sind und wenn die Unterschiede als instabil oder illegitim angesehen werden.
Die soziale Identität wird nicht als statische Größe, sondern vielmehr als ein dynamischer Veränderungsprozess gesehen. Wenn die Veränderung der momentanen Situation in irgendeiner Form als möglich erscheint, entstehen nach TAJFEL "ungesicherte“ soziale Identitäten. Individuen können ihre Gruppe verlassen um sich einer anderen Gruppe zuzuwenden, wo sie sich günstigere Bedingungen für eine positive soziale Identität erwarten. Diese rein individuelle Lösung, die soziale Mobilität, hat keine Auswirkung auf die Beziehung zwischen Gruppen.
Andere Möglichkeiten sind der direkte soziale Wettbewerb oder die soziale Kreativität. Beim sozialen Wettbewerb versuchen die Mitglieder der Ingroup die positive Distinktheit der eigenen Gruppe zu betonen oder die Outgroup abzuwerten. Bei der sozialen Kreativität hingegen werden neue Vergleichsdimensionen gefunden, auf denen die Ingroup besser abschneiden kann als die Outgroup. Es ist auch möglich, die Bewertung der Ergebnisse von Vergleichen umzukehren oder sich eine neue Vergleichsgruppe zu suchen, der man im relevanten sozialen Vergleich überlegen sein kann.
Zusammenfassend läßt sich in diesen Punkt sagen, daß das Streben nach positiver sozialer Identität immer mithilfe der Abwertung und Diskriminierung der Outgroup befriedigt wird.
Die Möglichkeiten des Abbaus von Diskriminierung werden im Rahmen der S.I.T. hauptsächlich darin gesehen, die strenge Kategorisierung in Ingroup und Outgroup zu lockern. Dies wird dadurch erreicht, daß Individuen hinsichtlich eines Kriteriums zwar der einen oder anderen Gruppe zugehören, in Bezug auf alle anderen Kriterien allerdings gemischt sind. Die Verringerung der Outgroupdiskriminierung ist auch dadurch möglich, die wahrgenommene Gleichförmigkeit der Outgroup zu verringern, indem man Individuen Informationen über Meinungs-und Einstellungsunterschiede innerhalb der Outgroup gibt. Die Outgroup wird dadurch Individualisiert.
Diese beiden Wege - überlappende Kategorisierung und Individualisierung der Outgroup - vermindern den instrumentellen Wert des sozialen Vergleichs für die soziale Identität.
Es besteht auch im Rahmen der S.I.T. die Möglichkeit, die Anzahl der Vergleichsdimensionen zu erhöhen und so mehr Bereiche mit positiver Distinktheit zu schaffen.
Kritisiert wurde die Theorie der sozialen Identität in letzter Zeit hauptsächlich ihrer Einseitigkeiten in Bezug auf soziale Identität wegen. Nach dieser Theorie besteht die soziale Identität lediglich aus der Zugehörigkeit zu Gruppen. Auch die Beziehungen zwischen Gruppen werden in dieser Theorie auf sozialen Wettbewerb und Diskriminierung beschränkt.
Literatur
Frey D.,.Irle M. (Hsg.): Theorien der Sozialpsychologie, Band 2: Gruppen- und Lerntheorien. Verlag Hans Huber, Bern, 1985 , S. 199-212
Herkner W.: Sozialpsychologie. Verlag Hans Huber, Bern, 1991, S. 490-492
Timmermann R.: Zur nationalen Integration fremdnationaler ethnischer Minderheiten und ihren soziopolitischen Konsequenzen, dargestellt am Beispiel der deutschsprachigen gesellschaftlichen Gruppen Eupen-Malmedys zwischen den beiden Weltkriegen; Verlag Peter Lang GmbH, Frankfurt/Main, 1989
[...]
1 Timmermann, R., S. 34
2 Timmermann, R., S. 38
- Arbeit zitieren
- Petra Pröglhöf (Autor:in), 2000, Die Theorie der sozialen Identität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99295
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